John Kefuss und die Bienenwissenschaft




Hier wird das "Projekt Landbiene" ausführlich vorgestellt. Verbesserungsvorschläge bitte im Unterforum "Diskussion des Projektes" veröffentlichen..

John Kefuss und die Bienenwissenschaft

Beitragvon hanjoheyer » Mi 22. Dez 2010, 10:45

John Kefuss hat meiner Meinung nach den Bienennobelpreis verdient, da er den großen Durchbruch in Sachen Varroa-Toleranzzucht geschafft hat. Zwar gibt es auch einen deutschen Imker - Hartmut Schneider - , der seit 1993 keine Varroabehandlung gemacht hat, aber Schneider hat seine "Methode" m.E. nicht aktiv genug an die Öffentlichkeit gebracht - oder soll ich sagen: die Öffentlichkeit hat aus welchem Grund auch immer Schneiders Erfolge nie richtig zur Kenntnis genommen.

Im Deutschen Bienenjournal 1/2011 finden wir einen langen Bericht über den in Südfrankreich lebenden Amerikaner John Kefuss und dessen Berufsimkerei mit über 600 Völkern, die inzwischen varroatolerant sind. Kefuss ist sogar auf künstliche Milbeninfektionen angewiesen, - er kauft sich Milben von konventionellen Imkern oder stellt seine eigenen Völker neben milbenverseuchte Völker anderer Imker auf - um den Selektionsdruck aufrechtzuerhalten; seine Völker könnten womöglich ihre Varroatoleranz, die noch nicht fest genetisch verankert ist, wieder einbüßen.

Kefuss nennt seine Methode "Bond"-Methode nach dem James Bond-Film "Leben und sterben lassen". Seit 1999, also 6 Jahre nach Schneider, behandelt er seine Völker nicht mehr gegen die Varroamilben. Entgegen schlimmerer Erwartungen verlor er nur 2/3 aller Völker, statt der erwarteten 9/10. Um die Verluste auszugleichen, schröpft er die überlebenden Völker, d.h. er entnimmt Brutwaben und macht Brutableger. Die Jungköniginnen werden auf natürliche Weise verpaart, ich nehme mal an, er meint Standbegattung. Inzwischen belaufen sich Kefuss' Winterverluste auf durchschnittliche 15 % (Schneider: 14 %).

Kefuss nennt als wichtigste Erfolgsbedingung die Verwendung heimischer Populationen (Landbienen!) mit hoher genetischer Vielfalt über Rassegrenzen hinweg, d.h., es sind uneinheitliche Bestände - sog. bunte Promenadenmischungen - erwünscht. Starke Völker stehen neben schwachen. Die sog. "Schwachen" werden nicht aufgelöst wie es heute noch in allen Imkerlehrbüchern empfohlen wird. Wer überlebt, hat auch ein Lebensrecht! Bond-Methode eben!

Kefuss schreibt: "Wir glauben, dass es die moralische Verantwortung jedes Imkers ist, solche Bienen zu züchten und den Einsatz von Medikamenten zu verringern."

Kefuss' sensationelle Bond-Methode lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Nichtstun! Einfacher gehts nimmer!

Auf mich wirkte die Lektüre des Artikels als nobelpreisverdächtige Erfolgsstory. Doch dann kam die deutsche Bienenwissenschaft in Gestalt Dr. Ralf Büchlers ins Spiel - und erwartungsgemäß wird es jetzt kompliziert. Der Artikel beginnt auf Seite 14 des Bienenjournals. Vorher (S. 7) hatten wir schon den Monatshinweis von Dr. Werner von der Ohe vom LAVES-Institut für Bienenkunde Celle zur Kenntnis genommen. Er schreibt: "Bleibt zu hoffen, dass trotzdem alle Imker ihre Bienenvölker ordnungsgemäß nach der Honigernte behandelt haben..." Dem darf Büchler natürlich nicht allzusehr widersprechen, um den Burgfrieden innerhalb der Wissenschaftlerzunft nicht zu stören.

Zwar schreibt Büchler, dass nach Kefuss' Methode die natürliche Selektion voll greife und sich deshalb auch die züchterischen Erfolge einstellten, und dass wir (die deutschen Imker) durch den Einsatz der Varroazide diese natürliche Selektion weitgehend aushebeln. Trotzdem will er Kefuss' Methode nicht auf Deutschland übertragen wissen.

