(letzte Korrektur: 21.4.2010)
Geschichtliches:1.5.2008: Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 15000 Jahren gelang nur einer im westlichen Mittelmeerraum (Südfrankreich) beheimateten Restpopulation der Honigbiene die Wiedereroberung West-, Mittel-, Ost- und Nordeuropas; die anderen Restpopulationen, die in Spanien, Italien und Griechenland Rückzugsgebiete gefunden hatten, blieben aufgrund hinderlicher Gebirge auf auf diese kleinen Gebiete beschränkt. In jedem dieser eiszeitlichen Rückzugsgebiete hatte sich eine eigenständige Rasse der Europäischen Honigbiene Mellifera herausgebildet: In Spanien die Mellifera Iberica, in Italien die M. Ligustica, im Balkan die M. Carnica, in Griechenland die M. Macedonica und im Kaukasus die M. Caucasica. Die Nordbiene M. Mellifera hatte sich über ganz Frankreich, England, Deutschland, Tschechei, Polen, Baltikum und von dort südlich einer Linie Moskau und südlicher Ural verbreitet. Deutschland befand sich vollständig im Lebensraum der Nordbiene Mellifera Mellifera.
Bis vor etwa 150 Jahren blieben die natürlichen Grenzen der jeweiligen Verbreitungsgebiete im Wesentlichen unangetastet; die Imker arbeiteten mit den Bienen, die bei ihnen heimisch waren. Im Norden Deutschlands wurde im Verlauf von Jahrhunderten aus der Mellifera eine schwarmfreudige Heidebiene herausgezüchtet, die hervorragend an die dortigen Spättrachtverhältnisse angepasst war. In unseren Breiten lebte die schwarmträge braune Deutsche Biene (Apis mellifera mellifera germanica Pollmann).
Mit dem Aufkommen des Eisenbahnzeitalters und der damit verbundenen Handelserleichterungen wurde es in der deutschen Imkerschaft modern, nach Winterausfällen nicht mehr unbedingt selber Völker nachzuziehen, sondern sich schicken zu lassen. Was bot sich mehr an, als auf die Heidebiene zurückzugreifen, von denen die Heideimker nach der Ernte sehr viele Völker, die sie ehemals abschwefelten, übrig hatten**? Die Heideimker lernten es schnell, einen lukrativen Bienenhandel aufzuziehen. Auf diese Weise wurde unsere ursprünglich schwarmträge heimische Mellifera immer schwarmfreudiger. Es stellte sich als schwerer Fehler heraus, Winterverluste der heimischen schwarmträgen Nordbiene durch die verwandte schwarmfreudige Heidebiene auszugleichen.
Aber nicht nur der Handel mit Heidebienen florierte; auch mit den Krainer Bienen, heute Carnica genannt, wurden immer bessere Geschäfte gemacht. Tausende von Krainer Bauernkästen wurden jedes Jahr nach Deutschland und bis nach Übersee geschickt. Aber auch die Carnica war wesentlich schwarmfreudiger, als die heutige Carnica. Wieder einmal war es ein Fehler, die heimische Bienen durch Importe zu ersetzen.
Trotzdem wurde nicht gelernt: Es entstand ein Faible für Experimente mit allen möglichen Bienenrassen; immer mehr Imker wollten das Fremde ausprobieren; sie kauften sich die Italienische, die Kaukasische, die Macedonische - und es entstand in Deutschland ein heilloses züchterisches Chaos. Die Deutsche Imkerschaft hatte alles falsch gemacht und sie hatte ihre wertvolle heimische Nordbiene zerstört und dafür schwarmfreudige Stecher bekommen, die keiner haben wollte. Also wollte man das, was man bisher so grottenfalsch "gezüchtet" hatte, so schnell wie möglich wieder los werden. Um 1850 begann in Deutschland die Auslöschung der völlig verhunzten "Nordbiene".
Man importiere (um 1900) die Schweizer "Nigra". Doch wie es so üblich ist in deutschen Landen, war man auch auch mit ihr nicht zufrieden; schließlich hatte man diesem Rassegemisch nur eine weitere Rasse zugesellt. Statt Ordnung in den Zuchtbetrieb zu bekommen, hatte man das Chaos nur vergrößert, einfach weil die Imkerschaft nicht die Geduld aufzubringen imstande war, konsequent an der Nigra festzuhalten. Nach dem gescheiterten Zwischenspiel der Nigra-Einfuhren erinnerte man sich (um 1930) wieder an die Carnica. Diese Rasse war inzwischen züchterisch sinnvoll bearbeitet worden. Man hatte ihr (in ihrer angestammten Heimat) die übertriebene Schwarmfreudigkeit ausgetrieben. Nun wurden die deutschen Belegstellen mit C-Bienen bestückt und C-Königinnen wurden zu Tausenden in Deutschland eingeführt. An der wertvollen Zuchtarbeit der Österreicher wollte man unbedingt teilhaben; schließlich hatte man selbst nichts zustandegebracht.
