Eine Art VORWORT
- Im ersten Posting kritisiere ich die Züchterideologie
- Es werden einige Imker vorgestellt, die behaupten, bereits milbentolerante, bzw. resistente Bienen zu haben.
- Auf S. 2 wird über den bei Insekten verbreiteten "Winterstarre-Effekt" berichtet, der nun auch bei Bienen beobachtet werden konnte.
- Auf S. 3 wird über "Doppelten Brutstopp" und "Zwischenbodenableger" zur biol. Milbenbekämpfung diskutiert.
In http://www.hanjoheyer.de/aktuelles29.html hatte ich folgendes geschrieben:
(In diesem Beitrag taucht der Name "Sarrazin" auf. Er begreift sich als Menschenzüchter, der gleich manchen Bienenreinzüchtern mittels scharfer Auslese eine edlere, leistungsfähigere Rasse erzeugen will. Ich kritisierte Sarrazin, indem ich sein Menschenzuchtprojekt mit der Bienenzucht verglich.)
Ich habe im Jahre 2007 das Imkern für mich entdeckt und habe, wie es meine Art ist, mich ausgiebig in Imkerforen umgetrieben und mich ausgiebig mit Imker- und Bienenliteratur beschäftigt. Es dauerte nicht sehr lange, bis ich merkte, dass es im Imkereiwesen nicht nur einen, sondern viel zu viele Sarrazins gab und gibt: die Bienenzüchter! Die Literatur erweckt den Eindruck, als bestehe die gesamte Imkerschaft aus Bienenzüchtern, statt aus -haltern, und jeder "Experte", der etwas auf sich hält, versucht seine Leserschaft zur Züchtung (Auslese der Schwachen) zu animieren. Ich selbst wurde auch kurze Zeit von diesem Züchtervirus infiziert, merkte dann aber recht schnell, dass dieses Züchten eine Sackgasse ist.
Was ich von den Bienen lernte, war, dass wir Imker nur sehr, sehr vorsichtig züchterisch eingreifen sollten, da die Natur sehr viel komplexer ist, als wir uns in kühnsten Träumen vorstellen können. Wir können gar nicht wissen, was wirklich für den Bien und uns, die Imker, gut ist. Unsere Zuchtziele sind allesamt ideologiebelastet und meist irreführend. In allen Büchern und Zeitschriften steht, man solle schwache Völker abtöten, wobei es bei Bienen meist ausreicht, die Königin umzubringen und durch eine andere zu ersetzen oder die Königin zu töten und das Volk mit einem starken Volk zu vereinigen. Immer wieder steht zu lesen: Das Schwache muss ausgemerzt werden, sonst vermindern sich die Honigernten.
11.5.13: Andererseits fordern mitunter dieselben Imker, die die schwachen Völker ausmerzen, dass man den Bien ohne Schleier bearbeiten müssen könne. Indem sie absolute Friedlichkeit fordern und nach diesem Kriterium Auslese betreiben, züchten sie schwache Bienen. Letztens sagte mir ein Imker, er lehne Keefus' varroaresistente Bienen ab, da sie Stecher seien und weniger Honig sammeln würden! Er bestritt, dass es einen Zusammenhang von Varroaresistenz und Wehrhaftigkeit geben könne!
Außerdem war er der Ansicht, dass es kein Varroaproblem gebe, da "wir über gute Medikamente - Ameisensäure, Oxalsäure - verfügen. Er warf mir Panikmache vor. Ich hingegen warf ihm vor, zu verhindern, dass der Bien von sich aus varroaresistent werden könne, und dass er die weitere Schwächung des Biens in Kauf nehme. Erst schwäche er den Bien durch Säuren und Auslese nach Friedlichkeit, und dann merze er schwache Völker aus, und dann nenne er sich auch noch Bienenfreund! Verrückt!
