Beobachtungen am Volk




Hier können Mitglieder und Gäste des Imkervereins, dem auch ich angehöre, über ihre Bienen und Betriebsweisen diskutieren.

Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Do 10. Mär 2011, 16:08

Hier kann jeder seine Beobachtungen am Volk veröffentlichen.

Ich fang dann mal an:

Von meinen 21 eingewinterten Völkern haben bisher 20 überlebt. Ein Volk - das mit vielen Varroen - ist ins Nachbarvolk umgezogen und hat es erfolgreich mit Bienen und Milben verstärkt. Ich habe nun bei allen Völkern wieder die Bodeneinlagen eingeschoben, um mal nachzuschauen, ob es schon Milbenabfall gibt. Noch nix gefunden. Solange die Bienen Müll produzieren, leben sie! Auch hierfür ist die Bodeneinlage gut.

So viel zum Allgemeinen. Die Bienen haben bereits viel Haselpollen eingetragen. Im Moment sind alle Gärten voller Krokusse, Schneeglöckchen und Winterlingen, sodass die Bienen schon reichlich zu ernten hatten. Obwohl ich vor ein paar Wochen nachgeschaut hatte, ob alle Völker noch Futtervorräte hatten, habe ich ständig ein wenig Angst, ein Volk könnte mir noch verhungern. Deshalb freue ich mich, dass es schon mal etwas Futter zu holen gab. Im Moment ist die Luft zwar etwas wärmer geworden, aber die Sonne ist hinter den Wolken verschwunden. Die Bienen fliegen lieber bei 5 Grad, Sonne und Windstille als bei 8 Grad, Schatten und Wind.
Die Weide blüht immer noch nicht!

Wie sieht es bei euch aus (auch wenn ihr nicht vom Niederbrombacher Verein seid)?

Nachtrag:
In http://hansjoachimheyer.wordpress.com/2 ... inivolkes/ habe ich meine heutigen Arbeiten am Bien veröffentlicht.
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von Anzeige » Do 10. Mär 2011, 16:08

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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Sa 26. Mär 2011, 20:38

Das schöne Wetter hält an. Die Bienen tragen unglaubliche Pollenmengen ein - von der Weide. Da die Bruträume voller Winterfutter und Pollen waren und kaum Platz für Brut war, entnahm ich letzte Woche einen Teil des überschüssigen Futters (nix da mit meinem befürchteten Futtermangel!) - insgesamt 17 Waben - und ersetzte sie durch Leerwaben. Heute setzte ich allen 17 starken Völkern die 2. Bruträume auf (9 Rahmen mit Anfangsstreifen, mittig 2 ausgebaute Leerwaben), da das Wetter auch nächste Woche gut bleiben soll und es schon wieder an Platz zum Stiften mangelt, wie eine Stichprobe zeigte. Die Bienen können nun, wenn sie wollen, langsam die 2. Zarge besetzen und die Rähmchen ausbauen. Die drei schwachen Völker 4, 7 und 20 (3 Wabengassen halbwegs besetzt) lasse ich wie sie sind.

In 3 - 4 Wochen werde ich die Honigräume geben müssen. Dazu stehen mir etwa 40 halb und ganz ausgebaute Leerwaben zur Verfügung. Das macht 2 - 3 ganze und halbe Leerwaben pro Honigraum. Ein bisschen wenig, aber ich hoffe, die Bienen verstehen das Problem und bauen fleißig rechtzeitig die Rähmchen mit den Anfangsstreifen aus. Nächstes Jahr werde ich hoffentlich genug Leerwaben haben.

Ich habe mir nun mal in den Kopf gesetzt, keine Mittelwände mehr zu verwenden. Auch habe ich testweise einige ungedrahtete flache Rahmen mit Anfangsstreifen für BR und HR. Mal sehen, ob die ungedrahteten HW beim Schleudern halten. Die Honigwaben mit flachen Seitenteilen (von oben bis unten gleichbreit) der Rahmen sollten an der Schleuder komplett anliegen und nicht brechen - ganz anders als HW in Hoffmannsrahmen, wo die Waben oben von der Schleuderwand abstehen und durch die Zentrifugalkraft aus den oberen Teilen der Rahmen gerissen werden, wenn der Draht fehlt.

