Beobachtungen am Volk




Hier können Mitglieder und Gäste des Imkervereins, dem auch ich angehöre, über ihre Bienen und Betriebsweisen diskutieren.

Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Fr 1. Jul 2011, 11:09

Meine Milbenzählungen - siehe http://www.hanjoheyer.de/varroa2011.html ergaben, dass die Völker 18 und 19 sehr hoch mit Milben belastet sind. Da ich Ansteckung der anderen Völker befürchtete, wollte ich die Honigzarge von V19 abernten oder einem anderen Volk geben und mit AS behandeln.
Zuerst fand ich 8 volle Honigwaben! Unglaublich! Hab ich von diesem Volk doch bereits 30 kg geerntet. Kämen noch einmal 12 kg hinzu.

Auch in den beiden Bruträumen fand ich viel Honig, viel Pollen, viel Brut, die blau gezeichnete Königin (2010), nur wenige Drohnen, sehr wenig Drohnenbrut (handtellergroße Fläche) und vor allem fand ich: Keine einzige auf Bienen aufsitzende Milbe!

Wozu sollte ich dieses Volk mit AS behandeln? Ich verzichtete darauf. Die hohe Milbenzahl interpretiere ich nun als Beleg erfolgreicher Milbenbekämpfung des Bienenvolkes, nicht mehr als Beleg hohen Milbenbefalls.

Nachtrag: Bei V18 ist die Situation dieselbe: Keine aufsitzenden Milben gefunden. Stattdessen 14 volle, unverdeckelte Honigwaben.

Auch bei Volk 23 erlebte ich gestern Seltsames! Ich machte diesen Ableger am 6.5.2011: Ich entnahm dem Volk 8 Brutwaben mit Königin. Das Restvolk, das einige Weiselzellen aufwies, wurde zu V23.
Am 20.5. notierte ich: Kö geschlüpft, aber nicht gefunden. Das bedeutet, dass die Weiselzellen aufgebrochen waren. Ob zusätzlich ein Schwarm abgegangen ist, weiß ich nicht.
Am 15.6. notierte ich: Keine Stifte. Testwabe aus V8 eingehängt.
22.6.: Testwabe wurde nicht angenommen (keine WZ gefunden).
30.6.: Kö gefunden, weiß gezeichnet, Stifte gefunden, keine ältere Brut.

Die neue Kö hätte Anfang Juni zu stiften beginnen müssen, aber sie begann erst um den 27.6. damit. Sie hat fast 4 Wochen keine Eier gelegt. Erklärung: Trachtlücke?

Nachtrag: Nachdem ich Obiges geschrieben hatte, bekam ich den monatlichen Rundbrief vom Bieneninstutut Mayen mit den üblichen monatlichen Ratschlägen. Diesmal wie nicht anders zu erwarten: Ratschläge zur Varroabekämpfung: Pauschalbehandlung aller Völker. Die Ratschläge, die Dr. Büchler vorletzten Donnerstag in seinem Vortrag gegeben hat, haben noch keinen Eingang in diese Monatsrundbriefe gefunden. Bücher hatte gesagt, dass das Imkerwesen in der Katastrophe landen werde, wenn weiter pauschalbehandelt würde. Er empfahl die Ermittlung des tatsächlichen Milbenbefalls und die individuelle Milbenbehandlung, sodass eine Entwiclung des Biens Richtung Varroaresistenz nicht unterbunden wird. Kein Wort davon in diesen Rundbriefen. Kein Wunder, dass das Groß der Imkerschaft nicht von der Pauschalbehandlung abrückt.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon irbis » Fr 1. Jul 2011, 18:04

Hallo Jo,

sind halt alle recht vergesslich manchmal. Da gabs auch mal einen "Dringenden Aufruf zum Erhalt lokaler Bienenrassen", (wie wichtig der Erhalt der Biodiversität, und auf EU - Ebene, und blablabla) und oh Schreck, das nimmt jemand ernst.
Was tut denn die EU konkret und welche Projekte gibt es? ..---.... nee jute Frache, wirklich nee jute Frache...