Ein anderer Imker bemerkte bei der Durchsicht seiner Völker, dass die Brutwaben eines Volkes sehr viele Löcher aufwiesen. Hier wurde offensichtlich viel Brut ausgeräumt. Löchrige Brutfelder sind ein Hinweis auf Milben. Der Imker interpretierte das als negatives Zeichen: Das Volk müsse sofort behandelt und umgeweiselt werden. Ich zog den entgegengesetzten Schluss: Die Bienen erkannten erfolgreich infizierte Brut und räumten sie aus! Ich hätte mich über dieses Brutbild gefreut und hätte dieses Volk wie gehabt 2 x mit AS behandelt (s. "Meine Betriebsweise"). -
Mir aber geht es nicht ausschließlich um hohe Honigerträge meiner Bienenvölker! Ich will auch gesunde Bienen haben. Seit über 30 Jahren steht die Weltimkerschaft im Krieg gegen die vor etwa 30 Jahren hier eingeschleppte Varroamilbe. Die Wissenschaft hat es zwar geschafft, biotechnische Verfahren und Medikamente gegen die Milbe zu entwickeln, aber es kann kein Dauerzustand bleiben, dass wir auf diese Mittelchen angewiesen sind. Wir brauchen eine gesunde, also eine varroaresistente, Biene. Es ist anzumerken, dass die Biene, auf sich allein gestellt, diese Resistenz sehr wahrscheinlich längst entwickelt hätte; es ist das Gesamtsystem Biene-Imkerschaft, das die Varroaresistenz bisher nicht zu erreichen vermochte. Der Mensch verhindert mit seinen Medikamenten (Ameisensäure, Oxalsäure, u.a.) derzeit die Resistenzwerdung des Biens gegen diesen Schmarotzer. Würden wir ab sofort alles richtig machen, müssten wir in Kauf nehmen, einige Jahre Honigeinbußen zu erleiden. Alle Imker würden jedes Jahr bis zur Hälfte ihrer Völker verlieren. Erst nach zehn Jahren - vielleicht - würden sich die Überlebensquoten verbessern. Von den Überlebenden wären über etliche Jahre geringere Ernten zu erwarten. Mit anderen Worten: dDe Berufsimker müssten über Jahre große finanzielle Einbußen hinnehmen. Das ist das Problem. Es wird mit Medikamenten und nichtresistenten Bienen weitergemacht, weil das wirtschaftliche Überleben der Berufsimker davon abhängt.
Ich bin jedoch überzeugt, dass auch Berufsimker mit der von mir vorgeschlagen Minimalmehthode - ein Kompromiss, bei dem medikamentell behandelt wird, allerdings mit im Laufe der Zeit sinkenden Dosierungen - gut über die Runden kommen könnten.
Ich habe nun in wissenschaftlichen Publikationen gelesen, dass die Bienen diverse Verhaltensweisen an den Tag legen, um die Schmarotzer, die sich vom Blut der Bienen ernähren und sich in der Bienenbrut vermehren, loszuwerden. Die Bienen, die Resistenz entwickeln, räumen mehr befallene Brut aus, als die nichtresistenten. Außerdem verlassen milbenbesetze Bienen, die dabei sind, Resistenz zu entwickeln, ihr Volk und kehren nicht mehr zurück.
