Der Niedergang der Dunklen Biene




Hier wird das "Projekt Landbiene" ausführlich vorgestellt. Verbesserungsvorschläge bitte im Unterforum "Diskussion des Projektes" veröffentlichen..

Landbiene in Niedersachsen

Beitragvon hanjoheyer » So 14. Nov 2010, 22:55

http://www.apidologie.org/index.php?opt ... T0009.html

Morphologischer Vergleich der Kolonien der lokalen Biene in Niedersachsen mit typischem a.m. carnica und a.m. mellifera

Die gegenwärtige " Landrasse" (die gemeine Honigbiene) vom Apis mellifera in Niedersachsen (Deutschland) ist ein Produkt von = 40 Jahren der Veredelung von a.m. mellifera mit a.m. carnica. Der Gegenstand dieser Studie war, durch morphometrische Analyse Landrassenkolonien mit typischen Kolonien von a.m. mellifera und von a.m. carnica zu vergleichen. Es wurde eine Probe von 4 853 Bienen von 99 Kolonien aus Niedersachsen während April 1988 genommen. Dreiunddreißig Bienenhäuser trugen 3 Kolonien pro Bienenhaus bei. Fünf Maße wurden von jeder Kolonie genommen: - Durchschnitt des Cubitalindexes (MCI); - Anteil der Bienen mit Cubitalindex < 2.0 (VB1) - Anteil Bienen mit Cubitalindex zwischen 1.86-2.33 (VB2); - durchschnittliche Länge des Haares auf Tergit 4 (RHL); - durchschnittliche Breite des Tomentums auf der Seite von Tergit 4. Die letzten 2 Maße wurden als 1.2 und 3 (für einzelne Bienen) kodiert und entsprachen den Kategorien, niedrig, mittel und hoch (Ruttner, 1988a). Die Mittel für die Kolonien wurden von diesen Codes berechnet. Daten von 10 typischen Kolonien a.m. carnica und von 9 typischen Kolonien a.m. mellifera wurden von der morphometrischen BienenDatenbank in Oberursel erhalten. Die Durchschnitte für jede Gruppe und Merkmal werden in der Tabelle I gegeben. Ein Vergleich der Kolonien von Niedersachsen mit dem Standard für a.m. carnica, der auf der Arbeit von Ruttner (1969) basiert und durch den Deutschen Imkerbund verwendet wird, ergab eine Klassifikation aller 99 Kolonien als "nicht carnica". Das Diagramm in Tabelle 1 wurde durch Hauptkomponenteanalyse aller 118 Kolonien erhalten. Der gut-getrennte Block rechts enthält nur Kolonien von a.m. mellifera (M); der größere Block links enthält a.m. carnica (c) und " Landrasse" (X). Die " Landrasse" wird positioniert zwischen die Extrema wegen seines Kreuzungscharakters. Tabelle II enthält die Koeffizienten für die 2 Faktoren mit Eigenwerten > 1 (Varimax-gedreht). Nach Diskriminierungsanalyse wurden 10 Landrasse-Kolonien als a.m. carnica eingestuft (Tabelle III). Mahalanobis-Abstände zwischen Gruppen werden in Tabelle IV gezeigt (quadratisch und linear). Als Schlußfolgerung kann es angegeben werden dass das "Landrasse" viel mehr durch a.m. carnica als durch a.m. mellifera trotz der freien Kreuzungseigenschaften wie langes Haar, Vertretung der Genbeitrag der einheimischen Bevölkerung beeinflußt.

Abstract - Morphological comparison of colonies of the local bee in Lower Saxony with typical A m carnica and A m mellifera The current "Landrasse" (the common honeybee) of Apis mellifera in Lower Saxony (Germany) is a product of = 40 yr of upgrading A m mellifera with A m carnica. The object of this study was to make a comparison by morphometric analysis of "Landrasse" colonies with typical colonies of A m mellifera and A m carnica. A sample of 4 853 bees from 99 colonies was taken in Lower Saxony during April 1988. Thirty-three apiaries contributed 3 colonies per apiary. Five measurements were taken from each colony: - average of cubital index (MCI); - proportion of bees with cubital index < 2.0 (VB1) - proportion of bees with cubital index between 1.86-2.33 (VB2); - average length of hair on tergite 4 (RHL); - average width of tomentum on the side of tergite 4. The last 2 measurements were coded as 1,2 and 3 (for single bees), corresponding to the classes low, medium and high (Ruttner, 1988a). The means for the colonies were computed from these codes. Data from 10 typical colonies of A m carnica and 9 typical colonies of A m mellifera were obtained from the morphometric bee data bank in Oberursel. The averages for each group and trait are given in table I. A comparison of the colonies from Lower Saxony with the standard for A m carnica, which is based on the work of Ruttner (1969) and used by the German Beekeeper's Association (Deutscher Imkerbund), resulted in a classification of all 99 colonies as "not carnica". The graph in figure 1 was obtained by principal component analysis of all 118 colonies. The well-separated cluster on the right contains only colonies of A m mellifera (M); the larger cluster on the left contains both A m carnica (C) and "Landrasse" (X). The "Landrasse" is positioned between the extremes due to its crossbreeding character. Table II contains the coefficients for the 2 factors with eigenvalues > 1 (Varimax-rotated). After discriminant analysis, 10 "Landrasse" colonies were classified as A m carnica (table III). Mahalanobis-distances between groups are shown in table IV (quadratic and linear). In conclusion, it can be stated that the "Landrasse" is much more influenced by A m carnica than by A m mellifera in spite of clear crossbreeding characteristics such as long hair, showing the gene contribution of the native population.
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Re: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon Koizchen » Sa 4. Jun 2011, 05:44

Hallo Hanjo,

ich hatte die Gelegenheit, einen Deutschen Mellifera Züchter, der in Polen lebt, zu treffen.
Er gehört meiner Meinung nach zu den neutralen Beobachtern der ganzen Trends in Deutschland. In Polen haben sie hauptsächlich die Kampinowska und Augustowska.

