Ökologisch imkern




Hier wird das "Projekt Landbiene" ausführlich vorgestellt. Verbesserungsvorschläge bitte im Unterforum "Diskussion des Projektes" veröffentlichen..

Ökologisch imkern

Beitragvon hanjoheyer » Sa 30. Okt 2010, 10:24

Ökologisches Imkern ist in (fast) aller Munde; es ist sozusagen der letzte Schrei aller aufgeklärten Imker. Ich fürchte jedoch, dass dieser "Ehrentitel" häufig zu Unrecht getragen wird. Biologisches oder ökologisches Imkern, das den Namen auch verdient, kann sich nicht auf die Verwendung unbelasteter Mittelwände, bienenungefährlicher Streichfarben für Bienenbeuten und "kaltes" Schleudern - was immer das sein mag - beschränken.

Ökologisches Imkern ist und bleibt ein Imkern, das dem Bien nicht verwehrt,

1. Ökotypen (Unterarten) herauszubilden und zu erhalten. Die Bedingung herfür ist, seine Bienen nicht über 20 - maximal 25 km (maximale Drohnen- und/oder Schwarmflugweite) zu transportieren (Kauf, Verkauf Wandern) und ausschließlich Standbegattung zuzulassen.
2. seine Vermehrung naturnah zu vollziehen, also über das Schwärmen oder Ähnliches, zB Schwarmvorwegnahme, Königinnenableger.
3. die richtige Zellengröße selbst zu bestimmen. Die Bedingung hierfür ist, dass möglichst keine vorgeprägten Mittelwände verwendet werden. Ich benutze die MW ausschließlich für 1 cm breite Anfangsstreifen auf senkrecht gedrahteten Rähmchen.

Ich fürchte, es gibt in Deutschland nur wenige Imker, die wirklich bewusst ökologisch imkern. Und dann gibt es hoffentlich viele tausend weitere Imker, die unbewusst oder halbbewusst ökologisch imkern: die einfach keinen Sinn darin sehen, sich aus großer Ferne neue Weiseln zu kaufen, zu wandern, oder anders, als über Standbegattung, in den Vermehrungstrieb seiner Immen einzugreifen. Sie haben ein einfaches, aber untrügliches Gefühl dafür, wie man richtig und naturgemäß mit dem Bienen umzugehen hat und halten sich daran.

Ich denke, ökologisches Imkern muss in eine ökologische Landwirtschaft und eine allgemeine menschliche Lebensweise eingebettet sein. Was für die Bienenhaltung gilt, muss auch für alle anderen Tiere und Pflanzen gelten. Auch bei diesen Wesen ist es wichtig, keiner Spezies die Entwicklung von Ökotypen zu verwehren. Deshalb heißt das Motto ökologischer Landwirtschaft:[b] lokal produzieren und lokal konsumieren
!

Wo sind unsere alten Hühnerrassen, die über Jahrhunderte auf den Misthaufen zB der deutschen Mittelgebirge scharrten? Was ist aus den alten Rinderrassen geworden? Wenn wir sie nicht mehr haben, wird es Zeit, dass sie sich wieder herausbilden - und wir es zulassen und fördern. Dann wird uns die Natur auch unsere Sünden an ihr vergeben.

Ein Förster erzählte vor Jahren, dass es ihm niemals einfallen würde, Eichen-, Buchen- oder Samen anderer Bäume zB aus Norddeutschland zu nehmen, um sie hier in Baumschulen anzusäen und in Waldlichtungen anzupflanzen. Die Gefahr des Verlustes sei zu groß; man bräuchte hier im Hunsrück, besonders in den Höhenlagen (der Hochwald liegt zwischen 400 und 800 m hoch) "härteres" Saatgut, das mit kargen Böden und kalten Wintern zurechtkomme. Also auch hier sind angepasste Ökotypen gefragt.

