Der folgende Text wurde aus dem Thread "Ökologisch imkern" übernommen:
Ich habe schon mit Imkern gesprochen, die nur die Hälfte ihres Honigs verkaufen können; den Rest verscherbeln sie für 3 Euro das Kilo an Großabnehmer. Trotzdem versuchen sie mit allen Mitteln, alles aus ihren Bienen herauszuholen, wahrscheinlich aus sportlichem Ehrgeiz.
Ich kann es mir nicht anders erklären. Einige Imker sagten, sie würden sich am weder am Landbienenprojekt, noch am Varroaresistenzprojekt (Kefuss' Bond-Methode) beteiligen, weil das ja zu Ernteeinbußen führen könnte. Ich verstehe das nicht. Man hat vielleicht 5 oder 10 Jahre Ernteeinbußen mit der Konsequenz, keinen Honig zum Billigst-verscherbeln mehr übrig zu haben, aber die gutzahlenden Kunden im Dorf können doch problemlos weiter bedient werden. Außerdem sind die Medikamente auch nicht billig und die Verabreichung macht Arbeit.
Meine neue These ist der Herdentrieb. Man macht das nicht, weil alle anderen es auch nicht machen. Im Moment bin ich ja der einzige im Hunsrück, der was macht, aber es könnte ja sein, dass ich eines Tages für verrückt erklärt werde, und dann ist es besser, nicht auf meine verqueren Ideen hereingefallen zu sein. Also wartet man ab, und falls die Idee ihren öffentlichen Segen bekommt, indem man davon in der Zeitung lesen oder einen Bericht im Fernsehen sehen kann, kann man ja immer noch mitmachen und so tun, als sei die Entscheidung aus rationalen Gründen gefallen.
Das Hauptargument gegen das Mitmachen beim Landbienenprojekt ist die befürchtete Honigeinbuße. Man will nicht riskieren, statt im Schnitt von 23 kg nun nur noch 10 kg Honig pro Volk zu ernten.
Das Hauptargument gegen das Varroaresistenzprogramm ist, dass man irgendwo gelesen habe, dass irgendein Bienenwissenschaftler gesagt haben soll, es werde in den nächsten 30 oder 50 Jahren (es gibt verschiedene Angaben) keine varroaresistenten oder -toleranten Bienen geben. Wer behaupte, varroaresistente Bienen zu haben, lüge. Punkt.
Wenn ich dann von John Kefuss' Erfolgen erzähle, bekomme ich die Antwort: "Der lügt!" (Kefuss lügt jedoch nicht, denn seine Bienen wurden von unserem Bienenwissenschaftler Herrn Büchler höchstpersönlich getestet und deren Varroaresistenz bestätigt.)
Es sind Gier und Hoffnungslosigkeit - oder einfach nur der Herdentrieb??? -, der verhindert, dass wir eine varroaresistente Landbiene bekommen.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass wir, wenn wir erst einmal diese Biene haben, sie behutsam weiterzüchten können, zB auf Honigleistung und Stechunlust, aber erst, wenn die Primärziele erreicht sind. Das wäre dann echtes Züchten! Die Leute wissen ja gar nicht mehr, was züchten ist!! Sie sagen "züchten" und reden dann von "kreuzen". Diverse Ökotypen zu kreuzen ist kein Züchten! Aber sag das mal einem Züchter!
Ein weiteres Hindernis für so manchen Imker, sich dem Landbienen- und Immunisierungsprojekt anzuschließen, ist der irrige Gedanke, dass eine Biene, die in ihrer Heimat phantastische Leistungen bringt, dieselbe Leistung auch erbringt, wenn man sie nach Deutschland impotiert. Man lobt die fremde Biene und macht die Biene, die man zu Hause hat, schlecht. Man importiert die fremde Biene, verkreuzt sie mehr oder weniger freiwillig mit der heimischen Biene und wundert sich nicht, dass die heimische Biene, diese Promenadenmischung, dann tatsächlich schlecht ist. Aufgrund dieses geballten Irrtums haben die Deutschen ihre heimische Biene mit dem Segen der Wissenschaft (Bieneninstitut Mayen), die sogar eine Vorreiterrolle spielte, systematisch ausgerottet.
