Zuerst möchte ich mich bei Kai Engfer für die Erlaubnis, die Email zu veröffentlichen, bedanken. Die nun anstehende Diskussion beantwortet zugleich eine PN vom "Bienenmann", der mich fragt:
Hallo,
ist dein Ziel nicht eigentlich identisch mit dem der" Union der Basiszüchter e.V."?
mfG
Meine Antwort:
Zu Kai: Der Einwand ist berechtigt. Die Zeiten haben sich seit Golzens Veröffentlichungen, auf die ich mich bezog, verschlechtert. Der Melliferaanteil des Erbguts der Bienen dürfte sich inzwischen massiv verringert haben. Bei jährlich eingeführten 150.000 Carnica-Königinnen und 30.000 Buckfastköniginnen, sowie Wanderungen kreuz und quer durch Deutschland, wird jede Bemühung, eine natürliche Landbiene zurückzubekommen, zunichte gemacht. Bei reiner Landbienenhaltung, wie ich sie empfehle, (keine Wanderungen, keine Positivauslese, Standbegattung, kein Bienenhandel über 25 km, keine Belegstellen) würde die Landbiene nicht wie Golz prophezeihte, dunkler werden, sondern immer carnicaähnlicher mit wachsendem Buckfasteinschlag.
Die Basiszüchter, denen ich mich explizit nicht anschließe, haben in dieser Hinsicht bereits resigniert. Sie machen sozusagen Landbienenhaltung wie auch ich, aber sie beklagen nicht das Züchterunwesen um sich herum. Sie begrüßen es sogar und freuen ich über die genetische Vielfalt ihrer "Promenadenmischungen". Sie akzeptieren sozusagen, was "unten" rauskommt, wenn man einfach bloß Standbegattung und Negativauslese macht und sonst nichts. Das Thema "Akklimatisation" wird nicht angesprochen. Vielleicht hoffen die Basiszüchter, dass auch diese Mischmasch-Biene sich irgendwie akklimatisiert.
Trotzem ist das, was die Basiszüchter machen, besser, als alles andere - mein Vorschlag, den ich in diesem Forum mit Hilfe der Mitglieder entwickele, ausgenommen.
Kai geht davon aus, dass die Mehrzahl aller Imker weitermacht wie bisher. In einem derartigen Umfeld mag meine Idee zum Scheitern verurteilt sein. Aber wir haben die großen Bienensterben, die Milben und die Pestizide, die den Imkern immer deutlicher zeigen, dass es so wie bisher nicht weitergeht. Das Immunsystem des Biens ist durch falsche Betriebsweisen und falsche Zuchtbemühungen überstrapaziert. Das Imkereiwesen muss also so oder so reformiert werden.
Erstens gibt es Naturschutzgesetze, die vorschreiben, dass keine Spezies mal einfach so ausgerottet werden darf. Wenn den Naturschutzbehörden klar wäre, dass die Einfuhr von Carnicaweiseln unsere heimische Rasse an den Rand der Ausrottung gerbracht haben, können Einfuhren verboten werden.
Zweitens könnte die Wiedereinführung der Dunklen Biene aus Reservaten (Polen, Norwegen, Belgien, Schweiz, Tasmanien, Österreich, Kiel
staatlich gefordert und gefördert werden, und zwar aus der EINSICHT heraus, dass nur angepasste Ökotypen die nötige Robustheit aufweisen, um mit den Krisen zurechtzukommen. Unsere Imkerschaft, die über Jahrzehnte systematisch die Ausrottung der heimischen Biene betrieben hat, könnte dazu verdonnert werden, ihre Verbrechen an ihr wiedergutzumachen. NOCH sind Wiedereinfuhren und Rückzüchtungen der Dunklen möglich. NOCH gibt es reines Mellifera-Erbgut.
