Projekt Landbiene




Hier wird das "Projekt Landbiene" ausführlich vorgestellt. Verbesserungsvorschläge bitte im Unterforum "Diskussion des Projektes" veröffentlichen..

Re: Projekt Landbiene

Beitragvon hanjoheyer » So 31. Jul 2011, 08:08

Ein Wort noch zu den verhonigten Bruträumen:

Die gibt es bei mir nicht mehr, seit ich ohne Absperrgitter imkere. Nur wenn die HR voll sind, wird der Honig zwangsläufig im BR gespeichert. Deshalb sorge ich für Entlastung im HR, indem ich den Honig nicht mit einemmal ernte, sondern nach und nach.

HW mit Brut hänge ich zurück, was kein Problem ist, da ich ohnehin nicht allen Honig des HR ernte. Stattdessen nehme ich dann eben die nächste Honigwabe mit. Ich sehe es auch keineswegs als Problem an, ein- oder zweimal bestiftete Waben als Honigwaben zu verwenden. Sie sind in der Schleuder stabiler. Dass sie sich qualitätsmindernd auf den Honig auswirken, ist ein falsches Vorurteil aus unseren modernen Zeiten des Hygienewahns, dem wir all diese Allergien verdanken, die sich epidemieartig über die (hygienisch lebenden) Europäer und Amerikner ausbreiten.

Im Jahr 2011 kam mir die etappenweise Ernte sehr entgegen. Ich erntete pro Volk immer nur 1 - 4 Waben, schleuderte sie und hängte die Leerwaben hinten wieder in den HR ein. Nach der reichlichen Rapsernte schien wegen der 2-monatigen extremen Trockenheit eine Trachtlücke zu herrschen. Trotzdem vergrößerten sich die Honigvorräte wieder. Erst später merkte ich, was die Bienen da fanden: Tannenhonig! Der war zäh und wasserarm, und ich erntete wieder nur 1 - 4 Waben pro Volk - immer schön von vorne und hängte die leergeschleuderten Waben hinten wieder hinein. Ich begann also Ende Juni einen Honig zu ernten, der kaum noch Raps enthielt und von mal zu mal dunkler und zäher wurde.

Die anderen Imker wollten ihren Sommerhonig Ende Juli schleudern - und waren überrascht, dasss er kaum aus den Waben ging. Der zähe Honig war zum Teil bereits zum Betonhonig kristallisiert. Ich hatte also mehr Glück mit meiner Erntemethode. Da ich bereits den Rapshoinig in 2 Etappen erntete, habe ich auch hier zwei Honig-"Sorten": eine ganz helle, fast weiße und eine bereits etwas dunkere. Als drittes kommt nun der "halbe Tannenhonig" hinzu, der vermutlich aus Raps, Wiesenblumen (leider kaum Klee) und Tannenhonig besteht.
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von Anzeige » So 31. Jul 2011, 08:08

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Geerbt oder gelernt?

Beitragvon hanjoheyer » So 4. Sep 2011, 09:26

Da der erste Beitrag dieses Threads vom Verhältnis erlernten Verhaltes und genetisch determinuierten Verhaltens der Biene zum Thema hatte, möchte ich an dieser Stelle einen LINK aus SPIEGELonline zu einem interessanten Artikel bringen, in dem ebendieses Thema angeschnitten wird:

http://www.spiegel.de/spiegelwissen/0,1 ... 36,00.html

Zitat: "Die Gene sind nicht an allem schuld: Die Umwelt, also auch die Erziehung, entscheidet, welche Anlagen sich entfalten. Die frühkindliche Prägung wiederum hinterlässt Spuren im menschlichen Erbgut."

Ich erinnere mich noch an eine Aussage Manfreds, der die Ergebnisse Alois Wallners Varroaresistenzzucht mit den Worten kommentierte, dass Wallner wahrscheinlich erlerntes Verhalten des Biens mit genetisch verankertem Verhalten verwechsele. Wallners selektierte viele Jahre lang seine Bienen auf das Verhalten hin, dass sie den Milben die Beine abbeißen. Auf Wallners Bienenstand erreichten die Bienen eine gewisse Varroaresistenz; die Bienen überleben ohne Medikamente. Bienenforscher Liebig testete 18 Wallner-Königinnen, die er in eigene Völker einweiselte. Diese Völker erwiesen sich als nicht resistent, woraus Liebig schloß, dass Wallner ein Betrüger sein müsse. Manfred - und auch ich - äußerten jedoch die Vermutung, dass nicht einzelne Königinnen Trägerinnen des Beineebbeißergens seien, das sie dann ihren Nachkommen weitergeben, sondern dass Wallners Bienen nicht als Einzelbienen, sondern als Volk das Verhalten des Beineabbeißens gelernt haben.

