Ökologisches Imkern ist in (fast) aller Munde; es ist sozusagen der letzte Schrei aller aufgeklärten Imker. Ich fürchte jedoch, dass dieser "Ehrentitel" häufig zu Unrecht getragen wird. Biologisches oder ökologisches Imkern, das den Namen auch verdient, kann sich nicht auf die Verwendung unbelasteter Mittelwände, bienenungefährlicher Streichfarben für Bienenbeuten und "kaltes" Schleudern - was immer das sein mag - beschränken.
Ökologisches Imkern ist und bleibt ein Imkern, das dem Bien nicht verwehrt,
1. Ökotypen (Unterarten) herauszubilden und zu erhalten. Die Bedingung herfür ist, seine Bienen nicht über 20 - maximal 25 km (maximale Drohnen- und/oder Schwarmflugweite) zu transportieren (Kauf, Verkauf Wandern) und ausschließlich Standbegattung zuzulassen.
2. seine Vermehrung naturnah zu vollziehen, also über das Schwärmen oder Ähnliches, zB Schwarmvorwegnahme, Königinnenableger.
3. die richtige Zellengröße selbst zu bestimmen. Die Bedingung hierfür ist, dass möglichst keine vorgeprägten Mittelwände verwendet werden. Ich benutze die MW ausschließlich für 1 cm breite Anfangsstreifen auf senkrecht gedrahteten Rähmchen.
Ich fürchte, es gibt in Deutschland nur wenige Imker, die wirklich bewusst ökologisch imkern. Und dann gibt es hoffentlich viele tausend weitere Imker, die unbewusst oder halbbewusst ökologisch imkern: die einfach keinen Sinn darin sehen, sich aus großer Ferne neue Weiseln zu kaufen, zu wandern, oder anders, als über Standbegattung, in den Vermehrungstrieb seiner Immen einzugreifen. Sie haben ein einfaches, aber untrügliches Gefühl dafür, wie man richtig und naturgemäß mit dem Bienen umzugehen hat und halten sich daran.
Ich denke, ökologisches Imkern muss in eine ökologische Landwirtschaft und eine allgemeine menschliche Lebensweise eingebettet sein. Was für die Bienenhaltung gilt, muss auch für alle anderen Tiere und Pflanzen gelten. Auch bei diesen Wesen ist es wichtig, keiner Spezies die Entwicklung von Ökotypen zu verwehren. Deshalb heißt das Motto ökologischer Landwirtschaft:[b] lokal produzieren und lokal konsumieren!
Wo sind unsere alten Hühnerrassen, die über Jahrhunderte auf den Misthaufen zB der deutschen Mittelgebirge scharrten? Was ist aus den alten Rinderrassen geworden? Wenn wir sie nicht mehr haben, wird es Zeit, dass sie sich wieder herausbilden - und wir es zulassen und fördern. Dann wird uns die Natur auch unsere Sünden an ihr vergeben.
Ein Förster erzählte vor Jahren, dass es ihm niemals einfallen würde, Eichen-, Buchen- oder Samen anderer Bäume zB aus Norddeutschland zu nehmen, um sie hier in Baumschulen anzusäen und in Waldlichtungen anzupflanzen. Die Gefahr des Verlustes sei zu groß; man bräuchte hier im Hunsrück, besonders in den Höhenlagen (der Hochwald liegt zwischen 400 und 800 m hoch) "härteres" Saatgut, das mit kargen Böden und kalten Wintern zurechtkomme. Also auch hier sind angepasste Ökotypen gefragt.
Zum ökogerechten menschlichen Verhalten gehört auch, dass wir unsere Nahrung nach Möglichkeit beim nächsten Bauern kaufen oder am Wochenmarkt - und dass wir immer Wert darauf legen, dass die Früchte und Gemüse aus der Region stammen. DAS sorgt für Vielfalt in unserer Region, also für Gesundheit auch von uns Menschen, die mit dieser Region verbunden sind. Wenn die Bürger wieder mehr lokal Produziertes kaufen, werden auch die Bauern wieder mehr Vielfalt auf ihre Felder bringen. Derzeit gibt es bei uns nur noch Kartoffeln, 2-3 Getreidesorten, Raps und Mais. Sonst nichts. Würden wir uns auf unsere Heimat besinnen und unsere eigenen Wurzeln erkennen, würden wir auch wieder Vielfalt auf unsere Felder bringen, und das gelingt nur, wenn wir unsere Nahrung lokal produzieren, verkaufen und kaufen. Es sollte in jedem Dorf einen Bauernmarkt geben. Und wenn sich das nicht rechnet, könnte man ihn als Dorfgemeinschaftsprojekt auslegen.
Siehe: http://www.dorfplanerin.de/nachbarschaftsladen.htm
http://dorfladen-netzwerk.de/2009/12/na ... ersorgung/
http://www.soonahe.de/
Nachtrag 27.7.2011: Vor drei Tagen hatte ich ein befremdliches Gespräch, das ich an dieser Stelle anfügen möchte, da es eine Kritik am ökologischen Imkern enthält:
(Auszug aus meiner HP): Ein prägnantes Beispiel dieses Herdentierverhaltens, das zunehmend das eigene Denken ersetzt, ist eine Episode, die ich gestern erlebte: Ein aufgeklärter, modern denkender Mensch erzählte mir doch tatsächlich, er käme nie auf die Idee, seinen Honig unmittelbar beim Imker (damit meinte er selbstverständlich mich) zu kaufen; er kaufe ihn im Supermarkt, weil er dann sicher sein könne, dass die Ware von für Lebensmittelsicherheit zuständigen Behörden geprüft und für unbedenklich erklärt sei. Die aktuelle EHEC-Epidemie habe ihm gezeigt, dass es zu riskant sei, sich direkt beim Erzeuger zu bedienen. Ich habe langen keinen so dummen Menschen mit Abitur und abgeschlossenen Studium mehr erlebt. Die EHEC-infizierten Sprossen stammten aus Ägypten und nicht vom Biohof in Bienenbüttel. Statt zu kritisieren, dass ein Biobauernhof Sprossensamen aus Ägypten einführt, boykottiert dieser Irre nun die lokale Produktion von Lebensmitteln und hofft auf die globalisierte Großindustrie, der er die kleine Epidemie zu verdanken hat.
Aus derartigem Verhalten spricht Angst, Duckmäusertum und völlige Naturentfremdung. Menschen, die den Gemüsestand im Discounter einem eigenen Garten mit selbst angebautem Gemüse vorzieht, kann ich nicht mehr ernst nehmen. Sie machen sich freiwillig zu dem, was die Lumpenelite ihnen aufzwingen will. Alles unbedenklich zu machen - darauf kommt es den Lumpen an.