Toleranzbelegstelle




Hier können Mitglieder und Gäste des Imkervereins, dem auch ich angehöre, über ihre Bienen und Betriebsweisen diskutieren.

Toleranzbelegstelle

Beitragvon hanjoheyer » Do 8. Apr 2010, 23:26

Wie ich der neuen Webseite http://www.belegstelle-erbeskopf.de entnehme, wird die Belegstelle in Thranenweier ab 2010 als Varroa-Toleranzbelegstelle genutzt. Es sollen auf Varroatoleranz gezüchtete Völker der AGT http://www.toleranzzucht.de/ verwendet werden. Es werden, soweit ich erfahren konnte, keine sog. Überlebenstests gemacht, sondern gekaufte Weiseln aus dem AGT-Zuchtprogramm in hiesige Völker eingeweiselt, dann wird gewartet, bis die Drohnen der Völker allesamt Nachkommen der neuen Königinnen sind und dann werden die Völker als Vatervölker an der Belegstelle aufgestellt.

Ich befürworte diesen Schritt natürlich, gebe jedoch zu bedenken, dass diese Herangehensweise der AGT an das Projekt "Varroatoleranzzüchtung" fragwürdig ist, denn die Zuchtmethode, die Ausräumrate der Völker zu erhöhen, muss nichts mit Varroatoleranzerhöhung zu tun haben. Bienen, die zB 90 von 100 mit einer Nadel getöteten verdeckelten Larven ausräumen, müssen nicht besser sein beim Erkennen und Ausräumen varroabesetzter Larven, als Völker, die nur 60 von 100 getöteten Larven ausräumen. Es kommt nämlich darauf an, dass die Bienen die Milben riechen und die von ihnen parasitierten Larven entfernen und nicht tote nichtparasitierte Larven.

Leider werden auf der Belegstelle keine heimischen, sondern auswärtige Bienen aufgestellt, was die Herausbildung einer Hunsrücker Landbiene verunmöglicht.

Außerdem wird nicht berücksichtigt, dass Bienen womöglich nicht als Individuen, sondern als komplette Völker, lernen, und dass man deshalb die Weiseln zwei bis drei Jahre mit ihrem Volk zusammenlassen sollte, ehe man das Volk einem Überlebenstest aussetzt oder als Vatervolk einer Belegstelle verwendet.

Trotzdem befürworte ich die Versuche, wie sie nun an "unserer" Belegstelle veranstaltet werden.
hanjoheyer
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von Anzeige » Do 8. Apr 2010, 23:26

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Toleranzzucht

Beitragvon hanjoheyer » Sa 18. Sep 2010, 14:03

Es hat sich inzwischen einiges an meinen Plänen geändert.
1. Die Thymolprodukte haben sich entgegen früherer Meinung als nicht unbedenklich erwiesen, da die Wirkung des Mittels lange anhält und die Weisel so lange aus der Brut geht, dass die Völker nur schwach überwintern.
2. Die biotechnischen Verfahren ermöglichen zwar ein medikamentfreies bzw. -armes Imkern; sie verhindern jedoch eine systematische Varroaresistenzzucht.
3. Ich habe (für mich) entdeckt, dass man mit Ameisensäurebehandlung sehr gut herausfinden kann, welche Völker gute und welche weniger gute Voraussetzungen zur Resistenzbildung aufweisen.

Man kann mit Hilfe von AS Resistenzzucht betreiben. Wenn man gar nichts macht, sterben alle Völker; wenn man nach "öffentlichen Richtlinien", zB entsprechend der Broschüre "Varroa unter Kontrolle" behandelt, überleben zwar die meisten Völker und bringen zudem gute Honigerträge, aber es findet keine Resistenzbildung der Bienen statt.