Ich möchte im Folgenden diese Idee weiter ausführen:

Bienen handeln wie wir Menschen denken. Wenn Menschen eine Antwort auf eine Frage suchen, simulieren sie im Denkprozess viele Möglichkeiten durch und entscheiden, welche der geistig erprobten Möglichkeiten die beste Erfolgsaussicht hat. Was Menschen in der Phantasie durchspielen, machen die Bienen praktisch. Wenn sie in der Schwarmtraube hängen und Dutzende Spürbienen aussenden, die geeignete Nisthöhlen suchen, und wie sie die Entscheidung für die beste Nisthöhle finden, entspricht exakt unseren Denkprozessen. Wenn zB fünf Spürbienen fünf Nisthöhlen gefunden haben, fliegen sie zur Schwarmtraube zurück und machen Werbung für ihre Funde. Einige Bienen lassen sich überreden und folgen den Spürbienen zu ihren jeweiligen Funden. Wenn die jeweilige Nisthöhle geeignet erscheint, macht auch die zweite Biene nach der Rückkehr zur Schwarmtraube Werbung für die neue Wohnung und rekrutiert weitere Bienen. Der Bienenforscher Seeley hat das aslles sehr gut erforscht. Je nach Begeisterung für die neue Wohnung fällt die Werbung unterschiedlich intensiv und die Rekrutierung neuer Bienen unterschiedlich erfolgreich aus. Irgendwann fliegen kaum noch Bienen zwischen Traube und der weniger attraktiven Nisthöhle hin und her, sondern ausschließlich zwischen Traube und dem Favoriten. Dann kommt das Aufbruchsignal und der gesamte Schwarm fliegt zur auserwählten Nisthöhle.

So lernt die Biene. Selbiges findet beim Erlernen zB des Beineabbeißens statt. Wenn eine Biene aus ihrem Repertoir möglichen Verhaltens ein Verhalten abgerufen hat, das das Beineabbeißen zur Folge hat, macht sie Werbung für dieses Verhalten und findet schließlich Nachahmer. Irgendwann beherrschen allein durch Nachahmung so viele Bienen dieses Verhalten, dass das gesamte Volk varroaresistent ist.

Ich kenne dieses Verhalten von Mensch und Biene aus der Verhaltensforschung und der Kybernetik. Dort bezeichnet man dieses gemeinschaftliche Lernen als das Aussenden von Memen oder Agenten. Auch dieser Forums-Beitrag ist genaugenommen nichts weiter, als ein kybernetisch, bzw, logisch geschlossenes Konstrukt aus Informationen, ein fast eigenständiges Informationssystemchen, Mem oder Agent genannt, das sich nun seinen Weg durch den Wissenskosmos oder das Internet sucht und sich dort auch verbreitet - falls es andere Menschen zu überzeugen vermag. Auf diese Weise breiten sich neue Ideen aus. Allerdings nur, wenn sie Begeisterung hervorrufen und die Neubegeisterten beginnen, Werbung für die neue Idee zu machen. Meme oder Agenten sind wie kleine Gespenster oder Geisterchen, die körperlos durch die Wissensuniversen wandern, sich vermehren, verändern, organisieren usw.. Es findet in dieser geistigen Sphäre eine zweite Evolution statt.

Auf diese Weise wird - vermutlich - auch das Internet irgerndwann zu einer eigenen Intelligenz sich entwickeln, und die Menschen machen über die Verbreitung derartiger Meme das, was man gemeinhin "Kultur" (im Gegensatz zur Natur) nennt.

Bienen leiden, wenn sie von Milben besetzt sind, und wenn eine Biene von einer Artgenossin von einer Milbe befreit wird, fühlt sie sich besser und ahmt folglich das Verhalten dieser Genossin nach. So entsteht das, was wir Lernen nennen. Das gelernte Verhalten wird langsam, wenn es sich über viele Jahre bewährt hat, verfestigt, d.h. ins Genom übernommen.
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