Ich habe mir aus besagter Diskussion folgenden Beitrag, den ich kommentiueren möchte, herausgesucht:
Das geht ja heiss her hier - war bei dem Thema aber auch nicht anders zu erwarten.
Zu dem vor allem von Argin sehr engagiert vorgebrachten Argumenten, dass die in Frage stehenden Bundesländer als Schutzzone einer autochthonen Bienenrasse - der Carnica - dienen sollten:
*) die Carnica, wie sie heute in Österreich vorkommt hat mit der Carnica, die einst in der Karnischen Region bzw. Krain entstand nur mehr sehr wenig gemeinsam. Das äußere Erscheinungsbild wurde weitgehend erhalten - aber sonst ist die heutige Population derart stark züchterisch beeinflusst - übrigens nach genau denselben Selektionskriterien wie sie z.B. in der Buckfastzucht angewendet werden - dass man nicht mehr von einer autochthonen Polulation sprechen kann.
*) die Carnica ist in ihrem Bestand alles andere als gefährdet. Die Hauptzuchtarbeit findet heute ja auch nicht in Österreich oder am Balkan statt sondern in Deutschland - das dieses Kunststück ganz ohne Rassenzwang bewerkstelligt. Folglich wird auch ständig massenhaft genetisches Material aus Deutschland nach Österreich importiert. Dadurch ist der autochthone Charakter einer lokal angepassten Rasse nicht mehr argumentierbar.
*) für Züchter und Königinnenvermehrer ist die zwangsweise Verordnung einer relativ schwarmfreudigen Biene attraktiv, da diese Eigenschaft durch schwarmbedingte Königinnenverluste eine größere Nachfrage nach frischen Königinnen mit sich bringt. Es folglich klar, dass die etablierten Carnicazüchter die derzeitige Regelung mit Zähnen und Klauen verteidigen, wenn z.B. mit Buckfast würden sie deutlich weniger Geschäft machen.
*) das Argument hinter der Abschaffung der Carnicapflicht stehen nur Profitinteressen ("Gier") ist unangebracht. Erstens weil Profitinteresse nichts Unanständiges ist und zweitens weil es auch eine Reihe an Imkern gibt, die in erster Linie an einer weniger schwarmlustigen Biene interessiert sind.
*) wenn wir dir Carnica-Argumente auf andere Tierarten umlegen, ist sofort zu erkennen dass im Fall der Biene Maß & Ziel abhanden gekommen sind. Würde man die Deutschen Schweinehalter zwingen nur mehr Angler Sattelschweine zu halten, könnten sie sofort zusperren. Ebenso die österreichischen Milchbauern, die nur mehr Murbodner oder Waldviertler Blondvieh halten dürften. Die wären von einem Tag auf den anderen weg. Auch unser "Steirer", der sich ja Pro-Carnica-Zwang geoutet hat, würde sich schön bedanken, wenn man ihn vorschreibt ausschliesslich Norikerpferde halten zu dürfen. Und die österreichischen Freunde des Deutschen Schäferhundes gerieten in Rage würde man in Österreich nur mehr Brandlbracke und Kurzhaarpinscher halten dürfen.
Summa summarum gibt es daher nicht annähernd ausreichend Argumente, die einen derart schweren Eingriff in die Freiheit der Bürger dieser Bundesländer rechtfertigen würden. Was es hingegen gibt sind Scheinargumente und wirtschaftliche Interessen der Carnica-Züchter.
Daher gehört der Carnica-Zwang abgeschafft.
Mein Kommentar:
Der Autor geht völlig unkritisch von derr derzeit bestehenden Situation aus und bringt vor diesem Hintergrund seine Argumente vor. Das ist unredlich, denn es soll ja diese bestehende Situation diskutiert werden. Ergo muss sie in Frage gestellt werden.
In der Tat wurde die Carnica in den letzten Jahrzehnten stark züchterisch bearbeitet. Es mag auch stimmen, dass die Carnica in Deutschland mehr gezüchtet wird, als in ihrer Heimat Österreich und dass die Züchter ihre Bienen aus finanziellen Interessen verteidigen. Das ist allerdings nicht "gut so", wie der Auto meint. Recht hat er mit seiner Behauptung, dass wir weltweit ein großes Artensterben unserer Haustierrassen haben.
ABER: Muss man sich diesen fatalen Entwicklungen unkritisch unterordnen? Muss man immer mit dem Strom schwimmen und alles, was derzeit getan wird, gut heißen?