Büchler schreibt über Kefuss Bond-Methode, dass sie in Deutschland leider nicht praktizierbar sei, da die Honigerträge zu wünschen übrig ließen und Kefuss' Bienen nur mit Schleier zu bearbeiten seien. Die Sanftmut deutscher Bienen müsse unbedingt erhalten bleiben. (In Ohes besagtem Monatshinweis lesen wir von fünfstöckigen Bienenbeuten "Deutsch Normal" Ende Mai und Ernten von 70 kg Honig. Das lässt sich mit Kefuss Methode wohl nicht erreichen). Stattdessen schlägt er eine kaum funktionierende Methode der Varroatoleranzzucht vor, die Methode der AGT, die voraussichtlich frühestens in 30-50 Jahren erste Erfolge verbuchen wird, da nach dieser Methode auch möglichst viele nichtresistente Völker am Leben gehalten werden und auch die Reinzuchtbetriebe erhalten werden sollen, was jegliche Fortschritte früher oder später wieder zunichte machen wird.

Auch die Tatsache, dass die deutsche Imkerschaft gegenwärtig um die Zulassung der 80 % igen Ameisensäure neben der bereits zugelassenen 60 % igen Säure kämpft und nichts gegen das immer noch bestehende generelle Behandlungsgebot unternimmt (Varroabehandlung ist in D gesetzlich vorgeschrieben!), spricht für meinen Verdacht, dass Kefuss' Erfolge bei der deutschen Bienenwissenschaft unerwünscht sind. Zudem erinnere ich mich noch deutlich an die Worte zweier Bienenwissenschaftler, die mir auf meine Nachfragen hin persönlich sagten, dass lügt, wer behauptet, varroatolerante Bienen zu haben.

Kefuss brauchte drei Jahre vom Entschluss, keine Behandlungen mehr durchzuführen bis zum tatsächlichen Wagnis. Immerhin stand seine berufliche Existenz auf dem Spiel. Nachdem er nun bewiesen hat, dass seine Methode funktioniert, empfiehlt er die Nachahmung und ergänzt, dass Imker, die über nur wenige Völker verfügen, sich zu Gemeinschaften zusammenschließen könnten, um das Wagnis gemeinsam eingehen zu können. Ich habe meine Hoffnung, es mögen sich Imker aus dem Birkenfelder Raum bei mir melden, immer noch nicht aufgegeben.

Bei mir sind nun ebenfalls drei Jahre des Zögerns vergangen. Ich denke, nach dieser neuesten Bestätigung und Ermutigung seitens John Kefuss durch o.g. Zeitschriftenartikel sollte ich im kommenden Jahr endgültig auf jegliche Varroabehandlung verzichten und mir zudem einige Mellifera-Königinnen kaufen, um die genetische Vielfalt meiner Völker - Kefuss' Hauptbedingung für das Gelingen - zu erhöhen.

Ich hatte mich dieses Jahr entschlossen, nicht mehr über Brutableger zu vermehren, sondern nur noch über Schwarmvorwegnahme. Bei diesem Entschluss soll es vorerst bleiben, aber ich möchte dennoch herausfinden, ob Kefuss mit dem von ihm praktizierten Schröpfen wirklich Brutableger (Entnahme von Brutwaben) meint oder ob auch die Entnahme von Bienen ohne Brutwaben (von ihm) als Schröpfen bezeichnet wird.

Nachtrag 16.4.11: http://imker-kiel.de/news/infodienste/68-die-varroaswm

Nachtrag 26.6.2011: Ich hatte Gelegenheit, einen Vortrag von Dr. Büchler zu hören und mit ihm zu sprechen. Bericht: 94856264nx35755/diskussion-des-projektes-f5/briefwechsel-mit-nordbienenzuechter-t74-s10.html .

