Der Niedergang der Dunklen Biene




Hier wird das "Projekt Landbiene" ausführlich vorgestellt. Verbesserungsvorschläge bitte im Unterforum "Diskussion des Projektes" veröffentlichen..

Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon hanjoheyer » So 21. Mär 2010, 17:59

Vorwort: Neue genetische Untersuchungen an 152 heute lebenden Bienenarten haben ergeben, dass es die Honigbiene etwa seit 124 Millionen Jahre gibt. Demnach lebte die Biene 49 Millionen Jahre gemeinsam mit den Dinosauriern. Pollen von Blütenpflanzen wurden erstmals in 125 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten gefunden. Blütenpflanzen und Bienen leben in einer Co-Evolution. Wenn man sich vorzustellen versucht, welch ungeheuren Aufwand die Natur getrieben hat, um eine heute lebende Spezies hervorzubringen, ist man erschüttert über die Torheit von Menschen, die bedenkenlos oder kleinlicher vermuteter finanzieller Vorteile wegen eine Spezies ausrotten.

http://www.nordbiene.de/niedergang-der-mellifera.htm

"Der Niedergang der Dunklen Biene"
Wer ist verantwortlich für die Ausrottung der Mellifera in Deutschland im 20. Jahrhundert?

Warum wurde in Deutschland die Dunkle Biene ausgelöscht? Wer hat sie ausgerottet? Und wer hat zu diesem Zwecke Carnica-Fremdbienen ins Land geholt? Wer ist verantwortlich?

In diesem Beitrag geht es nicht darum, die Apis mellifera carnica schlecht zu reden. Sie ist in ihrer Heimat, den Ostalpen und dem Balkan, die dort einheimische Biene und muss dort erhalten werden!

Die einheimische Dunkle Biene Apis mellifera mellifera war, wie wir heute wissen, bis in die 1850er Jahre flächendeckend in Deutschland rein vorhanden. Dies änderte sich zunächst nur vereinzelt und zögerlich mit dem zunehmenden Wissen um die Biologie der Biene, mit der Einführung von Mobilbaubeuten, der Fähigkeit zu Wanderung und nicht zuletzt mit dem zunehmenden Wissen über die Königinnenzucht und dem Versand von Bienenmaterial. So war es bereits im Jahre 1853 der schlesische Pfarrer Johannes Dzierzon (poln. Jan Dzierżon, 1811-1906) [» Foto-Link], der erstmals Königinnen der Italienischen Rasse nach Deutschland einführte und diese auf seinem Stand vermehrte. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte führten andere Bienenforscher allerlei Bienenmaterial aus dem Balkan, Zypern, Italien, der Türkei, Ägypten und Nordafrika ein. Alle diese mehr oder weniger erfolglosen, vereinzelten Bienenimporte hatten keine großen Einfluss auf die heimische Mellifera; genetisch gesehen hätte sie diese Fremdelemente absorbieren können, ohne dass dies Auswirkungen auf die weiteren Generationen gehabt hätte. Dies umso mehr, da das eingeführte Bienenmaterial bei weitem nicht an unser mitteleuropäisches Klima angepasst war. Wie konnte es also sein, dass die Dunkle Biene dennoch verdrängt und ausgerottet wurde?

Die NS-Zeit: Ist die Carnica ein NS-Erbe?

Dies änderte sich grundlegend mit der fanatischen Rassenideologie des Dritten Reiches und der gleichzeitig entdeckten Bestimmbarkeit der verschiedenen Rassen der Honigbiene anhand von Merkmalsanalysen. Die "Kärntner Biene" Carnica wurde mit dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland als allein zuchtwürdig auserkoren und seitdem "heim ins Reich" geholt. Ein Grund hierfür war, dass in Österreich von einigen Bienenzüchtern schon seit langem eine gewisse Linienzucht betrieben wurde, man denke nur an den "Stamm 47" von Guido Sklenar oder "Troisek" von Jakob Wrisnig. Die Carnica galt fortan als die Zuchtbiene für das deutsche Reich. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung war Zuchtideologe und damaliges NSDAP-Mitglied Dr. Gottfried Goetze, Landesanstalt für Bienenzucht in Mayen, der Methoden zur Erkennung und "Körung" der reinen Carnica entwickelte. Zur Seite standen ihm die Brüder Hans und Friedrich Ruttner, Lunz am See, Österreich. Die Carnica galt schlichtweg als die durchgezüchtete Biene und als "nachzuchtwürdig" für das gesamte deutsche Reich. Einzig Prof. Dr. Enoch Zander blieb stets seiner Dunklen Biene treu, die er jahrzehntelang in Erlangen züchtete. "Immer habe ich mich auf Grund der geographischen Verbreitung der Bienenrassen für die Zucht möglichst einheitlich dunkler Bienenstämme eingesetzt, weil sie von jeher bei uns heimisch waren", soweit Zander.

Zurück zur Carnica. Insbesondere die Zuchtlinien der Österreichischen Zückter Guido Sklenar, Hans Peschetz und Jakob Wrisnig (Troisek) wurden favorisiert; Königinnen wurden zu Tausenden eingeführt. Gerade diese drei Züchter hatten bereits jahrzehntelange Erfahrungen in der Zucht ihrer eigenen Linie, worüber sie auch in Veröffentlichungen berichteten. Während der NS-Herrschaft fungierte Mayen als "Reichskörstelle", seit 1932 unter der Leitung von Reichskörmeister Goetze. Hier wurde der Kubitalindex entwickelt zur sauberen Trennung von Carnica und Mellifera, hinzu kamen verbesserte Untersuchungsmethoden der Haarlänge, des Fersenindizes, der Rüssellänge und der Chitinfarbe. Gleichzeitig wurde der Wert von sicheren Belegstellen erkannt, ohne die eine flächendeckende Auslöschung der Mellifera nicht möglich erschien. Die österreichischen Vorarbeiten und Erfahrungen wurden übernommen und vervollkommnet. Die Reichskörstelle Mayen mit seinem Zuchtideologen Goetze spielte damit eine Schlüsselrolle für den Erfolg der Verdrängungszucht und Ausrottung der Mellifera durch die Carnica-Anhänger. Goetze brachte in Mayen später einen weiteren Bienenforscher und "wichtigen" Zuchtideologen der NS-Zeit ins Spiel: Dr. Karl Dreher, ebenfalls seinerzeit NSDAP-Mitglied und Parteisoldat für die reine Carnica. Goetze verblieb nach Ende des 2. Weltkrieges noch bis 1950 in Mayen.

In der Zeit von 1954 bis 1974 übernahm Dreher dann die Leitung des Institutes in Mayen, das sich fortan "Landeslehr- und Versuchsanstalt für Bienenzucht" nannte. Hier konnte Dreher die Rassenideologie Goetzes und somit die Ausrottung der Mellifera fortführen. Ziel war und blieb die Auslöschung der Dunklen Biene durch Verdrängungszucht der "zuchtwürdigen" Carnica. Dreher war zuvor bereits seit 1937 tätig in der "Lehr- und Versuchsanstalt für Bienenzucht bei dem Zoologischen Institut der Universität Marburg" in Kirchhain, der späteren Landesanstalt für Bienenzucht in Kirchhain, die er noch bis zum Jahre 1954 leitete, bevor er nach Mayen wechselte. Er war wie sein Vorgänger und Parteifreund Goetze besessen von dem Gedanken, die Dunkle Biene auszurotten und durch die Carnica zu ersetzen. Es wurde alles unternommen, um dieses Ziel zu erreichen; Kritik wurde nicht geduldet.

Kirchhain und Mayen brachten somit zwei für die Auslöschung der Dunklen Biene sehr "wichtige" Zuchtführer hervor, die fortan ihr rassenideologisches Wirken in der neuen Bundesrepublik Deutschland fortsetzen konnten. Zusammen mit den Brüdern Hans und Friedrich Ruttner, Lunz am See (Österreich), wurde die Linienreinzucht der Carnica aus der Taufe gehoben und als Instrument erkoren mit dem "Endziel", die Mellifera in allen "deutschen Landen" endgültig auszurotten.

Neuanfang?

In den Nachkriegsjahren avancierte Dreher zum langjährigen Zuchtchef des Deutschen Imkerbundes. Hier hat er maßgeblich die Zuchtrichtlinien des D.I.B. und die gängige Zuchtpraxis zu verantworten. Außerdem war er viele Jahrzehnte lang Redakteur der bis zur Wiedervereinigung wichtigsten deutschen Imkerzeitschrift, der "biene" (bis 1996). Entscheidende Positionen also, wenn es darum geht, die Zuchtrichtung in Deutschland auf Carnica festzulegen und die Imkerschaft hierauf einzuschwören. Von dieser Position aus erschuf und unterhielt Dreher ein "System Carnica", ein durchorganisiertes Netzwerk im Sinne seiner Ideologie. Als Redakteur der "biene" agierte er eindeutig im Sinne der Carnica-Zucht; Beiträge anderer "Coleur" wurden stets kategorisch abgelehnt. Die Dunkle Biene wurde immer im schlechtesten Licht dargestellt. In seinem Netzwerk unterhielt er beste Kontakte zu Gefolgsleuten (z.B. Dr. Wolfgang Keßler, Hamburg), die "vor Ort" für die Verbreitung der Carnica verantwortlich waren und aktiv gegenüber anderen Bestrebungen auftreten sollten. Fortan traten bundesweit Bienenwissenschaftler und Landesverbände für die Verbreitung der Carnica ein, um die mittlerweile "verkreuzte stechlustige und unproduktive Landrasse endgültig zu verdrängen". Insbesondere die bereits erwähnten Bieneninstitute Mayen und Kirchhain waren wieder einmal führend in der weiteren Zuchtarbeit. Die alten Verbindungen schienen noch zu funktionieren. Es wurden bundesweit Carnica-Züchter ausgebildet, Zuchtobleute in den Landesverbänden installiert und sogenannte "Bienenzuchtberater" auf Staatskosten angestellt, die hauptsächlich einen Zweck verfolgten: die Verbreitung und dauerhafte Herrschaft der Carnica-Zucht. Unter der Regie von Landesverbänden und Carnica-Züchterringen wurden Land- und Inselbelegstellen eingerichtet und unter Länderhoheit gestellt. Jede dieser Belegstellen diente der Carnica-Zucht, keine einzige wurde für die Dunkle Biene reserviert. Während dieser gesamten Zeit war Dreher DIB-Zuchtobmann und Chefredakteur der "biene".