In seinen Augen ist die Verdrängung der Mellifera eine rein wirtschaftliche Sache gewesen. In Deutschland, vor, während und nach dem Krieg, gab es die typische Landbiene mit hohem Mellifera-Anteil. Man sprach in Deutschland nie von der dunklen Biene, sondern von der Braunen. Ihre Farbe soll wohl auch nie ansatzweise dunkler gewesen sein.

Jedenfalls wurde mit dieser Biene erfolgreich geimkert, aber eben auch hauptsächlich durch Privatleute, die mit der Imkerei eben ein Zusatzeinkommen erzielten.
Eine Zuchtselektion, wie sie heute stattfindet, kannte man damals nicht. Man könnte meinen, die Golz-Idee wurde hier vollkommen gelebt.

Nach dem Krieg jedoch, als es um das nackte Überleben ging, musste etwas bei, was ernährte und schnell Geld brachte. Man hörte aus Slowenien von einer Carnica Biene, die unheimlich viel Honig bringen soll. Also fuhr man hin und deckte sich ein. Da hier schon seit Jahren züchterische Arbeit geleistet wurde, bekam man natürlich einen Bienentyp an die Hand, der machte was er sollte. Es gab mehr Honig und der Deutsche war in seinem Element.

Lediglich ein Züchter der Braunen lebte irgendwann oben in Bayern, der aber seine Bienen nicht mehr los bekam. Warum? Weil die meisten Bienenhalter nun Carnica und Mellifera mischten und viele Hybriden Stecher wurden. Hier prallten zwei Welten aufeinander, die manchmal eben nicht harmonieren. Vor Frust schob man es eben auf die Mellifera und begann sie nach und nach auszurotten. Ein paar Alter Imker blieben aus Geldmangel und Unkenntnis von dem Terror verschont. Die gibt es heute bestimmt nicht mehr.

Was allerdings heute rumfliegt, ist ein bunter Mischmasch.

Er meinte nur, man solle nicht auf Aussehen züchten (wie die Schweizer mit ihrer Nigra), sondern auf Verhalten. Eine Mellifera sei wehrhaft, robust und träger. Selbst imkert er mit allen Bienenrassen am Institut in Polen, bezeichnet aber die Honigleistungen der Mellifera in Mangeljahren als höher. Belegstellen hält er für unsauber, da hier auch immer andere Drohnen einfliegen.

Soweit mal die Geschichte eines Mellifera-Züchters

Koi
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Re: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon hanjoheyer » Sa 4. Jun 2011, 08:27

Hallo Koizchen,

danke für die interessanten Infos. Ich entnehme ihnen, dass die hier ehemals heimische Bienen KEINE "klassische" Mellifera war, sondern eine eigene Unterart: braun eben. Sie müsste sich farblich von der Heidebiene unterschieden haben.

Die neidvolle Vorstellung, dass die Bienen der Anderen besser als die eigenen sein könnten und man sie unbedingt haben will, grassiert noch heute in erschreckendem Ausmaß in der Imkerschaft. Die Leistungen der Biene, die ich habe und kenne, erscheinen im überzeichneten und glorifizierten Traum-Bild, das ich mir von der fernen, beinahe unerreichbaren Biene der Fremden mache, irgendwie unscheinbar und blaß. Mehrfach habe ich in Imkerzeitschriften Berichter reisender Imker gelesen, die von sagenhaften Honigernten framdländischer Bienen berichteten, und ich konnte herauslesen, dass der Imker gern die Bienen seiner Gastgeber nach Deutschland importiert hätte. In speziellen österreichischen Imkerforen liest man auch immer wieder, wie gern man im Kernland der Carnica doch die Bucky halten würde, die selbstverständlich bei gleicher Bienendichte die doppelte Menge Honig abliefern würde.

Golz hat in einer seiner Broschüren geschrieben, man müsse bei der Berechnung der Duchschnittsmenge des pro Volkes geammelten Honigs auch jene Völker mitrechnen, die den Winter nicht überlebt hätten. Erst dann könne man gerecht die Leistungen der C-Bienen mit der B-Biene vergleichen. Wenn von 10 Buckys im langjährigen Mittel im Winter 5 eingehen, und die Überlebenden sammeln je 40 kg, dann macht das 200 kg. Wenn von 10 C-Völkern 2 im Winter eingehen, und jedes Volk 30 kg Honig sammelt, kommen immerhin 240 kg zusammen, 40 kg Honig mehr! Derartige Vergleiche wurden nicht gemacht. Man vergleicht am liebsten die Rekordernten, und die mögen bei der Bucky höher liegen. Keinesfalls jedoch die Durchschnittsernten.
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Re: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon Koizchen » Sa 4. Jun 2011, 10:17

Hallo,

ich gebe noch einmal zu bedenken:

Wähle weise und wähle den Weg Deiner Imkerei!