Aus dem Vortrag ging - für mich - hervor, dass die Nadeltestmethode, mit der die Ausräumrate (toter Brut) züchterisch verbessert werden soll, keine große Rolle (mehr?) spielt. Wesentliche Grundlage für Büchler und für die AGT ist durchaus Kefuss BOND-Methode, die zu einer "Soft-Bond-Methode" geändert wurde. Man lässt die Völker, die den Milben nicht mehr standhalten, nicht zugrundegehen, sondern rettet sie mittels Ameisensäure, aber man schließt sie (eine Zeit lang) aus dem Zuchtprogramm aus und weiselt diese Völker um. Es gibt noch kein Volk im AGT-Zuchtprogramm, das dauerhaft im Programm bleiben kann. Es benötigt ab und zu eine Säurebehandlung oder die einmalige Entnahme aller Brutwaben. An den AGT-Belegstellen stehen wesentlich mehr unbehandelte Vatervölker als früher. Die riesige Drohnenzahl bewirkt einen Konkurrenz-"Druck" Richtung Varroatoleranz/-resistenz. Da Drohnen monoploid sind, schlagen Genschäden stets voll durch, sodass nur die Resistentesten zum Zuge kommen. Ich denke, diese Methode funktioniert. Meine Kritik, dass in der AGT Völker aus allen Gegenden Deutschlands herumkutschiert werden, sodass keine Ökotypen entstehen könnten, erkannte Büchler an, aber man verzichte auf dieses Transportverbot, da ansonsten dieses deutschlandweite Projekt nicht durchführbar sei. Nur wenige Imker, die zudem in ganz Deutschland verteilt leben, beteiligen sich am Projekt.
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Re: John Kefuss und die Bienenwissenschaft

Beitragvon Mannfred » Mi 22. Dez 2010, 14:33

Grüß Dich, Joachim

Du hast ja wieder einmal einen Euphorieschub.

Das Projekt Landbiene verstehe ich so, daß ich in Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten das Bestehende als Basis für Vermehrung und Auslese nutze. Ständige Neukombinationenen verzögern und erschweren aus meiner Sicht das angestrebte Ziel einer homogenen und angepaßten Population.

Für einen Überlebenstest ist es ausreichend, nur die aussichtsreichsten Völker auszulesen.

Gar nichts tun erscheint mir als sehr arbeitsaufwendig - die Reste vom Feste wollen und sollen ja auch wieder aufgeräumt werden.

Herzliche Grüße Mannfred
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Re: John Kefuss und die Bienenwissenschaft

Beitragvon hanjoheyer » Mi 22. Dez 2010, 23:17

Ja ja, Mannfred, zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust, dichtete Goethe einmal - und mir geht es nicht anders. Einerseits möchte ich genau das, was du empfiehlst - das Bestehende als Basis der Landbienenzucht nutzen, und andererseits möchte ich gern die Dunkle Biene hier wieder heimisch machen. Am liebsten möchte ich beides gleichzeitig machen. In meinem Beitrag "Drei Ziele" schrieb ich bereits darüber. Ich gebe zu, dass Dilemma immer noch nicht zufriedenstellend aufgelöst zu haben.

Am liebsten möchte ich eine varroatolerante/-resistente heimische akklimatisierte dunkle Landbiene.

Unter Nichtstun verstehe ich die züchterischen Eingriffe des Imkers. Wenn er nicht züchtet, sondern die "Zucht" der Natur überlässt - was anderes ist die Bond-Methode? - ist es am besten.

Ich habe übrigens nur noch 20 Völker. Mein Sorgenkind, das varroabelastete Volk 13, das wegen Konstruktionsmängel meiner ersten Selbstbaubeute nicht erfolgreich entmilbt werden konnte (der offene Boden wurde nur scheinbar geschlossen; ich bemerkte die seitlichen Öffnungen im Boden zu spät) ist aufgrund seiner Milbenlast in die Nachbarbeute V8 umgezogen. Nicht eine Biene war zurückgeblieben! Das Nachbarvolk war überraschend stark. Ich gab ihm die Futterzarge von V13.

Sonst gibt es nichts Neues. Wir hatten hier 50 cm Schnee, der seit gestern wegtaut. Ich musste fast jeden Tag 1 - 2 Stunden Schnee schippen. Der letzte Winter bot schon einen Schneerekord. Doch dieser übertrifft das Vorjahr um Längen!

Ich wünsche dir - und allen Lesern - ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

joachim
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Varroa und kein Ende?

Beitragvon hanjoheyer » Mo 27. Dez 2010, 12:52

Nachdem ich oben über den "Varroa-Artikel" im Deutschen Bienenjournal 1/2011 geschrieben habe, folgt nun ein Beitrag von Dr. Wolfgang Ritter über den "Varroa-Artikel" in "die biene" 1/2011 mit dem Titel "Varroa und kein Ende? - 30 Jahre Erfahrung und was wir daraus lernen können".

