Varroatoleranz




Hier wird das "Projekt Landbiene" ausführlich vorgestellt. Verbesserungsvorschläge bitte im Unterforum "Diskussion des Projektes" veröffentlichen..

Re: Varroatoleranz

Beitragvon hanjoheyer » Do 3. Mär 2011, 20:08

Hallo Irbis,

die Trockeneismethode - oder eine andere Methode, die auf den Winterstarreeffekt setzt - ist ein technischer Eingriff ins Bienenvolk, der nicht den Vorzug einer Varroatoleranz-nicht-zucht wie sie Kefuss mit seiner Bond-Methode anwendet. Insofern erachte ich ein "sich krumm und schief lachen" für unangebracht.

Trotzdem ist es die Idee wert, weiter erforscht zu werden, nicht zuletzt auch deshalb, um den Widerspruch der beiden mit wissenschaftlichen Anspruch getätigten Behauptungen aufzulösen.

Ich erinnere mich an ein Posting eines Imkers in einem Imkerforum, in dem er von einem anscheinend verhungerten Bienenvolk berichtete. Die Bienen lagen, körperlich völlig unversehrt, aber bewegungslos auf dem Beutenboden. Der Imker bracht die Beute in einen warmen Raum, sprühte oder tröpfelte Zuckerwasser über die Bienen, die wieder "auftauten", das Zuckerwasser aufnahmen und nach wenigen Stunden wieder quicklebendig waren.

Möglicherweise birgt dieses Erlebnis ein Hinweis auf eine mögliche Winterstarre auch bei Bienen.
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von Anzeige » Do 3. Mär 2011, 20:08

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Re: Varroatoleranz

Beitragvon irbis » Do 3. Mär 2011, 22:04

Meines Erachtens erhebt die Arbeit Karel van Nerums auf Sciencedirekt auch wissenschaftliche Ansprüche, die noch dazu durch eigene Beobachtung bestätigt werden.

Liebe Grüße
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Re: Varroatoleranz

Beitragvon hanjoheyer » Sa 5. Mär 2011, 10:24

Ich bin gespannt, was wir über diese Sache - von dir? - noch erfahren werden!
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Re: Varroatoleranz

Beitragvon irbis » Mo 14. Mär 2011, 23:56

http://www.bienenforschung.biozentrum.u ... utz-T1.pdf

siehe oben / Mitte diesbezügl. Anfragebeantwortung.

An aktiven Bienen darf man eben genau nicht testen, weil bei Aktivität Trehalose im Stoffwechsel verbraucht wird, somit das Ergebnis falsch sein muss.
Pikant, dass die T - Studie auch aus dem Haus Würzburg kommt.

Liebe Grüße
Irbis
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Re: Varroatoleranz

Beitragvon hanjoheyer » Mo 13. Jun 2011, 09:45

Hier der Link zu meiner neuen Varroastatistik

http://www.hanjoheyer.de/varroa2011.html

An dieser Statistik ist ablesbar, dass Volk 21 von Anfang der Milbenzählung an viele Milben aufwies. Ich hab es am 24.5. entweiselt, um die Generationenfolge zu beschleunigen. Bei den Völkern 18 und 19 schreckte ich vor diesem Schritt zurück, um Erfahrungen mit varroabelasteten Völkern zu sammeln. Da die beiden Völker im Garten stehen, werden sie voraussichtlich nach der 2. Honigernte minimalbehandelt (1 oder 2 x AS). V3 auf einem abgelegenen Außenstand begann Ende Mai milbenmäßig zuzulegen, wird jedoch nicht behandelt. V5 steht unmittelbar daneben und hat derzeit kaum Milben.
Viele andere Völker geben Anlass zu etwas Hoffnung. Wir sehen, dass die grün unterlegten Völker (s. Statistik) noch sehr wenige Milben aufweisen. Ich mache mir jedoch keine allzugrpßen Illusionen und rechne bei den meisten dieser Völker mit starken Zuwächse in einigen Wochen. Es ist leider noch nicht abzusehen, ob ich schon das eine oder andere Volk habe, dass bereits ohne Behandlung überlebensfähig ist.

Den harmonischsten Eindruck machen meine Völker 1 und 11 (im Garten), evtl. noch V4. Wenn ich sie am Flugloch beobachte, habe ich immer den Eindruck, sie sind weniger hektisch als die anderen - irgendwie "glücklicher"? Die Völker an den Außenständen kann ich freilich nicht so intensiv beobachten.

