Irgendwie reizvoll einen Namen für eine Biene zu vergeben, in der Vermutung, dass es sich dabei noch um einen bestimmten Ökotyp handelt, ist fraglich. Hier muss man berücksichtigen, dass ein Ökotyp bestimmte, feste Merkmale besitzt an die er zu erkennen ist und so stellt sich als erstes die Frage: „Was ist ein Ökotyp“?
Für mich ist ein Ökotyp dann, wenn er in eine entfernte, andersartige Region verbracht wird, seine Eigenschaften beibehält und ohne Hilfe nicht überleben kann. Ich denke hier an die brutfreudige Mittelmeerbiene ligustica in Finnland oder Schweden.
Einen regionalen Typ zu schaffen bedarf es Jahrhunderte und mehr. Zudem spielt der Lebensraum in dem die Biene gehalten wird eine Rolle; ist es ein weites Flachland oder ist es ein eng begrenztes Tal im Gebirge.
Eine Biene nach seiner Region zu benennen fällt dahingehend viel leichter und ist nachvollziehbarer als wenn man gleich von einem Ökotyp spricht.
Betrachtetet man die letzten Jahrhunderte der Honigbienen-Namensgebung so kommt man als erstes zu Linné 1758 [Apis mellifera], 1761 [Apis mellifica] etc., 1879 beschrieb Pollmann die mitteleuropäische Biene mit dem Namen Apis mellifica ssp. germanica [= ssp. mellifica] zur gleichen Zeit auch die Unterart ssp. carnica sowie einige andere Typen. Hier stelle ich mir die Frage, welcher Typus hatte bei der Erstbeschreibung Linné 1758 vorgelegen? Je nachdem würde die eine oder andere Unterform als Nominatform zu betrachten sein (Steffan, 1997). Man geht davon aus, dass etwa 150 Formen, Regionalrassen oder Ökotypen der mellifera- Unterart lebten, benannt und beschrieben wurden lediglich nur 7 Formen oder Varietäten:
Apis mellifera mellifera f. lehzeni, f. germanica, f. nigra, f. domestica, f. silvarum, f. acervorum und f. uralica.
Westfalen besteht etwa zur Hälfte aus Bergland dem Weser- und Süderbergland und die andere Hälfte aus dem westfälische Tiefland und der westfälischen Bucht. Eine Besonderheit stellt das Ballungsgebiet „Ruhrgebiet“ dar und es ließe sich hier selbstverständlich ein Namen kreieren wie z.B. die Pott-Biene. Meine Region z.B. liegt am östlichen Rande des Ruhrgebietes dem Kohlenpott, südlich der Lippe zwischen Münsterland und Soester-Börde und ein Name wie Börde-Biene würde sich nicht schlecht anhören, ist aber auch nur ein Kunstname. Ich würde als Anwohner des anthropogenen Ballungszentrums für den Namen einer Pottbiene plädieren und es käme dem Refugium der Verstädterung am nächsten –das Ruhrgebiet ist und bleibt ein Schmelztiegel auch für unsere Honigbiene und es interessiert hier nur wenige oder überhaupt nicht woher all die Bienen herkommen, sondern nur wie kann man mit dieser in einem so dicht besiedeltem Gebiet erfolgreich imkern. Wer glaubt, mit einem Handschlag die ehemalige deutsche Biene hier wieder einführen zu können ist sicherlich auf dem Holzweg, trägt aber zum bestehendem Genpool bei.
Nach meinen Recherchen fand die Umstellung auf die Südbiene (carnica) in Westfalen um 1950 statt bzw. „war abgeschlossen“ (Zitat aus einer Festschrift); in anderen Regionen sieht das Verhältnis zu dunklen Biene noch wesentlich anders aus. So glaube ich, dass von der ehemaligen dunklen Biene noch eine Menge Erbgut auch in der westfälischen Biene steckt. Auffallend ist jedenfalls, dass von der früheren Stecherei der Biene nichts mehr zu spüren ist.
Wir haben heute eine Landbiene die sehr wirtschaftlich und dazu noch sehr friedlich ist, was will man mehr?
Zum Abschluss möchte ich folgendes vermerken auch wenn es weit hergeholt erscheint: „Wenn der Wolf Canis lupus in unser Land zurück kehrt, kehrt auch die alte, deutsche Honigbiene wieder in unser Land zurück“!
Mit bienenfreundlichen Grüßen, Horst