Zum ökogerechten menschlichen Verhalten gehört auch, dass wir unsere Nahrung nach Möglichkeit beim nächsten Bauern kaufen oder am Wochenmarkt - und dass wir immer Wert darauf legen, dass die Früchte und Gemüse aus der Region stammen. DAS sorgt für Vielfalt in unserer Region, also für Gesundheit auch von uns Menschen, die mit dieser Region verbunden sind. Wenn die Bürger wieder mehr lokal Produziertes kaufen, werden auch die Bauern wieder mehr Vielfalt auf ihre Felder bringen. Derzeit gibt es bei uns nur noch Kartoffeln, 2-3 Getreidesorten, Raps und Mais. Sonst nichts. Würden wir uns auf unsere Heimat besinnen und unsere eigenen Wurzeln erkennen, würden wir auch wieder Vielfalt auf unsere Felder bringen, und das gelingt nur, wenn wir unsere Nahrung lokal produzieren, verkaufen und kaufen. Es sollte in jedem Dorf einen Bauernmarkt geben. Und wenn sich das nicht rechnet, könnte man ihn als Dorfgemeinschaftsprojekt auslegen.

Siehe: http://www.dorfplanerin.de/nachbarschaftsladen.htm

http://dorfladen-netzwerk.de/2009/12/na ... ersorgung/

http://www.soonahe.de/

Nachtrag 27.7.2011: Vor drei Tagen hatte ich ein befremdliches Gespräch, das ich an dieser Stelle anfügen möchte, da es eine Kritik am ökologischen Imkern enthält:

(Auszug aus meiner HP): Ein prägnantes Beispiel dieses Herdentierverhaltens, das zunehmend das eigene Denken ersetzt, ist eine Episode, die ich gestern erlebte: Ein aufgeklärter, modern denkender Mensch erzählte mir doch tatsächlich, er käme nie auf die Idee, seinen Honig unmittelbar beim Imker (damit meinte er selbstverständlich mich) zu kaufen; er kaufe ihn im Supermarkt, weil er dann sicher sein könne, dass die Ware von für Lebensmittelsicherheit zuständigen Behörden geprüft und für unbedenklich erklärt sei. Die aktuelle EHEC-Epidemie habe ihm gezeigt, dass es zu riskant sei, sich direkt beim Erzeuger zu bedienen. Ich habe langen keinen so dummen Menschen mit Abitur und abgeschlossenen Studium mehr erlebt. Die EHEC-infizierten Sprossen stammten aus Ägypten und nicht vom Biohof in Bienenbüttel. Statt zu kritisieren, dass ein Biobauernhof Sprossensamen aus Ägypten einführt, boykottiert dieser Irre nun die lokale Produktion von Lebensmitteln und hofft auf die globalisierte Großindustrie, der er die kleine Epidemie zu verdanken hat.

Aus derartigem Verhalten spricht Angst, Duckmäusertum und völlige Naturentfremdung. Menschen, die den Gemüsestand im Discounter einem eigenen Garten mit selbst angebautem Gemüse vorzieht, kann ich nicht mehr ernst nehmen. Sie machen sich freiwillig zu dem, was die Lumpenelite ihnen aufzwingen will. Alles unbedenklich zu machen - darauf kommt es den Lumpen an.
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von Anzeige » Sa 30. Okt 2010, 10:24

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Re: Ökologisch imkern

Beitragvon Mannfred » Sa 30. Okt 2010, 11:49

Grüß Dich, Joachim

Ökologisches Wirtschaften setzt bei mir bei der Frage an, was unternehme ich, um mit natürlichen Mitteln die Fruchtbarkeit des Bodens zu fördern und erhalten.

Woher kommt meine und die Nahrung meiner Tiere. Wie verfahre ich mit den Stoffwechselprodukten, wo landen sie letztendlich?

Mist und Gülle sind zur Schaffung und zum Erhalt von Bodenfruchtbarkeit ungeignete Mittel.

Humus ist das, was der Natur zur Lösung des Problems eingefallen ist.