Neben Dr. Dreher entwickelte sich einer seiner Nachfolger in Kirchhain, Dr. Volprecht Maul, zum Carnica-Hüter der Nation bis in die 1990-er Jahre hinein. In seiner Funktion als Leiter des Bieneninstituts Kirchhain warf er (neben Dreher) stets ein wachsames Auge auf "abweichlerische Umtriebe" in der deutschen Bienenhaltung, die dazu führen könnten, dass die Carnica-Zucht auch nur kritisiert würde. Die Buckfast-Imker könnten hiervon ein Wort berichten. Selbst auf der Gründungsversammlung der "Gemeinschaft zum Erhalt der Dunklen Biene e.V." im Jahre 1994 in Kiel kam Volprecht extra aus Hessen angereist, wohl um diese Versammlung bzw Vereinsgründung zu unterbinden. Seine Agitationen in deutschen Imkerzeitschriften warnten eindeutig alle Imker vor der Mellifera. Scheinbar wurden auch weitere "Strohmänner" nach Kiel geschickt, wie die Herren Wörsching und Steffan, um dieses Ziel zu erreichen. Zumindest die GEDB e. V. hat sich von diesen beiden Figuren eindeutig distanziert.

Noch heute müssen Imker, die sich zur Dunklen Biene bekennen, um das Wohl ihrer Völker und Stände fürchten. Androhungen und sogar Überfälle und Zerstörungen durch fanatische C-Imker finden auch heute noch statt. Landauf landab wird in Ortsimkervereinen gegen die "Dunkle" Stimmung gemacht, Anhänger der Mellifera werden ausgegrenzt und beschimpft. Man mag es kaum glauben, aber es ist so.

Doch zurück zu den Carnica-Funktionären und ihren Machenschaften. Ging es ihnen in den 1960 und 1970 Jahren darum, die Carnica zur "neuen Landrasse" zu machen und die letzten Mellifera-Reste (die es bislang durchaus in Deutschland immer noch rein gab, z. B. in den Heidegebieten) auszulöschen, so hieß in den 1980 und 1990 Jahren die Devise, mittels Belegstellen und Instrumenteller Besamung die Carnica nun zur "perfekten Frühtrachtbiene par exellence" zu machen. Die Argumente sind auch heute noch zu vernehmen: so sei die Carnica die einzige Biene, die im dichtbesiedelten Land wie Deutschland gehalten werden könne; außerdem hätten sich ja die Trachtverhältnisse geändert, so dass man auf eine Frühtrachtbiene angewiesen sei. Dass diese Behauptungen nicht stimmen, hat die Zeit gezeigt, denn trotz aller Propaganda verliert die Carnica-Zucht in Deutschland seit dem Jahre 2000 in etwa an Substanz; und: sie hat mächtige Konkurrenz bekommen, zunächst von den Anhängern der Buckfastbiene, und seit einigen Jahren ganz intensiv von den Befürwortern des Erhalts unserer einheimischen Dunklen Biene. Heute, im Zeichen der Varroa und der Konkurrenz mit Andersdenkenden, hat sich die Carnica-Lobby ein weiteres, vielleicht ihr letztes, Schlachtfeld ausgesucht: die Erzüchtung einer varroaresistenten Carnicabiene auf der Mittelmeerinsel Unije bzw. neuerdings auf Mali Drvenik im Rahmen der so genannten "AG Toleranzzucht". Es lässt sich erkennen, dass die Zucht der Carnica in Deutschland wohl immer weniger ein "rassisch-ideologisches" Interesse verfolgt, sondern ein mehr finanzielles.

Die folgende Auflistung zeigt uns eine Auswahl der heutigen Vertreter der Carnicazucht in Deutschland und ihre Interessen:

* Dr. Volprecht Maul: ehem. Leiter der Abteilung für Bienenzucht in der Landesanstalt für Tierzucht in Kirchhain ab 1970, Artikelschreiber, Carnica-Reinzüchter und Verkäufer von Königinnen
* Bruno Binder-Köllhofer: Bienenzuchtberater Kirchhain, Artikelschreiber, Carnica-Reinzüchter und Verkäufer von Königinnen und Ablegern, Schulungsreferent, Carnica-Züchter bei der AG Toleranzzucht
* Friedrich-Karl Tiesler: Zuchtobmann des Deutschen Imkerbundes, Vorstandsmitglied der Arbeitsgruppe Bieneninstitute, Mitglied der Freunde des Bieneninstitutes Celle und Hohen Neuendorf, Vorsitzender der AG Toleranzzucht mit Sitz in Kirchhain, Reinzüchter, Verkaufzüchter, Buchautor
* Geert Staemmler: ehem. Bienenzuchtberater Schleswig-Holstein, Artikelschreiber, Carnica-Reinzüchter und Verkaufszüchter, Buchautor, Vortragsveranstalter
* Dr. Ralph Büchler: Leiter des Bieneninstitutes Kirchhain, wissenschaftliche Mitarbeit und Koordination der AG Toleranzzucht, Vortragsveranstalter
* Jörg Pardey: Bienenzuchtberater S-H, Carnica-Reinzüchter, Verkaufszüchter, Vortragsveranstalter, Artikelschreiber
* Dr. Winfried Dyrba: Bienenzuchtzentrum Bantin, Mitglied der AG Toleranzzucht, Carnica-Reinzüchter und Königinnenverkäufer
* Peter Maske: Präsident des Deutschen Imkerbundes, Carnica-Reinzüchter und Königinnenverkäufer im Landesverband Bayern, Vorsitzender des Imkerverbandes Unterfranken, Unterstützer der AG Toleranzzucht

Die Liste ließe sich noch beliebig erweitern um wichtige und unwichtige Personen in dem C-Netzwerk.

Es bleibt festzuhalten, dass die Carnica nicht auf natürlichem Wege die Mellifera in Deutschland verdrängt hat. Verantwortlich für die Ausrottung der einheimischen Honigbiene war eine handvoll rassenideologisch geprägter Zuchtleute, die mit großem Aufwand eine Fremdbiene zur neuen "deutschen" Biene erklärte und auf diese Weise gezielt die ursprünglich einheimische Honigbiene auslöschte. Unter menschlichen Gesichtspunkten könnte man dies als Völkermord bezeichnen.

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Quellenangaben:
"Die Zucht der Biene aus praktischer Sicht", Wolfgang Golz, ADIZ, 1980er Jahre
"Imkerpraxis", Guido Sklenar, Ausgabe 1938
"Die Zucht der Biene", Enoch Zander, 1944
http://www.npz-ev.de/
http://www.llh-hessen.de/cms/bienen/2531.php
http://www.imkerverbandrheinland.de/WIR.html
http://www.staff.uni-marburg.de/~ag-biene/dMayen.html
http://imker-in-mv.de/zuchtangebote.htm
http://www.bienenzucht.de/
http://www.deutscherimkerbund.de/phpwcm ... dt2009.pdf
http://www.deutscherimkerbund.de/phpwcm ... in2009.pdf
http://www.toleranzzucht.de/home/newsde ... 4112009/2/
http://www.dunklebienen.de/distanzierungen.shtml
http://imkerhohenneuendorf.de/index.php ... &Itemid=16

Mein Kommentar (21.3.2010):

Anhand dieses sehr wichtigen Artikels kann man unschwer erkennen, dass die Ausrottung der Dunklen Biene - die zugleich ja auch die Landrasse war - aus finanziellen und vielleicht auch rasseideologischen Interessen betrieben wurde. Die drei oben genannten Züchter sahen ein riesiges Geschäft mit dem Verkauf ihrer Weiseln voraus, falls es ihnen gelänge, die in Deutschland etablierte Biene als minderwertig zu deklarieren. Dazu brauchten sie die Hilfe der Bienenwissenschaft, die ihnen die nötigen Gefälligkeitsgutachten schrieben. Die Bienenwissenschaftler hatten zudem eine neue (und sicher anständig bezahlte) Lebensaufgabe für sich gefunden: Das große Projekt der Ausrottung, genannt "Verdrängungszucht".

Auch heute ist die Wissenschaft das Hauptproblem für den Bien und eine gute, naturverbundene Imkerei. Der Wissenschaft haben wir die unfreiwillige Einfuhr der Varroamilbe im Jahre 1979 zu verdanken. Außerdem verdanken wir ihr die die immunsystemschwächende Inzucht, Reinzucht genannt.

Mein Landbienenprojekt ist der Versuch, die schädigenden Einflüsse der Wissenschaft und der wirtschaftlichen Ausbeuter* zurückzudrängen. Mein Problem ist derzeit die unbeantwortete Frage, ob es nun besser wäre, mir bei Züchtern Weiseln der Dunkeln Biene zu kaufen oder ob ich aus den Bienen, die ich nun einmal mehr oder weniger zufällig habe - vermutlich Carnica - die Entwicklung einer Landbiene zulassen soll.

