Re: Die Glantalerin
von hanjoheyer » So 23. Okt 2011, 08:11
Die Grenze zwischen Carnica und Nordbiene lässt sich anhand Ruttners Aussagen in "Naturgeschichte der Honigbiene", S. 68, bestimmen.
"Nördlich der Tauern, östlich der Dreiländerspitze, vom Großvenediger bis zu den Ausläufern der Alpen im Wienerwald fand sich ursprünglich überall die Dunkle Europäische Biene, südlich die Carnica. Diese Grenze lässt sich sogar bis vor die Tore Wiens verfolgen. Noch vor 40 Jahren* konnte man im Traisertal typisch "Dunkle" Völker finden und nur wenige Kilometer südlich, jenseits eines flachen, kaum 600 m hoch gelegenen Sattels, im Triestingstal, reine Carnica-Völker. Aber auch weiter östlich, wo selbst diese bescheidene Barriere fehlt, waren beide Rassen deutlich getrennt: Im rauheren Waldviertel kam früher die Dunkle Biene vor, unmittelbar östlich davon konnte Guido SKLENAR im Weinviertel ohne Belegstelle seinen eigenen Carnica-Stamm züchten.
Schwieriger ist die Westgrenze der Carnica zu erfassen. In Osttirol existieren bis in die höchsten Alpentäler reine Carnica-Völker und diese Biene erreichte durch das Pustertal auch Südtirol. Hingegen gab es im Etschtal bei Bozen nach GERSTECKER noch im 19. Jahrhundert Dunkle Bienen wie in Nordtirol ...
Gegen Osten trifft die Carnica-Biene auf die Italienerbiene. Die Grenze folgt den Karnischen Alpen, um sich dann entlang den Julischen Alpen nach Süden zur Adria (Golf von Triest) fortzusetzen. In manchen Tälern südlich und westlich des Alpenhauptkammes zeigen die Bienen ebenfalls vorwiegend Carnica-Charakter , so z.B. nach eigenen Befunden in Tolmau südlich des Plöckenpasses oder im Val di Risa im nördlichen Friaul, dessen Carnica-Biene Mariano ALBER vor Jahren besonders gerühmt hatte. Die Bienen der Venetianischen Alpen und der Dolomiten wurden nie untersucht, vermutlich besteht hier seit jeher eine Übergangszone zur Italienischzen Biene. Die Bienen von Trient waren nach GERSTACKER schon Mitte des vorigen Jahrhunderts z.T. gelb.
... In Österreich hatte das Land Salzburg ursprünglich eine Dunkle Bienenpopulation; ausgenommen ist der südlich des Tauernkammes gelegene Lungau mit Tamsweg. Umgekehrt ist es in der Steiermark, durchweg ein Carnicaland, das aber nördlich der Tauern im Enntal, noch vor 40 Jahren vorwiegend "dunkel" war..."
* Das Buch (1. Auflage) kam 1992 heraus, wurde vermutlich jedoch wesentlich früher geschrieben, da Ruttner bereits 1998 gestorben ist.