Dieser Versuch mit der C-Biene war schon wesentlich "erfolgreicher"; um 1950 gab es die Nordbiene nicht mehr (Ruttner). Wenn heute ältere Imker von früheren Zeiten erzählen, in denen noch mit der (angeblich!) Dunklen Bienen geimkert wurde, die derart aggressiv war, dass man ihr nur mit Vollmontur nähern konnte, übersehen sie, dass sie die Dunkle nie kennengelernt haben! Sie verwechseln die Dunkle mit dem o.g. Heilosen Rassegemisch!
Deutschland war Carnicaland geworden. Man hatte in Deutschland einen flächendeckenden Belegstellenbetrieb aufgebaut, um auch hier eine möglichst reine Carnica züchten zu können, aber immer wiederkehrende Massensterben (die es bereits lange vor der Varroamilbe gab) zwangen die Imker immer wieder, sich im Ursprungsland der Carnica neues Bienenmaterial einzukaufen. Es entstand eine seltsame Mentalität unter den Bienenzüchtern, die eigentliche Profession, die Biene wirklich zu züchten, fast völlig aufzugeben und stattdessen eine Biene, die es im Balkan von Natur aus gab, in Deutschland recht erfolglos nachzuzüchten. Ohne die permanenten Importe aus dem Balkan und Österreich wäre das grandiose Scheitern unserer "Züchter" sofort deutlich geworden.
Das Scheitern ist natürlich und unausweichlich vorprogrammiert. Es konnte nicht anders kommen, denn die Carnica ist eine Biene, die an das kontinentale Klima im Südostalpenraum angepasst ist und bei unserem feuchten atlantischen Klima früher oder später schwächelt und schließlich ausstirbt. Die natürlichen Grenzen der einzelnen Rassen haben sich nicht ohne Grund herausgebildet. Die Carnica ist außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes allen jeweils heimischen Rassen unterlegen. Sie wird dort geschwächt und stirbt aus. Selbiges gilt für alle anderen Rassen, die in Regionen verbracht werden, an die sich nicht akklimatisiert sind, auch.
Das allumfassende Scheitern sichert sich die deutsche Imkerschaft auch mit der Einfuhr der Kunstrasse "Buckfastbiene", die Karl Kehrle, ein deutscher Mönch "Bruder Adam", der in einem englischen Kloster lebte und dort die M. Mellifera und die M. Ligustica (und andere) kreuzte. Mit der Ausbreitung dieser Kunstrasse werden derzeit beiderlei Bemühungen der deutschen "Züchter", eine gute Carnica und eine gute Buckfast nebeneinanderzuhalten, zunichtegemacht. Neuseeländische Importbienen erledigen dann den Rest.
Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir in Deutschland wieder vor demselben Desaster stehen, wie bereits um 1930: vor einem heillosen züchterischen Durcheinander zu stehen und keine einzige an unsere Umwelt angepasste Biene mehr zu haben. Ohne ständige Bienenimporte aus Gebieten, in denen es noch reinrassige Bienen gibt, läuft dann in Deutschland gar nichts mehr. Wir werden aufgrund unserer Unfähigkeit, eigene Bienen nachzuziehen, auf diese teuren Importe dauerhaft angewiesen sein. Wir werden nie mehr Herr werden über die regelmäßig auftretenden Massensterben, denn die importierten Bienen werden, sobald sie in unsere Gefilde verpflanzt sind, kränkeln und schließlich sterben. Die Varroamilbe verschärft dieses Dilemma zusätzlich!!
Wann werden endlich die richtigen Lehren aus dem vergangenen Scheitern gezogen? Wann wird endlich begriffen, dasss die deutschen Imker solange scheitern werden, bis sie sich besinnen und beginnen, echte Zuchtarbeit zu leisten? Wann akzeptieren wir endlich die Bienen, die wir haben - egal welcher Rasse sie sind - und bearbeiten diese züchterisch, ohne die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen?
Zukunft hat ausschließlich der Landbienenzüchter, denn er ist der einzig wahre Züchter.