Folge: Diese Völker, die im Begriff sind, erfolgreiche Abwehrstrategien zu entwickeln, werden im Pupulationswachstum stark gebremst. Sie bleiben in ihrer Entwicklung weit hinter den anderen, den nichtresistenten, die mit Medikamenten behandelt werden, zurück. Honigernten sind von ihnen nicht zu erwarten. Leider werden genau diese Bienenvölker von den Imkern als schwach deklariert und ausgemustert. Hinzu kommt die Gepflogenheit der Imker, ihre Völker durcheinanderzumischen. Da werden Völker vereinigt, Sammelbrutableger gebildet, Völker mit Brutwaben aus anderen Völkern verstärkt usw.. Ich selbst habe solche Dinge auch gemacht. ABER: Die Milben gehen aus derartigen Praktiken genetisch verstärkt - aggressiver - hervor. Vermischt man die Völker nicht, gibt es bei den Milben (nicht bei den Bienen!) viel mehr Inzucht, was die Milben schwächt und ihre Vermehrungsrate senkt. Soweit meine Erfahrungen. Jetzt die Konsequenzen:
Wir sollten viel mehr der Natur vertrauen und sollten mit unseren Theorien, besonders der Evolutionstheorie, vorsichtig umgehen. Unsere Bienenreinzüchter, die Nazis, die Sloterdijks und die Sarrazins mit ihren Menschenzüchtungsprogrammen, aber auch unsere Bienenzüchter, sie alle vertreten eine Billigvariante einer falsch verstandenen Evolutionstheorie. Die Evolution selbst funktioniert völlig anders, als Menschenreinzüchter Sarrazin und diese Bienenreinzüchter glauben. Die Natur will eine möglichst große genetische Bandbreite. Sie will einen möglichst großen Genpool, der ein möglichst großes Verhaltensspektrum zulässt. Aus diesem Grund erzeugt die Natur des Menschen Exemplare, die in Sarrazins Augen wertlos sind und als nicht förderungs- und vermehrungswürdig erachtet werden. Für Sarrazin sind nur jene Menschen gute Menschen, die ihr Leben vollständig ihrer Karriere widmen und ihren ach so edlen Nachwuchs fremdbestimmten Fachkräften von Kitas und Ganztagsschulen abliefern. Sarrazins Welt besteht ausschließlich aus Wirtschaft und Karrieristen. Wer nicht erfolgreich hinter dem Geld her jagt, ist minderwertig und muss nach Sarrazin an der Reproduktion gehindert werden - durch Aushungern am besten. Nach Sarrazin ist es sicher am besten, kein Geld nach Pakistan zu spenden. Wir sollten besser die Gelegenheit beim Schopfe packen, evolutionstechnisch Oberhand zu behalten. Mit der Flutkatastrophe in Pakistan sind wir mindestens 20 Millionen Konkurrenten losgeworden. Ich möchte diesen Mann gern fragen, was er von diesen Spekulanten, die die Welt an den wirtschaftlichen Abgrund führen, hält. Sind sie Leistungsträger oder Schmarotzer, die man mit der Varroamilbe vergleichen sollte? Woher will Sarrazin wissen, dass die Rettung auch seiner Welt nicht von einem gutbezahlten Edelsklaven, einem Karrieristen, kommt, sondern womöglich von einem Menschen, der sich der Versklavung und Gehirnwäsche verweigert und durch eigenständiges Denken nach Antworten auf Menschheitsfragen sucht? Es sei hiermit ausdrücklich Herrn Sarrazin gesagt: Es gibt Menschen, die neue Wege ausprobieren und mitunter dabei scheitern. Für diesen kurzsichtigen Sarrazin sind die Gescheiterten Selektionskandidaten mit verwirktem Lebensrecht. Die neue Wege werden vom großen Heer der Menschheit, den Mitläufern und ihren Sprachrohren, den Sarrazins, nicht verstanden und meist nicht toleriert. Die wahren Pioniere werden nicht gefördert, nicht bezahlt, im Gegenteil: Man wirft ihnen Knüppel zwischen die Beine, wenn man sie nicht steinigen oder verbrennen darf.
Auch Extrembergsteiger gehen neue Wege. Sie wollen die Grenzen der Welt überschreiten und enden mangels Phantasie und Philosophie auf dem Mount Everest. Auch Spekulanten wie Soros gehen neue Wege. Sie wollen testen, ob sie mit der Erschaffung virtuellen Vermögens die materielle Welt auf den Kopf stellen können. Sie wollen, um sie mit den Imkern zu vergleichen, von Bienen- zu Milbenzüchtern werden. Sie wollen maximale materielle Macht, also maximale Zerstörung. Bisher war alle materialistische Macht eine rein zerstörerische. Ich habe noch keinen Materialisten kennengelernt, der Neues aufbauen konnte. Alle sind sie Zerstörer. Die wirklichen Erneuerer, die Weltenbauer, jene, die im und am Geist arbeiten können, arbeiten unsichtbar und leise. Niemand kann sie bemerken. Und ich sage dir, Sarrazin: Du würdest sie eliminieren, wenn es nach dir ginge. Du würdest alles tun, sie ins materielle Elend zu treiben und dort zu halten, denn das ist sicher: Die wahren Kreativen begnügen sich nicht mit deinem ach so primitiven Weltmodell. Die wahrhaft Schöpferischen sitzen nicht in Kanzlerämtern, in Bankvorständen oder in Konzernzentralen, und ihre Kunstwerke sind in keinem Museum und keiner Galerie zu bewundern. Sie sitzen missachtet in ihren kleinen bescheidenen Buden, verachtet von den Erfolgreichen, lebend meist unter dem sogenannten Existentzminimum. Man wird sie eher unter Hartzern und anderweitig Verelendeten finden, als unter Edelsklaven wie dich.