Herzliche Grüße Mannfred
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Re: Ökologisch imkern

Beitragvon hanjoheyer » So 31. Okt 2010, 09:43

Hallo Mannfred,

du hast natürlich recht, dass noch mehr zum ökologischen Imkern gehört. Ich wollte sowieso noch was zu http://www.krameterhof.at/ schreiben. Dieser Sepp Holzer, dessen Ideen und Praxis ich leider noch nicht genau kenne, scheint mir hier sehr fortschrittlich zu sein.

Die Düngung mit Gülle nimmt hier langsam überhand. In den Wiesen wächst kaum noch anderes, als Gras, Löwenzahn und Hahnenfuß. Früher konnten wir auf den Wiesen im Herbst noch körbeweise Champignons pflücken. Diese Pilze sind in freier Natur so gut wie ausgestorben. Der Reichtum an Blumenarten ist sehr zurückgegangen.

Dieses Jahr kam eine völlig neue Methode des "Wirtschaftens" auf: Viele Wiesen wurden im Herbst vollständig totgespritzt. Inmitten grüner Natur und anderer grüner Wiesen fand ich unvermittelt völlig tote Wüsten mit verdorrtem Gras an!!! Ich erkundigte mich bei einem Bauern. Er sagte, es hätte zu viel Unkraut in den Wiesen. Sie würden totgespritzt, um sie dann neu anzusäen.

Eine weitere Unsitte breitet sich aus: Biogasanlagen. Für eine Biogasanlage wird so viel guten Ackerbodens verschwendet, von dem 600 Rinder leben könnten. Angesichts des Welthungers sollten derartige Spielereien strengstens verboten werden. Wir sollten wieder zu Selbstversorgern werden, um den armen Ländern nicht die Nahrung wegzunehmen.

Nachtrag 22.11.10: Leider muss ich mein Loblied auf den Krameterhof zurücknehmen. Neue Recherchen haben ergeben, dass Sepp Holzer große Mengen Klärschlamm auf sein Land gekippt hat und nun alles schwermetallverseucht ist - was er verschweigt. Die hohe Fruchtbarkeit seiner Felder war nur vorgetäuscht. Siehe u.a.: http://www.jena-hof.at/neu/content.php? ... &kz=1&m1=1
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Re: Ökologisch imkern

Beitragvon hanjoheyer » Mi 3. Nov 2010, 09:38

Zum ökologischen Imkern gehört auch ökologisches Wissen, zB dies: http://www.pressetext.de/news/101029002 ... awine-aus/

In diesem Artikel wird erklärt, dass das Aussterben (oder die Ausrottung) einer Spezies einen Dominoeffekt auslöst, der am Ende das gesamte Ökosystem zum Kollaps bringt. Was am Beispiel des Klees in einer Blumenwiese gezeigt wurde, gilt natürlich auch für die Biene.

Wir haben die feinen Zusammenhänge in der Natur, von denen man allerdings jetzt schon sagen kann, dass irgendwie alles mit allem zusammenhängt, kaum verstanden, und trotzdem verhalten wir uns wie Elefanten im Porzellanladen. Als gradezu schäbig empfand ich das Triumpfgeschrei der deutschen Imkerschaft, als sie in der Mitte des 20. Jahrhunderts stolz vermeldete, dass "Deutschland endlich melliferafrei (sei): Deutschland ist Carnicaland!"

In "Der Niedergang der Dunklen Biene" - in diesem Forum nachzulesen - heißt es:

"Gleichzeitig wurde der Wert von sicheren Belegstellen erkannt, ohne die eine flächendeckende Auslöschung der Mellifera nicht möglich erschien. Die österreichischen Vorarbeiten und Erfahrungen wurden übernommen und vervollkommnet. Die Reichskörstelle Mayen mit seinem Zuchtideologen Goetze spielte damit eine Schlüsselrolle für den Erfolg der Verdrängungszucht und Ausrottung der Mellifera durch die Carnica-Anhänger. Goetze brachte in Mayen später einen weiteren Bienenforscher und "wichtigen" Zuchtideologen der NS-Zeit ins Spiel: Dr. Karl Dreher, ebenfalls seinerzeit NSDAP-Mitglied und Parteisoldat für die reine Carnica. Goetze verblieb nach Ende des 2. Weltkrieges noch bis 1950 in Mayen.