Was getan werden muss:Wir müssen uns von dieser Sackgasse abwenden, müssen wieder zu echten, richtigen Züchtern werden, und das heißt, keine Bienenimporte mehr, keine Künstliche Besamung, keine Belegstellenbetriebe, keine Wanderungen in Trachtgebiete, die weiter als 25 km vom Heimatstand entfernt liegen. Kein Bienenhandel über 25 km..
Wir müssen wieder zur Landbiene, einer unserer alten Nordbiene ähnlichen Biene, die züchterisch durchaus weiterbearbeitet werden kann/soll, zurückkehren. Drei Wege zu diesem Ziel sind möglich:
1. Wir könnten auf die Restbestände der Nordbiene, die es noch in der Schweiz, in einem abgelegenen Tal in Tirol, in Belgien, in Schweden und in Polen gibt, zurückgreifen und in Deutschland via Verdrängungszucht diese aus den o.g. Restbeständen rückzuzüchtende Nordbiene wieder einführen.
2. Wir könnten die Biene, wie wir sie derzeit haben, also dieses Rassegemisch aus Carnica, Buckfast, Ligustica und Nordbiene, zur Grundlage einer neuen, echten Zucht nehmen. Hierbei käme uns zu Hilfe, dass sich nach einer flächendeckenden Einfühung der Standbegattung und Minus-Auslese das Genom der Nordbiene im Verlaufe von Jahrzehnten wieder durchsetzen würde. Die Landbiene würde im Laufe der Zeit wieder dunkler, wieder melliferaähnlich werden.
3. Wir könnten 1. und 2. kombinieren. Wir können nicht sicher sein, dass das ursprüngliche breite genetische Spektrum der Ur-Nordbiene in unserer Landbiene noch vorhanden ist. Aus diesem Grund erachte ich es als ratsam, die Dunkle Biene aus allen vorhandenen Restbeständen zurückzuzüchten und in unsere Landbiene einzukreuzen. Die Ur-Nordbiene, entstanden in Jahrtausenden, ist die einzige Biene, die über länge Zeiträume in unseren Breiten leben kann, ohne krank zu werden. Sie ist die einzige Biene, die bei uns gesund leben kann und die Robustheit besitzt, in Deutschland auch mit der Varroamilbe fertigzuwerden.
Alle drei Punkte wollen ein einziges, klar umrissenes Ziel erreichen: die Erlangung einer möglichst Ur-nordbienenähnlichen Rasse - der Neuen Landbiene. Ich persönlich plädiere für Punkt 2.
Jeder Imker im ursprünglichen Lebensraum der Nordbiene, der sich am Projekt der Wiedererlangung der Nordbiene (Neue Landbiene) anschließen möchte, sollte bei der Biene, die er derzeit hat, bleiben. Aber er sollte sich nichts Fremdes mehr hinzukaufen, und Wanderungen gibt es, wenn überhaupt, nur noch innerhalb des ehemaligen Melliferagebietes. Er stellt seine Imkerei auf Standbegattung um und macht nur noch Minus-Auslese. Das heißt, er vermehrt nicht nur das beste Volk und weiselt alle anderen um, sondern er vermehrt von allen Völkern außer den wenigen, die zu Krankeiten neigen. Diese Methode garantiert, dass das genetische Spektum seiner Völker nicht weiter eingeengt, sondern erhalten oder gar erweitert wird. Nur Völker mit reichem genetischen Spektrum sind robust genug, keinen Massensterben mehr anheimzufallen.
Die Neue Landbiene ist (vorerst) keine neue Rasse, sondern eine Betriebsweise, aus der die Neue Landbiene hervorgeht.
Def. "Landbiene": Biene, die ausschließlich durch Standbegattung vermehrt wird. Jedes überwinterte Volk außer einem niedrig zu haltenden Prozentsatz (möglichst <5 % der Gesamtvölkerzahl) hat das Recht, einen Nachkommen zu erzeugen. Umgeweiselt werden ausschließlich jene, die zu Krankheiten neigen. Kein überregionaler Bienenhandel, keine Wanderungen über das ehemalige Nordbienengebiet hinaus. Vermeidung jeglicher Form der Inzucht. Einkreuzung ausschließlich aus Restbeständen der Nordbiene gegebenenfalls erlaubt, bzw. geboten, bis gewährleistet ist, dass alles genetisches Gut, das aufgrund der Arbeit der Falschzüchter möglicherweise ausgemerzt worden ist, wieder vorhanden ist. Danach ist nur noch echte Zucht erlaubt:
Echte Zucht ist das Gegenteil von Inzucht. Sobald wir wieder unsere Nordbiene wieder haben, wird nur noch auf gemäßigte Schwarmträgheit, Stechunlust und Robustheit (Gesundheit) gezüchtet.