Gestern hat mir ein erfahrener Imker erzählt, man solle (im Mai, Juni) regelmäßig Drohnen schneiden, nicht nur der Milben wegen, sondern auch, weil Drohnen unnütze Fresser seien und die Honigernte schmälern würden. Ich hielt entgegen, dass ich erst vor kurzem gelesen hätte, dass die Bienen ein gewisses Quantum Drohnen anstreben, und wenn man Drohnen schneide, würden die Bienen umso mehr Drohnen nachproduzieren, was zu Lasten der Honigernte gehe. Es ist also wieder einmal der Fall eingetreten, dass ich mir aussuchen kann, wem ich glaube. Alles muss man selber herausfinden.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon irbis » Mi 27. Apr 2011, 15:29

http://www.sciencedirect.com/science?_o ... archtype=a

Kleine Völker bilden entweder keine Drohnenzellen, oder weniger im Verhältnis zu den Arbeiterinnen, als große völker.

Die Anlage von Drohnenzellen hängt davon ab, wieviele bereits vorhanden sind. Die Menge von Drohnenbrut und Adulten steht in einem Verhältnis zur Anzahl der Arbeiterinnen.

Das Entfernen von Drohnenbrut steigert ihre Produktion, das Zufügen vermindert sie.

Das Volk kann zur Vertreibung der Drohnen veranlasst werden, wenn es am Sammeln gehindert wird.
Die Vertreibung im Herbst kann sehr lang verzögert werden, wenn gesammelt werden kann, oder es wird die Königin entfernt.

http://www.sciencedirect.com/science?_o ... 47eecb5cb7

Drohnen verbringen 3/4 ihrer Lebenszeit im Stock, meist inaktiv, unterbrochen von Perioden, wo sie über die Zellen wandern.

Die ersten Lebenstage werden sie vollständig von Arbeiterinnen gefüttert. Es folgt eine Periode, wo sie sowohl gefüttert werden, aber auch selber aus den Honigzellen fressen. Nach etwa einer Woche versorgen sie sich weitgehend selbst und betteln nicht mehr.
Die Drohnen werden von Arbeiterinnen im Alter von 2 - 26 Tg. gefüttert, hauptsächlich von jenen im Alter von 4 - 6 tg, vermutlich werden sie mit Futtersaft versorgt.
Das Verhalten der Arbeiterinnen zu Drohnen hängt vom Alter ab, alte Drohnen können angegriffen werden, während gleichzeitig junge Drohnen gefüttert werden.
Arbeiterinnen, die Drohnen angreifen, sind vermutlich "arbeitslose" Sammlerinnen


Nach mehreren kalten, regnerischen Tagen "dröhnt" es heute überall.
Zuletzt geändert von irbis am Mi 27. Apr 2011, 16:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Mi 27. Apr 2011, 15:49

Die Varroaeinlagen der meisten Völker sind voller Drohenzellendeckel. Drohenflug gibt es jedoch noch nicht sehr ausgeprägt. Ich habe bisher nur bei einem Volk Drohnen geschnitten, weil es zu viele Milben hat und zudem ein 2010 zugeflogener Buckfastmischling ist. Ich werde das Volk nach der Rapsernte wohl entweiseln, mit AS entmilben und mit einem weiselrichtigen Ableger vereinigen. Die Arbeit mit Rähmchen mit Anfangsstreifen erschwert das Imkern, da es immer wieder zu Wirrbau kommt, aber ich muss darauf bestehen, die Bienen selbst über die Zellengröße entscheiden zu lassen. Das gehört meiner Meinung nach zu den "Grundgesetzen" bienengemäßen, ökologischen Imkerns wie die Standbegattung, Minusselektion (auf Vorroatoleranz) und der Verzicht auf Bienenhandel und Wanderungen über 25 km.

Bis heute war es so trocken, dass vorgestern die Rapsblüten (der Raps steht in voller Blüte) zu vertrockenen begannen und sich die Bienen nach anderen Nektarquellen umsahen, zB die nun aufgeblühten Apfelbäume. Heute nachmittag regnet es eeeeendlich (etwas).
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon irbis » Mi 27. Apr 2011, 16:20

Wie viele Milben hast Du denn sehen können?