Sie sagen dies und tun das Gegenteil.
Gibt eh genug, die nicht behandeln wollen, wo bleibt denn die wissenschaftliche Unterstützung?

Abgesehen davon, prima was Du von Deinen Völkern berichtest, hört sich gut an. Wie alt ist das Wabenwerk von V 18 u 19?
Die Kö die nicht stiften wollte hat wohl die Bücher nicht gelesen :lol: , ausserdem hast Du das Wort "Freiheit" benützt, schon tun die ganz was anderes :lol:

Liebe Grüße
Irbis
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Fr 1. Jul 2011, 19:02

In der unteren Brutzarge gibt es ein paar (2 - 3) ältere Waben, die ausgetauscht werden müssten. Ansonsten relativ junge Waben. Da ich nur Anfangsstreifen benutze, sind viele Waben unregelmäßig ausgebaut (z.T. von Bienen unvollkommen geflickter Wabenbruch, der beim Schleudern entstanden war.) . Drohnenzellen unten, Teils Dickwaben, Teils Sehrdünnwaben .... Nicht unbedingt was für Ästhetiker und Ordnungsfanatiker, aber den Bienen scheints zu reichen.

Aufgrund der langen Brutpausen einiger Völker bin ich optimistisch in Sachen Varroa. Ich glaube, dass ich eine Reihe von Völkern bereits dieses Jahr nicht behandeln muss.

Besonders glücklich bin ich über die Idee, den Varroabefall nicht nur mittels Bodeneinlage zu ermitteln, sondern per Augenscheinnahme der Bienen auf den Brutwaben. Bevor ich ein Volk behandele, schaue ich künftig auf die BW und zähle die auf den Bienen aufsitzenden Milben. Erst ab 2 oder 3 Milben pro Wabenseite werde ich mir überlegen, ob ich die ein- oder zweimalige Behandlung, die ich mir zubillige, ausführen möchte.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » So 10. Jul 2011, 07:37

Seit einiger Zeit ist V3 mein "Sorgenkind". 250 Milben binnen weniger Tage auf der Bodeneinlage. Einen Tag später schätzte ich über 100 Milben. 100 Milben an einem Tag! Ich öffnete die Beute und fand einige auf Bienen aufsitzende Milben, nichts Dramatisches. Seltsam war, dass im oberen Brutraum bei fast allen Waben die unteren 2/3 voller verdeckelter Drohnenzellen waren. In den Völkern, die ich in den Tagen zuvor kontrolliert hatte, gab es so gut wie gar keine Drohnen und Drohnenbrut mehr. Hier alles voll Drohnenwaben - und jede Menge Drohnen selbst! Ob die Anwesenheit der vielen Drohnen auf eine schwache (starke?) Königin hinweist? Oder auf etwas Anderes? Warum ist hier die Drohnenschlacht noch nicht im Gange?

Ich schnitt mit einem Messer alle Drohnenbrut heraus. Das schien mir vernünftiger, als nichts zu tun oder wie bei V21 das Volk zu entweiseln. Ich bin mir nachwievor nicht sicher, ob viele Milben sicher darauf hinweisen, dass die Kö "schlechte" Antivarroagene hat. V3 ist nun das 2. Volk neben V21, bei dem ich Drohnenbrut geschnitten habe.

Büchlers Vortrag hat mich z.T. überzeugt. Selbst die resistentesten Völker kommen (noch) nicht ganz ohne Hilfe aus. Deshalb überlege ich mir ich ständig Methoden der eingeschränkten Hilfe, die nicht jedes Volk retten, aber auch nicht alle Völker umkommen lassen. Ohne Selektion keine Resistenzzucht. Möglicherweise ist V3 nun soweit saniert, dass es ohne weitere Hilfe überwintern kann. Ich werde es jedenfalls jetzt nicht mehr mit AS behandeln. Ebensowenig wie V21, das eine andere Hilfe erhalten hatte. Auf der Seite www.hanjoheyer.de/varroa2011.html befindet sich meine Milbenstatistik.