Zauberwort "Akklimatisation"(2.5.08) Was ist eigentlich eine Bienenrasse, also das Fundament einer jeden Zucht? Die Falschzüchter, die sich selbst lieber Kreuzungszüchter nennen, brauchen mindestens zwei Rassen, (die die Reinzüchter noch nicht in ihre alleszermalmenden Finger bekommen haben,) die sie kreuzen können. Die Kreuzungen bringen aufgrund des Heterosiseffektes oft sehr gute Leistungen, die sich jedoch ins Gegenteil verkehren, sobald von diesen Völkern nachgezogen wird. Karl Kehrle sprach in diesem Zusammenhang von Blendern. Würde man mit diesen Blendern weitermachen, hätten wir zwar wieder echte Zucht, aber leider eine recht erfolglose, denn die Nachkommen der Blender sind schlechter als das "Ausgangsmaterial" (Es geht bei Blendern zumindest die Akklimatisation verloren). Die Falschzüchter züchten deshalb auch nicht von den Blendern nach, sondern sie versuchen, das "Ausgangsmaterial" rein zu halten, um von ihm ausgehend immer wieder Blender zu erzeugen. Diese Methode hat den enormen wirtschaftlichen Vorteil, indem sie, die Falschzüchter, an die Imker jedes Jahr für teures Geld neue Blenderköniginnen, von denen am eigenen Bienenstand nicht nachgezogen werden soll, verkaufen können. Die Buckfastbiene zB kann nicht auf dem normalen Bienenstand erfolgreich nachgezogen werden; Buckfastimker müssen sich jedes zweite Jahr neue Königinnen von den sog. "Reinzüchtern" nachkaufen. Ein florierendes Geschäft, dass sich kein Reinzüchter (= Falschzüchter) verderben lassen will.
Eine Bienenrasse ist eine an die jeweilige Umwelt (Klima, Trachtverhältnisse) angepasste Biene. Die Akklimatisation ist keine Sache von ein paar Jahren, sondern - was die grundlegenden Anpassungen betrifft - von Jahrhunderten!!!* Aus diesem Grund ist es nicht möglich, innerhalb weniger Jahre eine echte neue Bienenrasse zu züchten. JEDE Kreuzungszucht von Bienen weit auseinaderliegender Herkünfte zerstört die Akklimatisation an jedwede Umwelt. Karl Kehrle und die heutigen Falschzüchter (für die Kehrle leider das große Vorbild ist) unterschätzen die Wichtigkeit der Akklimatisation sträflich.
Eine nichtakklimatisierte Biene wird krank oder ist zumindest einer akklimatisieren Biene unterlegen. Dieser Satz gilt umso mehr, je langfristiger der Beobachtungszeitraum gesteckt ist. Das heißt: Eine nichtakklimatisierte Biene kann sehrwohl ein Jahr, gar zehn Jahre lang, bessere Ergebnisse liefern, als eine akklimatisierte, aber sie kann es in keinem Fall in einem längeren Zeitraum von sagen wir einmal mehr als zehn Jahren.
- 14.6. Man frage sich, warum die natürlichen Grenzen zB zwischen dem Verbreitungsgebiet der Carnicabiene und der Nordbiene über Jahrtausende so stabil waren. Warum konnte sich die Carnica nördlich dieser Grenze (also im Nordbienengebiet) auf Dauer nicht halten? Warum starben sie dort aus? Und warum soll das heute anders sein? Ich behaupte, sie sterben auch heute in Deutschland aus - wenn nicht mit viel Chemie und viel Aufwand die Carnica am Tropf dieser teuren und unnatürlichen Methoden am Leben gehalten werden. -
Es gab und wird in Deutschland nur eine einzige akklimatisierte Biene geben, und das ist die Nordbiene Mellifera Mellifera. Kein Züchter kann innerhalb weniger Jahre oder Jahrzehnte eine andere Biene akklimatisieren. Deshalb nenne ich jene, die behaupten, es zu können, Falschzüchter. Mit (immunsystemzerstörender) Inzucht, dem außer (akklimatisationszerstörender) Kreuzungszucht einzigen Instrument der Falschzüchter, ist sowieso kein langfristig positives Ergebnis möglich!