Meiner Meinung nach, wird hier zu sehr Geldimker mit Naturimker gemischt. Dass dadurch nur Streit entstehen kann, ist dann kein Wunder mehr. Es hat sich bisher noch nicht einer mal die Mühe gemacht und hat die Wurzeln der Streitereien beleuchtet.

Mir dämmert es schon lange, aber ich denke, man kann es wieder so simpel auseinander dividieren. Sämtliche größeren Verbände, Organisationen, Institute arbeiten für ein vorrangiges Ziel: Geld.

Erst einmal nicht verwerflich, denn Geld ist alltäglicher Bestandteil und Zahlungsmittel.

Ein bienengemäßer Imker wird sich aber niemals in einer solchen Umgebung wohlfühlen, weil es hier in erster Linie um die Ausbeutung des Tieres geht und nicht um die Pflege.
Es wird nur das unternommen, was gleichmäßig hohe Erträge liefert.

Man sollte sich daher zuerst fragen, welchen Weg will ich gehen. Dann ist es einfacher. Zur Zeit erleben wir eine kleine Welle bienengemäßer Imker, die natürlich in einer mehrheitlich wirtschaftlichen Imkerwelt schnell auf Streit stoßen. Beschreibe einem Blinden mal das Meer. Nach Stunden des Gesprächs, wird er sich bei Dir bedanken und dennoch sieht er es nicht.

Die braune Biene wird auch nicht besser eingeführt, als die Carnica und die Buckfast. Carnica ist mittlerweile hier beheimatet und verdient ihren Platz in unserer Mitte. Die Buckfast bekommt zur Zeit noch ihre Veredelung auf angebliche Varroatoleranz, bleibt aber eine unstete Wegwerfbiene, die nichts mehr mit der Biene vom Bruder gemein hat.
Auch diese Dinge werden sich erledigen.

Zur Zeit wird es schick, eine "Dunkle" zu halten, mind. 50% werden sie wieder sein lassen. Es ist keine Anfängerbiene und auch ich werde noch viel darüber lernen müssen. Zumindest darf sie sein, wie sie will. Sie ist aber nicht mehr mein Hauptziel, denn auch hier machen wir uns abhängig vom Ausland. Dank Deines Forums und Eurer beiden sehr wissenschaftlichen Hintergrundgedanken, fühle ich mich im Projekt Landbiene weit besser aufgehoben, als bei irgendwelchen Arten-Gladiatorenkämpfen.

Die Mellifera wird eine Zeit lang die Möglichkeit bekommen, ihre Gene am Stand zu verbreiten. Danach geht es in Richtung Varroa-Toleranz gem. Kefuss. Alles andere zieht mich nicht in den Bann.

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Re: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon Koizchen » Sa 4. Jun 2011, 10:29

Nachtrag noch zu der Erzählung des Deutschen in Polen:

Er teilte mit, dass auch die Braune in Polen eine Einwanderungsbiene der mittelalterlichen Religionskriege gewesen sei. Die Schwaben, so hießen früher alle Migranten aus Deutschsprachigen Gebieten, die in Polen ihre Siedlungen bauten, brachten auch ihre Bienen mit. Dadurch wurde ebenfalls eine einheimische Bienenart verdrängt, oder gemischt.

Insoweit gehen die Mischungen auch zurück auf den Siedlungsbau und die Sesshaftigkeit. Da Bienen ähnlich wie Rind und Schaf zum Erwerb und zur Landwirtschaft gehört haben, nahm man sie mit. Im Mittelalter galt gerade das Wachs sehr viel und war als Zahlungsmittel gerne gesehen.

Ich denke, die geographischen Anschauungen sind sehr oft ohne die Siedlungen der Menschen gemacht und daher leicht zu verfälschen. Wenn man bedenkt, dass Bienen schon im alten Ägypten Standard waren, dann hat der Mensch schon sehr früh an- und umgesiedelt, wie er es für richtig hielt. Die Evolution schaut einfach zu, denn der Mensch ist auch nur eine Laune.

Der Erfolgszug der Carnica ist mitunter daher völlig normal und solange von Interesse begleitet, bis evtl. eine Buckfast sie ablöst, oder eine neue Seuche nur noch eine Bienenrasse begünstigt, die dann eben wieder Standard wird.

Wer weiß es?

Koi
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Re: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon hanjoheyer » Mi 17. Apr 2013, 07:34

Vorgestern schrieb ich dies in meine Webseite http://www.hanjoheyer.de/aktuelles58.html
Viele Links sind leider nicht hier, sondern ausschließlich auf obengenannter Webseite anklickbar.

15.04.2013

Verbrechen

Es gibt Verbrechen, die zu groß sind, um von Laien als solche begriffen werden zu können. Ausschließlich Menschen mit Expertenwissen können diese Verbrechen in ihrer Gänze verstehen; ausschließlich Menschen mit Expertenwissen können diese Verbrechen begehen.