Erfolgversprechend ist folgende Vorgehensweise:

1. Nach der letzten Schleuderung werden alle Völker einmal mit 60 %iger AS auf Schwammtuch bei Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad behandelt.
2. Der Milbenfall wird nach Möglichkeit täglich ermittelt.
3. Überschreitet der Milbenfall 10 Milben täglich, wird bei den entsprechenden Völkern die Behandlung im Abstand zur 1. Behandlung von 7 Tagen wiederholt.
4. Fallen weniger Milben, wird nicht behandelt.
5. Sollten zu niedrige Temperaturen nötige Behandlungen unmöglich machen, behandele man einmalig mit Oxalsäure nach Erreichen der Brutlosigkeit Mitte Oktober. Völker, die dann schon brutfrei sind, werden durch höhere Wirksamkeit der Ox-Behandlung belohnt. Längere Brutpausen im Winter sind günstig für Varroaresistenz.
6. Im Mai des folgenden Jahres werden nur jene Völker vermehrt, die weniger AS brauchten, als die anderen. Völker, die viel AS zum Überleben benötigen, werden umgeweiselt.
7. Die Vermehrung geschieht über Schwarmvorwegnahme, bzw. Kunstschwärme: Dem Volk wird die Weisel und einige 1000 Bienen entnommen und in eine neue Beute mit Leerwaben, Futter und Rahmen mit Anfangsstreifen eingeschlagen. Das Muttervolk zieht sich eine neue Weisel. Wer nicht mit Nachschaffungsköniginnen imkern will, kann die vermehrungswürdigen Völker auch eng halten. Dann ziehen sie sich Schwarmzellen, die in die Kunstschwärme gesetzt werden können.
8. Die nicht nachzuchtwürdigen Völker, die zu viele Milben aufwiesen, werden im Folgejahr nicht vermehrt. Damit ihre Drohnen sich nicht mit den Völkern des Resistenzzuchtprogramms verpaaren, werden bei ihnen die Drohnenwaben herausgeschnitten. Eine Umweiselung lohnt erst, wenn man definitiv Weiseln hat, die bereits Zuchterfolge in Sachen Resistenz bewiesen haben.
9. Ab dem 2. Jahr der Resistenzzucht müssen die wenigbehandelten Völker besonders nach Milben kontrolliert werden, da die Gefahr eines Völkerzusammenbruchs zunimmt. Im Notfall entnimmt man ihnen die Honigzarge ohne Bienen und gibt diese anderen Völkern, damit man auch während der Saison mit AS behandeln kann. Weitere Honiernten von diesem Volk fallen dann aus.
Alternativ können dem Volk sämtliche verdeckelte Brutwaben entnommen werden.
10. Die Ableger überstehen ihr erstes Jahr meist noch ohne AS-Behandlung. Trotzdem sind sie schon mal vorzumerken für die Resistenzzucht.
11. Nichtresistente Völker, die im Vorjahr normal behandelt wurden, könnten sich im Folgejahr als positiv in Hinsicht ihres AS-Verbrauchs erweisen. Sie kommen ins Resistenzzuchtprogramm.
12. Die Schadschwelle von 10 Milben muss vllt noch ausbalanciert werden. Vllt ist 8 Milben besser. Der Termin "Mitte Oktober" für den winterlichen Brutstopp könnte zu früh gewählt sein.
13. Sollten die Winterverluste unter 20 % betragen, muss die AS-Behandlung insgesamt geringer ausfallen, als im Vorjahr. Sollten die Verluste über 70 % betragen, sollte man die etwas mehr mit AS behandeln. Wichtig ist, dass es eine nicht zu geringe Verlustrate gibt, denn ohne Verluste keine Zuchtwahl. Bei Winterverlusten zwischen 20 und 70 % wurde die AS-Behandlung ungefähr richtig dosiert. Statt an der STellschraube "AS-Behandlung" zu drehen, kann auch die Schadschwelle, ab der behandelt wird, erhöht oder gesenkt werden.

Da ich im Winter 2010-2011 nur 1 Volk von 21 verlor, das macht 5 % Winterverluste, muss ich dieses Jshr strenger verfahren: Weniger AS verwenden oder die Schadschwelle von 10 auf 15 (?) erhöhen.

Mögliches Antivarroaverhalten der Bienen, das sich im Rahmen einer Resistenzbildung herausbilden bzw. verstärken könnte:

1. Ausräumen varroabesetzter Brut
2. Abfliegen (und Nichtrückkehr) varroabesetzter (Sammel)-Bienen
3. Gegenseitiges Putzen
4. Beineabbeißen bei den Milben (s. Alois Wallner)
5. Selbst gewählte Brutpausen.

Außerdem sollten die Milben - nicht die Bienen - inzuchtgeschädigt werden, indem man auf Völkervereinigungen und -verstärkungen mit Brutwaben aus anderen Völkern und auf Sammelbrutableger verzichtet.