In der Zeit von 1954 bis 1974 übernahm Dreher dann die Leitung des Institutes in Mayen, das sich fortan "Landeslehr- und Versuchsanstalt für Bienenzucht" nannte. Hier konnte Dreher die Rassenideologie Goetzes und somit die Ausrottung der Mellifera fortführen. Ziel war und blieb die Auslöschung der Dunklen Biene durch Verdrängungszucht der "zuchtwürdigen" Carnica. Dreher war zuvor bereits seit 1937 tätig in der "Lehr- und Versuchsanstalt für Bienenzucht bei dem Zoologischen Institut der Universität Marburg" in Kirchhain, der späteren Landesanstalt für Bienenzucht in Kirchhain, die er noch bis zum Jahre 1954 leitete, bevor er nach Mayen wechselte. Er war wie sein Vorgänger und Parteifreund Goetze besessen von dem Gedanken, die Dunkle Biene auszurotten und durch die Carnica zu ersetzen. Es wurde alles unternommen, um dieses Ziel zu erreichen; Kritik wurde nicht geduldet.

Kirchhain und Mayen brachten somit zwei für die Auslöschung der Dunklen Biene sehr "wichtige" Zuchtführer hervor, die fortan ihr rassenideologisches Wirken in der neuen Bundesrepublik Deutschland fortsetzen konnten. Zusammen mit den Brüdern Hans und Friedrich Ruttner, Lunz am See (Österreich), wurde die Linienreinzucht der Carnica aus der Taufe gehoben und als Instrument erkoren mit dem "Endziel", die Mellifera in allen "deutschen Landen" endgültig auszurotten."


Es wird mit übel, wenn ich den von derartigen "Wissenschaftlern", die hier genannt werden (Götze, Dreher) verfassten Irrsinn lese, und man soll nicht glauben, es sei heute besser; heute sei man aufgeklärt und würde derartigen Rassegequatsche nicht mehr auf den Leim gehen. Was man früher mit den Bienen machte, wird auch heute noch gemacht - auch oder gerade mit Menschen, was den Fortbestand dieser unsäglichen Rassenideologie dukumentiert. Ich erinnere an die aktuelle Diskussion, die Thilo Sarrazin losgetreten hat. Immer mehr Menschen wehren sich gegen Ideologen, die aus zwei Richtungen kommend auf die Menschheit einwirken: Einmal die "Reinzüchter", die zB die Deutschen (groß, blond, blauäugig) rein halten wollen: "Ausländer raus!" Und dann die "Globalisierer", die mit viel Pseudo-Toleranz im Gepäck den "Weltmenschen" propagieren, in Wahrheit jedoch die Menschen um ihre Identität berauben und entwurzeln wollen, um sie systematisch zu schwächen. Nur schwache Menschen sind leicht zu regieren. "Es gibt (in Deutschland wohlgemerkt!) keine deutsche Leitkultur!" behaupten diese "Experten". Damit sagen sie implizit, dass es in der Türkei auch keine türkische Leitkultur gibt: Alles soll in den Augen dieser ach so "Aufgeklärten" ein kulturloses Wischiwaschi werden!

Ich lehne die Globalisierer ebenso ab wie die Reinzüchter. Demnach lehne ich die komplette öffentliche Diskussion dieses Themas, diesen Riesenwirbel in Presse und Fensehen, ab. Weil dieses Gezänke m.E. am Thema vorbei geht. Ich propagiere den naturverbundenen Menschen, also jenen, der in seiner Heimat verwurzelt ist, aber durchaus reisen können soll, um fremde Kulturen kennenzulernen und wertzuschätzen (auch wenn ich persönlich nur ungern verreise). Ich lehne diese Völkerwanderungen ab, die immer Begleiterscheinungen von Ungerechtigkeit, der Arm-Reich-Schere und bestialischen Kriegen sind.