Wie kommen wir in Deutschland unsere gute alte Nordbiene zurück? Die Antwort, die ich fand, heißt: durch Standbegattung und negative Auslese. Standbegattung ist Verdrängungszucht: Das Akklimatisierte verdrängt das Nichtakklimatisierte. Die in unserer gegenwärtigen Biene, die eine Mischung von vielleicht 70 % Carnica und 30 % Mellifera ist, schlummernden Nordbienengene werden im Laufe der Zeit wieder zum Vorschein kommen. Unsere Biene würde sich bei Landbienenzucht von allein wieder genetisch entmischen und dunkel werden; das Carnicaerbgut würde langsam wieder verschwinden. Es würde einige Jahrzehnte dauern, aber besser einige Jahrzehnte als Jahrhunderte, wie sie die Natur benötigt hatte. Eine weitere Beschleunigung der Wiederherstellung der Deutschen Dunklen ist vielleicht möglich, indem - wie oben bereits geschildert - die Dunkle Biene aus den Restbeständen (aus Schweiz, Schweden, Belgien, Polen) zurückgezüchtet und in die bestehende Landbiene eingekreuzt wird.
-8.8.: Wir können die Carnica oder die Neue Landbiene nicht akklimatisieren - das würde zu lange dauern, aber wir können die im Erbgut der Landbiene rezent verborgenen Gene, die die Akklimatisation speicherten, reaktivieren.-
- 9.5.: Friedrich Ruttner schreibt in "Naturgeschichte der Honigbiene", S. 37ff: "Allgemein lässt sich sagen, dass es kaum möglich ist, in Mitteleuropa Bienen aus gänzlich anders gearteten Klimabereichen zu halten. Manchmal mag es für einige Zeit ganz gut gehen, dann aber rafft ein ungünstiger Winter den ganzen Bestand hinweg. Die Bienenrassen verfügen über ein im jahrtausendelangen Kampf mit den Umweltbedingungen herausgezüchtetes Inventar erblicher Anlagen, das es ihnen ermöglicht, in ihrer Heimat alle kurzfristigen Klimaschwankungen zu überstehen. Das setzt eine große Anpassungsfähigkeit voraus, deren Grenzen gleichwohl durch den heimatlichen Schwankungsbereich der Umweltbedingungen markiert sind. Diese Grenzen sind durch imkerliche Zuchtauslese nur schwer zu überwinden. ... Die erstaunliche Fähigkeit dieser Biene, sich an kühle, nasse Sommer mit mageren Trachten an lange, bitterkalte Winter in einer neuen ... Umgebung anzupassen, findet in der wissenschaftlichen wie in der imkerlichen Welt weit weniger Beachtung als die Eigenschaften mancher exotischer Rassen ... . Ferner ist viel zu wenig bekannt, dass es wirklich Gebiete und Bedingungen gibt, in bzw. unter denen keine andere Biene mit solchem Erfolg gehalten werden kann wie die Dunkle."
Das bedeutet, alle Bienenrassen außer der Dunklen in Deutschland früher oder später krank werden und ohne imkerliche Hilfe aussterben. Sie sind und bleiben der Dunklen unterlegen. Der Imker kann den Fremdländischen zwar zu überleben helfen, aber unter extremen Bedingungen lassen sich Massensterben nicht verhindern - wie die Geschichte uns fast jedes Jahr beweist. Die fremden Rassen leiden in Deutschland unter mehr Stress, als die Dunkle. Besonders in Zeiten von Varroa-Milbe, intensiver Landwirtschaft mit Pestiziden, Monokultur und Flurbereinigung.
Würden die Imker beim Leistungsvergleich der Rassen längere Zeiträume und die Winterverluste an Völkern in ihre Berechnungen einbeziehen, wäre es vorbei mit der Überlegenheit von Carnica, Buckfast oder Ligustica.
Es gibt keinen anderen Weg als den zurück zur Dunklen Biene, der Nordbiene. -
4.5.2008- Negative Auslese = Minusselektion
Die meisten Imker (jeden falls die meisten, von denen es Texte zu lesen gibt) glauben, die positive Auslese führe schneller zum Erfolg, als die Negativauslese. Wobei der Begriff "Erfolg" vom Imker, nicht von der Biene, definiert wird. Das klingt banal, ist es jedoch nicht. Die Biene "will" möglichst viele gesunde, kräftige Nachkommen; der Imker will möglichst viel Honig und wenig Arbeit. Er will Gewinnmaximierung. Langfristig klüger wäre es, er wollte jedoch "nur" Gewinnoptimierung. Gewinnoptimierung heißt, einen langfristigen Gewinn anzustreben, statt einen (höheren) kurzfristigen bei steter Erhöhung des Verlustrisikos. Gewinnmaximierer unterscheiden sich von Gewinnoptimierern grundsätzlich dadurch, dass sie für kurzfristige Gewinne ihr SICHERES Scheitern, das jedoch jenseits ihres intellektuellen Horizonts liegt, unbewusst herbeiführen. Das gilt für Imker gleicherweise wie für Wirtschaftskapitäne. Ihr Lebensmotto lautet - wenn auch oft genug unbewusst: "Nach mir die Sintflut!"