* Unter wirtschaftlicher Ausbeutung verstehe ich nicht, dass der Imker den Bienen Honig und Wachs stiehlt, denn er gibt dem Bien im Gegenzug Wohnung und ausreichend Winterfutter. Zur Ausbeutung wird das Imkern erst, wenn der Bien durch Inzucht die generische Varianz verliert, was eine Verminderung seiner Anpassungsfähigkeit führt und das generelle Überleben des Biens gefährdet.

31.3.10: Aus http://www.bienenzucht.de/linie_sklenar.htm : "Mit den Erkenntnissen zur merkmalsmäßigen Unterscheidung der Rassen wurde im 3. Reich 1937 das Zuchtwesen ausgebaut und neu organisiert. Es wurde auf die Hochzucht und Anerkennung der heimischen, dunklen Mellifera-Biene abgestellt. Die Carnica und so auch der Stamm 47 gehörten nicht dazu, so dass deren Einfuhr offiziell nicht zugelassen war. Dies änderte sich erst 1938 mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Sklenar wurde im Mai 1939 mit der höchsten imkerlichen Auszeichnung, der ,,Silbernen Wabe' geehrt und von der Reichsfachgruppe Imker als Reinzüchter anerkannt. Sein Stamm 47 hieß fortan 47 Stamm Sklenar."
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Re: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon hanjoheyer » Fr 26. Mär 2010, 15:40

http://buckfast.freeweb.hu/rassen/dunkle.htm

In diesem Artikel finden wir Angaben über die Dunkle Biene (mellifera mellifera). Die Dunkle Biene, auch Nordbiene, Nigra und Deutsche Biene genannt, ist das Ziel der von mir propagierten Landbienenzucht. Wird die Landbienenzucht nach den Kriterien durchgeführt, wie ich in diesem Forum dargestellt habe, werden sich die Bienenbestände der deutschen Imker nach und nach Richtung Nordbiene entwickeln. Dieser Prozess kann beschleunigt werden, indem hin und wieder eine echte Nordbiene (s: http://www.nordbiene.de/index.htm ) in die Landbienenbestände eingekreuzt wird.

Ich habe mir meine ersten Bienen im Jahre 2007 angeschafft und nun über das vierte Jahr vermehrt. Im ersten Jahr 2007 hatte ich 6 Völker, im zweiten (2008) 10, im dritten Jahr (2009) 14 Völker. Dieses Jahr ist eine Erweiterung auf 18 Völker geplant. Vielleicht werde ich mir bereits dieses Jahr eine erste Dunkle Königin anschaffen.

Leider hat meine Idee der Rückgewinnung der Dunklen, bzw. der Landbiene im Hunsrück noch keinen Anklang unter der hiesigen Imkerschaft gefunden. Große Werbung kann ich für meine Idee auch noch nicht machen, da ich noch keine Erfolge vorweisen kann. Erst wenn ich mehr oder weniger ohne Varroabehandlung auskomme, meine Völker trotzdem den Winter gut überstehen und die Honigernten ausreichend sind, werde ich aktiv an die Öffentlichkeit treten.

Ich brauche eine ausgeklügelte Betriebsweise in Kombination mit einer giftfreien Varroabekämpfung. Dieses Jahr (2010) werde ich erstmal auf die Oxalsäurebehandlung im Dezember verzichten und die Völker im Garten nur noch einmal im Sommer mit dem ungiftigen Thymol (ich glaube, es ist das Öl des Thymian) behandeln. Keine Säuren! Außerdem muss ich verschiedene biotechnische Verfahren der Varroareduzierung testen: Drohenwabenschnitt, 2-malige Entfernung aller verdeckelten Brutwaben nach Wolf-Ingo Lau und die totale Brutentnahme nach Büchler.

Ein Versuch mit Volk 4, zwei mal die verdeckelte Brut zu entnehmen, scheiterte insofern, dass die von Herrn Lau behauptete schnelle Erholung der Volksstärke nicht eintrat. Volk 4 überwinterte auf nur 3 Waben - das allerdings fast ohne Verluste. Volk 6, das keine Oxalsäure bekommen hatte, hat ebenfalls fast ohne Winterverluste überlebt.

Außerdem muss ich bei einigen Völkern auch den "totalen" Überlebenstest machen, indem ich auf jede Behandlung verzichte. Immerhin soll es Imker geben, die angeblich bereits seit Jahren keine Varroabehandlung mehr durchführen und trozdem immer noch erfolgreich Bienen halten. Eine varroaresistente Biene zu haben ist mein größter Traum.

Nachtrag 21.09.2010: Die Realität hat sich anders entwickelt. Ich bin nun doch zu den Säuren gekommen, da ich mit dem Einsatz von Ameisensäure (AS) in die Lage versetzt wurde, Bienenvölker, die auf dem Wege zur Resistenz sind, zu finden - und bei der Völkervermehrung zu bevorzugen. (9.10.) Ich kann mit Hilfe von AS-Gaben (auf Schwammtuch), die gegeben werden, sobald eine gewisse Schadschwelle von zB 10 auf natürlichem Wege gefallenen Milben überschritten wird, varroaresistente Bienen züchten! Ich nutze die AS, damit Völker, die auf dem Wege zur Varroaresistenz oder -toleranz sind, überleben und sich vermehren können. Ohne AS würden auich sie sterben. AS-Behandlung ohne Berücksichtigung von Schadschwellen verhindert die Entstehung einer resistenten Biene.
Die biotechnischen Verfahren haben leider den Nachteil, dass ich bei ihrer Anwendung keine resistenten Bienen bekommen kann, denn ich verliere bei ihrer Anwendung die Möglichkeit, Völker, die mit den Milben besser zurechtkommen, als andere, zu erkennen. Auch den frisch eingerichteten Resistenzstand habe ich wieder aufgelöst, da die Völker, die die höchste Resistenz zeigten, sich auf anderen Bienenständen fanden. Im Winter werde ich jedoch im Garten jene Völker aufstellen, die dieses Jahr die größten Hoffnungen auf Resistenz machten.
hanjoheyer
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Re: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon hanjoheyer » Fr 26. Mär 2010, 17:31

http://bienenforum.iphpbb3.com/forum/78 ... 3-s75.html

http://bienenforum.iphpbb3.com/forum/78 ... 3-s90.html

Einige meiner Einträge in ein österreichisches Imkerforum:

Hallo Imker,

damit das mit dem Fachwissen nicht zuviel wird, hier mein Anfängerstatement:

Wozu immer dieses Herumzüchten am Bien? Seien wir doch glücklich damit, dass es dieses wunderbare Tier gibt und es ist, wie es ist! Vertrauen wir darauf, dass es sich von ganz allein auf die lokalen Gegebenheiten einstellt und sich auf diese Weise lokale Unterarten herausbilden mögen, wie die Natur es will?

Ich plädiere für die unverzüchtete Landbiene. Nehmen wir sie an, wie sie derzeit ist und bauen darauf auf. Schlimme Stecher können wir ja aussortieren - als einziges Zugeständnis an die enge Nachbarschaft des Biens zum Menschen, aber ansonsten sollten wir die Finger weglassen vom Gen, also jeglicher Zucht.

Bei ausschließlicher Standbegattung könnte zB die Carnica selbst bestimmen, wo ihre natürlichen Grenzen sind. Nach Norden hin, wo das Klima feuchter, kühler und unbeständiger ist, würde sich von selbst wieder eine Art Dunkle Biene etablieren, und jede Regien hätte die beste Biene, die auch zu dieser Region und ihrem Lokalklima passt.

Nach Italien hin würde sich eine gelbe Unterart einmischen - ganz von allein. Und in Italien selbst würde allein die Ligustica das Sagen haben. Besser gehts doch nicht!

Wir sollten mit der Biene imkern, die ursprünglich in der jeweiligen Region beheimatet war und es dem Bien selbst überlassen, wo ihre Grenzen liegen. Die imkerliche Betriebsweise sollte sich der Natur unterordnen, was bedeutet, dass wir alle nur noch Standbegattung zulassen, keine Belegstellen führen und keine fremden Weiseln einkaufen und einkreuzen.

joachim

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Hallo Imkers,

Prof. Gerhard Liebig hat in einem Vortrag, den er im März hier in der Nähe gehalten hat, gesagt, es gebe einen Unterschied zwischen Wissen und Glauben, und fast alles, was über Leistungsunterschiede zwischen Carnica und Buckfast gesagt oder geschrieben werde, gehöre in das Ressort "Glauben", für das er nicht zuständig sei. Sein Gebiet sei das Wissen, und er als Bienenforscher habe die Bucki und die Carni verglichen und keine Langzeitunterschiede festgestellt. Beide Rassen seien gleichgut.

Ich möchte dem hinzufügen, dass man sich auch auf das Wissen nicht allzuviel einbilden sollte. Die Natur - auch die Natur der Bienen - ist komplexer, als wir - selbst Teil der Natur - verstehen KÖNNEN. ES ist nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch unmöglich, die Natur vollkommen zu verstehen. Haben wir ein Detail nicht verstanden, kann das bedeuten, dass ALLES bisherige Wissen falsch sein könnte.

Warum wollen wir ALLES kontrollieren? Warum vertrauen wir nicht der Natur - der Natur des Biens - und lassen den Bien entscheiden, was für ihn am besten ist? Warum zB gab es eine natürliche Grenze zwischen Carnica und Mellifera? Ich nehme mal an, es gab sie, weil die Melli südlich der Grenze mit dem Klima und der Tracht nicht so gut zurechtkam wie die Carnica, und dass die Carnica nördlich dieser Grenze weniger gut mit diesen Bedingungen zurechtkam wie die Mellifera. Für den Imker wäre es zumindest langfristig IMMER ein Fehler, diese Grenze zu ignorieren und die falsche Biene am falschen Ort zu halten. Rückschläge wären vorprogrammiert.