Bei AS Anwendung frage ich mich, ob es nicht die selbe Auswirkung hat:

http://www.springerlink.com/content/l58q04r544602531/

und ob man unter nonsense - information vielleicht verstehen könnte: Verblödung?
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Mi 27. Apr 2011, 18:34

Ich sehe die toten Milben auf der Bodeneinlage. Die toten Milben können anzeigen:
1. hohen Milbenbefall des Volkes
2. Erfolgreiche Milbenbekämpfung durch die Bienen dieses Volkes.

Erst die längefristige Beobachtung des Milbenbefalls wird Aufschluss darüber geben, ob der Totenfall der Milben etwas mit Resistenz zu tun hat.

Dieses Buch:

Beeinflussung des Gedächtnisses der Honigbiene durch Narkose, Kühlung und Streß

Horst-Ernst Beckmann


ist - zumindest in der Zusammenfassung - wirklich völliger Nonsense.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon irbis » Mi 27. Apr 2011, 20:51

Am WE habe ich fünf Völker aus Schwärmen des Vorjahres besucht, die aus einer Gegend mit intensiv landwirtschaftl. genutzen Flächen stammen, die wir aus diesem Grund, und auch weil sie unbekannter Herkunft sind, ca. 70 km verbracht , auch deshalb, weil dort im Flugbereich gerade mal ein Imker mit zwei Völkern tätig ist .
Grundsätzlich bin ich Deiner Meinung, dass man Völker nicht zu weit verbringen sollte.
Die Schwärme stammten aus dem platten windigen Flachland und sind jetzt in einer Wald- und Wiesen - Höhenlage ohne Landwirtschaft, die dem angestammten Klima nicht entspricht. Soweit es die kurzen Sonnenfenster die Nachschau zugelassen haben, haben sich alle fünf prächtig entwickelt.

Zweifle grad ein wenig.
Was meinst Du?
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Do 28. Apr 2011, 08:44

Ich denke, beim Wandern ist - entsprechend der "Philosophie" vom Nutzen der Herausbildung lokaler Typen - entscheidend, ob es bereits in einer Region einen genetisch stabilen Typ gibt oder nicht. Da es hier im Hunsrück noch gar keinen Ökotyp gibt, sind die engen Grenzen für das Wandern notwendig, aber bei dir in Österreich, im Stammland der Carnica, halte ich es für wahrscheinlich, dass es bereits einen stabilen Ökotyp in großflächiger Region gibt, sodass weitere Wanderungen "erlaubt" sein könnten, ohne dass die Grenzen dieses Ökotypes um mehr als 25 km überschritten werden.

Dass großräumige Bienentransporte zB aus dem Gebirge ins Flachland kurz- bis mittelfristig gute Erträge bringen, ist erwiesen, aber irgendwann schlagen auch die Nachteile durch, nämlich der Verlust der lokalen Anpassung. Bei Ameisen wurde das ausgiebig erforscht. Man hatte arktische Ökotypen in die Tropen gebracht, wo sie sich überaus rasant vermehrten und mit heimischen Unterarten verkreuzten, aber Jahre später rächte sich die Verkreuzung beider Ökotypen, da die Mischlinge aufgrund der verlorenen Anpassung ans tropisches Klima nicht auf dortige Klimaextreme angemessen reagieren konnten. Sie starben aus.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon irbis » Do 28. Apr 2011, 21:13

http://www.toleranzzucht.de/home/newsde ... chtwertes/

So ganz weit oben am Wunschzettel dürfte ja die "Varroatoleranz" bisher nicht gestanden haben.
Na, vielleicht wird's ja jetzt was.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Do 28. Apr 2011, 21:32

Ich halte es geradezu für lächerlich, nur zu 40 % auf Varroaresistenz zu züchten und nicht wenigstens vorübergehend auf die anderen, wirklich unwichtigen Zuchtziele wie höherer Honigertrag oder Wabenstetigkeit, zu verzichten. Man könnte es sich durchaus leisten, 10 Jahre ausschließlich auf Varroaresistenz zu selektieren und die anderen ZUchtziele zu vernachlässigen. Würde man beispielsweise 10 Jahre NICHT nach Honigleistung selektieren, würden die Imker vielleicht 1 Glas Honig im Jahr pro Volk weniger ernten. Wäre das sooo schlimm?
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