Klima-Biene




Hier kommt alles rein, was ich an Lesenswertem über Bienen im Internetz finde

Klima-Biene

Beitragvon Chris » Sa 2. Jul 2011, 16:37

Hallo Joachim,

dies ist mein erster Eintrag in deinem Imkerei-Forum. Ich habe folgenden interessanten Link gefunden, in dem es um die angeblich negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Honogbienen geht:

http://www.becklog.zeitgeist-online.de/2011/06/28/die-klima-biene-%E2%80%93-opfer-der-globalen-erwarmung/

Beruflich bedingt weiß ich, dass gerade die EU Unmengen an Forschungsgeldern zur Verfügung stellt, um den Einfluss des Klimawandels auf alles mögliche zu untersuchen. Einen Großteil dieser Projekte halte ich für nutzlos und manche sogar für unsinnig. Die Absicht der EU hinter diesen Projekten ist wohl, die wesentlich realeren Ursachen wie die Verwendung von Pestiziden, sowie ganz allgemein die Wirtschaftsinteressen der Agrarindustrie zu verschweigen. Darüber dürfen die Wissenschaftler nicht nachdenken, sie dürfen sich allein über die Auswirkungen des Klimas äußern, ob diese nun existieren oder nicht.

Mich würde interessieren, was du oder die anderen Imker in deinem Forum von den Aussagen halten: Könnt ihr tatsächlich eine Verschiebung des Frühlingsanfangs und eine daher rührende Veränderung des Schwarmverhaltens der Bienen in den letzten Jahren beobachten? Oder spielt das keine Rolle im gegenüber dem Beitrag der Betriebsweise der Imker, den Veränderungen in der Bewirtschaftung der Felder, oder vielleicht auch den Bienenarten, die für die Imkerei verwendet werden?

Viele Grüße,
Chris
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von Anzeige » Sa 2. Jul 2011, 16:37

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Re: Klima-Biene

Beitragvon hanjoheyer » Sa 2. Jul 2011, 18:58

Hallo Chris!

Vielen Dank für den interessanten Link.
Ich kann nur Bülow und Bellinghausen bestätigen. Dieses Frühjahr war für die Bienen optimal. Das Wetter war schön; die Bienen konnten die allerersten Pollenquellen anzapfen, was sie häufig wg schlechten Wetters nicht können, nämlich die Haselnuss und die Weide. Die Bienenschar wuchs aufgrund hervorragender Pollenversogung überdurchschnittlich rasant und war besser als je auf die ersten Massentrachten (Kirsche, Apfelbaum, Löwenzahn, Raps) vorbereitet. Das Nachsehen hatte bei mir der Löwenzahn. Normalerweise blüht er 1 - 2 Wochen vor dem Raps; diesmal war der Raps so schnell, dass beide gleichzeitig blühten und die Bienen, die ohnehin mit Pollen überversorgt waren, zogen den nektarreichen Raps dem pollenreichen Löwenzahn vor. Es gab eine Rekordernte vom Raps - aber nur für den Imker, nicht für den Bauern, dem der Raps zur Hälfte vertrocknete. Nach 2 Monaten Sonne und Trockenheit verdorrte alles, selbst die späten Blüten am Raps. Sie sahen zwar schön aus, aber sie spendeten keinen Nektar mehr: gelbe Felder ohne Bienen. Die Rapsschoten wurden notreif. Die Bienen hatten 2 Wochen Urlaub, weils nix zum Sammeln gab. Dann sammelten sie 2 Wochen lang dunklen Tannenhonig. Einige Königinnen stellen das Eierlegen ein. Junge Königinmnen warteten mit dem BEginn des Eierlegens (Stiftens). Dann kam der Regen. Der Raps schlug wieder aus, besonders an den vertrockneten Flächen. Die Felder wurden wieder gelb! So etwas habe ich noch nicht erlebt! Es gibt eine 2 Rapsernte! Nachdem ich bereits fast 30 Kilo pro Volk geerntet habe, sind die Honigräume bereits wieder voll. Ich erwarte weitere 12 - 15 Kilo Honig pro Volk.

Ich habe ein wenig im Internet recherchiert und folgendes gefunden:

http://www.n-tv.de/wissen/Bienen-versch ... 48961.html und

http://www.welt.de/wissenschaft/article ... hjahr.html

Zitat: "Mit dem Klimawandel sehen wir zunehmend ein Auseinanderdriften zwischen Temperatur und der ersten Flugaktivität", erklärt der Bienenexperte Jürgen Tautz von der Universität Würzburg. Obwohl Forscher nachgewiesen haben, dass sich der europäische Frühling alle zehn Jahre um 2,5 Tage nach vorn verschiebt, scheinen die früher steigenden Temperaturen die Bienen kalt zu lassen."

Dass die Bienen den Frühling verschlafen, geht aus den Äußerungen der Wissenschaftler nicht hervor. Die Äußerung von Jürgen Tautz ist Unsinn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das gesagt haben soll.
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Re: Klima-Biene

Beitragvon irbis » Sa 2. Jul 2011, 22:47

Zu diesen Fragen gibt es, wer hätte es gedacht, ein Projekt

http://www.klimabiene.de/?page_id=74

Ich glaube nicht, dass sich aus dem Schwarmgeschehen irgendwelche relevanten Daten ableiten lassen, hier gab es heuer viele Schwärme, das kann nächstes Jahr ganz anders sein.
Weil Joachim den Löwenzahn erwähnt hat: der steht hier z.B. überhaupt nicht auf der Menükarte der Bienen, obwohl es genug davon gäbe. Hollunder wird auch da und dort als Trachtpflanze angegeben - noch nie eine Biene drauf gesehen.