Selbiges dürfte für den Bucki-Carni-Vergleich zutreffen, nur dass die Bucki eine Kunstrasse ist, die eigentlich keinen natürlichen Platz in der Welt und dessen Klima und Trachtangebot hat. Langfristig würde sie sie nördlich der Grenze allmählich an die Melli anpassen und südlich an die Carnica. Bevor ihr die Anpassung gelungen ist, ist sie naturgemäß die schwächere Biene, als die, die schon ein paar Millionen Jahre in diesem Gebiet lebt.

Warum wollen wir der Narur ins Handwerk pfuschen? Warum überlassen wir die Anpassung = Optimierung (im Gegensatz zu unseren Maximierungsbemühungen, die fehlschlagen müssen) nicht dem Bien selbst?

Für mich jedenfalls gibt es nur EINEN Weg: Ich habe mir standbegattete Bienen aus meiner Heimat besorgt und überlasse die "Züchtung" dem Bien selbst. Dann habe ich Erfolg, auch wenn ich die Natur nicht vollständig verstanden habe. Ich bin nur zu EINEM Zugeständnis bereit: Da meine Bienen im Garten wohnen, wären ihre Überlebenschancen als schlimme Stecher sehr gering. Die Nachbarn würden sie nicht lange dulden. Deshalb lese ich die Stecher aus. Das wars dann aber schon.

Leider sind die Mellifera ausgerottet worden. Von wem? Freunden der Biene? Bestimmt nicht! Das müssen SEHR falsche Freunde gewesen sein, die sie ausrotteten. Ich habe hier eine zumindest carnicaähnliche Biene. Ich lehne Belegstelle und Reinzucht (=Inzucht) ab. Ich lasse Standbegattung zu. Soll der Bien selbst entscheiden, in welche Richtung er sich entwickelt.

Ihr Österreicher könnt euch glücklich schätzen, eine echte heimische Biene zu haben. Warum wollt ihr sie kaputtmachen mit der Buckfast? Wir hier in Deutschland haben keine heimische Biene, weil wir sie, dumm wie wir sind, aus Gier und Dummheit ausgerottet haben. Ach hätten wir doch noch unsere alte Mellifera. Jetzt müssen wir mit der Carnica improvisieren und hoffen, dass sie sich in ein paar Tausend Jahren wieder an die alte Mellifera - und so wird es kommen - angeglichen hat. Es braucht womöglich tausend Jahre, um 50 Jahre Falschzucht wiedergutzumachen.


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Ich meine, wir sollten bei der Beurteilung der Rassen nicht nur die vordergründige Nützlichkeit in Betracht ziehen, sondern die langfristigen Konsequenzen unseres Handelns einbeziehen.

Es mag ja schön sein, wenn die Buckis friedlicher sind und mehr Honig bringen. Aber es sollte auch berücksichtigt werden, dass die Biene ein Recht auf Unversehrtheit hat. Wir dürfen sich nicht einfach so nach unserem Gusto modellieren. Wir wissen zu wenig von ihren Jahrzehntausende- oder gar Jahrmillionen währenden Anpassungsanstrengungen.

Kreuzungen wie die bei der Züchtung der Buckfast bringen Disharmionie ins Erbgut der Biene und bereiten Stress, was das Immunsystem schädigt bzw. schwächt. Die Bienen sind bereits durch Pestizide und Monokultur gestresst. Vielleicht ist diese neue Krankheit CCD nichts anderes, als als eine Folge unseres Züchtungsgebarens.

Der Mensch ist im Begriff, zwei große Sünden zu begehen, die ihn selbst ins Fegefeuer führen werden. Er hat sich an zwei verbotenen Früchten, bzw. deren KERNEN, vergriffen, dem Atomkern und dem Zellkern. Da ALLE Lebewesen ihr Erbgut miteinander tauschen - über Bakterien, das ist erwiesen - wird es auch schlimme Folgen für uns haben, wenn wir das Erbgut von Pflanze und Tier (und unser eigenes) nach unseren derzeitigen primitiven wissenschaftlichen Theorien, die nichts als Zwangsvorstellungen sind - ummodeln.

Um 1900 bis Mitte des 20. Jahrhunderts glaubte die Elite, der Mensch sei eine Maschine. Nun stellt euch vor, er hätte die Macht gehabt, sein Genom zu "verbessern". Er hätte es auf jeden Fall verschlimmbessert und sich zur perfekten Maschine umgebaut. Er hätte sich seine eigene Hölle gemacht, sich selbst zur Höllenmaschine umgeformt. Heute wissen wir, dass die Naturwissenschaft aufgrund methodischer Defekte Qualitäten wie Willensfreiheit, Bewusstsein, Subjektivität, Leben usw nicht ermitteln kann, und dass es sie trotzdem GIBT. METHODISCH richten wir uns und die Welt zugrunde, weil wir sie für mechanisch halten. (Kein Mensch glaubt, sie sei mechanisch, aber der Wissenschaftler behandelt sie zwanghaft so, als ob sie mechanisch sei, weil Wissenschaft und Technik nichts anderes KÖNNEN.)

Die Bienen braucht den Stachel nicht mehr so dringend wie vor 10000 Jahren, weil es keine Bären und andere Honigräuber mehr gibt und weil wir als Imker die Schutzfunktion übernommen haben. Deshalb dürfen wir unsere Hausbienen auf Stechunlust auswählen, bzw. die freundlichen Bienen bevorzugen. Aber auf Qualitäten wie Anpassung an das lokale Klima und Flora, die Anpassung des Immunsystems an lokale Keime usw sollten wir keinen Einfluss nehmen, weil wir zu wenig davon verstehen. Aber jede Kreuzung von Rassen, die vormals weit voneinander getrennt gelebt haben, zerstört die Anpassung an das lokale Klima und zerstört die Ausgewogenheit des Immunsystems.

Zum Schluss noch eine Frage: Die Mellifera Mellifera gibt es so gut wie nicht mehr. sie wurde nahezu ausgerottet. Von wem? Können das Bienenfreunde sein, die eine Bienenrasse ausrotten? Was geschieht mit der Carnica, wenn in ihr Stammland Buckfast eingeführt werden?
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Hallo Heinz,

du sprichst mir aus dem Herzen. Das mit dem Ökotyp bringt die Sache auf den Punkt. Es bilden sich lokal optimierte Ökotypen, wenn man den Bien auf natürliche Weise machen lässt. Das sinnlose Herumkutschieren von Königinnen und ganzen Völkern über zT Hunderte, ja Tausende von Kilometern zerstört diese Optimierung zugunsten einer globalisierten Biene, die wie die globalisierte Ökonomie zum Untergang verurteilt ist. Die globalisierte Ökonomie zerstört ja auch jede lokale Anpassung der Betriebe wie wir sehen. Störungen, Krankheiten, breiten sich dann ebenso global aus, wie die internationle Finanzkrise und auch die Varroamilbe zeigen. Wäre die Wirtschaft dezentral organisiert, bliebe eine Krise lokal bergrenzt. Da nun alles vernetzt ist, löst eine Krise eine Weltkrise aus -. eine Welt-Katastrophe. Das Sytem wird instabil!!

Genauso ists beim Bien. Der Handel mit Bienen macht jede lokale Krise zu einer globalen Katastrophe.

Wir müssen dem entgegenarbeiten.

Wir haben hier in meiner Gegend eine Belegstelle, in welcher Vatervölker mit von irgendwoher teuer gekauften Edelköniginnen aufgestellt sind. Niemand hatte sich beim Kauf dafür interessiert, ob die Weiseln aus dem Rheingraben kommen, wo die Entwicklung der Flora und des Biens 3 Wochen vor der unsrigen stattfindet oder ob die Weiseln aus dem Hochgebirge kommen, wo jetzt noch Schnee liegt. Man war nur an der Information interessiert, wieviele Kilogramm Honig die Völker in ihrer Heimat brachten, und wie lang der Stammbaum der Weiseln war. Was dort gut war und einen langen Stammbaum vorweisen kann, muss auch hier gut sein.

Obwohl Prof. Liebig sich in seinem Vortrag gegen Belegstellen ausgesprochen hatte, führte man danach ungerührt das Alltagsgeschäft weiter: Festlegung des Termins der Belegstelleneröffnung und des Belegstellenfestes, Gejammere über die von Jahr zu Jahr schwindende Belegstellennutzung samt dam,it verbundener Einnahmerückgänge usw.. die heimischen Mühlen mahlen langsam.
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Hallo Wolli,

zu: "was bleibt also von der reinzucht wenn es die ganzen grenzgenialen züchter nicht mehr gäbe? und wieviele "züchter", vielleicht in der nachbarschaft, kennt jeder von euch persönlich von denen ihr nie und nimmer auch nur geschenkt eine königin möchtet?"

Ich vermute, du willst sagen, dass es im Verhältnis zu nichtzüchtenden Imkern nur sehr wenige Züchter gebe, und dass aus diesem Grund ihr Tun keine oder kaum Auswirkung auf den Bien habe.