In diesem Artikel wird berichtet, dass ab dem Jahre 1978, als die Varroamilbe nach Deutschland kam, die Entscheidung anstand, entweder dem Österreicher Josef Bretschko, der dieselbe Methode vorschlug, wie John Keefus sie etliche Jahre später mit der von ihm genannten "Bond"-Methode praktizierte, oder ob man es mit der chemischen Keule versuchen wollte, um der Horrorvorstellung bienenleerer Landschaften und großen Mitgliederschwundes der Imkervereine zu begegnen.

Die deutsche Bienenwissenschaft war offenbar der Meinung, mit Chemie das Problem endgültig lösen zu können. Welch Armutszeugnis für die Bienenwissenschaft! Es hätte ihr vollkommen klar sein müssen, das die Milbe NIEMALS mit Chemie endgültig ausgerottet werden kann, und dass die wahre Lösung des Milbenproblems mit Chemie nur verzögert werden kann.

Heute stehen wir in der Situation, den von der Bienenwissenschaft eingeschlagenen Weg als endgültig gescheitert anzuerkennen und Bretschkos (und Kefuss') Lösung wieder aus der Schublade zu ziehen. Die Statistik beweist, dass unsere Bienen von Jahr zu Jahr den Milben weniger Widerstand leisten können. Der völlige Zusammenbruch der Bienenvölker trotz Chemie (ich sage: wegen Chemie) steht kurz bevor.

Es heißt: "Nie wurde die Vorstellung von Bretschko ganz aufgegeben." Aber dann heiß es sofort auch: "Doch auch hier stehen am Anfang der Selektion immer der Zusammenbruch und die unkontrollierte Verbreitung von Milben. Unser Nachbar fordert daher zu recht, dass solche Experimente nur abseits von seinen Bienen gemacht werden."

Wir sehen, unsere Bienenwissenschaft und Imkerschaft muss noch viel lernen, solange sie nach dem Motto leben: Wasch mich, aber mach mich nicht nass! Das "Nachbarschaftsargument" verhindert die gute Tat - zwingt die Imker, das Falsche weiterzutun, und eröffnet den "Experten" ihre hoffentlich gut bezahlten Handlungsfelder zB auf idyllischen abgelegenen kroatischen Inseln. So, meine Herren, gehts nicht. Aber warten wir ab, was in den nächsten Artikeln kommt. Bayer hat schon mal ein neues Medikament entwickelt. Das muss jetzt erst einmal auf den Markt...

Es wird eine Artikelserie über alternative Methoden angekündigt.
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Deutscher Imkerbund und die Bienenwissenschaft

Beitragvon hanjoheyer » Di 11. Jan 2011, 17:50

http://www.cbgnetwork.org/2757.html

Zitat:

Nach diesen Grundsatzbemerkungen möchte ich noch zwei spezielle Anliegen vorbringen, die uns derzeit am meisten auf den Nägeln brennen.
Welch fatale Folgen die "Selbstaufsicht der Chemiekonzerne" durch einen gefügig gemachten Staatsapparat hat, erfahren viele Imker infolge der zu laxen Kontrolle von Pflanzenschutzmitteln (PSM). Seit Jahren berichten Imker zeitgleich mit der Einführung sogenannter Neonicotinoide - einer hochwirksamen Gruppe von PSM zur Saatgutbeizung - wie z.B. Clothianidin, die das Immun- oder Nervensystem schädigen - von einer nie da gewesenen Steigerung des Bienensterbens von bis zu 25 % der Bienenvölker.