Folgendes Beispiel liegt mir am Herzen:

Die Honigbiene gibt es nach neuesten Erkenntnissen seit etwa 100 Millionen Jahren. Nach dem Ende der Eiszeit in Mitteleuropa vor etwa 13.000 Jahren bildete sich im Gebiet nördlich der Alpen von Spanien bis in den Ural die Dunkle Biene Apis mellifera mellifera heraus, zu der wir in Wikipedia folgende Anmerkung finden:

Die im Vergleich besonders langlebige, große, sehr dunkel wirkende Biene ist als einzige in der Lage, die langen, kalten Winter in Nordosteuropa zu überleben. Sie verfügt über eine außerordentliche Flugstärke und ist auch an die Wechselhaftigkeit des atlantischen Klimas hervorragend angepasst.



In meinem Imkerforum "Projekt Landbiene" habe ich meine Suche nach den Verantwortlichen des Verbrechens ihrer ihrer systematischen Ausrottung dokumentiert. Dreizehntausend Jahre aufopferungsvolle Anpassungsarbeit der Europäischen Honigbiene (Apis mellifera) an unser atlantisches Klima wurden von ein paar geld- und geltungssüchtigen Bienenzüchtern zunichtegemacht. Welch unfassbares Verbrechen!

Die Motive waren: Kurzfristige hohe Sammelerfolge bestimmer Völker bestimmter Züchter (Stichwort: Sklenar, Troisek, Wrisnig) der Apis mellifera carnica im südöstlichen Südalpenraum. Die außergewöhnlich hohen Honigerträge sprachen sich herum, und alle Bienenzüchter, die davon erfuhren, wollten unbedingt Nachkommen dieser Völker haben, obwohl den Züchtern hätte klar sein müssen, dass diese Erfolge der Anpassungsleistung des dortigen Biens an den dortigen Lebensraum gedankt waren, die durch den Export in andere Landschaften zunichtegemacht wurden. (Außerhalb der jeweiligen Heimat einer Bienenart sinkt die Honigleistung mitunter rapide.)
Zweites Motiv: Der Geschäftssinn einiger Züchter und Wissenschaftler, die gegen besseres Wissen die Kärntner Biene künstlich zum Verkaufsschlager hochjubelten und zugleich systematisch die Ausrottung der Dunklen Biene betrieben (durch flächendeckende Einrichtung von Belegstellen).

94856264nx35755/vorstellung--und-quotprojekt-landbiene-und-quot-f2/der-niedergang-der-dunklen-biene-t11.html

Dies änderte sich grundlegend mit der fanatischen Rassenideologie des Dritten Reiches und der gleichzeitig entdeckten Bestimmbarkeit der verschiedenen Rassen der Honigbiene anhand von Merkmalsanalysen. Die "Kärntner Biene" Carnica wurde mit dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland als allein zuchtwürdig auserkoren und seitdem "heim ins Reich" geholt. Ein Grund hierfür war, dass in Österreich von einigen Bienenzüchtern schon seit langem eine gewisse Linienzucht betrieben wurde, man denke nur an den "Stamm 47" von Guido Sklenar oder "Troisek" von Jakob Wrisnig. Die Carnica galt fortan als die Zuchtbiene für das deutsche Reich. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung war Zuchtideologe und damaliges NSDAP-Mitglied Dr. Gottfried Goetze, Landesanstalt für Bienenzucht in Mayen, der Methoden zur Erkennung und "Körung" der reinen Carnica entwickelte. Zur Seite standen ihm die Brüder Hans und Friedrich Ruttner, Lunz am See, Österreich. Die Carnica galt schlichtweg als die durchgezüchtete Biene und als "nachzuchtwürdig" für das gesamte deutsche Reich. Einzig Prof. Dr. Enoch Zander blieb stets seiner Dunklen Biene treu, die er jahrzehntelang in Erlangen züchtete. "Immer habe ich mich auf Grund der geographischen Verbreitung der Bienenrassen für die Zucht möglichst einheitlich dunkler Bienenstämme eingesetzt, weil sie von jeher bei uns heimisch waren", soweit Zander.



Dieser schmutzigen Geschäfte wegen wurde eine Bienenrasse - und mit ihr 13.000 Jahre Anpassungsleistung - enfach (so gut wie vollständig) ausgerottet. Unfassbar! Die wenigen Dunklen Bienen, die es noch gibt, sind wahrscheinlich der völligen Ausrottung geweiht, weil es nicht gelingt, in die Betonköpfe der deutschen Imkerschaft die Notwendigkeit der Wiederansiedlung der Dunklen Biene einzupflanzen. Die hier gezeigten Versuche, die Dunkle Biene zu retten, müssen scheitern, wenn die Wiederansiedlung der Dunklen Biene in Deutschland nicht flächendeckend durchgeführt wird: mittels derselben Belegstellen, die zu ihrer Ausrottung benutzt worden waren!

Rassen der Europäischen Honigbiene, natürliches Verbreitungsgebiet (erarbeitet von Friedrich Ruttner): http://de.wikipedia.org/wiki/Rassen_der ... Honigbiene (wollte man die heutigen Lebensräume der Rassen darstellen, müsste der ursprüngliche Lebensraum der Dunklen Biene fast komplett in der Farbe der A.m.carnica dargestellt werden).
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Irrungen und Wirrungen der Bienenwissenschaft

Beitragvon hanjoheyer » Do 18. Apr 2013, 10:02

(heutiger Beitrag in meiner Webseite http://www.hanjoheyer.de/Aktuelles58.html . Dort sind viele Links gesetzt, die hier leider aus dem Text verschwunden sind.