Nun, es stimmt: Es gibt nur wenige Züchter, aber ihr Tun ist sehr wirkungsvoll. In dem Landkreis, in dem ich wohne, gibt es meines Wissens keinen einzigen echten Züchter. ABER: Es gibt eine Belegstelle, wo es acht Vatervölker einer einzigen Zuchtlinie gibt, die mit Königinnen aus einer sog. Reinzucht bestückt sind. Es gibt im Landkreis vielleicht 1000 Bienenvölker; auf der Belegstelle werden jedes Jahr etwa 100 Königinnen begattet. Diese Königinnen erzeugen jede Mengen Drohnen, die dann auch jene Weiseln begatten, die von Imkern gehalten werden, die ihre Könignnen nicht zur Belegstelle bringen und von dieser Sache nichts bis gar nichts halten. Im Laufe weniger Jahrzehnte wird auf diese Weise der gesamte genetische Pool aller Bienen dieses Landkreises ausgedünnt - mit allen fatalen Konsequenzen. Je kleiner der Genpool ist, desto anfälliger für Krankheiten sind die Bienen. Ihre Anpassungsfähigkeit sinkt jedes Jahr, solange diese genetich verarmten Inzuchten ungefragt auf unsere Landbienen losgelassen werden.
---------------------------------------------------------------------------------
Hallo Supernova,

zu: "Warum werden denn jedes Jahr hunderte Carnica-Königinnen nach Ägypten veschickt und dort die standorttypische A.m. Lamarckii ausgerottet? Genauso nach Anatolien. Ich finde es ziemlich wild, sich einerseits darüber zu beklagen, dass in Österreich andere Bienen gehalten werden, um dann in enormen Ausmass zu exportieren!":

Die Gier nach dem, was andere haben, ist offenbar global. Kaum einer gibt sich mehr zufrieden mit dem, was die Natur ihm bietet. Jeder will die Biene der andern haben. Warum? die eigene Biene kennt man, die der Andern nicht. Also ranken sich Mythen und Märchen ausschließlich um die Bienen der Andern.

Leider sind die ägyptischen und anatolischen Imker nicht klüger, als die österreichischen und deutschen. ALLE machen ihre eigene Biene kaputt, bzw. zerstören ihre lokale Anpassung. Und die Wissenschft schweigt. Warum? Ich fürchte, weil sich mit unangepassten Bienen mehr Geld machen lässt. Man kann Geld verdienen mit dem Bienenhandel, mit Medikamenten und mit Vorträgen, die man Imkern hält, die ihre Bienenvölker durch ihre Zuchtbemühungen geschädigt haben. Das ist wie beim Menschen: Am Gesunden und Toten verdient der Arzt nichts. Also hält er die Leute chronisch krank...

Unsere Züchter sind allesamt Versager!!! Statt unsere Nordbiene weiterzuzüchten, kreuzten die deutschen Züchter die Carnica ein und rotteten die Nordbiene aus. Die österreichischen Züchter zerstören nun die Carnica, und die ägyptischen die ihre. Wann fangen sie endlich mal zu züchten an? Wissen sie eigentlich noch, was das eigentlich ist, das Züchten?

Zucht darf keine Inzucht sein. Heutzutage ist zucht immer Inzucht und damit verwerflich, da besonders Bienen sehr inzuchtanfällig sind. Eine echte Zucht verkrüppelt nicht das Genom der Biene, sondern baut es sozusagen auf. Er erhält das naturgegebene Genom, bzw. die Biene, damit der Bien seine Anpassungsfähigkeit, seine Reaktionsfähigkeit auf Umwelteinflüsse, nicht verliert. Echte Zucht ist natürlich schwer, als dieses einfache Kreuzen, aber das sollten die Züchter tun.

Gibt es Züchter, die versuchen, den Bien resistent gegen die Am. Faulbrut zu machen? Was ist aus den Bemühungen geworden, eine varroaresistente Biene zu bekommen?
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Züchterisches Chaos

Beitragvon hanjoheyer » Sa 27. Mär 2010, 16:17

Die gegenwärtige Situation ist die, dass bis vor wenigen Jahrzehnten in Deutschland fast ausschließlich mit der Carnicabiene geimkert wurde. Dann kam die Buckfastbiene, hauptsächlich eine Kreuzung zwischen der englischen Nordbiene und der Italienischen Biene, hinzu. Die Buckfastbiene erfreut sich heute aufgund der Illusion, dass alles Neue auch besser sein müsse, größerer Beliebtheit, als die alte Carnica. Besonders bei Berufsimkern wird die Buckfast gegenüber den Carnicas vorgezogen, obwohl Bienenforscher Dr. Liebig immer wieder darauf hinweist, dass beide Sorten gleich gut seien.

Nicht gleich gut, sondern im Gegenteil, sehr viel schlechter, ist jedoch die Situation, dass beide Rassen gleichzeitig in Deutschland gezüchtet werden. Die Buckfastzüchter zerstören das Werk der Carnicazüchter und umgekehrt. Jetzt kann man gar nichts mehr züchten! Die Züchter wissen das sogar, aber sie versuchen ihr völliges Scheitern zu kaschieren, indem sie ganz "demokratisch" auf Toleranz machen: "Wir haben nichts gegen die Buckfast (Carnica) - Züchter, behaupten beide Fraktionen über die jeweilige Gegenseite, aber was sie denken, sagen sie wohl lieber nicht. Dann käme es zum offenen und womöglich klärenden Streit mit dem niederschmetternden Ergebnis, dass alles, was Bienenzucht in Deutschland anlangt, total falsch läuft. Ziemlich ratlos wird die verquaste Situation schöngeredet, indem auf die Belegstellen hingewiesen wird, die die Reinhaltung der jeweiligen Rassen gewährleisten sollen. Allerdings geht das auf Kosten der Breite des genetischen Spektrums des Biens, denn auf jeder Belegstelle stehen maximal zehn Drohnenvölker, die dann das gesamte Einzugsgebiet der Belegstelle mit dem Genom dieser Drohnen versorgt. Die natürliche Entwicklung des Biens wird dadurch weitgehend unterbunden. Es fehlt schlichtweg an Masse, um eine genetisch stabile, d.h. gesunde, akklimatisierte Biene zu bekommen und zu erhalten. Außerdem gibt es keine sicheren Landbelegstellen.

Nicht jeder Imker will seine Weiseln jedes Jahr auf eine Belegstelle bringen; die meisten wollen bei der altbewährten Standbegattung ihrer Weiseln bleiben - sie werden einen Mischmasch bekommen, keine Carnica, keine Buckfast, keine echte Landbiene. Was sie bekommen werden, ist eine kränkliche, nicht angepasste, völlig verwurstete "Weltbiene", die in jeder Hinsicht schlechter ist, als alles, was je dagewesen ist.

Außerdem: Wo wollen unsere Belegstellenleiter künftig ihre Reinzuchtköniginnen herbekommen? Aus Ostösterreich, der Heimat der Carnica? Kaum! Denn auch in Österreich wird die Reinhaltung dieser Rasse immer mehr von den Buckfastanhängern untergraben. Viele österreichische Imker tun alles, was in ihrer Macht steht, um auch ihre Biene kaputtzukriegen.

Jetzt haben also die Imker - mit wissenschaftlicher Unterstützung - dieses totale Chaos angerichtet, und nun kommen auch noch die Freunde der Nordbiene hinzu, die das Rassechaos komplettieren. Schlimmer gehts nimmer!

Meines Erachtens gibt es aus diesem elenden Schlammassel nur einen Ausweg! Die Wiederbesinnung auf die Landbiene! Wenn ab sofort auf Reinzucht aller Rassen verzichtet und die Biene, die nun einmal da ist, benutzt wird, um die Deutsche Landbiene zu "züchten"! Die dazu nötigen "Spielregeln" habe ich an anderer Stelle formuliert. Keine Völker und Königinnen über eine Entfernung von mehr als 25 km hinweg kaufen oder verkaufen, ausschließlich Standbegattung zulassen, keine künstliche Befruchtung, keine Belegstellen.
Innerhalb weniger Jahrzehnte würde sich das Genom dieser Mischung langsam wieder entmischen, d.h., die vorteilhaften Gene der ehemaligen Dunklen würden von Generation zu Generation immer mehr zum Vorschein kommen, alles Unangepasste würde durch Winterverluste wegselektiert werden.

Die Entwicklung des Chaos-Biens zu einer genetisch stabilen und damit gesundheitlich wiederstandsfähigen Biene, könnte durch die vorsichtige Einkreuzung der Nordbiene beschleunigt werden. Zum Glück ist die Nordbiene nicht völlig ausgerottet. In der Schweiz, in Polen und Schweden gibt es noch reinrassige Nordbienen. Jeder Imker könnte sich alle paar Jahre eine echte Nordbienenweisel kaufen und in eines seiner Völker einweiseln. Dann würden wir innerhalb von 60 oder 70 Jahren wieder eine echte heimische Landbiene bekommen. Das ist der einzige gangbare Weg, den wir beschreiten müssen, wenn wir auch künftig noch gesunde Bienen und Imker haben wollen.

Mein Vorschlag ist bei weitem nicht so radikal, wie die denkbare Variante, dass Deutschland nun mit der Carnica dasselbe veranstaltet, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Nordbiene: ein radikaler Ausrottungsfeldzug! Alle Belegstellen werden ausschließlich mit Nordbienen besetzt, und alle Imker werden gehalten, ihre Weiseln auf diesen Belegstellen begatten zu lassen. Dann hätten wir innerhalb weniger Jahre wieder die Nordbiene zurück. Aber dieser Schritt erscheint mir allzu radikal.
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Re: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon hanjoheyer » Fr 16. Apr 2010, 21:19

In Friedrich Ruttners "Naturgeschichte der Honigbiene" finden wir auf Seite 87 f eine andere Erklärung für den Niedergang der Dunklen Biene und deren Ersatz durch die Carnica. Es heißt: "Die Ursache der Überlegenheit (der Carnica über die Dunkle Biene) liegt in der rascheren Frühjahrsentwicklung; während die Völker der Dunklen Biene zur Zeit der Frühsommertracht (vor allem Himbeere) noch zu schwach sind und allein im August bei der Heidetracht Erfolg haben, bringen die Carnica-Völker im Juni-Juli eine erste und aus der Heide eine zweite Ernte."