Von Industrie, Behördenvertretern und Politikern wird uns stattdessen weiß gemacht, die wahre Ursache sei ein zu starker Varroa Milben Befall. Die unter unabhängigen Wissenschaftlern völlig unstreitige Tatsache, dass es gerade die Schwächung des Immunsystems der Bienen durch diese PSM-Nervengifte ist, welche diese in einer Weise anfällig für die Varroa-Milbe machen, wie wir es noch nie kannten, wird unterschlagen.
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Bienensterbern

Beitragvon hanjoheyer » Fr 14. Jan 2011, 11:58

Bienensterben

Mein Beitrag in www.hanjoheyer.de/Aktuelles35.html

http://www.klaus-baum.info/2011/01/11/b ... rzeichnen/

Ich bin selbst Imker und fühle mich vom großen Bienensterben besonders betroffen. Es sind nicht nur die modernen sog. Pflanzenschutzmittel, - ein positives Wort für die unschönen Pestizide oder Insektenvernichtungsmittel - die für Insekten und natürlich auch für Bienen hochgiftige Neonicotinoide enthalten; auch die Varroamilbe macht den Bienen (und Imkern) schwer zu schaffen, zumal die Bienenwissenschaft nicht müde wird, dem Imkern permanent zu empfehlen, die Bienen mit Medikamenten (Ameisensäure, Oxalsäure u.a.) zu behandeln, was kurzfristig hilft, aber langfristig die Varroamilbe resistent macht und die Bienen schwächt. Besonders in den USA sind die jährlichen Völkerverluste inzwischen derart hoch, dass die Bestäubung der Pflanzen kaum noch gewährleistet werden kann.

Vorgestern las ich wieder einmal in einer ganz normalen Tageszeitung (Nahe-Zeitung, 10.1.), dass der Bienenwissenschaftler Christoph Otten vom Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen den Imkern eindringlich rät, ihre Völker konsequent gegen den Schädling zu schützen, was nichts anderes bedeutet, als die o.g. Medikamente zu verwenden. Aufgrund der zunehmenden Schwächung des Immunsystems der Bienen reichen immer weniger Milben aus, um einem Volk den Garaus zu machen, und immer mehr Medikamente werden benötigt. Ein unheilvoller Teufelskreis, den ich mit meinem Projekt Landbiene (einführender Artikel hier ) zu begegnen versuche. Wir müssen endlich mit dieser künstlichen Bienenzucht, bei der Bienen verschiedenster Rassen verkreuzt werden, aufhören, da sie sämtliche angepassten natürlichen Ökotypen vernichtet. Die Deutsche Biene, eine apis mellifera mellifera, wurde bereits ausgerottet. Was wir brauchen, ist eine ganz normal, unter natürlichen Bedingungen lebende Landbiene, bei der man auf medikamentöse Behandlung verzichtet. Dass das möglich ist, beweist zB ein südfranzösischer Imker (John Kefuss), der seine Völker schon seit Jahren nicht mehr behandelt. Die deutsche Imkerschaft nimmt das zwar zur Kenntnis, zieht daraus jedoch keine Konsequenzen und startet staatlich und von der Industrie geförderte Züchtungsvorhaben, die angeblich erst in Jahrzehnten zu Erfolgen führen sollen.

Die deutsche Bienenwissenschaft hat längst ihre Unschuld verloren, seit sie von der Pharmaindustrie zunehmend abhängig ist. Völkerverluste durch die neuen Pflanzenschutzmittel werden gern auf die Varroamilbe geschoben. Das bringt die Pharmaindustrie aus der Schusslinie und ermöglicht durch Medikamentenverkauf neue Geschäftsfelder. Als der neue Vorsitzende der Deutschen Imkerbundes Peter Maske derartige Zustände an die neue Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner schrieb, musste er beinahe seinen Hut nehmen - hätte er nicht sofort zurückgerudert und mitgeholfen, die alten Machtverhältnisse wiederherzustellen. Seitdem behauptet die deutsche Bienenwissenschaft wieder fast einstimmig, dass die von Kefuss propagierte "Bond"-Methode ("Leben und sterben lassen") in Deutschland nicht durchführbar sei, dass deutsche Imker nicht mit Honigeinbußen leben könnten und dass sich Nachbarimker mit Recht beschweren würden, wenn ein Imker seine Völker nicht mehr behandele. Dessen Varroamilben würden dann die Bienen des Nachbarn reinfizieren und dessen medikamentöse Bahandlung wirkungslos machen. Mit anderen Worten: Die deutschen Bienenwissenschaftler raten vehement von der einzig richtigen Methode ab, weil ihr Nachbarschaftsstreitigkeiten und Honigeinbußen entgegenstehen! Statttdessen werden ständig neue Behandlungsmethoden und Medikamente ausgetüftelt. Bayer hat gerade wieder was Neues auf den Markt geworfen. Das muss jetzt auch verkauft werden.

