Varroaforschung




Hier wird das "Projekt Landbiene" ausführlich vorgestellt. Verbesserungsvorschläge bitte im Unterforum "Diskussion des Projektes" veröffentlichen..

Neues aus der Varroaforschung

Beitragvon hanjoheyer » Sa 23. Jul 2011, 22:53

In "Deutsches Bienenjournal" Nr. 8/2011 schreibt Dr. Ralph Büchler, dass natürlich lebende Bienen ohne Varroabehandlung auskommen. Dass die von Imkern gehaltenen Bienen an den Milben zugrundegingen, läge (außer an falschen Eingriffen der Imker) daran, dass viele Völker nebeneinander gehalten würden. Hoch belastete Völker würden in der Phase des Zusammenbruchs von gesunden Völkern ausgeraubt. Dadurch würden auch diese so stark infiziert werden, dass selbst das beste Volk an den Milben zugrundegehen würde. Dies sei ein Fehler in den ersten Jahren der Toleranzzucht gewesen. Heute verfüge man jedoch aufgrund vielerlei Erfahrung eine Faustformel, ab welcher Befallshöhe ein Volk behandelt werden muss, damit es nicht alle anderen in der Nähe mit in den Untergang reißt:

Wenn jede zehnte erwachsene Biene eine eine Milbe am Leibe trägt, muss etwas getan werden!

Seine Empfehlung: Nur einschreiten, wenn die o.g. Schadschwelle +überschritten ist. Bei einigen Völkern reicht Drohnenwabenschnitt eine Zeit lang aus - bestenfalls drei Jahre. Spätestens dann muss auch dieses Volk mit wirksameren Mitteln gerettet werden, zB mit Ameisensäure (oder mit einer radikalen Brutwabenentnahme).

Übrigens: Ich habe inzwischen 8 Völker mittels eines Zwischenbodenablegers "entmilbt", d.h. ich habe dem Volk sämtliche Brutwaben entnommen. Genaueres steht in "Meine Betriebsweise". Bei zwei weiteren Völkern werde ich diese Methode leider erst anwenden können, wenn sie über ausreichend viel Futter verfügen. Bei allen anderen 15 Völkern ist eine Entmilbung nach meinem Ermessen nicht nötig, da diese Völker kaum milbenbelastet sind, zB weil sie lange Zeit weisellos waren oder weil sie aufgrund einer Trachtlücke einen längeren Brutstopp eingelegt haben.
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Re: Varroaforschung

Beitragvon hanjoheyer » Fr 5. Apr 2013, 10:49

94856264nx35755/vorstellung--und-quotprojekt-landbiene-und-quot-f2/oekologisch-imkern-t47-s50.html#p999

Im Thread "Ökologisch imkern" schrieb ich heute diesen Beitrag zum Thema "Kleine Zellen, kleine Bienen" (Diskussion dieses Films http://www.youtube.com/watch?v=Lb2rigB9 ... r_embedded) zur Steigerung der Brutnesttemperatur zwecks Vorroabekämpfung:

Ich suche nach Quellen, die belegen, dass die Bienen vor einigen Jahrhunderten tatsächlich kleiner waren. Mal sehen, was die Bienenwissenschaftler in Mayen dazu sagen...

Was die Erhöhung der Brutnesttemperatur aufgrund kleinerer Zellen und engerer Wabenabstände, die vergrößerten Völker und davon abhängige Verstärkung des Putztriebes anlangt, bin ich inzwischen skeptisch. Irgendwie leuchtet mir die Argumentation - nach einer Nacht des Überschlafens dieser Ideen - nicht mehr richtig ein. Die Bienen können nämlich die Brutnesttemperatur regeln - und stellen die Temperatur so ein, wie sie sie haben wollen. Wenn sie für die Brut 36 Grad brauchen, erzeugen sie genau diese 36 Grad. Warum sollten kleinere Bienen eine andere Temperatur einstellen wollen? Die Brutnesttemperatur ist m.E. nicht von der Volksgröße, Zellendichte und Wabenabstand abhängig, sondern davon, welche optimale Temperatur die Bienen erzeugen wollen. Wäre es anders, müssten diese Segeberger Beuten aus wärmedämmendem Styropor - am besten die mit geschlossenem Boden - das beste Mittel gegen die Milben sein, denn in ihnen wird es ziehmlich warm und die Entwicklungsdauer der Bienen müsste auch hier einen Tag weniger betragen oder?
Egal ob Styropor oder dünnes Holz mit offenem Boden - die Bienen erzeugen stets dieselbe Brutnesttemperatur. Im Winter wird geheizt; im Sommer gekühlt. Bei Schlechtwettereinbrüchen kann es schon mal vorkommen, dass das Brutnest nicht komplett geheizt werden kann. Die Brut am Rand verkühlt und wird ausgeräumt, wenn sie abstirbt. Ich fand eine Quelle, die besagt, dass aus schwach unterkühlter Brut dunklere und weniger intelligente Bienen schlüpfen.

Also ich sehe hier noch Recherchebedarf.

http://d-nb.info/988262134/34

Info aus dieser Dissertation: - Hiernach regelt die Apis Mellifera die Brutnesttemperatur zwischen 33 und 36 Grad, der für Arbeiterinnenbrut optimalen Temperatur. Die bei geringeren Temperaturen entwickelten Arbeiterinnen haben ein schlechteres Gedächtnis. Varroamilben können sich bei Temperaturen über 36 Grad kaum noch vermehren. Bienen vertragen höhere Temperaturen, sodass Wärmebehandlung von Brutwaben zur Varroabekämpfung herangezogen werden kann.

