Guten Morgen, Mannfred!
Auch ich lass mir lieber etwas von den Bienen erzählen, als ihnen meine laienhaften Theorien aufzuzwingen, zumal ich von einem Wissenschaftsanbeter zu einem Skeptiker mutiert bin, wie ich in meiner HP
http://www.hanjoheyer.de gezeigt habe. Die meisten Imker - und leider auch Bienenforscher - sind ja Anhänger der Evolutionstheorie. Leider haben die Meisten sie falsch verstanden und interpretieren sie als ewigen Kampf aller gegen Alle, um den "Fittesten" festzustellen. Leider sagt uns die Ev.-Theorie, dass die auf diese Weise festgestellten "Fittesten" allesamt aussterben. Überleben tun nämlich die mit dem breitesten genetischen Spektrum Ausgerüstetsten, also die, die auf die meisten Notsituationen angemessen reagieren können.
Die besten Bienenvölker sind nicht die, die den meisten Honig bringen, sondern jene, die angemessen auf klimatische oder vegetative Variationen reagieren können. Dieses Jahr zB waren jene Völker im Vorteil, die in der Lage waren, einen zu kalten verregneten Mai zu überstehen und trotzdem durchzubrüten. Als dann das Wetter besser wurde, konnten sie Rapshonig sammeln und sich so (theoretisch) das Überleben des Winters sichern. Andere Völker gingen im Mai ganz aus der Brut, sodass einige Imker - ich eingeschlossen - dachten, sie seien weisellos. Als das Wetter besser wurde, gab es plötzlich wieder Brut in den Waben. Diese Völker lieferten mir zwar wenig Honig, aber ich würde sie doch nie deshalb auflösen, zumal auch der Juni theoretisch verregnet hätte sein können. Dann wären meine "Spitzenvölker" verhungert - oder ich hätte sie füttern müssen.
Außerdem könnten die Aus-der-Brut-Gegangenen das Milbenproblem besser meistern.
Ich bin erst vier Jahre Imker, aber ich habe schon oft erlebt, dass vermeintlich schlechte Völker im nächsten Jahr die besten wurden und umgekehrt. Das ist abhängig vom Wetter und anderen Bedingungen. Aus diesem Grund gibt es für mich nur noch ein einziges Auslesekriterium, und das ist, dass ich keine Stecher toleriere. Allerdings musste ich hier noch nichts tun; mein bisher einziger Stecher hat geschwärmt. Jetzt warte ich gespannt, ob das Muttervolk bald friedlicher wird.
Der Winter (und zT auch die Milbe) ist der einzige Zuchtmeister, den ich akzeptiere.
In der hiesigen Imkerschaft gibt es derzeit die Diskussion um die AS-Behandlung. Die eine Fraktion folgt den Tipps der Zeitschriften, möglichst früh zu behandeln unabhängig von Schadschwellen, also jetzt oder besser noch: letzte Woche. Und die anderen fürchten die Reinvasion der Milben und wollen noch warten, bis die 'Schadschwelle von 10 Milben pro Tag auf der Windel überschritten wird. Da auch ich einige Völker mit AS behandeln möchte, meine Frage: Wer hat recht?
Ich habe nun entschieden, welche Völker ich gar nicht behandeln werde: einen eingefangenen Schwarm, das Volk, das ich mehrfach um Brutwaben zur Verstärkung von Wirtschaftsvölkern und um verdeckelte Drohnenwaben erleichtert hatte, ein Volk, das das ganze Jahr über nur wenig Brut hatte und stets zurückgeblieben ist (vllt ist es stark gegen Milben), und ein einzelnes einsam im Feld stehendes Volk, sowie zwei (sog. Reserve-) Ableger, die ich mangels richtiger Beuten in 6-Waben-Ablegerkästen überwintern möchte.