Die Bienenwissenschaft rät dem normalen Imker, mit Medikamenten zu behandeln. Die Varroatoleranzzucht soll der Wissenschaft und einem kleinen Züchterkreis überlassen werden, die im Erfolgsfall die Imkerschaft mit den Segnungen ihrer Arbeit beglücken soll. Auf diese Weise wird erreicht, dass die Wissenschaft noch viele Jahre ungestört den Geldsegen von Staat und Industrie genießen darf.

Hier ein Zitat aus http://www.cbgnetwork.org/2757.html

Nach diesen Grundsatzbemerkungen möchte ich noch zwei spezielle Anliegen vorbringen, die uns derzeit am meisten auf den Nägeln brennen.
Welch fatale Folgen die "Selbstaufsicht der Chemiekonzerne" durch einen gefügig gemachten Staatsapparat hat, erfahren viele Imker infolge der zu laxen Kontrolle von Pflanzenschutzmitteln (PSM). Seit Jahren berichten Imker zeitgleich mit der Einführung sogenannter Neonicotinoide - einer hochwirksamen Gruppe von PSM zur Saatgutbeizung - wie z.B. Clothianidin, die das Immun- oder Nervensystem schädigen - von einer nie da gewesenen Steigerung des Bienensterbens von bis zu 25 % der Bienenvölker.

Von Industrie, Behördenvertretern und Politikern wird uns stattdessen weiß gemacht, die wahre Ursache sei ein zu starker Varroa Milben Befall. Die unter unabhängigen Wissenschaftlern völlig unstreitige Tatsache, dass es gerade die Schwächung des Immunsystems der Bienen durch diese PSM-Nervengifte ist, welche diese in einer Weise anfällig für die Varroa-Milbe machen, wie wir es noch nie kannten, wird unterschlagen.

Nachtrag 12. + 13.01.: Diese Links im Bienenartikel eingefügt: http://www.bnc.bayer.com/bayer/bnci.nsf ... ccm=010010 und http://diepresse.com/home/politik/eu/61 ... ihre-Imker

Angesichts der Tatsache, dass es bereits varroatolerante/-resistente Bienen gibt, erscheinen Forderungen wie diese

"Gleichzeitig soll mehr Geld in die Erforschung der Ursachen von Bienenkrankheiten und in Maßnahmen dagegen investiert werden. Gefragt sind vor allem Mittel gegen die Varroa-Milben. Außerdem sollen die Imker geförderte Tierarzneimittel bekommen"

unverständlich, ja kontraproduktiv. Wozu braucht man Medikamente, wozu Forschung, wenn die positiven Ergebnisse bereits vorliegen?

In http://www.cbgnetwork.org/2757.html heißt es:

Ende Dezember waren aus Empörung über einen offenen Brief des Deutschen Imverbundes (DIB) und des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes (DBIB) zahlreiche Wissenschaftler aus dem Beirat des Imkerbundes zurückgetreten. Der Bauernverband findet "Diktion und Inhalt" des Schreibens "unmöglich". Einige Landesverbände des DIB hatten ein Abwahlverfahren gegen den erst seit Oktober amtierenden Präsidenten Peter Maske angestrebt - erfolglos. Die Mehrheit der Imker steht hinter ihrem streitbaren Präsidenten.
Dieser hatte gemeinsam mit seinem Kollegen Manfred Hederer von den Berufsimkern Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) schriftlich im Amt willkommen geheißen. In ihrem Begrüßungsschreiben beklagten sich beide bitter über die "Verflechtung von Wirtschaftsinteressen, Forschung und Behörden".
Forschung benötige Geld, und dieses Geld werde "gerade im Bereich der Agroindustrie ausnahmslos von Firmen wie Bayer, BASF, Syngenta etc. zur Verfügung gestellt". Dies habe etwa dazu geführt, dass im Bienenmonitoring, in dem Imker und Bienenforschungsinstitute seit fünf Jahren gemeinsam versuchen, dem vermehrten Bienensterben auf die Spur zu kommen, vor allem Bienenkrankheiten wie die Varroa-Milbe untersucht worden seien. Der Frage, welche Rolle Pflanzenschutzmittel oder gentechnisch veränderte Pflanzen spielten, seien die Wissenschaftler hingegen nicht nachgegangen.