Weiter schreibt Ruttner, dass der Siegeszug der Carnica in Deutschland auch damit begründet werden könne, dass viele deutsche Imker vorher schon fortwähend allerlei Rassen aus dem Ausland eingeführt und eingekreuzt hätten mit der Folge eines unkontrollierten Bienengemisches mit der unangenehmen Eigenschaft starker Stech- und Schwarmlust. In dieser Situation sei die Einfuhr der Carnica ein reiner Segen gewesen. Es war demnach nicht so, dass die Carnica die Dunkle abgelöst habe, sondern dieses unkontrollierbare Rassegemisch.

Im "Ruttner" wird übrigens die Carnica als der Dunklen äußerlich sehr ähnlich beschrieben. Beide Rassen seien sehr eng miteinander verwandt.

Ein erfahrener Imker erzählte mir, dass - hätte es dieses Rassegemisch nicht gegeben - man aus der reinrassigen Dunklen Biene längst eine frühtrachttaugliche, sanftmütige und schwarmträge Dunkle hätte züchten können. Aber der Zug sei leider abgefahren; man könne nicht mehr ins frühe 19. Jahrhundert zurück.

Angesichts der Tatsachen, dass Dunkle und Carnica eng verwandt sind, dass die Carnica frühtrachttauglich ist und meine Heimat der vielen Rapsfelder wegen, eine frühtrachttaugliche Biene braucht, und dass die Rüssellänge der Carnica etwas größer ist als bei der Dunklen - was die Tauglichkeit für Klee verbessert, habe ich mich nun wohl endgültig dagegen entschieden, mir die Dunkle zu kaufen und einzukreuzen. Ich werde bei der Biene, die ich habe, bleiben.

Nun geht es vorrangig um die Reinerhaltung der bestehenden "Hunsrücker Landbiene". Das heißt, dass ich der Biene, die gegenwärtig da ist, helfen werde, sich weiter an unsere lokalen Begebenheiten anzupassen (Akklimatisation), indem ich Werbung dafür mache, keine Bienen aus einer größeren Entfernung als 20 oder 25 km vom Heimatort zu kaufen, Standbegattung, Negativauslese, Schwarmvorwegnahme, Schwärme oder Brutableger mit Nachschaffungszellen, keine künstliche Besamung, kein Umlarven, keine Belegstellennutzung (siehe "Meine Betriebsweise").

Was die Varroabekämpfung anlangt, soll Alois Wallner mein Vorbild sein. Er ermittelt durch Zählung der Milben auf der Varroawindel den prozentualen Anteil der beinlosen Milben im Verhältnis zu den vollständigen Milben. Je höher der Anteil der verstümmelten Milben, desto nachzuchtwürdiger das Volk. Ich muss nun noch klären, ob bei der Varroaresistenzzüchtung der AGT nach der Ausräumrate toter Larven und Puppen oder nach dem Beinebeißen wie bei Wallner selektiert wird. Ich gehe davon aus, dass Wallners Methode die bessere ist.
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Ursachen der Ausrottung

Beitragvon hanjoheyer » Mo 10. Mai 2010, 08:03

In den alten Zeiten, als es noch keinen billigen Rüben- oder Rohrzucker gab, womit man den Bienenvölkern, denen man den Honig weggenommen hatte, die Überwinterung ermöglichen konnte, musste man eine völlig andere Strategie fahren: Man tötete bei der Honigernte dreiviertel seiner Völker und erntete ihre kompletten Honigvorräte. Dem restlichen viertel entnahm man nur den überschüssigen Honig und logierte die Völker in derart enge Körbe ein, dass sie sparsam über den Winter kamen. Die Enge der Bienenkörbe zahlte sich nicht nur im geringen winterlichen Futterverbrauch aus, sondern auch im nachfolgenden Frühling, wenn die kleinen Bienenwohnungen die Völker zwangen, frühzeitig und häufig zu schwärmen. Auf diese Weise wurde die Frühtracht genutzt, die Völkerzahl wieder auf den Vorjahresstand zu bringen, in welchem dann die Sommer und Spättracht eingefahren wurde.
Auf diese Weise wurde jahrhundertelang geimkert. Dann kam der Zucker, der schnell wesentlich billiger war, als Honig. Aufgrund der nun möglichen Zuckerfütterung waren die Imker nicht mehr "gezwungen", dreiviertel ihrer Völker im Herbst abzuschwefeln. Alle durften überleben. Eigentlich hätte man jetzt mit größeren Bienenwohnungen experimentieren müssen, aber alte Traditionen sind langlebig. Man meinte, die Brutfelder der Völker klein halten zu müssen, da Brut ja angeblich viel Futter verbrauche, das der Imker lieber selber haben wollte.

Endlich setzen sich die Holzbeuten durch. Die Magazinimkerei machte es dem Imker leicht, mit größeren Bienenwohnungen zu experimentieren. Leider erwies sich der Vorteil der Dunklen Biene, ihre angezüchtete Schwarmfreude, nun als Nachteil. Die Bienen schwärmten, bevor die Kisten voll besetzt waren. Das Eisenbahnzeitalter hatte begonnen, und die Imker nurzten die Eisenbahn, um fremde Rassen auf ihre Bienenstände zu bringen. Statt die zum intensiven Schwärmen gezüchtete Dunkle nun wieder zu einer schwarmträgen, die sie einmal war, zu züchten, kauften sich unsere "Züchter" lieber die Italienische. Diese kreuzten sich natürlich mit der heimischen Biene. Die erste Kreuzungsgeneration erwies sich als ungemein fruchtbar und sammelfreudig. Man dichtete den Erfolg den neuen Rassen zu: man war auf die erste Kreuzungsgeneration, die Blender, hereingefallen. Damals wusste man noch nichts von Blendern. In den nachfolgenden Generationen zeigten sich dann die Nachteile der Kreuzungsprodukte: Aufgrund vererbten widersprüchlichen Verhaltens wurde das Erbgut disharmonisch. Das geerbte Verhalten eines Teils eines Volkes widersprach dem geerbten Verhalten eines anderen Teils desselben Volkes, was Aggression zur Folge hatte: Die einst friedliche, schwarmträge Biene wurde also durch Menschenhand zuerst schwarmfreudig, und dann auch noch zum wüsten Stecher.

Diese Entwicklung machte die fremdrassigen Bienen noch attraktiver, und man entschloss sich zu einem grandiosen Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle. Die Belegstellen erwiesen sich als erfolgreiches Instrument der Ausrottung. Wären die deutschen Imker nicht so töricht gewesen, ihre heimische Biene mit Importbienen zu zerstören, sondern hätten sich züchterisch mit der Dunklen Biene befasst, wäre ihr die Schwarmlust schnell wieder weggezüchtet worden, und wir hätten eine wunderbar akklimatisierte, robuste heimische Biene gehabt. Aber leider ist der Kauf fremder Rassen leichter, als die Zucht am eigenen Bienenstand. Statt zu züchten, kaufte man sich Bienen und nannte die stümperhaften Bemühungen, die Importbienen rein zu halten, auch noch Reinzucht. Klingt edel, ist es jedoch nicht. Die Amerikaner benutzen für unser Wort "Reinzucht" den besseren Begriff "Inzucht".

Jetzt haben wir hier die Carnica, die sich mit dem jährlichen "Opfer" großer Winterverluste langsam an unser atlantisches Klima anpasst und langsam zur neuen Dunklen wird - das Genom der Dunklen, das noch nicht völlig ausgerottet ist, setzt sich langsam (gegen den Widerstand unserer Reinzüchter) wieder durch - und alles könnte wieder gut werden, aber man hat ja nicht wirklich etwas gelernt. Es gibt die Buckfastbiene - und da alles, was man nicht hat, automatisch besser ist, als das, was man hat, holt man diese nicht akklimatisierte genetisch instabile Kunstrasse ins Haus. Schließlich hat man es fast geschafft, die Dunkle zu zerstören. Warum sollte es nicht gelingen, auch Carnica und Bucky kleinzukriegen? Also kreuzt man fleißig diese beiden Rassen, setzt voll auf die Blender und denkt sich - ganz nach der Mode der Börsenzocker und Amokläufer: "Nach uns die Sintflut!"
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Re: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon hanjoheyer » Di 5. Okt 2010, 15:30

Unrer "Interessante Links" und dort "Dunkle Biene" ist eine ausführliche Arbeit über den Niedergang der Dunklen Biene und mögliche Wege ihrer Rettung zu finden. Original in folgendem Link. Im Anschluss an diese Arbeit kommentierte ich diese wissenschaftliche Arbeit.

http://www.culturaapicola.com.ar/apunte ... aleman.pdf

AUGUST WILHELM STEFFAN, Bochum & Biebergemünd
Schutz und Wiederansiedlung der Dunklen Europäischen Honigbiene in Naturschutzgebieten und Biosphärenreservaten Deutschlands
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Klima

Beitragvon hanjoheyer » Sa 9. Okt 2010, 10:20

In der oben verlinkten wissenschaftlichen Arbeit wird der Niedergang der Dunklen Biene bedauert, und der Vorschlag zur Rettung der Dunklen ist die Einrichtung eines einzigen Reservates in Deutschland, in welchem die Dunkle Biene rückgezüchtet und dann erhalten werden soll. Der Autor lehnt eine in ganz Deutschland gestreute Wiedereinführung der Dunklen ab, wie sie der ehemalige Vorsitzende eines Vereins zur Rettung der Dunklen Biene (GEDB) durch seinen kommerziellen Verkauf Dunkler Weiseln an Imker in ganz Deutschland praktiziere. Wenn sich in Sachen Bienenzucht unqualifizierte Hobbyimker aus reiner Liebhaberei eine oder zwei Weiseln der Dunklen Biene zulegen, werde das Ergebnis dieser Bemühungen keineswegs die Renaissance der Deutschen Biene in Deutschland sein; das zuvor kritisierte züchterische Chaos würde bloß verstärkt werden. Das Rassegemisch, das heute aus Carnica, Ligistica und Buckfastbienen besteht, würde dann noch um die Dunkle erweitert und damit verschlimmert werden.