Die Deutschen mögen ihre Biene nicht! Der Psychologe würde sagen: Sie mögen sie nicht, weil sie sich selbst nicht mögen. Wer die Biene wirklich lieben würde, würde alles tun, um den einst hier heimischen Ökotyp (Apis mellifera mellifera pollmann) zu erhalten oder zumindest wiederzubekommen. Das Landbienenprojekt, systematisch durchgeführt von einer größeren Schar von Imkern, würde die Herausbildung neuer landschaftlich, klimatisch und bakteriell angepasster Ökotypen ermöglichen. Die neue Landbiene wäre der alten, ausgerotteten, sehr ähnlich. Sie wäre eine natürliche Biene.
Aber man will sie nicht. Man will eine technische Laborbiene, eine Kunstbiene eine aus dem Genlabor oder wenigstens eine aus einem wissenschaftlich-technischen Zuchtprogramm wie die heimatlose Buckfastbiene.
Es gibt ein weiteres Argument, das gegen das Landbienenprojekt vorgebracht wurde: das Argument der Aussichtslosigkeit, das Argument der Resignation: "Unsere heimische Biene gibt es nicht mehr und wir werden sie nie wieder zurückbekommen!"
Hierzu fällt mir folgendes ein:
1. Ich las irgendwo, dass es einem Züchter - nur, um zu zeigen, dass es geht - gelungen sei, aus einer nicht ganz erbreinen Carnicabiene eine Ligustica zu züchten.
2. Unsere Biene hier im Hunsrück soll angeblich zu 80 - 90 % Carnica und zu 10 - 20 % Mellifera sein.
3. Wolfgang Golz schrieb, dass nach wenigen Jahren Landbienenhaltung (Standbegattung, Minusauslese, keine Rein- und Kreuzungszucht) die Bienen wieder dunkler würden, da das Mellifera-Erbgut aufgrund besserer Akklimatisation (Anpassung an Umwelt) wieder hervortreten würde.
4. Es gibt bereits eine Reihe von Imkern, die wieder die reinrassige Dunkle Biene halten.
Wenn wir jetzt flächendeckend zur Landbienenhaltung wechseln, werden die Bienen aus zwei Gründen wieder dunkel: Einmal, weil das dunkle Erbgut wieder hervortreten würde und einmal, weil sich die Dunklen, die hier wieder punktuell eingeführt wurden, überduchschnittlich gut ausbreiten würden.
Die einzigen Bedingungen, die erfüllt werden müsste, um diesen Zustand deutschlandweit wiederzubekommen, lauten: Standbegattung, keine Bieneneinfuhr aus Gebieten außerhalb des Lebensraumes der Mellifera, keine Reinzucht, keine Kreuzungszucht, keine Belegstellen.
Die anderen Bedingungen, die ich nannte, könnten sogar außen vor bleiben. Wir sehen, es ist denkbar einfach und preiswert , die Dunkle wiederzubekommen. Die neue Dunkle wird nicht identisch mit der alten Dunklen sein, aber sie wird ihr sehr ähnlich sein.
Und noch ein Argument gegen das Landbienenprojekt, das ich beinahe vergessen habe, zu erwähnen:
"Würde man dein Projekt realisieren, würden wir Stecher bekommen, die man ohne Raumanzug nicht bearbeiten könnte."
Hierzu ist anzumerken, dass das Argument kein Argument ist, sondern pure irrationale Polemik. Woher weiß der Mann, dass das Landbienenprojekt zu Stechern führt? Der Verzicht auf Transporte über 25 km und und Standbegattung führt zur Harmonisierung des Erbgutes und damit zu Friedlichkeit des Biens. Die Stechlust des Biens ist der Kreuzungszucht geschuldet, als vor 100 Jahren begonnen wurde, die Dunkle Biene aus Liebhaberei an ausländischen Rassen zu verhunzen und später mit wissenschaftlicher Systematik auszurotten. Während dieser Übergangsphase waren die Bienen genetisch sehr disharmonisch und demzufolge sehr stichfreudig. Diese Stichfreudigkeit wurde später fälschlich der autochthonen (ursprünglich einheimischen) Rasse angedichtet. Eine ausführliche Darstellung meiner Argumentation ist an anderen Stellen dieses Forums nachzulesen.
Es gibt genügend Quellen, die belegen, dass die alte Deutsche Braune friedlich und schwarmträge war.