Als Maßstab für die Zuchtwertschätzung der Völker der Resistenzzuchtprogramme der Imker könnte die Zahl der nötigen AS-Behandlungen und/oder die Zahl der Mililiter AS pro Volk sein, die gebraucht wurden, um das Volk am Leben zu erhalten. Je weniger AS ein Volk zum Überkleben benötigt, desto resistenter gegen die Varroamilbe ist es.

Die generelle Erstverabreichung von AS, wie ich sie oben beschrieben habe, könnte unterlassen werden. Man beginnt sofort nach der letzten Schleuderung mit der Schadschwellenmethode. Auch wäre es sicher sinnvoll, statt einer generellen Erstbehandlung statt AS Puderzucker zu verwenden wie Mannfred in diesem Forum beschrieben hat.
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Beitragvon hanjoheyer » So 27. Feb 2011, 21:11

http://www.imkeras.de/toleranz.html

HP der AGT: http://www.toleranzzucht.de/

http://sortenhonige.ch/html/varroatoleranzzucht.pdf Eine interessante Arbeit, in der ich viel Bestätigung meiner Thesen fand. Obwohl der Autor die AGT postiv beurteilt, kritisiert er an der AGT und den Bienenwissenschaftlern und -Züchtern, dass sie kein Interesse an varroaresistenten Bienen haben, die nicht Carnica sind. Obwohl es fastresistente Primorski- und Elgonbienen (Gotland) gibt, ignoriert die Wissenschaft diese Bienen und sucht - bisher vergeblich - weiter nach einer milbentoleranten Carnica.
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Re: Toleranzbelegstelle

Beitragvon Koizchen » Fr 13. Mai 2011, 20:31

By the way:

http://www.imkereibedarf-prenzyna.de/pi13/pi9/index.htm

Was sagt man dazu?

Ich bin auf der Suche nach Anbietern für die Ligustica auf diesen Menschen gestoßen. Zuerst fragte ich mich, wie der an die Bienen rankommt. Dann fragte ich mich, ob die überhaupt noch Bienen sind, nach all der Inzucht und dann fragte ich mich, warum man darüber nix liest.

Grüße

Koi
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Re: Toleranzbelegstelle

Beitragvon hanjoheyer » So 15. Mai 2011, 16:29

Mir erscheint das alles völlig unglaubwürdig. Das ist Werbung, Desinformation! Paketbienen aus Neuseeland, die sich binnen des Lieferjahres noch zu Wolkenkratzerbewohnern entwickeln! Dazu wäre zu bedenken, wenn sie hier im März ankommen, ist dort September. Für die Importbienen ist in unserem März bereits September und höchste Zeit, sich auf den Winter vorzubereiten...
Außerdem ist mir nicht bekannt, dass die Amerikaner varroaresistente Bienen haben. Ganz im Gegenteil: In den USA ist das Bienensterben am weitesten fortgeschritten.
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Re: Toleranzbelegstelle

Beitragvon Koizchen » So 15. Mai 2011, 20:15

Hallo,

jetzt habe ich schon in einem anderen Beitrag etwas zu den Bienen gefragt...

Soweit ich weiß, werden die Bienen in den USA auch durch das ganze Land gefahren, um zu bestäuben. Antibiotika, neue klimatische Zonen, Monokultur und Spritzungen der zu bestäubenden Anlagen, sollten hier so ziemlich alles fertigmachen, was etwas vital war.

Ob hier die Varroa so stark ist, weil der Bien geschwächt ist, oder ob es nicht doch dieser Cocktail aus allem ist, der für die Bienen den Zusammenbruch bedeutet?

Weiterhin würden mich die Beizungen in den betroffenen Gebieten interessieren. Es darf ja auch genmanipuliertes Zeug getestet und ausgebracht werden, was nicht wenige Deutsche Konzerne auch ausgiebig nutzen. Da darf man eben, was man hier nur unter starkem Protest kann.

Im WDR (?) gab es mal einen Bericht über die veränderten Futtermittel und Saatgut in den USA. Angeblich wurden Rinder nach dem verfüttern von genveränderten Futtermitteln steril. Nach dem Absetzen der Maissorte, wurden die Rinder wieder fruchtbar. Im Grunde führt es zu Veränderungen bei jedem Organismus, den es durchläuft. Jeder Stoff beinhaltet Informationen, die der Körper entschlüsselt.