Ich glaube, der "verfehmte" ehemalige Vereinsvorsitzende hat recht und nicht der Autor der o.g. Arbeit, Steffan. Die Jahreszeiten, die Trachtverhältnisse und das Klima, also die langfristigen äußeren Lebensbedingungen des Biens bestimmen im Idealfall die Auslese, die in der Vergangenheit zur Entstehung der Dunklen Biene führte. Die Dunkle ist im Gegensatz zB zur Carnica oder Buckfastbiene eine Biene, die an das Atlantische Klima angepasst ist.

Was ist "Atlantisches Klima"? - Es bedeutet, dass es in der Übergangszeit vom Winter in den Frühling immer wieder zu Kaltluftdurchbrüchen aus dem Norden mit viel Schnee und Regen kommt ("Aprilwetter"), die im Verlaufe des Frühlings immer seltener werden, bis es endlich die Azorenhochs schaffen, von Westen kommend über Deutschland hinwegzuziehen und die Kaltluft zurückzuhalten. Trotzdem schaffen es die Kaltluftströme immer wieder, sich zwischen zwei Hochs zu schieben und für einige Tage, aber mitunter auch für einige Wochen - das kann das ganze Jahr über geschehen - für kaltnasses Wetter zusorgen. Außerdem können die regenreichen Westwinde ungehindert von Gebirgen über Deutschland hinwegziehen und abregnen.

Ganz anders ist das Klima im Windschatten der Alpen - wo Carnica- und Ligustica leben. Die Landschaften, in denen diese Bienenrassen leben, werden von den Kaltlufteinbrüchen aus dem Norden nicht erreicht, und die Alpen schützen diese Regionen vor den Westwinden. Aus diesem Grund wird das Klima dort im Gegensatz zum Atlantischen (See-) Klima "Kontinentales (Land-) Klima" genannt. Beim Landklima sind Frühling und Herbst viel weniger ausgebildet, und Sommer und Winter bewegen sich in extremeren Temperaturbereichen als beim Seeklima. Die Italienische und die Österreichische Biene fühlen sich wohl, wenn die Sommer früh und schnell kommen, heiß werden, lange anhalten und dann schnell der kalte Winter kommt.

Die Dunkle Biene ist an kurze Sommer und Winter angepasst und an langandauernde Übergangszeiten, bei denen es häufig unser typisches "Aprilwetter" gibt - im April, aber auch im Herbst.

Anpassung bedeutet, dass das genetisch verankerte Verhalten des Biens genau auf die jeweiligen klimatischen Verhältnisse abgestimmt ist. Die Kärntner- und die Italienische Biene haben in freier, natürlicher Konkurrenz zur Dunklen Biene in Landschaften mit Atlantischem Klima keine Chance. Sie würden binnen weniger Jahrzehnte verdrängt werden, wenn nicht die deutschen Imker aus ideologischen Gründen den bis heute andauernden Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle betreiben und die Carnica in unseren Breiten künstlich am Leben erhalten würden.

Würden die Versuche, die Karntner-Biene hier reinrassig zu etablieren, aufhören, würden die Dunklen, die noch in einigen kleinen Reservaten in Österreich, Schweiz, Belgien, Südfrankreich, Dänemark, Norwegen, Schweden und Polen existieren, ihre Reservate verlassen und ihre angestammten Gebiete zurückerobern. Das Genom der Dunkle würde sich schnell in Deutschland ausbreiten, viel schneller, als wenn wir darauf hoffen, dass der "dunkle" Anteil des mischrassigen Genoms unserer gegenwärtig existierenden Landbiene sich allmählich wieder durchsetzte.

Was nützt der deutschem Imkerschaft ein kleines Naturschutzgebiet an der Rhön, wenn sie doch in ganz Deutschland eine akklimatisierte Biene braucht, also die Nordbiene? Uns ist in der Tat ausschließlich mit der flächendeckenden Wiedereinführung der Dunklen Biene in ganz Deutschland gedient.

Wir haben also die Wahl zwischen sechs Alternativen:

1. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle vollenden und ganz auf Carnica umsteigen.
2. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle vollenden und ganz auf Buckfast umsteigen.
3. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle vollenden und ganz auf Carnica und Buckfast umsteigen.
4. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle ausschließlich in kleinen Reservaten beenden. Außerhalb der Reservate wird weiterhin auf Carnica und Buckfast gesetzt.
5. Den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle beenden und auf Landrasse konzentrieren.
6. Die Dunkle so viel und so schnell wie möglich in Deutschland wiedereinführen.

1. und 2. sind theoretisch durchführbar.
3. ist undurchführbar, aber genau das wird gemacht!!! Es ist unmöglich, in Deutschland gleichzeitig Carnica und Buckfast zu halten. Es würde sich ein Rassegemisch herausbilden, das keiner haben will - weder Carnica- noch Buckfasthalter/züchter.
4. Das wäre nichts anderes, als 3., denn die im Reservat lebende Dunkle würde trotzdem früher oder später aussterben.
5. Wenn wir die Biene rassezüchterisch nicht mehr manipulieren würden, würde sich im Verlauf weniger Jahrhunderte wieder eine melliferaähnliche dunkle Biene entwickeln. Dieser natürliche Selbstreinigungsprozess des durchmanschten Bienengenoms würde beschleunigt werden, wenn die Dunklen, ausgehend von den derzeigigen Reservaten, nicht gehindert würden, in ihre angestammten Lebensräume vorzudringen.
6. Dieses Vorgehen würde das ermöglichen, was die Dunkle auf natürlichem Wege auch tun würde: die Reservate verlassen und Deutschland "zurückerobern".

Da ich nichts von dauerhaften Reseraten halte, plädiere ich für Praktizierung von Punkt 5. Da ich jedoch keine Hoffnung habe, dass unsere Imkerschaft den natürlichen Ausleseprozess zulässt und damit zulässt, dass die Dunkle sich über die Reservate hinaus ausbreitet, ist wohl 6. der einzige sinnvolle Weg, wieder zu einer klimatisch angepassten, robusten Biene zu kommen. Ich bin jedenfalls nicht bereit, gegen die Natur hier eine Biene zu halten, der nicht erlaubt wird, sich an unsere klimatischen Verhältnisse anzupassen.
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Zusammenfassung: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon hanjoheyer » Do 4. Nov 2010, 11:50

Zusammenfassung meiner Erkenntnisse über den Niedergang der Dunklen Biene.

In diesem Forum gibt es ja nicht nur diesen einen Artikel mit Informationen über den Niedergang der Dunklen Biene. Meine Zusammenfassung berücksichtigt alles, was mir zu diesem Thema unter die Finger gekommen ist.

Der entscheidende Grund des Niedergangs der Dunklen Biene ist die schlichte Tatsache, dass die Dunkle in Deutschland heimisch war, als die deutschen Imker aufgrund der Erfindung der Eisenbahn die ausländische Biene entdeckten und in ihrem Forscherdrang unbedingt mit ihr Erfahrungen sammeln wollten. Ich kann diese Neugier sehr gut verstehen, da es auch mir nicht anders ging. Auch ich las mit größtem Interesse Ruttners "Naturgeschichte der Honigbiene" und andere Forschungs- und Erfahrungsberichte über ausländische Bienenrassen. Nur mein besseres Wissen hielt mich davon ab, alle möglichen Bienenrassen auf den eigenen Stand zu holen. Leider kann, wie früher, so auch heute, längst nicht jeder diesem Sammeltrieb widerstehen. Übers Internet lernte ich (zB im http://www.Imkerforum.de ) eine Reihe anderer Imker kennen, die sich an diversen anderen Bienenrassen versuchten, nach dem Motto: "Hab mir mal Ligustica und die Elgonbiene zugelegt, um sie mit meinen Carnicas und Buckys zu vergleichen." Über die Folgen dieser Sammelwut hat man sich damals vor 150 Jahren wie heute keine Gedanken gemacht. Man holte sich tausende Völker der italienischen Ligustica ins Land, dann noch mehr tausende Carnica - und wunderte sich, dass sich die Fremden mit den heimischen kreuzten und nach Anfangserfolgen, den Blendern, zu Stechern "degenerierten", die weder die Leistungen der Italiener, der Kärntner noch der Dunkeln Bienen erzielen konnten.

Die Züchter in Italien und mehr noch in Österreich erkannten schnell die Marktchance und bauten systematisch den Bienenhandel aus, indem sie ihre hochwertigen Superbienen propagierten, und nachdem sich die Bienenwissenschaft ins profitable Geschäft einklinkte, bekamen die Sklenar-, Peschetz- und Troisek- Bienen zusätzlich noch wissenschaftliche Ehrentitel wie "Reinzuchtbienen" und dergleichen angedichtet. Um den Markt ihres Bienenhandels zu vergrößern, musste dafür gesorgt werden, dass die Dunkle Biene verschwindet.

Dass selbst die Bienenwissenschaft diese Ausrottung aktiv betreibt, ist wohl außerdem dem Umstand zu verdanken, dass nichts über den Wert der Akklimatisation, den der von der Wissenschaft verfehmte Wolfgang Golz entdeckte, bekannt zu sein schien. Ich fürchte, dass dies ein Verdienst hauptsächlich Bruder Adams (Karl Kehrle) war, der die Buckfastbiene kreierte. Welcher Bienenwissenschaftler wagt es schon, diesem bundesverdienskreuztragenden Bienenzücher zu widersprechen? Da er Bienenrassen aller möglichen Herkunftsländer kreuzte und dieses Tun als vorteilhaft erklärte, sah er sich wohl genötigt, die diesem Tun entgegenstehende Akklimatisation unterzubewerten.