Für die Menschen ist dieselbe Lebensweise die Gesündeste wie die für den Bien: Wenn sie Heimat haben, also kulturelle und existentielle WURZELN aufweisen; - wenn sie keine Blätter im Wind sind, die nach Belieben manipuliert werden können, sondern Manipulateuren Widerstand entgegenbringen können, weil sie Kultur haben, die sie stützt. Der Bien hat, genau wie der Mensch, lokal angepasste Ökotypen entwickelt, weil das für Bien und Mensch über Jahrzehntausende das Beste war. Erst unser naturentfremdetes, wissenschaftlich-kapitalistisch deformiertes Bewusstsein hat uns zu vertrockneten Blättern im Wind gemacht. Aber Bien und Mensch sind nicht dazu gemacht, verweht zu werden, sie sind dazu gemacht, kräftige saftige Blätter an einem großen Baum namens Natur zu sein, und ein solcher Baum kann nur gedeihen, wenn er kräftig verwurzelt ist. Der Bien und wir selbst müssen Teil des Ökosystems bleiben, wenn wir gesund bleiben wollen.
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Re: Ökologisch imkern

Beitragvon hanjoheyer » Mo 22. Nov 2010, 13:06

http://www.thiele-und-thiele-consult.de/

Ich habe mich ein wenig in o.g. Heimseite eingelesen und viel Wissenswertes über die Lebensmittelbranche erfahren. Zusammenfassend kann wohl gesagt werden, dass sehr viele Lebensmittel, die von großen Konzernen produziert werden, zunehmend ihre Genießbarkeit einbüßen. Die Lebensmittelkonzerne haben sich der neoliberalen Gewinnmaximierung (was auf Kosten der Qualität geschieht) verschrieben, ja mehr noch: sie befinden sich in einem harten Konkurrenzkampf um das billigste Angebot. Wer wie Lidl, Aldi & Co. die Lebensmittel am billigsten anbietet, bekommt den Zuschlag. So einfach ist das. Zum Billig-Billig gezwungen, verschlechtern die Konzerne notgedrungen die Qualität der Lebensmittel - freilich nicht ohne juristische Absicherung, indem ihre Lobbyisten auf die Gesetzgebung der Politik einwirken, um das Tun der Lebenmittelverfälscher zu legalisieren.

Lebensmittel aus Ländern, deren Produktionsbedingungen wir nicht kennen, und die zudem in großen Mengen eingeführt werden, sind mit Vorsicht zu genießen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit Billig-billig-Methoden, also unter hohem Kunstdung- und Pestizideinsatz erzeugt wurden, ist sehr hoch. Wer wenig Geld für Lebensmittel ausgeben willl, darf keine Qualität erwarten. Lebensmittel aus Ländern, die bedenkenlos Chemie und Genmanipulation zulassen, wie die USA und China, sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen.

Es führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei: Wer gute Qualität will, kaufe Lokal Produziertes und lehne ab, was die Großkonzerne anbieten.
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Re: Ökologisch richtig imkern

Beitragvon hanjoheyer » Mi 23. Mär 2011, 09:10

Ich hatte im ersten Beitrag dieses Kapitels ökologisches Imkern wie folgt definiert:

"Ökologisches Imkern ist und bleibt ein Imkern, das es dem Bien nicht verwehrt, Ökotypen (Unterarten) herauszubilden und zu erhalten."

Ich bin nun zur Erkenntnis gelangt, dass das nicht ausreicht und ergänze die Definition wie folgt:

Ökologisches Imkern ist ein Imkern, das es dem Bien nicht verwehrt, Ökotypen und eigene Verhaltensweisen herauszubilden und zu erhalten.