Grüße

Koi
Koizchen
 
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Re: Toleranzbelegstelle

Beitragvon hanjoheyer » So 26. Mai 2013, 09:57

Am 30. Mai 2013 findet der diesjährige Züchtertag, bzw. Belegstellenfest an der Belegstelle der Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht Erbeskopf mit dem Vortrag eines Wissenschaftlers über Toleranzzucht statt. Ich trage mich mit dem Gedanken, einen kleinen Text zu verfassen, in welchem ich meine Ideen zur Resistenzzucht kurz vorstelle. Diesen Zettel könnte ich dann diesem Wissenschaftler geben. Was also müsste ich schreiben?

Ich müsste aussagen, dass zu erwarten ist, dass nur Völker mit starkem Immunsystem der Milben Herr werden können. Wobei zum Immunsystem auch gelerntes Abwehrverhalten zählt!
Ein starkes Immunsystem ist die Folge der Harmonie im Volk, die durch bienengerechtes Imkern hergestellt werden kann.

Als wichtigste Faktoren eines bienengerechten Imkerns sehe ich, dass auf alle künstlichen Vermehrungstechniken verzichtet wird und dass die imkerlichen Methoden so angelegt sind, dass die Herausbildung von Ökotypen und Varroaresistenz aus eigner Kraft ermöglicht werden.
Das heißt: Kein Bienen- und Königinnenhandel über 25 km, kein Wandern über 25 km, kein Umlarven, keine Belegstellen, keine Reinzucht, kein Kauf "hochwertiger" Weiseln - also nichts von alledem, was auf so einem Züchtertag gutgeheißen wird.

Ich plädiere für die Landbienenhaltung, also für Standbegattung, normale Vermehrung über selbstgezogene Weiselzellen, Ablegerbildung mittels Schwarmvorwegnahme oder ähnliches, Vermehrung nicht nur des besten Volkes, sondern aller Überlebenden des letzten Winters. Solange es keine varroaresistenten Bienen gibt, sollte die Zucht auf Honigleistung und Friedlichkeit ausgesetzt werden, da die gleichzeitige Verfolgung zu vieler Zuchtziele die Erreichung ebendieser Ziele verhindert.

Ich plädiere auch für eine minimale Varroabehandlung mit Ameisensäure, also 2 x AS, keine Oxalsäure im Dezember. Grund: Ermöglichung der Auslese/Selektion = natürliche Zuchtwahl nach Darwin. Es soll erreicht werden, dass nicht mehr als 75 % der Völker überleben, aber auch nicht weniger als 50 %. Wir müssen uns von der Idee, mit Chemie möglichst alle Milben auszurotten, verabschieden, da die Bienen nur im Kontakt mit ausreichend vielen Milben Varroaresistenz entwickeln können. Die Os-Gabe im Dezember entspringt m.E. diesem völlig verfehlten Gedanken, der Milbe "den Rest" geben zu wollen.
Auch biotechnische Methoden wie Drohnenbut - und Arbeiterinnenbrutentnahme lehne ich ab, weil sie nicht zur Herausbildung von Varroaresistenz führen.

Fünf Postings weiter oben hatte ich geschrieben:
6. Im Mai des folgenden Jahres werden nur jene Völker vermehrt, die weniger AS brauchten, als die anderen. Völker, die viel AS zum Überleben benötigen, werden umgeweiselt.

Heute distanziere ich mich von dieser Vorgehensweise. Die natürliche Winterauslese nach derzeit 2 maliger AS-Behandlung aller Völker sollte reichen. Es werden prinzipiell alle Völker vermehrt, die den Winter überlebten. Man macht soviele Ableger, wie die zu erwartetenden Verluste. Da ich aufgrund minimaler Varroabehandlung mit dem Ausfall eines Drittels meiner Völker rechne, vermehre ich meine Völker auf eine Zahl, die um 1/3 höher liegt, als meine gewünschte Völkerzahl. Da ich etwa 15 Völker halten will, vermehre ich sie auf 20.
Ich habe derzeit 10 Völker, also mache ich von jedem einen Ableger.
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