Diese Geringschätzung der Akklimatisation ist unter der Imkerschaft sehr weit verbreitet. Ich konnte bei Gesprächen und Internetdiskussionen kaum jemanden finden, der ihr einen besonderen Wert beimaß, dabei ist die Akklimatisation das A und O der Bienenhaltung.

Akklimatisation ist nicht nur Apassung an das Klima (Wind, Wetter, jahreszeitliche Temperaturentwicklung), sondern auch an die Tracht und die bakteriologische Umgebung des Biens, kurz: Anpassung an die Umwelt. Ist der Biene akklimatisiert, sind seine Leistungen nicht maximiert, sondern optimiert. Die Stärke des Immunsystems ist unmittelbar abhängig vom Ausmaß des Gelingens der Anpassung an die Umwelt. Wie wichtig Akklimatisation ist, erkennt man am deutlichsten an den Grenzen zwischen zwei Bienenrassen. Nördlich der Grenze zwischen den angestammten Lebensräumen der Carnica und der Dunklen ist die Carnica der Dunklen, was Robustheit anlangt, so deutlich unterlegen, dass sie ihren Lebensraum über Jahrtausende hinweg nicht in das Gebiet der Dunklen ausdehnen konnte. Selbiges gilt umgekehrt für die Dunkle südlich dieser Grenze, wo die Dunkle keine Chance hat, gegen die Carnica anzukommen.

Summa summarum haben wir die annähernde Ausrottung der Dunklen Biene ausgerechnet dem Umstand zu verdanken, dass vor 150 Jahren die Bienenleidenschaft und Bienenwissenschaft am weitesten in Deutschland (und Österreich) fortgeschritten waren und die ersten durchgreifenden Experimente (mit ihren bekannten fatalen Folgen) in Deutschland durchgeführt wurden. Leider glauben heute viele Wissenschaftler, die Fehler seien nicht wieder gut zu machen und sollten lieber vertuscht werden, anstatt die Laien zu verwirren, aber ich bin der Überzeugung, dass noch nicht alles verloren ist. In den Randzonen des ehemaligen Verbreitungsgebietes der Dunklen Biene gibt es noch Restbestände, auf die zurückgegriffen werden kann, um die Dunkle hier in Deutschland wieder heimisch zu machen.

Und damit die züchterischen Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden, muss statt der sog. Reinzuchtbiene (= Inzuchtbiene) wieder viel mehr Wert auf die Landbiene gelegt werden - zu deren Erhalt und Bestand eine spezielle Betriebsweise nötig ist, die in diesem Forum näher beschrieben ist.

Da es in Zeiten der Varroaseuche besonders wichtig ist, robuste Bienen zu haben, ist es heute so wichtig wie noch nie, uns wieder der Dunklen zu erinnern, was zum Glück auch geschieht. Ruttner schrieb in seinem legendären Buch (s.o.), dass sich über kurz oder lang in Deutschland ausschließlich die Dunkle Biene halten könne. Je länger der Beobachtungszeitraum gewählt würde, desto deutlicher würde sich dieses Ergebnis zeigen. Ein paar Jahre, ja einige Jahrzehnte lang, könne man mit ausländischen Bienen durchaus respektable Ergebnisse erzielen, aber dann würde ein feuchtkalter Winter, ein unerwarteter Kälteeinbruch im Frühling oder eine Krankheit den Bienen den Garaus machen. Die jährlichen hohen Völkerverluste sprechen für sich.

Diese Erkenntnis Friedrich Ruttners sollten wir ernst nehmen und entsprechend handeln.
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Re: Der Niedergang der Dunklen Biene

Beitragvon hanjoheyer » Do 4. Nov 2010, 18:06

Hier einer der Belege aus dem Internet für meine o.g. Angaben:

http://msplins14.bon.at/~admin397/home/ ... c9f768.php

"Gudio Sklenar war aber auch wie mancher andere Züchter aus dem alten gross-österreichischen Carnica-Bereich ein tüchtiger Geschäftsmann. Er pries seinen Stamm 47 im deutschsprachigen Raum an, gründete im Mai 1922 seine Fachzeitschrift ,,Mein Bienenmütterchen' und gab seine Erkenntnisse und Erfahrungen einem breiten Publikum weiter. Da der Stamm 47 nicht nur über Ruhe und Fleiß der Carnica verfügte, sondern im Gegensatz zu den vielen Importen aus Slowenien mit seiner Schwarmbienenzucht in Bauernkästen auch wesentlich schwarmträger war, fand Sklenar in Deutschland viele dankbare Abnehmer. In den Jahren 1930 bis 1938 wurden ständig 10 Pflegevölker, die wöchentlich ca. 200 Weiselzellen lieferten, gehalten. Allerdings vermischten sich die Nachzuchten in Deutschland mit der überwiegend dunklen Landrasse, so dass ihre erwünschten Carnica - Eigenschaften nicht erhalte blieben und man ständig auf neue Importe aus Mistelbach angewiesen war.
... Erst nach dem Krieg erfuhr Sklenar, insbesondere durch die Leistungsprüfungsergebnisse von REININGHAUS im Landesverband Westfälisch Lippischer Imker eine züchterische Anerkennung. Gerade von dem Landesinstitut in Münster und dem LV Westf und Lippischer linker, wird die Zucht der Sklenarbiene besonders gefördert."

http://www.npz-ev.de/de/npz_e.v./geschichte.html

"Die Ankörung, Anerkennung und Benennung des Stammes als K - Peschetz 332 erfolgte 1941 imOriginal Peschetz Urzucht Juni am Stand von Hans Peschetz in St. Veit an der Glan durch den „Reichskörmeister“ Dr. Goetze, wobei auch die Standardbeschreibung festgelegt wurde."

http://www.kvarnhult.de/index.php?id=4&type=1

"Die lange brutfreie Zeit wirkt der Entwicklung der Varroen entgegen. Gerade diese Eigenschaft, gepaart mit den weiteren positiven Eigenschaften dieser bei uns einst heimischen Biene, wird von nahezu allen Imkern und insbesondere von Instituten nicht erkannt.
Ich bin der Überzeugung, dass Völker der Dunklen Biene wegen ihres Brutverhaltens im Winter den Varroen keine Überlebensbrücke bieten. Wäre eine Reinvasion aus Nachbarvölkern anderer Rassen / Schläge ausgeschlossen, könnte aus meiner Sicht auf Varroenbehandlungen an Dunklen Völkern verzichtet werden.
*)Die lange brutfreie Zeit der A.m.m. ist ursächlich für deren geringem Futterverbrauch von 8 bis 10 kg Reinzucker; und alleine die länger währende oder durchgehende Brutdauer aller übrigen Rassen ist ursächlich für deren höheren Winterfutterverbrauch von bis zu 18 kg Reinzucker z.B. bei der mir bestens bekannten Ligustica!
Die längere brutfreie Zeit der Apis mellifera mellifera entwickelte sich im Verlaufe der Evolution und verfestigte sich genetisch als Überlebensstrategie der Nordischen Biene auf die lange trachtfreie Zeit im Norden. Mit dem höheren Winterfutterverbrauch der Carnica, Buckfast und insbesondere der Ligustica , welche selbst in Nordschweden durchbrütet, ist der Beweis für diese These angetreten, ohne Brutverlaufskontrollen durchführen zu müssen.

... IMMER WIEDER wird von Imkern und Imkerinnen, welche noch niemals eine reine (!) Apis mellifica mellifica sahen, geschweige denn ein Volk pflegten, behauptet, Dunkle Bienen seien stechwütige Monster. Auch wird die angebliche "erhöhte Agressivität" bei Carnica x A.m.m. - Kreuzungen regelmäßig der A.m.m. zugeschrieben. Ich frage mich, woraus diese "Fachleute" ihr Wissen um die A.m.m. schöpfen?
So beschreibt ein hessisches Institut in seiner HP die A.mellifera mellifera als "nervös und reizbar", Eigenschaften, die gewiss nicht auf eigene Erfahrungen dieser Fachleute zurückzuführen sind. Und wenn Bienenzuchtberater die lange brutfreie Zeit der Apis mellifica mellifica nicht als rassespezifische Eigenschaft wahrnehmen, sondern dieses Verhalten auf die langen und kalten Winter in Lappland zurückführen (wobei diese die brutfreie Zeit freilich weiter verlängern!), so spricht das für sich. *)Die längere brutfreie Zeit der Apis mellifera mellifera entwickelte sich im Verlaufe der Evolution und verfestigte sich genetisch als Überlebensstrategie der Nordischen Biene auf die lange trachtfreie Zeit im Norden."


(Anm.: Leider hat die Bienenwissenschaft, die ja auch bei der Meinungsbildung der deutschen Imkerschaft maßgeblich mitwirkt, kein echtes Interesse an varroatoleranten Bienen, da sie inzwischen an die hohen Forschungsgelder gewöhnt ist, die nur so lange fließen, wie die Milben noch als Gefahr angesehen werden. Anders ist nicht zu erklären, dass sie die bereits existierende varroatolerante Völker ignoriert.
Die zitierten Absätze weisen zudem darauf hin, dass in der Bienenwissenschaft kein Wert auf Akklimatisation gelegt wird: die lange Winterbrutpause wird nicht als rassespezifische Akklimatisation erkannt.)

"Eine interessante Sichtweise vertritt Pfarrer F. Gerstung in seinem Lehrbuch aus den Jahre 1910: "Durch dieses Einführen von fremdrassigen Bienenstämmen ist der Bienenzucht unendlicher Schaden zugefügt worden. .... Um aus dieser Schwierigkeit .... heraus zu kommen, hat man nun die Losung ausgegeben, daß man die alte Deutsche Biene wieder rein züchten müsse. Aber wo ist diese heutzutage noch rein zu finden ..."."
hanjoheyer
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