Gewinnoptimierer wissen, dass sie ihr Ziel nur erreichen können, wenn sie ihre Definition von "Erfolg" mit der des Biens (und der Natur überhaupt) in Übereinstimmung bringen. Die frei lebende Biene "betreibt" in ihrem natürlichen Spiel der Kräfte Minusselektion. Das heißt: Die Schwächsten (und die Pechvögel) sterben, der möglichst große Rest überlebt und vermehrt sich nach Kräften. Was die Natur in KEINEM Fall tut, ist Plusselektion: Das stäkste Volk überlebt; alle anderen sterben. Das wäre zu riskant. Der kurzsichtige Imker macht es trotzdem. Er vermehrt das vermeintlich beste Volk zigfach und weiselt alle anderen Völker mit den neuen Königinnen um. Das ist Plusselektion, das ist Inzucht. Man bekommt erfolgreichen Nachwuchs mit derartigen Inzuchtschäden, sodass ein Massensterben vorprogrammiert ist. Wären die Belegstellen so gut, wie die Züchter hoffen und glauben, wäre die Biene längst ausgestorben, meint Wolfgang Golz.
Merke: Gewinnoptimierung ist nicht dasselbe wie Gewinnmaximierung. Beide, Gewinnoptimierer und -maximierer, wollen möglichst viel Gewinn. Unterschiedlich sind ausschließlich die Reichweiten der Pläne. Der Optimierer plant wesentlich langfristiger. Wie die Biene! Sie ist ein reiner Optimierer! Ihre Anpassungen an die Umwelt braucht viele, viele Jahrhunderte!!! Weil sie ihre eigene Volksentwicklung langfristig, also optimal, an die Umwelt anpassen will. Eine akklimatisierte Biene ist eine optimierte. Die Bienenimporteure, Kreuzungszüchter und "Reinzüchter" sind Maximierer. Sie zerstören die Akklimatisation der Biene. Ihnen sind kurzfristige Gewinne wichtiger, als langfristige. (10.9.) Sichtbar ist ihr falsches Denken, wenn man sie nach ihren Durchschnittsernten fragt. Erst gestern erzählte mir ein Hobbyzüchter, dieses Frühjahr hätten sich 8 von 18 Völkern kahlgeflogen. Gefragt, wie hoch der durchschnittliche Honigertrag sei, antwortete er: "nur 30 kg pro Volk!" Mein Nachhaken ergab, dass er die 8 kahlgeflogenen Völker nicht in seine Rechnung mit einbezogen hatte. Typisch! So rechnen sich die Falschzüchter und deren Nachahmer ihre Erfolge zurecht. -
21.4.10: Die schlimmsten Gewinnmaximierer sind jene, die auf die Blender hereinfallen. Blender entstehen durch die Kreuzung verschiedener Rassen. Als die ersten ausländischen Rassen nach Deutschland eingeführt wurden, war man von den Honigleistungen deren Nachkommen positiv überrascht. Die F1-Kreuzungen brachten hervorragende Ergebnisse. Spätere Generationen leisteten sehr viel weniger, als die Landrasse, die man zuvor hatte. Man war auf den Blendereffekt hereingefallen. Die experimentierfreudigen Deutschen fallen regelmäßig alle paar Jahre auf die Blender herein. Anders ist nicht zu erklären, dass wir zuerst unsere Nordbiene ausgerottet haben, und jetzt, da wir Carnicaland sind, mit Hurra die Buckfastbiene ins Land holen, um die Carnica auszurotten. Dabei ist heute bereits sicher, dass sich die Bucky in Deutschland auf Dauer nicht halten kann. Sie ist für unser Klima nicht geeignet, wie Wolfgang Golz in seiner Broschüre "Auf dem Weg zu einer neuen Landrasse" schrieb. Er hatte die Bucky 10 Jahre lang getestet. -
8.5.2008- Basiszucht: Ich fand in der "Union der Basiszüchter" Gleichgesinnte. Und Kritik an diesen Basiszüchtern fand ich natürlich auch. ZB in
http://www.bienenzucht.de/ mit
http://www.bienenzucht.de/stellungnahme ... szucht.htm zu finden. Es heißt:
"Standbegattung
In jüngster Zeit gibt es immer wieder Stimmen, die behaupten, bei entsprechender Selektion lassen sich auch bei Standbegattung erhebliche Fortschritte erzielen und der ganze Aufwand mit dem Betrieb und der Beschickung von Belegstellen lohne sich nicht. Diese von GOLZ als sog. „Basiszucht“ propagierte Auffassung geht fälschlicherweise von einer „mütterlichen Dominanz“ aus, wobei der väterliche Einfluß auf die Anlagen eines Bienenvolkes und auf die nachfolgenden Generationen vernachlässigt wird. Mit Zahlen wird diese „Zuchtarbeit“ jedoch nicht belegt."