18.04.2013

Die Wissenschaft und der Kampf gegen die Varroamilbe, der unsere Bienen schädigt

(ich hatte mich vertippt, wollte eigentlich "die unsere Bienen schädigt" schreiben, aber es zeigt sich, dass auch der Kampf schädigend ist. )

Die Varroamilbe wurde 1976 von Wissenschaftlern des Bieneninstituts Oberursel, also während der Zeit, als Friedrich Ruttner dort in leitender Funktion arbeitete, als Parasit der Asiatischen Honigbiene Apis Cerana versehentlich aus Asien nach Europa eingeführt. Die Milbe fand einen Weg zu unseren heimischen Bienen.

Als 1976 die Varroamilbe in Deutschland erstmalig entdeckt wurde, entwickelten Forscher aus Oberursel die ersten Bekämpfungsmethoden gegen den Parasiten.

Es war durchaus richtig, diverse Medikamente, die ursprünglich gegen Zecken entwickelt worden waren, so zu modifizieren, dass man sie auch gegen die Varroamilben einsetzen konnte, um unsere Bienen kurzfristig vor größter Gefahr zu retten. Langfristig jedoch war und ist es wichtig, den Bien - auch mit wissenschaftlicher Hilfe - bei der Bildung von Varroaresistenz zu helfen. Dieser Weg wurde so gut wie nicht beschritten; man versteifte sich auf die Entwicklung immer "besserer" Medikamente und nahm den Nachteil in Kauf, dass, je "besser" das Medikament war, man umso weniger Druck empfand, an der Milbenresistenz des Biens zu arbeiten. Man lernte, mit der medikamentellen Bienenhaltung zu leben. Jahrzehntelang ging dieses "Kopf-in-den-Sand-Stecken" gut, aber nun zeigt sich, dass die Milben gegen sämtliche Medikamente resistenter und die Bienen immer schwächer werden. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Biene die Medikamente weniger gut verträgt als die Milbe. Dann steht die Imkerschaft im wahrsten Sinne des Wortes ohne Mittel da.

Inzwischen gibt es zaghafte Versuche, milbenresistente Bienen zu züchten, indem man Bienenvölker unbehandelt lässt und die Überlebenden (bei gelegentlichen medikamentellen Hilfestellungen) vermehrt, aber solange nicht die gesamte Imkerschaft in die Resistenzzucht einbezogen wird, ist die Erfolgsaussicht gering. Ich selbst betreibe diese Resistenzzucht, und ich kannte auch einen Imker, der resistente Bienen pflegte, aber weil alle Nachbarn ihre Bienen behandelten, ging der überaus positive Effekt durch Verkreuzung wieder verloren. Offenbar mögen Bienenforschungsinstitutsleiter keine varroaresistenten Bienen, die nicht von ihrem Institut gezüchtet worden sind. Sonst hätten sie alles für die Vermehrung dieser Bienenvölker getan. Desweiteren wurde ein erfolgreiches Resistenzzuchtprojekt auf der kroatischen Insel Unije gestoppt, als sich herausstellte, dass nicht die gewünschte Kärntner-Biene die resistenteste war, sondern eine Promenadenmischung mit deutlichem Einschlag der Dunklen Biene eines Halters namens Jungels. Bestellt man sich heute eine "Unije-Königin", bekommt man nur noch den guten Namen, nicht die resistente Biene.

Um eine Chance auf Erfolg zu haben, ist es unabdingbar, dass die medikamentelle Behandlung so weit zurückgefahren wird, dass die Sterbequote der Bienenvölker ansteigt, aber auch nicht zu hoch ist. Es muss eine optimale Selektion stattfinden (beim Thema Selektion stimmt ja die Evolutionstheorie; sie ist bloß bei der angeblich zufälligen Mutation verkehrt*). Es muss den Imkern das Wissen eingeimpft werden, dass es falsch ist, die Milbe völlig ausrotten zu wollen. Das ist zudem unmöglich. Wir dürfen den Milbenbefall medikamentell bloß auf ein für ca. 60 % des Biens nicht tödliches Maß reduzieren. Es ist ein Fehler der Bienenwissenschaft, dem Imkern eine viermalige Behandlung mit Ameisensäure und eine einmalige Winterbehandlung mit Oxalsäure, mit der man der Milbe "den Rest" geben will, zu empfehlen. Sie sollte sich zur Empfehlung korrigieren, nur noch zweimal im Abstand von vllt. fünf bis zehn Tagen mit Ameisensäure zu behandeln, damit ausreichend viele Milben überleben, denn ausschließlich im Kontakt mit ausreichend vielen Milben können die Bienen lernen, ihr Verhalten** zu ändern. Außerdem ist es unumgänglich, dass sich alle Imker an die neuen Empfehlungen halten. Es geht nicht an, dass einige Imker ihre Bienen auf Milbenresistenz zu züchten versuchen, während ein Dutzend Nachbarimker weiterhin resistente Milben und abwehrunfähige Bienen züchten. Das funktioniert nicht. Wenn sich die Imkerei, geführt von der Bienenwissenschaft, nicht schleunigst auf die oben empfohlene Resistenzzucht umstellt, wird die deutsche Imkerschaft in eine große Katastrophe schlittern.

