Re: Pro Jungimker
von hanjoheyer » Mi 30. Mär 2011, 07:52
Es gibt einen Unterschied zwischen gewinnorientiertem und bienengemäßem Imkern. Beim bienengemäßen oder ökologischen Imkern wird die langfristige Entwicklungsmöglichkeit, die Evolution des Biens nicht außer Acht gelassen. Beim gewinnorientierten Imkern werden die Entwicklungslinien des natürlichen Biens abgeschnitten; die Evolution wird beendet, wenn man den Bien einerseits mit Medikamenten künstlich am Leben erhält und andererseits die Anpassung an die Umwelt mit ihren Krankheitseinflüssen verhindert.
Die Weisel kann 5 oder gar 6 Jahre lang leben. Sie hat diese Lebensspanne im Zuge einer millionenjahre währenden Evolution erworben. Wir können jetzt nicht einfach darüber hinweggehen und sagen: Bei uns wird keine Weisel älter als drei Jahre. Die Größe der Wabenzellen hat sich ebenfalls in millionen Jahren optimiert. Wir können jetzt nicht hingehen und die Zellengröße einer DIN-Norm unterwerfen, wie es mit den vorgeprägten Mittelwänden getan wird. Selbiges gilt für menschliche Eingriffe in den Vermehrungstrieb des Biens. Das Schwärmen, die Paarung im freien Flug, die Drohnensammelplätze, - das alles ist in jahrmillionenjähriger Entwicklung optimiert und kann nicht ungestraft konterkariert werden, indem wir mit Künstlicher Befruchtung und Belegstellen unseren Pfusch hineinbringen.
Wenn ich in Anzeigen lese: "Inselbegattete Königin: 45,- Euro" usw., habe ich den Eindruck, man preist ein neues I-Phone-Modell an. Eklig finde ich auch diese Körungen und Prüfungen und Königinnentauschringe, wonach die Königinnen an einem von Menschen gemachten Leistungskatalog bewertet werden, so als ob man die Bienen in einem Umerziehungslager dem Neoliberalismus unterwerfen könnte. Von diesem Leistungskatalog wird in spätestens 15 Jahren kein Mensch mehr etwas wissen wollen, so bekloppt ist er. Und die Biene wird es noch in 10 Millionen Jahren geben - aber nicht diese Verrückten, die sich diesen Katalog ausgedacht haben.
Ich bin nun beileibe kein Vertreter jener "Spezies", die gar nicht in das Leben des Biens eingreifen wollen. Ich habe durchaus begriffen, dass es nicht genug alte, hohle Bäume gibt, in die die Bienen ihre Nester bauen können. Ich bin dafür, dass wir ihnen Beuten bauen und im Gegenzug Honig ernten, aber bitteschön so, dass der Wille des Biens, die eigene Evolution zu steuern, nicht gebrochen wird. Da wir den Bien in unseren Gärten halten und es keine Bären mehr gibt, habe ich auch nichts dagegen, die Bienen vorsichtig auf Stechunlust zu selektieren.
Imkerliche Eingriffe sind durchaus angebracht, aber bitte schön so, dass dem Bien dadurch kein langfristiger Schaden entsteht. Die Vernichtung aller Ökotypen, die derzeit weltweit praktiziert wird, ist ein schädlicher Eingriff, der sofort beendet werden muss. Auch die medikamentelle Behandlung des Biens gegen die Varroose kann ausschließlich als zeitlich begrenzte Maßnahme akzeptiert werden. Diese Zeit ist nun - nach über 30 Jahren - endgültig abgelaufen. Es wird allerhöchste Zeit, dass jene, die sich Züchter nennen, die Varroaresistenzzucht in den Vordergrund stellen und alles andere (Honigleistung, Wabenstetigkeit usw) erst einmal vergessen. John Kefuss hat vorgemacht, wie es geht. Keiner kann jetzt noch sagen, es ginge nicht und wir können, da wir ja Ameisensäure haben, so weitermachen wie bisher. Ich finde es zum Kotzen, wenn ein Bienenwissenschaftler wie Büchler schreibt, ja, dieser Kefuss hat tatsächlich mit seiner "Bond"-Methode eine varroaresistente Biene gewonnen, aber die Nachahmung dieses Projektes in Deutschland ist inakzeptabel, da Kefuss' Bienen ein paar Kilo Honig weniger sammeln als unsere Hochleistungsimmen und außerdem seien seine Bienen nicht so lammfromm, dass man sie mit der bloßen Hand streicheln könne.