V1 und V4 haben still umgeweiselt. Ich glaube, dass Völker, die still umgeweiselt haben und mit denen bienengemäß geimkert wird, die größten Chancen auf Vorroaresistenz haben.
Bei V11 entdeckte ich am 4.5. offene Weiselzellen. Sofort zeichnete ich die (vermutliche) Altkönigin grün (gilt für 2009). Ich muss demnächst mal nachschauen, ob bereits eine Jungkönigin oder noch die Altkönigin das Volk "regiert". V11 war letztes Jahr jenes Volk, das die wenigste AS bekam.
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Re: Varroatoleranz

Beitragvon Koizchen » Mi 15. Jun 2011, 18:10

Hallo Hanjo, hallo Irbis,

ich habe dieses Jahr meine Völker von einem, auf 12 vermehrt. Die Ableger gedeihen gut und sind mehrheitlich standbegattet. Die Polnische Mellifera hat es leider nicht geschafft, aber ich werde mir noch einmal eine RZ Königin aus Österreich schicken lassen. Meine Einweiselung schien gut zu gehen, allerdings machte mir dann der Bien ein Strich durch die Rechnung.

Ich werde mit einem Käfig die Königin zu frisch schlüpfender Brut setzen und nicht mehr auf die Wabe. Ich gehe davon aus, dass sie so die Pflege erhält, die sie zum Stiften auch braucht.

Ansonsten bin ich hier in Ortsnähe auf der Suche nach einem zweiten Standort. Ich werde im kommenden Jahr mit den Überlebenden Völkern Ableger bilden. Diese Ableger kommen von den Behandelten Völkern weg. Mein Ziel ist hier eine Standbegattung mit Mellifera-Einfluß. es werden also alle Drohnen geschnitten, außer die der Mellifera.

Diese neuen Ableger werden von Anfang nicht behandelt und auch so eingewintert. Ich werde allerdings keine Milben zählen, da ich hier noch nicht den Sinn erkannt habe (außer für die Anbieter der Systeme).

Ihr seit nicht alleine ;)

Grüße

Koi
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Re: Varroatoleranz

Beitragvon irbis » Mi 15. Jun 2011, 20:36

Hallo Koizchen

wir konnten den Bestand bis jetzt insgesamt verdoppeln, nur über Schwärme, obwohl uns einige ausgebüchst sind.
Die heurigen Schwärme bauen wie blöd (ohne MW ) die Kästen sind knallevoll und ich versteh mittlerweile überhaupt nicht mehr, warum Schwärme verhindert werden. Und die Sonnenblume kommt erst.
Wir haben auch Honig geerntet, für den Eigenbedarf hat jeder mehr als genug.
Und schon kriegt das bescheidenste Entlein in unserer Truppe das € - € Aug.
Bei uns hier gibts einen Witz, der geht so

Wie bringt man einen Bauern um?
- Man schenkt ihm mehr, als er tragen kann.

Ich schau mir das grad an wie im Kino, wie einige an Argumenten basteln dass die Drohnen ja eigentlich eh unnütz und so.
Die kleine Bienzie - Kanaille auf meiner Hand blinkt wissend mit den Fühlern und sagt: Ihr seid so. Alle.

Raps und Sonnenblumen sind Ölpflanzen, Öl brennt, also warm im übertragenen Sinn. Wieso will jemand schwarze Bienen, die auf "kalt" d.h. Wasser angelegt sind, erzwingen. Ich versteh das nicht.

Liebe Grüße
Irbis
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Re: Varroatoleranz

Beitragvon Koizchen » Mi 15. Jun 2011, 21:08

Hallo Irbis,

Schwärme hatte ich leider keine und bei uns rücken gleich die alten Imker aus (weil die Feuerwehr die anruft und sie als Rentner eben auch Zeit haben). Die geben davon nichts ab.
Die haben ja auch Angst vor Neuimkern und das dadurch weniger verkauft werden könnte...

Also habe ich die Standbegattung gemacht.

Was ich nicht verstanden habe, war das post mit dem Öl und dem Wasser? Meintest Du damit, dass ich eine Biene zum Einkreuzen nehmen möchte, die nicht zum Gebiet gehört? Dies könnte ich nicht abstreiten und meine Ziele bleiben dennoch edel.

Koi
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Re: Varroatoleranz

Beitragvon irbis » Fr 17. Jun 2011, 23:35

Hallo Koizchen,

ich meine, dass die Ernährung ganz wesentlich zu lokalen Anpassungen beisteuert.

Die Dunkle weist einige Besonderheiten auf: sie hat höchstwahrscheinlich die tiefste Bruttemperatur der Mellifera - Familie, wie ich überall lese, unglaublich langlebig, großer Pollenkonsum.

Die Dunkle heizt demnach nicht das Kinderzimmer hoch, sondern zieht sich einen warmen Pollenmantel an.
Sie spart also beim Honig. Möglich, dass die insgesamt tieferen Temperaturen im Stock auch die Honigreife verzögern.
Sie frisst dafür viel Pollen, möglich, dass durch ein mehr an Futtersaft die Entwicklung der Brut dadurch auch nicht länger als bei anderen dauert.
Aus Pollen wird Futtersaft, erst wenn er zu Ende geht, wechselt die Biene in den Flugbetrieb (nicht zwingend, aber normale Entwicklung.
Großer Pollenvorrat = viel Futtersaft = Innendienst. Körperreserve ist auch Langlebigkeit.
Die Dunkle müsste demnach einen Großteil ihres Lebens im Inneren verbringen.
Die Langlebigkeit hieße auch, wenn angenommen, die Dunkle doppelt so alt würde wie andere, sie nur die Hälfte der Brut aufziehen müsste wie andere, um auch gleichviel Bienen zu haben.