Mein Kommentar: Die Aussage ist berechtigt, aber kein Argument gegen die Standbegattung. Die vom Autor propagierte Zuchtmethode berücksichtigt zwar in vorbildlicher Weise die Erkenntnisse der Wissenschaft über Genetik und Vererbung, aber sie vernachlässigt sträflich die ebenfalls wissenschaftliche Erkenntnis der extremen Inzuchtananfälligkeit und die Wichtigkeit der Akklimatisation der Biene. Die immer häufiger auftretenden Massensterben sind Folgen dieser zwar funktionierenden, aber dennoch falschen Zuchtarbeit und der industriellen Bienenhaltung.
Die Standbegattung nach Golz ist die einzige Methode, mit der wir - und der Bien - langfristig erfolgreich sein können. Die Drohnen sind das genetische Kommunikations- sowie Immunsystem des Superorganismusses der Bienenvölker. An ihm sollte nicht nicht herumgepfuscht werden. Wer es dennoch tut, zählt für mich zu den Maximierern - er will alles kontrollieren und verliert genau deshalb ebendiese Kontrolle.
Die ausschließliche und zudem vorsichtige züchterische Beeinflussung der weiblichen Linie entspricht dem ehrfürchtigen Eingeständnis des Menschen, den Bien, da er lebt, nie ganz erforschen zu können und dem daraus notwendig folgenden Entschluss, ihm möglichst viel Autonomie zuzugestehen, damit er sein Leben samt aller unentschlüsselten Geheimnisse weiterleben kann. Der Versuch der Wissenschaft und Wirtschaft, den ganzen Bien trotz beschränktem Wissen völlig unter (notwendig reduzierende) Kontrolle zu nehmen, endet mit Sicherheit in der Katastrophe. Je größer die "Erfolge" bei der genetischen Manipulation des Biens sind, desto sicherer ist das Scheitern.
Die einzige Selektion, die am Bien möglich (und nötig) ist, ist die auf Gesundheit, Friedlichkeit (aufgrund des engen Zusammenlebens von Bien und Mensch - die Biene hat es nicht mehr nötig, sich mit Stichen gegen menschliche Räuber zu wehren!) und Jahreshonigertrag. Der Jahreshonigertrag ist nicht nur von wirtschaftlichem Interesse, sondern auch ein Zeiger für gute Akklimatisation, Schwarmträgheit (und Gesundheit). Nachgezogen wird nicht nur vom ertragreichsten und friedlichsten Volk - das wäre Inzucht - sondern es werden bloß am wenigsten einträglichen Völker mit Jungköniginnen aus einem der besten Völker umgeweiselt. (Negative Zuchtauslese statt positiver.)
- 14.6.: Selbst Landbienenzüchter wie Wolfgang Golz oder die Union der Basiszüchter halten sich meines Wissens nicht an das Gebot, von jedem Volk (außer den 5 % Stechern und Kranken) zu vermehren, sondern sie ziehen der Einfachheit halber (?) nur vom besten Volk viele Königinnen nach und bestücken damit die Ableger. Das ist unzulässige Inzucht! -
23.5.2008: Ein Argument für die akklimatisierte Landbiene aus der Ameisenforschung (Quelle:
http://ameisenforum.de/exotische-ameise ... hread.html4. "Intraspezifische Homogenisierung" – ein übersehenes Risiko
Mit "intraspezifischer Homogenisierung" ist gemeint, dass nicht nur die Einschleppung fremder Arten in eine native Fauna oder ein Ökosystem gefährlich werden kann, sondern auch das Einbringen von Angehörigen einer Art in entfernte Populationen derselben Spezies.