(27.8.) Außerdem hat Sarrazin offenbar noch nichts von evolutionär entwickelten Sozialsystemen gehört - sonst würde er die soziale Komponente der Evolution nicht bekämpfen. Mensch und Biene sind staatenbildend. Die Individuen bekämpfen hier nicht einander, sondern arbeiten zusammen. Das vergrößert den kollektiven Genpool und erweitert die Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umwelten. All dies ignoriert Sarrazin. Für Sarrazin befinden sich alle Menschen in einem Wettrennen. Wer abgehängt wird, verliert sein Lebensrecht. Was aber, Herr Sarrazin, wenn sich die Wettrennenden unbewusst einem Abgrund nähern? Dann könnten die Zurückgebliebenen und jene, die Seitenwege ausprobieren, bessere Alternativen anbieten, als die hetzende Masse, die sich, falls sie nicht gehindert wird, in den Abgrund stürzt.
Kartoffeln
(27.8.) Gestern sah ich eine Aufzeihnung eines Filmes über die Kartoffel (25.8., 22.15 Uhr, Abenteuer Wissen, ZDF: "Die Kartoffelrevolution"). Hier sagte ein Kartoffelzüchter, der krankheitsresistente Kartoffeln züchtet, sinngemäß, dass es falsch wäre, eine Kartoffel zu züchten, die die Krankheitskeime vollständig abtöten würde, denn dann würden sich schnell neue Erreger entwickeln und die Kartoffel ihre Abwehr verlieren. Besser sei es, die Kartoffel töte nur einen großen Teil der Bakterien ab, aber nicht alle. Die Kartoffel würde eine gewisse Toleranz gegenüber diesen Schädlingen entwickeln - sie in einem bestimmten Maße dulden, ohne zu erkranken - mit der Folge einer dauerhaften Immunabwehrfähigkeit.
Ich denke, selbiges gilt für die Bienen und die Varroamilbe. Es kann nicht um die völlige Ausrottung der Milbe gehen, sondern um eine Milbentoleranz des Biens. Die Bienen können dann die Milbe so kurz halten, dass sie selbst nicht erkranken. Und was in der Tier- und Pflanzenwelt gilt, gilt auch für den Menschen. Auch der Homo Oeconimicus tut gut daran, Toleranz gegenüber Wirtschafts-"Schädlingen" (Hartz-IV-Beziehern) zu praktizieren. Dann kann die Menschheit in Krisen, die von Typen wie Sarrazin aufgrund genetischer Verarmung ausgelöst werden, flexibel und sinnvoll reagieren und lebensrettende Verhaltensweisen an den Tag legen. Der Kapitalismus, besonders die neoliberale Interpretation desselben, reduziert die Denk- und Handlungsmöglichkeiten des Menschen. Der Homo Oeconomicus kann nicht optimal handeln, sondern nur gewinnmaximierend. Das heißt, er zerstört alle funktionierenden Systeme, da Gewinnmaximierung nur möglich ist, wenn einer auf Kosten aller anderen lebt, bis die andern ausgeblutet sind und er selbst schließlich auch sterben muss. Da das Handlungsspektrum eines Menschen mit den Gen-Schaltern seines Erbgutes korrespondiert, bedeutet eine ideologische Reduktion von Handlungsmöglichkeiten, wie sie Sarrazin der Menschheit aufzwingen will, auch eine genetische Verarmung und Schwächung des menschlichen Immunsystems!