Wenn erst einmal die Sterberate der "klassisch" behandelten Völker die angestrebte Sterberate des Resistenzzuchtprojektes übertrifft, ist es für den Bien zu spät. Dann wäre die Katastrophe komplett. Mir ist leider nicht ganz klar, weshalb diese Katastrophe angestrebt wird.

Außerdem ist es wichtig, dass in Deutschand die so gut wie ausgerottete Dunkle Biene wieder flächendeckend eingebürgert wird, und zwar mit Hilfe von Belegstellen, also jenen Einrichtungen, die einst zur Ausrottung unser heimischen Biene aufgebaut worden waren und bis heute ihr unseliges Werk verrichten. Ausschließlich die Dunkle Biene lässt bei unserem atlantischen Klima jene Vitalität erwarten, die wir für ein erfolgreiches Imkern mit gesunden Bienen benötigen. Auch in diesem Punkt hat unsere Bienenwissenschaft vollständig versagt. Selbst heute betreibt sie ihren Ausrottungsfeldzug gegen die dunkle Biene, indem sie den Bien ausschließlich nach ökonomischen Kriterien bewertet, statt nach ökologischen.

Auf der Spur des Goldesels

Warum mögen die großen Bienenzüchter im Verein mit der Wissenschaft keine varroaresistenten Bienen? Nun, resistente Bienen würde ihnen ihr Geschäft verderben. Das ist die einfache Antwort. Die "Killermilbe" öffnet die Geldsäcke des Staates und der Pharmaindustrie. Seit es die Milbe gibt, geht es den Bieneninstituten finanziell gut. Es wird geforscht, was das Zeugs hält, aber der Erfolg lässt wie gewünscht auf sich warten. "Noch 50 Jahre" wird es angeblich brauchen, bis es die resistente Biene gibt. Bis dahin läst es sich gut forschen und gut leben. In Südfrankreich gibt es einen Berufsimker mit varroaresistenten Bienen. In Deutschland besteht kein Interesse an Nachahmung der Methode, die John Kefuss*** entwickelt hat: die Methode "Leben und sterben lassen", kurz "Bond" genannt. Gegen die resistente Biene wird mit denselben "Argumenten" polemisiert, mit denen man die einst hier heimische Biene ausrottete: Sie bringe zu wenig Geld (Honig), und sie sei ein Stecher: man könne sie nicht ohne Schleier und Rauch bearbeiten. Mit anderen Worten: Man will keine gesunde Biene.

* Die klassische Evolutionstheorie basiert auf dem Prinzip "zufällige Mutation (der Gene) und Selektion (des Phänotyps)". Da der Zufall Teil der Theorie ist, ist diese Theorie gar keine, denn man kann mit ihr nichts voraussagen und nichts erklären. Sie ist ein Ablenkungsmanöver, das verschleiert, dass die Evolution ein Rätsel ist. Lt. meiner Philosophie sind Notwendigkeit und Zufall Zerfallsprodukte der Willensfreiheit der Geistseelen lebendiger Wesen. Auch der Bien hat einen freien Willen; er kann lernen, mit der Varroamilbe umzugehen. Er kann lernen, die Milbe abzuwehren. Allerdings kann der Bien es nur lernen, wenn stets genügend Milben da sind, die dem Volk Stress machen.

** Beim ursprünglichen Wirt der Varroamilbe, der asiatischen Apis Cerana, hat eine Verhaltensänderung der Bienen zur Milbenreduktion auf ein unschädliches Maß geführt. Die Bienen putzen sich gegenseitig, sammeln aktiv Milben vom Leib ihrer Genossinnen und von den Waben selbst und beißen sie tot. Milbenbefallene Brut wird erkannt und ausgeräumt, ehe sich die Milben vermehren können. Auch unsere Bienen beherrschen dieses Verhalten, nur leider nicht ausgeprägt genug. Läuft beispielsweise eine Solitärbiene (eine wilde, nicht staatenbildende Bienenart) auf dem Flugbrett herum, wird sie sofort aktiv angegriffen. Lässt man hingegen eine Milbe auf dem Flugbrett umherlaufen, reagieren die allermeisten Bienen leider nicht, aber immerhin: Es wurden bereits einzelne Bienen beobachtet, die Milben aktiv töteten.

*** John Kefuss ist ein Berufsimker mit mehreren hundert Völkern. Er lebt und arbeitet in Südfrankreich. Der deutsche Bienenwissenschaftler Dr. Ralf Büchler besuchte Kefuss vor etwa einem Jahr und bestätigte die Varroaresistenz Kefuss' Bienen. Ich zitiere aus meinem Forum "Projekt Landbiene":

94856264nx35755/vorstellung--und-quotprojekt-landbiene-und-quot-f2/john-kefuss-und-die-bienenwissenschaft-t54.html

Zwar schreibt Büchler, dass nach Kefuss' Methode die natürliche Selektion voll greife und sich deshalb auch die züchterischen Erfolge einstellten, und dass wir (die deutschen Imker) durch den Einsatz der Varroazide diese natürliche Selektion weitgehend aushebeln. Trotzdem will er Kefuss' Methode nicht auf Deutschland übertragen wissen.