In Europa leben zahlreiche Arten mit sehr großen Verbreitungsgebieten, vom Mittelmeerraum bis in subarktische Regionen. Es ist anzunehmen (und zum Teil bewiesen, z.B. HEINZE & al. 1998), dass ihre lokalen Populationen Anpassungen u.a. an das örtliche Klima entwickelt haben. Werden sie an einen hinreichend entfernten Ort gebracht, gehen sie entweder zugrunde, oder sie hybridisieren mit der ortsansässigen Population, wobei deren lokale Anpassung verringert wird. Die vorhandene Untergliederung einer Art in Ökotypen, eventuell Unterarten, wird verwischt, die Art unter Umständen eine homogene Mischpopulation, die möglicherweise Anpassungsmerkmale an bestimmte Habitate verliert.
Das heißt: Wer Bienen aus fremden Gegenden einführt, zerstört die Akklimatisation aller Bienen der Umgebung. Aufgrund dieses Zusammenhangs kann das Landbienenprojekt auch nur als Gemeinschaftsarbeit möglichst vieler Imker erfolgreich durchgeführt werden.
* "Jahrhunderte der Akklimatisation (21.4.2010): Die Nordbiene war bereits akklimatisiert. Wenn duch Landbienenzucht - wie ich sie vorschlage - sich das Genom der Nordbiene langsam wieder durchsetzt, kommt auch das akklimatisierte Verhalten wieder zum Vorschein - und zwar innerhalb weniger Jahre oder Jahrzehnte. Jahrhunderte dauert die Herausbildung einer völlig neuen genetischen Eigenschaft wie zB die der aktiven Varroaabwehr durch Beineabbeißen. Da die Biene lernfähig ist, kann sie jedoch die neue Eigenschaft innerhalb weniger Jahre oder gar Monate lernen und sogar an nachfolgende Generationen weitergeben, aber genetisch verankert wird das neues Verhalten wie gesagt erst nach Jahrhunderten.
** Heideimker sind Spättrachtimker. Sie haben die Zeit, ihre Völker im Frühjahr und Sommer reichlich zu vermehren, bis diese im Herbst zur Heideblüte ihre volle Stärke zur Einbringung der Heidetracht erlangt haben. Nach der Ernte wurden 2/3 bis 3/4 aller Völker abgeschwefelt, um die Kosten für die Einwinterung (Honig, Zuckerwasser) zu sparen. Im darauf folgenden Jahr wurde die Schwarmfreudigkeit der überwinterten Bienen genutzt, um schnell wieder auf die gewünschte Völkerzahl zu kommen.
Ich empfehle: Wolfgang Golz: "Auf dem Weg zu einer neuen Landrasse" und "die Standbegattung, Grundlage der Zuchtauslese der Biene".
Es gab im größten deutschen Imkerforum eine hämische Bemerkung zu dieser Arbeit:
http://www.imkerforum.de/showthread.php?t=15248 Einzig zwei Kritikpunkte erachte ich einer Überprüfung für wert:
1. dass Faulbrut nicht von mit Faulbrutsporen verseuchten Honigen übertragen werden kann. Das widerspricht allerdings einer anderen Expertenansicht, auf die ich mich bezogen hatte. In "die biene" vom Mai 2010 finden wir den Artikel "Alles Öko oder was". Auf S. 11 heißt es, dass dass der Erreger der Amerikanischen Faulbrut mit zugekauftem Honig eingeschleppt werden kann.
2. dass die Biene keine Jahrtausende oder Jahrhunderte braucht, um sich an das Langfristklima anzupassen. Nun, auch diese Behauptung steht im Widerspruch zu dem, was ich in einem Bienenfachbuch gelesen habe. Auch hier muss ich rechercheren. Ich gehe jedoch davon aus, dass es kurzfristige Anpassungsmöglichkeiten der Biene gibt und solche, die Jahrhunderte oder gar Jahrtausende benötigen.
Henri, ein Mann, der sogar Honigkurse anbietet, meinte:
"Moin Archeologen,
früher schrieb er sowas in andere Foren - auch in dieses. Dort - und hier - gab es Widerspruch. Und nun schreibt er seine Sachen halt auf die eigene Web-Site, weil es da keinen Widerspruch gibt. Er kann nun ungestört (also nicht ungestört, sondern ungestört) schreiben wasser so will. Allen Unsinn. Sogar daß die Faulbrut hauptsächlich durch belasteten Honig übertragen wird.
Traurig ist nur, daß so viele seine Seite lesen und begeistert zustimmen, ohne wirklich nachzudenken und zu hinterfragen. Steht ja nu alles im Internet - muß also stimmen. "
Anmerkung Heyer: Ich habe mich nicht aus dem Staub gemacht, sondern wurde von den Betreibern des Forums wegen meiner Kritik an ihren Betriebsweisen gesperrt.