(die zu unterstützenden Eigenschaften des Biens und die dazugehörige Maßnahme der Betriebsweise sind fettgedruckt)

Die Biene hat sich im Verlauf von Jahrmillionen vielfältige Verhaltensweisen angeeignet. Es gilt, dieses Repertoir möglichen Verhaltens zu erhalten und mehr noch: es gilt, dem Bien die Möglichkeit zu geben, neue Verhaltensweisen (wie sie zB zur Varroamilbenabwehr nötig sind) anzueignen.

Es gibt heute viele Betriebsweisen, die sich "ökologisch" nennen, es jedoch nicht sind. "Demeter" basiert auf diesem von Rudolf Steiner verfassten Unsinn, und "Biolond" kann nicht mehr, als ein erster Ansatz bezeichnet werden, einen ersten Schritt hin zum ökologischen Imkern. Da der Begriff "ökologisch" bereits für die falschen Wege vergeben ist, nenne ich das richtige ökologische Imkern fortan "bienengerechtes Imkern" oder "natürliches Imkern".

1. Die erste Bedingung, die ein Naturimker erfüllen muss, dient dem Erhalt diverser Ökotypen, also an lokale Bedingungen angepasste Unterarten. Dies ist ausschließlich durch Einhaltung von Höchstentfernungen für Bienentransporte. Ich schlage als Höchstentfernung 25 km vor.

2. Die Beuten müssen aus Holz gebaut werden. Sie dürfen von außen mit bienenungefährlichen Schutzanstrichen versehen werden.

3. Es werden Rähmchen mit höchstens 2 cm breiten Anfangsstreifen aus Wachs unter dem Oberträger verwendet. Keine Mittelwände! Diese Maßnahme garantiert, dass die Bienen selbst die Zellengröße ihrer Waben bestimmen können.

Zellengröße 2011: 5,3 mm

4. Ich habe mir auch lange überlegt, ob man für den Brutraum nicht ausschließlich ein Lattenrost aus Oberträgern ohne Seiten- und Unterteile und ohne Anfangsstreifen fordern muss, damit die Bienen auch die Anordnung des Wabenbaues selbst festlegen können, bin jedoch davon (vorläufig?) abgekommen; es könnte zu Erschwernissen bei der Ablegerbildung führen. Ich werde mich jedoch trotzdem noch ausführlich diesem Punkt widmen.

Ich habe nun (2011) eine erste modifizierte Christbeute gebaut. Großer HR mit Oberträgern. Es kann eine Honigzarge (mit Rähmchen) draufgestellt werden. Mit einem Draht, der zwischen den Zargen hindurchgezogen wird, können HR und BR wieder getrennt werden. Zur Völkervermehrung könnte man folgendermaßen vorgehen: Man verwendet statt einer großen Brutzarge zwei kleine. Zur Völkervermehrung werden die beiden Brutraumhälften mit einem Draht getrennt. Da in beiden Brutraumhälften (wahrscheinlich) Stifte sind, wird in einem, Teil eine neue Königin nachgeschaffen. Ich muss mir nun also überlegen, ob ich meinen großen BR in zwei Flachzargen zersäge und mich damit der originalen Christbeute weiter annähere.

5. Bei Brutraumerweiterungen im Frühjahr werden die Erweiterungszargen unter den ersten Brutraum gesetzt, da die Bienen von oben nach unten bauen. Alte, dunkle Waben werden wie bekannt entfernt oder an den Rand gehängt und später entfernt und eingeschmolzen. Es können Leerwaben vom Vorjahr in den BR gehängt werden.

6. Kein Absperrgitter. Möglicherweise möchte sich die Königin über die Verhältnisse im Honigraum informieren. Es könnte ja sein, dass sich ihr Eilegeverhalten an der Menge der Honigvorräte orientiert.

