Re: Ökologisch imkern
von hanjoheyer » Mo 28. Mär 2011, 10:21
Ich habe schon mit Imkern gesprochen, die nur die Hälfte ihres Honigs verkaufen können; den Rest verscherbeln sie für 3 Euro das Kilo an Großabnehmer. Trotzdem versuchen sie mit allen Mitteln, alles aus ihren Bienen herauszuholen, wahrscheinlich aus sportlichem Ehrgeiz.
Ich kann es mir nicht anders erklären. Einige Imker sagten, sie würden sich am weder am Landbienenprojekt, noch am Varroaresistenzprojekt (Kefuss' Bond-Methode) beteiligen, weil das ja zu Ernteeinbußen führen könnte. Ich verstehe das nicht. Man hat vielleicht 5 oder 10 Jahre Ernteeinbußen mit der Konsequenz, keinen Honig zum Billigst-verscherbeln mehr übrig zu haben, aber die gutzahlenden Kunden im Dorf können doch problemlos weiter bedient weerden. Außerdem sind die Medikamente auch nicht billig und die Verabreichung macht Arbeit.
Meine neue These ist der Herdentrieb. Man macht das nicht, weil alle anderen es auch nicht machen. Im Moment bin ich ja der einzige im Hunsrück, der was macht, aber es könnte ja sein, dass ich eines Tages für verrückt erklärt werde, und dann ist es besser, nicht auf meine verqueren Ideen hereingefallen zu sein. Also wartet man ab, und falls die Idee ihren öffentlichen Segen bekommt, indem man davon in der Zeitung lesen oder einen Bericht im Fernsehen sehen kann, kann man ja immer noch mitmachen und so tun, als sei die Entscheidung aus rationalen Gründen gefallen.
Das Hauptargument gegen das Mitmachen beim Landbienenprojekt ist die befürchtete Honigeinbuße. Man will nicht riskieren, statt im Schnitt von 23 kg nun nur noch 10 kg Honig pro Volk zu ernten.
Das Hauptargument gegen das Varroaresistenzprogramm ist, dass irgendein Bienenwissenschaftler gesagt haben soll, es werde in den nächsten 30 oder 50 Jahren (es gibt verschiedene Angaben) keine varroaresistenten oder -toleranten Bienen geben. Wer behaupte, varroaresistente Bienen zu haben, lüge. Punkt.
Wenn ich dann von John Kefuss' Erfolgen erzähle, bekomme ich die Antwort: "Der lügt!" (Kefuss lügt jedoch nicht, denn seine Bienen wurden von unserem Bienenwissenschaftler Herrn Büchler höchstpersönlich getestet und deren Varroaresistenz bestätigt.)
Es sind Gier und Hoffnungslosigkeit - oder einfach nur der Herdentrieb, der verhindert, dass wir eine varroaresistente Landbiene bekommen.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass wir, wenn wir erst einmal diese Biene haben, sie behutsam weiterzüchten können, zB auf Honigleistung und Stechunlust, aber erst, wenn die Primärziele erreicht sind. Das wäre dann echtes Züchten! Die Leute wissen ja gar nicht mehr, was züchten ist!! Sie sagen "züchten" und reden dann von "kreuzen". Diverse Ökotypen zu kreuzen ist kein Züchten! Aber sag das mal einem Züchter!
Ein weiteres Hindernis für so manchen Imker, sich dem Landbienen- und Immunisierungsprojekt anzuschließen, ist der irrige Gedanke, dass eine Biene, die in ihrer Heimat phantastische Leistungen bringt, dieselbe Leistung auch erbringt, wenn man sie nach Deutschland importiert. Man lobt die fremde Biene und macht die Biene, die man zu Hause hat, schlecht. Man importiert die fremde Biene, verkreuzt sie mehr oder weniger freiwillig mit der heimischen Biene und wundert sich nicht, dass die heimische Biene, diese Promenadenmischung, dann tatsächlich schlecht ist. Aufgrund dieses geballten Irrtums haben die Deutschen ihre heimische Biene mit dem Segen der Wissenschaft (Bieneninstitut Mayen), die sogar eine Vorreiterrolle spielte, systematisch ausgerottet.
Die Deutschen mögen ihre Biene nicht, egal welche es ist! Der Psychologe würde sagen: Sie mögen sie nicht, weil sie sich selbst nicht mögen. Wer die Biene wirklich lieben würde, würde alles tun, um den einst hier heimischen Ökotyp (Apis mellifera mellifera pollmann) zu erhalten oder zumindest wiederzubekommen. Das Landbienenprojekt, systematisch durchgeführt von einer größeren Schar von Imkern, würde die Herausbildung neuer landschaftlich, klimatisch und bakteriell angepasster Ökotypen ermöglichen. Die neue Landbiene wäre der alten, ausgerotteten, sehr ähnlich. Sie wäre eine natürliche Biene.
Aber man will sie nicht. Man will eine technische Laborbiene, eine Kunstbiene eine aus dem Genlabor oder wenigstens eine aus einem wissenschaftlich-technischen Zuchtprogramm wie die heimatlose Buckfastbiene.