Re: Email von Kai Engfer
von hanjoheyer » Do 3. Nov 2011, 11:06
Ich meine die Winterauffütterung. Der Imker will, dass seine stärksten Völker überleben und füttert sie reichlicher ein, als kleinere Völker. So überleben auch jene, die unter natürlichen Bedingungen vllt verhungert wären. N- und C-Biene überwintern relativ klein und verbrauchen wenig Futter. Italiener und Buckys überwintern stärker, brüten auch eher mal durch. Wenn man ihnen 20 Liter Futter gibt, schaffen sie den Winter selbstverständlich - aber würden sie ihn unter natürlichen Bedingungen überleben, zumal es im Frühjahr in unseren Breiten oft Wetter-Rückschläge gibt? Frühjahrsspätentwickler haben die besseren Karten, bringen jedoch weniger Honig. Als man noch mit der N-Biene imkerte, kam deshalb die Reizfütterung in Mode. Das bewirkte eine frühe Ausdehnng des Brutnestes. Die Carnicas haben das nicht nötig.
Zu "Manfred wird uns bestimmt wieder lesen.": Ich hoffe es! Ich habe von ihm viel gelernt, aber er hat halt Probleme mit meiner Suche nach Wahrheit. Manfred hat ja seine Methode gefunden! Wozu soll er sich noch viele theoretische Überlegungen machen? Er wendet seinen "doppelten Brutstopp" erfolgreich an. Er behandelt seine Bienen nicht mehr mit AS oder anderen Chemikalien gegen Milben, macht Landbienenhaltung, erntet genug Honig. Was will er mehr? Er macht ja bereis alles richtig - und ich wäre froh, wenn ich so weit wäre. Dann würde auch ich nicht mehr so viel nachdenken und schreiben.
Wahrscheinlich hat es ihn abgestoßen, dass ich schon wieder etwas in Frage stellte und neue Ideen verfolgte. Ich erscheine ihm wohl als Wirrkopf - was ja auch bei Fragen, auf die ich noch keine Antworten habe, zutrifft. ABER: Meine Suche nach Antworten ist systematisch, nicht wirr.
Mein Versuch, ihn nachzuahmen, ist dieses Jahr gescheitert. Von zehn Zwischenbodenablegern, die für den 2. Brutstopp erstellt wurden, gibt es nur noch zwei. Ich habe von 35 Völkern bereits 9 verloren, und ich wage in dieser fortgeschrittenen Jahreszeit nicht mehr nachzuschauen, ob noch alle in Ordnung sind. Aber meine Fluglochbeobachtngen lassen weitere Winterverluste befürchten. Bei einigen Völkern im Garten hab ioch dann - spät, zu spät? - die Notbremse gezogen und doch noch AS gegeben. Die Völker an den Außenständen, die zT niht behandelt wurden oder den "Doppelten Brutstopp" verabreicht bekamen, leben noch teilweise*, aber mir schwant Böses.
* teilweise: Die unteren Teile des Zwibodabs leben noch; die oberen Teile waren verwaist und wurden bereits entfernt.
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Mein Interesse, ein paar Dunkle Bienen einzukreuzen, stammt aus dem Glauben, dass wir möglicherweise ohne sie keine wirklich heimische, akklimatisierte Landbiene bekommen können. Ich habe es bisher trotzdem nicht gemacht, weil ich fürchte, dass die Kreuzungen zu wüsten Stechern mutieren könnten, da das Genom ja über Jahre hinweg disharmonischer sein düfte, als es jetzt noch ist. Ich käme von meinem Ziel, eine harmonische Landbiene zu halten, vorerst wieder ab, ehe sich ein neues Gleichgewicht einstellen würde. Ich denke, dass eine wirklich akklimatisierte Landbiene eine Brutkurve haben wird, die der der N-Biene entsprechen wird. Die reine C-Biene bräuchte viele Jahrzehnte, vllt 100 Jahre (?), um ihre Brutkurve unseren Verhältnissen anzupassen. Wolfgang Golz schrieb, dass die Landbiene, eine Mischng aus C- und N-Bienen sich deshalb relativ schnell an die "erforderliche" Brutkurve anpassen können, indem sie sich genetisch immer etwas entmischen, sodass im freien Spiel der Kräfte (Landbienenhaltung) immer wieder mal ein Nachkomme N-Bienenverhalten hat, das sich besser durchsetzt und reines C-Bienenverhalten vom Winter ausgemerzt wird.
Wenn das Genom der Landbiene zB 10 % von der N-Biene stammt und zu 90 % von der Carnica, sind etwa 5 % reine Carnica, 5 % reine Nordbiene, 90 % Mischlinge unter den Nachkommen. Wenn nun die 5 % reinen C-Bienen in einem für sie ungünstigem Winter sterben würden, würde sich im Gesamtbestand der Bienen in Folgegenerationen das N-Bienengenom prozentual etwas erhöhen, zB auf 11 oder 12 %. Im Laufe von Jahrzehnten würde sich der Prozentsatz von Genen der N-Biene immer weiter erhöhen. Ein Imker kann diesen Prozess beschleunigen, indem er die Selektion zugunsten der N-Biene verschärft oder reine N-Bienen einkreuzt.