Die Apis Cerana stellt eine höhere Brutnesttemperatur ein: zwischen 37,5 und 38,5 Grad, was jedoch nur einen Teilaspekt der Varoabekämpfungsstrategie der Apis Cerana darstellt. -

Dieser Stephan müsste folgende Fragen beantworten:

1. ob die kleinen Bienen tatsächlich eine höhere Brutnesttemperatur einstellen, als die (heuzutage) normalgroßen Bienen.

2. Seine Tabelle, aus der hervorgeht, dass die Entwicklungszeit der kleinen Bienen tatsächlich einen Tag weniger beträgt, müsste geprüft werden.

3. Es müssten historische Aufzeichnungen gesucht werden, die belegen, dass die Entwicklungszeit der damals angeblich kleineren Bienen, die vor 150 oder 200 Jahren hier gelebt haben sollen, tatsächlich ein Tag kürzer war.

Mit Hilfe dieses Wissens ließe sich eine neue Strategie für Varroaresistenzzüchter ableiten: Statt bloß die Ausräumrate der im Nadeltest getöteten Larven als Zuchtkriterium heranzuziehen, könnte es sinnvoller sein, Völker mit höheren Brutnesttemperaturen und kürzerer Entwicklungszeit der Arbeiterinnen vom Ei bis zum Schlupf der fertigen Biene, auszuwählen.

Es sollte eine Brutnesttemperatur von mindestens 37,5 Grad sowie eine Entwicklungsdauer unter 21 Tagen angestrebt werden. Weiterhin sollte man (wie gehabt) Völker mit einer guten Ausräumrate kranker oder verletzter/toter verdeckelter Brut bevorzugen, sowie Völker, deren Bienen aktiv Varroamilben mit ihren Beißzangen bearbeiten.

Aus obiger Dissertation geht hervor, dass Bienenvölker, die angegriffen werden oder sonstwie unter Stress stehen, gleichwie bei einem Fieber die Temperatur erhöhen. Aus diesem Grund - so meine These - könnte die Anwesenheit von Varroamilben ebendiesen gewünschten Stress verursachen, der den Milben zu schaffen machen könnte. Man sollte demnach nicht versuchen, die Milben völlig auszurotten. Ich hörte von einem Obstzüchter, dass es nachteilig zB für eine Apfelsorte sei, wenn keinerlei Krankheitskeime in ihnen vorhanden wären, da dann das Immunsystem erlahme und der Baum dann einem geballten Angriff von Keimen erliegen würde. Die Anwesenheit einer unterschwelligen (unschädlichen) Zahl von Keimen sei für das Immunsystem vorteilhaft.
Selbiges wissen wir auch vom Menschen, der, wenn er allzu hygienisch sauber lebt, an Allergien erkrankt.

Aus diesen Gründen erachte ich es als kontraproduktiv, alle Varroamilben aus unseren Bienenvölkern eliminieren zu wollen. Ich schieb bereits vor Jahren, es könne nicht schaden, den Bien permantent Varroamilben ausgesetzt zu wissen. Auch diesem Grund verzichte ich ja auch auf die Oxalsäurebehandlung im Dezember. Die Bedrohung unserer Bienen durch die permanente Anwesenheit von Milben könnte den nötigen Stress verursachen, der zur Erhöhung der Brutnesttemperatur auf 37,5 Grad mit der Wirkung der Varroareduktion unter die letale Schwelle führt.

Konsequenz: Ich werde nicht auf kleine Zellen umsteigen, ehe diese Fragen nicht beantwortet sind.
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Re: Varroaforschung

Beitragvon hanjoheyer » Do 11. Apr 2013, 17:06

http://www.bienenarchiv.de/veroeffentli ... roesse.htm

Die Antithese zum Thema Varroabekämpfung mittels verkleinerter Brutzellen.

auch hier: http://blog.apis-mellifera.de/?p=775

Zitat: "Ein Kollege brachte später sogar Völker die über Jahre hinweg unbehandelt auf Bornholm geführt wurden nach Bayern – mit dem Ergebnis, dass sie nach einem Winter nicht mehr da waren. Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass Varroatolerenz an eine starke regionale Komponente gebunden, die wir bislang noch nicht erfassen können. Ähnlich in USA, wo die Bienen der Lusbys andernorts auch nicht ohne Behandlung überleben."

Ich erinnere mich an meinen Mailaustausch mit Hartmut Schneider, der - zumindest bis vor wenigen Jahren - varroaresistente Völker hatte. Er schrieb, dass es sich leider gezeigt habe, dass die Bienen diese Resistenz verlören, wenn sie nach Verkauf in andere Gegenden verbracht würden. Der o.g. Link, sowie die Aussage Schneiders, bestätigen meine These, dass Bienen, die ans lokale Klima angepasst sind - also Ökotypen - den wenigsten Stess und das gesündeste Immunsystem aufweisen. Andernorts schrieb ich zudem, dass auch Honigleistungen von Bienenvölkern nicht exportierbar seien: "Ertragreiche Carnica-Bienen sind nur ihrer angestammten Heimat ertragreich, nicht, wenn man sie sich kauft und beispielsweise nach Norddeutschland bringt!" Es zeichnet sich die Erkenntnis ab, dass Bienen gestresst weden, wenn man sie in Landschaften und Klimazonen bringt, an die sie nicht optimal angepasst sind, und Stress schwächt das Immunsystem, welches sie zur Varroaabwehr brauchen.

Wir können also nur mit Varroaresistenz rechnen, wenn wir die in meinem "Projekt Landbiene" angegebene 25-km-Regel für Transporte einhalten und zudem keine Weiseln aus größeren Entfernungen kaufen und verkaufen. Ausschließlich diese 25-km-Regel ermöglicht die Herausbildung lokaler Ökotypen und - wie es ausssieht - auch varroaresistenter Bienen.
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