Übrigens: Mein vorweggenommener Schwarm in der CHristbeute macht sich gut. Er bekam bisher 3 Gläser Honig gefüttert. Die schlechteren Trachtverhältnisse haben nun zu leichten Rückgängen an den Honigvorräten geführt, glaube ich. Die 2. Rapsblüte versiegt schon wieder - und schon wiueder wegen Trockienheit. Die Wiesen wurden gemäht - und es verschwanden 80 % aller Kleeblüten. Mit einemmal sieht man die Bienen auf den einzeln stehenden Wiesenblumen und auf den Kornblumen, was vorher nicht der Fall war. Das beweist das Ende der Massentracht.

Ich könnte jetzt die Sommerblütenhonigernte einfahren, ber leider soll das bestellte Futter erst in 2 Wochen kommen. Sicherheitshalber warte ich mit der Ernte, bis das Futter eingetroffen ist. Ab nächstes Jahr wird dann auf Honig überwintert: Wie geplant, sind die Lager voll. Mein Plan ist ja, so viele Völker zu halten, damit ich so viel Honig ernte, dass ich alle Völker auf Honig überwintern kann.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Mi 27. Jul 2011, 13:54

Inzwischen ist der Honig in den Waben derart zäh geworden, dass er kaum noch schleuderbar ist - wie Kollegen berichten. Ich verzichte deshalb auf die Ernte des restlichen Sommerblütenhonigs - und habe trotzdem Glück gehabt, da ich bereits Ende Juni 85 kg dieses Honigs geschleudert hatte, als er noch schleuderbar und wunderbar war.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » So 18. Sep 2011, 08:27

Die derzeitige Situation ist folgende:

Vier Völker (V19, V18b, V12, V2a) müssen noch einmal nachgefüttert werden, da sie unter Räuberei gelitten hatten. Obwohl sie während des Ausgeräubertwerdens sehr schlecht ausgesehen hatten - ich setzte keinen Pfifferling mehr auf ihr Überleben - konnten sie sich nach extremer Einengung* der Fluglöcher reorganisieren und sind normalstarke Völker geblieben. Die Brutfelder sind sehr klein - weniger als handtellergroße Fläche auf beiden Seiten einer Wabe. Auch die Räubervölker, die sich zT über 40 kg Futter zusammengeräubert hatten (V14 und V22), haben nur noch sehr kleine Brutfelder. Ich entnahme ihnen das überschüssige Futter und gab es ihren Opfern zurück. Da ich den Räubern niocht zu viel wieder wegnehmen wollte, füttere ich einige der Opfer nach.

* Ich hatte die Fluglöcherin der Extremphase der Räuberei für Stunden ganz geschlossen und danach nur so weit geöffnet, dass eine einzige Biene passieren konnte.

Sechs B-Teile von zehn Zwischenbodenablegern habe ich durch Räuberei verloren. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass nach der Aufteilung der Völker in jeweils zwei Teile die oberen Teile, die die komplette Brut enthielten und 2/3 aller Bienen einmal so schwqach werden würden, dass sie Opfer anderer Völker werden könnten. Nächstes Jahr passe ich besser auf.

Die Milbensituation ist geradezu paradox!

Obwohl ich die meisten Völker nicht mit AS behandelt habe, sind keine Milbenschäden festzustellen. Ich kann so gut wie keine auf Bienen aufsitzende Milben finden. Auch auf den Bodeneinlagen ist nach mehreren Tagen so gut wie keine Milbe zu finden. Ich habe keine Ahnung, wo die Milben geblieben sind. Ich habe allerdings keine Milben ausgewaschen oder eine ähnliche Methode angewandt, um exakt festzustellen, wie hoch der Befall ist. Der Augenschein ist sehr positiv. Ich hoffe, er täuscht nicht.

In den vergangenen letzten sonnigen Tage dieses Jahres habe ich ca. 20 alte Waben geschmolzen und ca. 50 ausgeschmolzene Rähmchen gesäubert. Außerdem etwa 90 helle Leerwaben nach Drohnenzellen durchgesehen, Drohnenzellen zum großen Teil herausgeschnitten und die Waben "eingemottet". Sie sollen im kommenden Jahr der Völkererweiterung und als Honigwaben dienen.