Eingedenk dieses Naturschutzgedankens könnten für die Dunkle Biene in Deutschland Schutzgebiete ausgewiesen werden, und damit die Dunkle auch flächendeckend wieder Fuß fassen kann, könnte ein Importverbot für nichtheimische Ökotypen und Rassen verhängt werden. Dazu bräuchte bloß das bestehende Importverbot für Bienen aus Gebieten mit dem Beutenkäfer erweitert werden: Generelles Einfuhrverbot von Bienen wegen genereller Verhinderung der Ausbreitung von Bienenkrankheiten. Es dürften dann ausschließlich Dunkle Bienen importiert werden, weil sie hier einst heimisch waren.
Wenn es zB in meiner Heimat verboten werden konnte, im Schutzradius der Belegstelle Erbeskopf Landbienen zu halten, dann kann es auch verboten werden, den Ausrottungsfeldzug gegen die Dunkle weiterzuführen.
Mit anderen Worten: Es muss der Imkerschaft bewusst gemacht werden, dass sie nicht nur für hohe Honigernten verantwortlich ist, sondern auch für die Biene als Lebewesen, als Spezies, als Rasse, als Unterrasse (Ökotyp). Wer Imker ist, muss auch Naturschützer sein. Eigentum verpflichtet. Wir Deutsche sind für den Erhalt der Dunklen Biene verantwortlich. Punkt.
Es heißt leider immer wieder, so etwas ließe sich nicht durchsetzen. So hieß es damals auch vor der Einführung der Anschnallpflicht im Auto und beim Rauch- Verbot oder dem Verbot, Gartenabfälle offen zu verbrennen oder Wiesen zu flämmen. Wozu hat die Imkerschaft Lobbyisten in der Politik?
Ansonsten sollte endlich einmal mit vielen falschen Vorurteilen aufgeräumt werden. Die Bienen der Anderen müssen nicht unbedingt immer besser und interessanter sein, als die Biene, die man gerade hat, an die man sich gewöhnt hat und langweilig ist. Bruder Adam und viele, viele seiner Kollegen dachten fälschlich: "Boah, haben die Italiener eine tolle Biene! Die muss ich unbedingt in Deutschland/England haben"! Leider wird nicht gesehen, dass Italienerbienen nur in Italien gut sind und nicht im kalten, verregneten Deutschland oder England. Bienenimporte sind nicht nur schlecht für die Bienen; sie sind zudem total blödsinnig. Das muss man den Leuten einfach einmal klar machen.
Wenn die o.g. politischen/gesetzgeberischen Maßnahmen durchgeführt sind - oder falls sich das Bewusstsein der Imkerschaft zB beim DIB - geändert hat, sichert die von mir vorgeschlagene Methode die völlige Wiederherstellung und Erhaltung der Dunklen Biene in Deutschland. Das dunkle Genom würde sich wieder ausbreiten. Ökotypen würden sich wieder etablieren.
Ich hatte mit Dr. Büchler ein Gespräch und musste leider feststellen, dass seine Ideen zwar allesamt sehr gut und richtig waren, außer in dem einen Punkt, nämlich was die Wichtigkeit der Herausbildung von Ökotypen betrifft. Hierzu hatte er keine differenzierte Meinung; er hielt Ökotypen für unwichtig.
Hier mein Hauptargument für die Behauptung, dass Ökotypen sehr wichtig sind. Ich habe im Forum darüber geschrieben. Friedrich Ruttner hat die Grenzlinie zwischen den natürlichen Verbreitungsgebieten der diversen Bienenrassen erforscht und hat auch erklärt, wie die Verbreitungsgrenzen zustandekommen: Die C-Biene hat im Gebiet der N-Biene ganz einfach keine Chance, dauerhaft zu überleben. So einfach ist das. Die N-Biene ist im N-Gebiet die Stärkste, Robusteste, Gesündeste, Fleißigste! Selbiges gilt für die C-Biene im C-Gebiet und die Italienerbiene in Italien. Es ist ein Irrtum, zu glauben, eine C-Biene sei im N-Gebiet besser, als die N-Biene. Die C-Biene ist ausschließlich im C-Gebiet die Beste. Alles andere ist Propaganda der Bienenhändler.