Büchler schreibt über Kefuss Bond-Methode, dass sie in Deutschland leider nicht praktizierbar sei, da die Honigerträge zu wünschen übrig ließen und Kefuss' Bienen nur mit Schleier zu bearbeiten seien. Die Sanftmut deutscher Bienen müsse unbedingt erhalten bleiben. (In Ohes besagtem Monatshinweis lesen wir von fünfstöckigen Bienenbeuten "Deutsch Normal" Ende Mai und Ernten von 70 kg Honig. Das lässt sich mit Kefuss Methode wohl nicht erreichen). Stattdessen schlägt er eine kaum funktionierende Methode der Varroatoleranzzucht vor, die Methode der AGT, die voraussichtlich frühestens in 30-50 Jahren erste Erfolge verbuchen wird, da nach dieser Methode auch möglichst viele nichtresistente Völker am Leben gehalten werden und auch die Reinzuchtbetriebe erhalten werden sollen, was jegliche Fortschritte früher oder später wieder zunichte machen wird.

Ich halte diese Empfehlung für einen Skandal.
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Re: Klima

Beitragvon JGO » Di 17. Jun 2014, 12:20

hanjoheyer hat geschrieben:In der oben verlinkten wissenschaftlichen Arbeit wird der Niedergang der Dunklen Biene bedauert, und der Vorschlag zur Rettung der Dunklen ist die Einrichtung eines einzigen Reservates in Deutschland, in welchem die Dunkle Biene rückgezüchtet und dann erhalten werden soll. Der Autor lehnt eine in ganz Deutschland gestreute Wiedereinführung der Dunklen ab, wie sie der ehemalige Vorsitzende eines Vereins zur Rettung der Dunklen Biene (GEDB) durch seinen kommerziellen Verkauf Dunkler Weiseln an Imker in ganz Deutschland praktiziere. Wenn sich in Sachen Bienenzucht unqualifizierte Hobbyimker aus reiner Liebhaberei eine oder zwei Weiseln der Dunklen Biene zulegen, werde das Ergebnis dieser Bemühungen keineswegs die Renaissance der Deutschen Biene in Deutschland sein; das zuvor kritisierte züchterische Chaos würde bloß verstärkt werden. Das Rassegemisch, das heute aus Carnica, Ligistica und Buckfastbienen besteht, würde dann noch um die Dunkle erweitert und damit verschlimmert werden.

Ich glaube, der "verfehmte" ehemalige Vereinsvorsitzende hat recht und nicht der Autor der o.g. Arbeit, Steffan. Die Jahreszeiten, die Trachtverhältnisse und das Klima, also die langfristigen äußeren Lebensbedingungen des Biens bestimmen im Idealfall die Auslese, die in der Vergangenheit zur Entstehung der Dunklen Biene führte. Die Dunkle ist im Gegensatz zB zur Carnica oder Buckfastbiene eine Biene, die an das Atlantische Klima angepasst ist.

Was ist "Atlantisches Klima"? - Es bedeutet, dass es in der Übergangszeit vom Winter in den Frühling immer wieder zu Kaltluftdurchbrüchen aus dem Norden mit viel Schnee und Regen kommt ("Aprilwetter"), die im Verlaufe des Frühlings immer seltener werden, bis es endlich die Azorenhochs schaffen, von Westen kommend über Deutschland hinwegzuziehen und die Kaltluft zurückzuhalten. Trotzdem schaffen es die Kaltluftströme immer wieder, sich zwischen zwei Hochs zu schieben und für einige Tage, aber mitunter auch für einige Wochen - das kann das ganze Jahr über geschehen - für kaltnasses Wetter zusorgen. Außerdem können die regenreichen Westwinde ungehindert von Gebirgen über Deutschland hinwegziehen und abregnen.

Ganz anders ist das Klima im Windschatten der Alpen - wo Carnica- und Ligustica leben. Die Landschaften, in denen diese Bienenrassen leben, werden von den Kaltlufteinbrüchen aus dem Norden nicht erreicht, und die Alpen schützen diese Regionen vor den Westwinden. Aus diesem Grund wird das Klima dort im Gegensatz zum Atlantischen (See-) Klima "Kontinentales (Land-) Klima" genannt. Beim Landklima sind Frühling und Herbst viel weniger ausgebildet, und Sommer und Winter bewegen sich in extremeren Temperaturbereichen als beim Seeklima. Die Italienische und die Österreichische Biene fühlen sich wohl, wenn die Sommer früh und schnell kommen, heiß werden, lange anhalten und dann schnell der kalte Winter kommt.

Die Dunkle Biene ist an kurze Sommer und Winter angepasst und an langandauernde Übergangszeiten, bei denen es häufig unser typisches "Aprilwetter" gibt - im April, aber auch im Herbst.

Anpassung bedeutet, dass das genetisch verankerte Verhalten des Biens genau auf die jeweiligen klimatischen Verhältnisse abgestimmt ist. Die Kärntner- und die Italienische Biene haben in freier, natürlicher Konkurrenz zur Dunklen Biene in Landschaften mit Atlantischem Klima keine Chance. Sie würden binnen weniger Jahrzehnte verdrängt werden, wenn nicht die deutschen Imker aus ideologischen Gründen den bis heute andauernden Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle betreiben und die Carnica in unseren Breiten künstlich am Leben erhalten würden.