7. Kein Herausschneiden von Drohnenbrut. Drohnen sind auch wichtig für die Volksharmonie, für das Immunsystem, für den Wärmehaushalt; und nicht zuletzt sollte berücksichtigt werden, dass die Bienen stets versuchen, den Drohnenmangel auszugleichen und verstärkt Drohnenbrut anlegen, was auf Kosten von Honigerträgen und anderen Leistungen des Biens geht. Vielleicht sollte auch mein Herausschneiden von Drohenzellen in Leerwaben unterbleiben. Ich habe sie mitunter herausgeschnitten, um die Bienen zu animieren, die Lücken mit Arbeiterinnenzellen zu flicken, damit ich Waben mit reinen Arbeiterinnenzellen bekomme.

Drohnenbrut schneide ich nur bei Völkern heraus, deren Weitergabe von Genen ich im Rahmen meiner Varroaresistenzzucht verhindern möchte.

8. Die Flügel der Weiseln werden selbstverständlich nicht beschnitten.

9. Die Lebenszeit der Weisel wird nicht künstlich begrenzt. Stilles Umweiseln zulassen!

10. Vermehrung möglichst über Naturschwärme. Hier mache ich dem Imker allerdings das Zugeständnis, das er eine bienennahe Vermehrungsmethode anwenden darf, zB die Schwarmvorwegnahme. Von vermehrungswilligen Völker, die Weiselzellen angesetzt haben, können Bienen zwecks Ablegerbildung in eine neue Beute mit Futterwabe (und Rähmchen mit Anfangsstreifen sowie Leerwaben aus dem Wabenspeicher) abgefegt werden. Dann wird die Weisel zugesetzt. Es gibt allerdings noch andere naturnahe Vermehrungsmethoden, die vielleicht noch besser sind.

11. Schwarmverhinderung ist erlaubt. Welche Methode die bienengerechteste ist, muss noch herausgefunden werden. Vielleicht der Zwischenbodenableger mit (oder ohne) Wiedervereinigung.
19.06.11: Die beste Methode der Schwarmverhinderung ist - so sehe ich das heute - zu verhindern, dass die Brutfelder der Königin in den Bruträumen während der ersten Massentracht (hier: Raps) nicht verhonigen und verpollen. Hat die Kö nicht mehr genug leere Zellen zum Bestiften, erwacht der Schwarmtrieb. Ich schaffe Abhilfe, indem ich Leerwaben in den BR hänge (und Randwaben des BR hoch in den HR). Außerdem hilft das Imkern ohne Absperrgitter der Könign, der Raumnot zu entkommen. Die 9-tägigen Wabenkontrollen zwecks Herausbrechen von Schwarmzellen ist unnötig, arbeitsintensiv und verhindert zudem ordentliche Honigernten. Derartige häufige Störungen schwachen zudem das Immunsystem des Biens.

12. Standbegattung obligatorisch. Keine künstlichen Methoden. Keine Belegstellen.

13. Bei AFB (Amerikanischer Faulbrut) können wie bereits praktiziert alle Bienen von den Waben abgefegt und neu einlogiert werden. Es soll späteren Imkergenerationen oder anderen Imkern vorbehalten sein, die Bienen gegen AFB zu immunisieren.

14. Varroabekämpfung mit meioner Methode "Minimale Ameisensäure": Die Völker bekommen unmittelbat nach der letzten Honigernte 2 x 60 %ige Ameisensäure auf Schwammtuch im Abstand von 1 Woche. Die Schwammtücher bleiben 3 Tage auf den Oberträgern und werden dann entfernt.

15. Selektion auf Stechunlust und größere Honigsammelleistung solange aussetzen, bis Varroaresistenz erreicht ist.

16. Füttern mit ApiInvert und Vergleichbarem ist ab der letzten Honigernte im Jahr erlaubt.

17. Wahrscheinlich habe ich noch die eine oder andere wichtige Vorschrift vergessen. Das wird zu gegebener Zeit nachgetragen.

Ich möchte noch anmerken, dass diese Vorschriften und Forderungen nicht meine , sondern - nach meiner Kenntnis - die der Natur, bzw. des Biens, sind. Man möge von Emails und Beiträgen, die mir Herrschsucht und Arroganz vorwerfen, absehen. Gern gesehen sind jedoch Verbesserungsvorschläge für ein wirklich bienengerechtes Imkern.