Wie immer das Verhältnis ist, weniger Bienen, die in den Flugbetrieb gehen, werden weniger Honig bringen.

Die Dunkle hat m.M.n. in Langlebigkeit investiert, aus Sicht der Biene perfekt in kaltem Klima, sie muss nicht raus.
Wahrscheinlich gibt es viele lokale Ausprägungen, aber ich denke, die Dunkle unterscheidet sich da wesentlich von anderen, sie ist an sparsame Honigeinkünfte angepasst.

Sicher wurde auch hier schon gezüchtet, und vielleicht ist ihr Verhalten auch veränderbar, aber mir scheint sie eine robuste Biene, die perfekt an raues Klima angepasst ist, aber eben nicht durch eine große Honigleistung.
Wer viel Honig will, braucht eine schnelle Abfolge kurzlebiger Bienen.
Die Dunkle in diese Richtung zu verändern würde den Sinn der Eigenschaften dieser Biene aushebeln.

Diese Öl/Wasser Sache geht auf die Heilkunde zurück, wonach Pflanzen, die irgendwie Brennbares erzeugen, beim Verzehr Wärme verursachen, Wässrige hingegen dämpfen und kühlen, egal ob Tier oder Mensch.
Denkbar, dass in nördlichen Gegenden dünner wässriger Nektar die Dunkle diese Überlebenstrategie hat wählen lassen.

Ich meine, diese Eigenschaften sollten erhalten bleiben, mit der derzeitigen Leistungserwartung kann ich mir das schwer vorstellen. Hätte ich Dunkle, würde ich sie wo hinbringen, wo niemand ist, einen Zaun drummachen, die Tür zusperren und den Schlüssel wegwerfen. ;)

Liebe Grüße
Irbis
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Re: Varroatoleranz

Beitragvon hanjoheyer » Sa 18. Jun 2011, 06:00

Hallo Kollegen,

die Beschreibung der Eigenschaften der Dunklen Biene ist interessant genug, um sie in den Thread über die Dunkle zu kopieren. Muss ich nachher mal tun!

Ich habe noch eine interessante Überlegung in Sachen "Milben zählen" (s. http://www.hanjoheyer.de/varroa2011.html ) mitzuteilen.

Bei einem Imkertreffen wurde darüber diskutiert, ob diese Milbenzählerei auf den Bodeneinlagen überhaupt aussagekräftig sei, zumal Ameisen viele Milben abtransportieren und der natürliche Totenfall an Milben angeblich sowieso kaum Auskunft über die tatsächliche Milbenzahl im jeweiligen Volk gebe. Aus diesem Grund würden Forscher oder Imker, die die Sache ernsthaft betreiben, die sichere Auswaschmethode bevorzugen, bei der von einer standardisierten Bienenmenge die Milben ausgewaschen und gezählt werden.

Meine auf der oben angegebenen Seite ermittelten Zahlen beweisen m.E. die Brauchbarkeit meiner Methode. Wenn man die Spalte "Platz" betrachtet, in welcher die Rangfolge meiner Völker, geordnet nach der Gesamtzahl von Milben auf dem Bodenbrett, angegeben ist, sieht man, dass es kaum Veränderungen in der Plazierung gibt.

So hat sich Volk 1 zwar von Platz 2 über Platz 3 nach Platz 5 verschlechtert, aber bei der Mehrzahl der Völker ist in der Plazierung kaum oder keine Bewegung zu verzeichnen. V12 kam drei mal nacheinander auf Platz 13; Volk 11 drei mal auf Platz 12 u.s.w.. Diese Stabilität in der Rangordnung beweist, dass die Zahlen belastbar sind.

Die Milbenzählung auf der Bodeneinlage funktioniert und hat gegenüber der Auswaschmethode den großen Vorteil, dass man keine Bienen umbringt, die Bienen nicht stört, und man, wenn man will, täglich Milben zählen kann und auf diese Weise womöglich besseres Zahlenmaterial für die Statistik bekommt, als durch die "wissenschaftliche" Methode.

Die Völker 18 und 19 weisen real die meisten Milben auf; bei Volk 21 sinken die Zahlen dramatisch nach der AS-Behandlung und Entweiselung. Rätselhaft ist die Entwicklung bei Volk 17 und bei V3: Ohne erkennbare Ursache sinken bei ihnen die Varroazahlen, sodass ich von roten wieder zu schwarzen Zahlen übergegangen bin.

Bei Volk 21 müsste die Jungkönigin dieser Tage in Eilage gehen. V18 und 19 haben V21 im Ranking um den schlechtesten Platz überholt. Ich bin gespannt, bis auf welchen Platz V21 sich noch verbessern kann.

Ich habe inzwischen die letzten 5 Plazierungen angegeben.
hanjoheyer
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