Würden die Versuche, die Karntner-Biene hier reinrassig zu etablieren, aufhören, würden die Dunklen, die noch in einigen kleinen Reservaten in Österreich, Schweiz, Belgien, Südfrankreich, Dänemark, Norwegen, Schweden und Polen existieren, ihre Reservate verlassen und ihre angestammten Gebiete zurückerobern. Das Genom der Dunkle würde sich schnell in Deutschland ausbreiten, viel schneller, als wenn wir darauf hoffen, dass der "dunkle" Anteil des mischrassigen Genoms unserer gegenwärtig existierenden Landbiene sich allmählich wieder durchsetzte.

Was nützt der deutschem Imkerschaft ein kleines Naturschutzgebiet an der Rhön, wenn sie doch in ganz Deutschland eine akklimatisierte Biene braucht, also die Nordbiene? Uns ist in der Tat ausschließlich mit der flächendeckenden Wiedereinführung der Dunklen Biene in ganz Deutschland gedient.

Wir haben also die Wahl zwischen sechs Alternativen:

1. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle vollenden und ganz auf Carnica umsteigen.
2. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle vollenden und ganz auf Buckfast umsteigen.
3. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle vollenden und ganz auf Carnica und Buckfast umsteigen.
4. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle ausschließlich in kleinen Reservaten beenden. Außerhalb der Reservate wird weiterhin auf Carnica und Buckfast gesetzt.
5. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle beenden und auf Landrasse konzentrieren.
6. Die Dunkle so viel und so schnell wie möglich in Deutschland wiedereinführen.

1. und 2. sind theoretisch durchführbar.
3. ist undurchführbar, aber genau das wird gemacht!!! Es ist unmöglich, in Deutschland gleichzeitig Carnica und Buckfast zu halten. Es würde sich ein Rassegemisch herausbilden, das keiner haben will - weder Carnica- noch Buckfasthalter/züchter.
4. Das wäre nichts anderes, als 3., denn die im Reservat lebende Dunkle würde trotzdem früher oder später aussterben.
5. Wenn wir die Biene rassezüchterisch nicht mehr manipulieren würden, würde sich im Verlauf weniger Jahrhunderte wieder eine melliferaähnliche dunkle Biene entwickeln. Dieser natürliche Selbstreinigungsprozess des durchmanschten Bienengenoms würde beschleunigt werden, wenn die Dunklen, ausgehend von den derzeigigen Reservaten, nicht gehindert würden, in ihre angestammten Lebensräume vorzudringen.
6. Dieses Vorgehen würde das ermöglichen, was die Dunkle auf natürlichem Wege auch tun würde: die Reservate verlassen und Deutschland "zurückerobern".

Da ich nichts von dauerhaften Reseraten halte, plädiere ich für Praktizierung von Punkt 5. Da ich jedoch keine Hoffnung habe, dass unsere Imkerschaft den natürlichen Ausleseprozess zulässt und damit zulässt, dass die Dunkle sich über die Reservate hinaus ausbreitet, ist wohl 6. der einzige sinnvolle Weg, wieder zu einer klimatisch angepassten, robusten Biene zu kommen. Ich bin jedenfalls nicht bereit, gegen die Natur hier eine Biene zu halten, der nicht erlaubt wird, sich an unsere klimatischen Verhältnisse anzupassen.






Hi, es gibt noch eine weitere Möglichkeit.
Weiter so machen wie bisher. Das bedeutet jeder macht mit seinem Halbwissen was er will! Dann haben wir in nicht allzuferner Zukunft gar keine Bienen mehr . Dann wird Mann/Frau auch, verstehen was uns die Biene wert sein sollte. Der Honiogkübelindex ist nicht das einzigste worauf wir achten sollten!!!!
JGO
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Re: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon hanjoheyer » Fr 1. Nov 2019, 11:26

Hallo JGO,

unsere Imkerschaft ist m.E. in der Tat auf dem Weg, den Bien in Zusammenarbeit mit der "modernen" Land- und Forstwirtschaft auszurotten. Seit einigen Jahren gibt es keine Kleewiesen mehr, da die Landwirtschaft die Wiesen mit Gülle und Pestiziden so behandelt, dass ALLES außer Gras abstirbt. In den Wäldern werden alle hohlen Bäume gefällt. Wir haben in meinem Heimatdorf praktisch ausschließlich RAPS. Vorher gibt es zwar noch Haselnuss, Weide, Löwenzahn, sowie Kirsche und Apfel, aber das dient dem Völkeraufbau im Frühjahr und geht in die Rapsblüte über. Aber nach dem Raps gibt es fast nichts mehr: Läppertracht, die eine Zusatzfütterung schon im Sommer erfordert!

Die imkerliche Betriebsweise ist auf Gewinnmaximierung getrimmt. Die Herausbildung klimaangepasster und varroaresistenter Bienen ist ihnen verbal zwar wichtig, aber in der Praxis bevorzugen sie Methoden, die die das Erreichen dieser Ziele verhindern.
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