Hat jemand einen besseren Vorschlag, wie man bienengerecht imkern könnte?

Die Frage ist: Was können wir Imker maximal für die Bienen tun, ohne unsere eigenen Interessen völlig aus den Augen zu verlieren?

Der Imker will viel Honig und friedliche Bienen. Diese beiden Forderungen seitens der Menschen an den Bien müssen irgendwie mit den Interessen des Biens in Einklang gebracht werden. Die Punkte 1 - 16 sind ein Versuch, die Interessen beider "Parteien" in Einklang zu bringen. Mehr nicht.
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Re: Ökologisch imkern

Beitragvon irbis » Mi 23. Mär 2011, 14:07

Machen wir ein wenig Pause.
Ich weiß nicht, ob es Dir aufgefallen ist, aber im großen Forum hat sich das ganze Varroa - Thema irgendwie verflüchtigt.
Vielleicht ist die Lösung ja näher als man denkt.

Liebe Grüße
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Re: Ökologisch imkern

Beitragvon hanjoheyer » Mi 23. Mär 2011, 19:36

Ich war heute den ganzen Tag im Bien. Im Frühling/Sommer hab ich sowieso weniger Zeit zum Schreiben.

Meinst du, dass die Bienen langsam varroatolerant werden oder sind es die Imker satt, über diese Thematik noch zu diskutieren, weil sie sich mit der Milbe und der Ameisensäure abgefunden haben? Selbst Bernhard Heuvel, ein Vorreiter in Sachen Bien und Milb, schreibt, ohne AS ginge es nicht.

Heute habe ich alle Beuten aufgemacht und die besetzten Wabengassen gezählt. Ich brauche die Zahl, um sie mit den gefallenen Milben in Relation zu setzen. Da ich letztes Jahr wenig behandelt habe, gibt es jetzt schon Milben bei einigen Völkern. Ich rechne mit einigen Volkszusammenbrüchen Ende Mai oder so.

Viele gefallene Milben muss ja nicht mangelnde Varroaresistenz bedeuten. Ich muss jetzt herausfinden, wie ich die Daten zu interpretieren habe.

So, ich muss jetzt weg - ich scheibe später weiter...
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Re: Ökologisch imkern

Beitragvon irbis » Mi 23. Mär 2011, 23:07

http://eucera.de/grossansichten/o_cornuta_m4.htm

Wie genau sollen Milben ein Bienenvolk im Mai umbringen können?
Wieviele Eier legt eine Königin täglich, zu dieser Zeit?
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Re: Ökologisch imkern

Beitragvon hanjoheyer » Mi 23. Mär 2011, 23:38

Du hast recht. Mit Völkerzusammenbrüchen wegen Varroa muss man wohl erst nach der Sommersonnenwende rechnen.

Ich grüble darüber, was ich mit Völkern machen soll, die sich als nichtresistent erweisen. Soll ich sie neben den anderen Völkern stehen und verrecken lassen? Soll ich sie an einen anderen Standort bringen, damit die Milben nicht auf die anderen Völker überwechseln oder soll ich sie (Ene Mai) mit AS behandeln und dann eine neue Kö hineinsetzen? Ich tendiere zur 3. Möglichkeit. Oder gibts noch was Besseres?

Heute habe ich die Kästen aufgemacht und nachgeschaut. 2 Völker sind sehr klein: 2 - 3 Wabengassen. Die meisten Völker besetzen zwischen 5 und 8 Wabengassen, eines 9 und eines - das mit etwa 2 gefallenen Milben täglich - füllt die Zarge komplett aus (12 Wabengassen) und hat die meiste Brut.

Da ich die Anzahl der Milben pro Wabe rechne, ist das Volk mit den "vielen" Milben nicht schlechter dran, als die anderen Völker, die zwischen null und einer Milbe aufweisen.
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