Kürzlich habe ich auf einem Bienenstand im Voralpengebiet, der aus der Entfernung einem Wespenstand ähnlte, fließend und perfekt italienisch summende Bienen beobachten können. Sehr temperamentvoll, die Damen, diese Haus brauchte keinen Wachhund.

Da ich am Klimawandel sowieso nicht teilnehme, dürfen meine Bienen schwärmen, wie und wann sie es für richtig finden.

Liebe Grüße
Irbis
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Re: Klima-Biene

Beitragvon hanjoheyer » So 3. Jul 2011, 07:24

Falls es tatsächlich stimmt, dass der Zusammenhang des Klimawandels mit der Schwarmzeit der Bienen wissenschaftlich erforscht werden soll, kann ich nur sagen: Das ist Pseudowissenschaft, die garantiert keinen Erkenntnisgewinn erbringen wird. Alles Relevante zu dieser Fragestellung ist nämlich bereits bekannt. Der Zeitpunkt des Schwärmens wird zudem so sehr von der imkerlichen Betriebsweise mitbestimmt, dass jede Datenerhebung ihren Sinn verliert. Etwas anders wäre es bei der Beobachtung von Schwärmen von Menschenhand unbeeinflusster Bienen. Bei ihnen würde man einen klareren Zusammenhang von Schwarmbildung und Wetter feststellen können. Je wärmer das Wetter, desto früher die Massenblüte, desto schneller die Volksentwicklung, desto früher das Schwärmen. Die Bienen suchen sich halt schönes Wetter zum Schwärmen aus. Es gibt hier keinerlei Forschungsbedarf.
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Re: Klima-Biene

Beitragvon irbis » So 3. Jul 2011, 10:02

Na, dann haben halt die Bienen den Frühlingbeginn verschlafen und schon gibts einen Bedarf.
Da gibt es auch die unerhört wichtige Fragestellung der "anarchistischen" Bienen (schon mal was davon gehört?)
und wenn du guckst, wieviele sich in kilometerlangen Studien den Kopf darüber zerbrochen haben

http://scholar.google.de/scholar?start= ... e&as_sdt=0

da gibts so viele Sachen, die an den Haaren herbeigezogen werden, da sind die Klimabienen schon wieder hoch seriös
Wirklich lesen kann und tut das alles eh keiner mehr, und wo es sinnvolle Erkenntnisse gibt verschwinden sie ohnehin am Patentamt. Nach ein paar Jahren wird dieselbe Fragestellung wieder aufgewärmt, mit der Schlussfolgerung, dass noch erheblicher Forschungsbedarf bestünde, und weiter gehts.
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Re: Klima-Biene

Beitragvon irbis » Mo 4. Jul 2011, 00:10

:roll:
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Re: Klima-Biene

Beitragvon Chris » Do 7. Jul 2011, 10:07

Danke für eure Antworten. Joachim, ich habe mir deine Links durchgelesen und es scheint mir daraus nicht hervorzugehen, dass die Wissenschaftler behauptet hätten, dass die Bienen den Frühling verschlafen hätten oder Ähnliches. Da hat die Presse wohl wieder einmal etwas dazugedichtet. Das wäre nichts Neues, was die Berichterstattung in der Klimaforschung betrifft. Ich bin zu der Einschätzung gekommen, dass es kaum möglich ist, wissenschaftlich belastbare Aussagen zu, Klimawandel zu machen, und selbst wenn, dass diese eher uninteressant sind. Deshalb bleibt der Pressen nichts anderes übrig, als etwas hinzuzudichen, um überhaupt interessante Artikel schreiben zu können. Deshalb glaube ich auch eure Einschätzung als praktizierende Imker, dass die imkerliche Betriebsweise wesentlich relevanter sind, als mögliche Klimaänderungen, die über Zeiträume von Jahrzehnten stattfinden.

Trotzdem kann ich sagen, dass derzeit massenweise an Forschungsgeldern zur Verfügung gestellt werden, um "den Einfluss des Klimawandels" auf alles mögliche zu untersuchen. Dahinter steht wahrscheinlich die politische Motivation, alle anderen Faktoren, von die nicht bekannt sein sollen, zu verbergen. Auch ich bin derzeit leider von diesen Forschungsgeldern abhängig.

Viele Grüße,
Chris
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Re: Klima-Biene

Beitragvon hanjoheyer » Do 7. Jul 2011, 21:42

Ich habe gerade im Fernsehen in der Sendung "Panorama" einen Beitrag über "Scriptet Reality" in den Nachmittagssendungen des Privatfernsehens gesehen. Es wurde gesagt, dass selbst die Nachrichtensendungen der Privaten zunehmend verfälscht - künstlich dramatisiert - werden.

Möglicherweise gleitet die gesamte Presse langsam in eine gescriptete Reality ab.
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