Ausschnitt aus dem Brief Peter Maskes an die Landwirtschaftsministerin:

Lassen sich Zusammenhänge zwischen Giften und Bienenschäden gar nicht mehr leugnen, werden die Versuche abgebrochen oder - wie kürzlich im Fall Oberrhein - die Gründe für das Bienensterben verzerrt dargestellt. Für weitere Versuche fehlt dann das Geld, während gleichzeitig Millionen zur sogenannten Akzeptanzforschung bereit gestellt werden, die letztlich nichts anderes sind als Marketingmaßnahmen für die Agroindustrie durch öffentliche Stellen.

Ein besonders krasses Beispiel für diese Ausschaltung staatlicher Kontrolle über die Agroindustrie ist das deutsche Bienenmonitoring, welches von den Bieneninstituten zusammen mit den Imkern durchgeführt wird. Eigentlich wurde es eingeführt, um die Rollen von bienengefährlichen Pestiziden und Insektiziden beim Bienensterben aufzuklären. In Wahrheit unternahm es das Bienenmonitoring bisher nicht, die Rolle von Pflanzenschutzmitteln beim Bienensterben zu untersuchen. Vielmehr wurde nach allen möglichen Ursachen (regionale, klimatische Bedingungen, Haltung, Milben etc.) gesucht. Ob in der Nähe von Bienenbeständen Pflanzenschutzmittel angewandt wurden, wurde nicht einmal erhoben. Diese bewusste Blindheit hat einen Grund: Das Bienenmonitoring wird im Wesentlichen von der Agroindustrie finanziert. Genau dieses Bienenmonitoring wird aber seit Jahren von Wissenschaft, Aufsichtsbehörden und Politik angeführt, um die angebliche Unbedenklichkeit von Pestiziden, Insektiziden und Saatgutbeizen zu belegen.

Das gleiche Muster findet man bei der Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen. Obwohl die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA bis heute keinen einzigen Langzeittest für gentechnisch veränderte Pflanzen durchführte, wird behauptet, diese Pflanzen seien sicher.



Das Vorgehen der Bienenwissenschaft bei mehreren Großversuchen, die im Grunde Kefuss' erfolgreiche Methode wiederholten, war ähnlich des oben beschriebnen Verhaltens: Die Tests wurden abgebrochen, als sich der Erfolg abzuzeichnen begann. Unter Beibehaltung des Namens dieser Versuche wurden völlig andere Projekte zwecks Verschleierung durchgeführt. Mehr darüber ist in meinem "Projekt Landbiene" zu finden.
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Re: John Kefuss und die Bienenwissenschaft

Beitragvon ChrisM » Di 25. Okt 2011, 14:39

Hallo! Kurze Frage: Wer war dieser Imker Hartmut Schneider? Was hat der gemacht und wie? Das Netz gibt wenig her, weißt Du was genaueres??

Gruß Christian
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Re: John Kefuss und die Bienenwissenschaft

Beitragvon Mannfred » Mi 26. Okt 2011, 05:47

Grüß Dich, Chris

Hartmut Schneider hat einfach aufgehört, Milben zu züchten. Ein Bienenvolk, daß unbehandelt überlebte, hat Ihn dazu ermutigt.

http://www.buckfast.de/lvbb/content.php?id=34

Herzliche Grüße Manfred
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Re: John Kefuss und die Bienenwissenschaft

Beitragvon edlwolf » Mi 26. Okt 2011, 07:07

Mannfred hat geschrieben:Grüß Dich, Chris

Hartmut Schneider hat einfach aufgehört, Milben zu züchten. Ein Bienenvolk, daß unbehandelt überlebte, hat Ihn dazu ermutigt.

http://www.buckfast.de/lvbb/content.php?id=34

Herzliche Grüße Manfred

Danke Manfred, für den Link, denn ich voll und ganz unterschreiben könnte
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Re: John Kefuss und die Bienenwissenschaft

Beitragvon ChrisM » Do 27. Okt 2011, 11:58

Danke für den Link! Sehr interessant, sehe ich auch so! Aber hat es der Mann bei der Theroie belassen oder selber probiert? So wie man das im Text von hanjoheyer liest scheint es so zu sein. Weiß jemand was genaueres?

Gruß Christian
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