Nächste Woche oder so kommen dann die Mäusegitter vor die Fluglöcher, und dann kommt das lange Warten auf den nächsten Frühling.

1 x AS bekamen die Völker V6, V14, V15,, V16, V21, V22.

Zwibodabs machte ich mit V1, V2, V3, V4, V5, V10, V11, V12, V18, V19, V20
Hiervon leben noch V10b, V18b, V20b, V2b (und alle A-Teile der Zwibodabs)

Keine Behandlung bekamen: V7, V8, V9, V13, V17, V23, V24, V25

Alles zusammen habe ich derzeit also 29 Völker.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Mo 26. Sep 2011, 07:28

Gestern - es war wie bereits die vergangenen Tage ein warmer, sonniger Altweibersommertag - fiel mir bei V13 auf, dass es kaum Flugbetrieb gab. Gegen Abend öffnete ich die Beute und fand fast bienenleere Waben vor. Auf der fluglochzugewandtesten Wabe gab er noch ein Dutzend Bienen und die Königin mit weißer Zeichnung. In den Waben gb es Pollen und 3 - 4 kg Futter. Das Volk war verloren.

Ich holte vom Standplatz "Tannenschonung" das Volk 25. Es saß in einem Styropor-Ablegerkasten (2 x 6 Waben). Ich hegte die Befürchtung, dass im Winter ein Specht mit diesem Kasten ein leichtes Spiel haben würde und überlegte bereits seit Tagen, wie ich ihn schützen könnte. Das Problem hat sich nun erledigt. Ich setzte V25 in die Beute des ehemaligen V13 um. Da es bereits dämmerte, konnte ich nicht sehen, ob V25 in Ordnung ist.

Seltsam war, dass ausgerechnet bei V25 am alten Standplatz noch Flugbetrieb war, nicht hingegen bei den Völkern 16 und 17, die nebenan standen. Die Sammelbienen hatten allesamt graugelbe Flecken auf den Rücken. Sie hatten wahrscheinlich irgendwo Indisches Springkraut gefunden. Leider musste ich ein paar dieser Sammelbienen zurücklassen. Ich konnte nicht ewig warten, bis sie alle im Kasten waren. Heute werde ich die Völker 16 und 17 kurz prüfen, ob die Bienen noch da sind.

Beim Auflösen von V13 wurde wieder eine Zarge mit alten Waben frei, die heute noch eingeschmolzen werden. Die noch guten Waben mit dem Futter bekam gestern Abend schon V25. Die arme Kö vom V13 war noch auf einer der Futterwaben, die ich V25 gab. Mögen die Bienen selbst entscheiden, welche Kö sie haben wollen. Ich hatte zuvor überlegt, ob und wie ich dieser Kö wieder ein überwinterungsfähiges Volk geben könnte, aber ich entschied, dass derartige Bemühungen wohl alle zum Scheitern verurteilt wären.

Tja, so kann man sich irren! Vor wenigen Wochen noch hielt ich V13 für besonders stark. Es war geschwärmt, ich hatte die alte Kö (V9) samt eines Teils der Bienen entnommen und als nackten Schwarm in eine Christbeute gesteckt, und ich hatte auf Behandlung mit AS und Zwibodab verzichtet, da V25 lange genug brutfrei gewesen war. Aufgrund der Volksstärke gegen Mitte des Sommers verzichtete ich sogar auf die starke Einengung der Fluglöcher. Ich war mir sicher, dass DIESES Volk nicht ausgeräubert wird. In Sachen "Räuberei" war es eher Täter als Opfer.

Leider weiß ich nicht, wie die Milbensituation wirklich war. Auf der Bodeneinlage waren jedoch nie viele Milbe zu finden. Ich hege eine weitere Vermutung außer der des Ausgeräubertwerdens, warum das Volk ausgelöscht wurde: dass es der Milben wegen keine Winterbrut hoch bringen konnte.

Jetzt habe ich nur noch 28 Völker.
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