Briefwechsel mit Nordbienenzüchter




Re: Briefwechsel mit Nordbienenzüchter

Beitragvon hanjoheyer » Mo 8. Jul 2019, 09:41

Fünf Jahre nach diesem interessanten Gedankenaustausch möchte ich eine Art Bilanz ziehen.

Ich gehe davon aus, dass der Norbienenzüchter mir keine Dunkle Weisel verkaufen wollte, weil er keine HATTE. Wie sollte er er auch in einem Carnicagebiet die Dunkle rein halten? - Ich habe in den letzten Monaten etliche Videos eines anderen Nordbienenhalters, nämlich Kai Michael Engfer aus Kiel (http://www.nordbiene.de) gesehen. Auch er hatte offenbar seinen Kampf für die Nordbiene - zumindest vorübergehend - aufgegeben, denn er hielt bis Ende 2018 fünf verschiedene Bienenrassen auf seinem Stand im Garten: Nordbiene, Carnica, Ligustica, Buckfast und die Sizilianische Biene "Sicula". Ab 2019 will er wieder zur Nordbiene zurückkehren und alle anderen Völker umweiseln. Mal sehen, was draus wird. Er kauft sich seine Dunklen Weiseln bei einem Züchter in Schweden, aber er kann sie in Kiel nicht rein erhalten. So muss er jedes Jahre neue Dunkle nachkaufen.

Das alles ist für mich keine Option! Nach einem Totalverlust vor 3 Jahren aufgrund meiner von Jahr zu Jahr reduzierten Säurebehandlung im Rahmen meiner Vorroaresistenzzuchtversuche kaufte ich mir 3 Carnica-Ableger von einem Imker eines Nachbardorfes, die ich in demselben Jahr auf 6 Völker vermehrte. Die allesamt schwachen Muttervölker überlebten den folgenden Winter nicht, sodass ich vor 2 Jahren wieder mit 3 Völkern starten musste. Ich brachte sie auf 7 Völker, von denen nur 5 den letzten Winter überlebten, und dieses Jahr konnte ich die verbliebenen 5 auf 10 verdoppeln. Ich hoffe, nächstes Jahr auf 15 - 20 Völker zu kommen.

Das Aussehen der Bienen hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Offensichtlich gibt es hier in der Gegend mehr Buckfastimker, als früher, denn fast alle meine Bienen haben gelbe Ecken. Statt Carnica habe ich nun also "reinrassige" Carbuckelbienen auf dem Stand. Auch die hiesigen Imker haben also nichts Besseres zu tun, als alle Bienenrassen zu zerstören. JEDER will unbedingt die Biene haben, die er nicht hat. Es grassiert eine Gier nach dem Andern.

Es ist nicht möglich, eine andere Biene zu halten, als eine zufällige Mischrasse, in die jeder Imker einkreuzt, was ihm gerade in den Sinn kommt. Die Herausbildung von Varroaresistenz wird systematisch verhindert, indem pauschal ohne Milbenzählung alle Völker in gleicher Weise mit Säuren be- und misshandelt werden.

Meine "neue" an die unsäglichen Gegebenheiten angepasste "Strategie" ist die, dass ich nicht mehr auf die Rasse schaue und alles, was da ist, generell meine >Landbiene< nenne. Diese Biene behandele ich so, dass sie sich zumindest theoretisch zu einer an die Umgebungsbedingungen angepassten echten Landbiene entwickeln könnte. Das heißt: Keine eigene Auslese, keine Zuchtversuche. Schwache Völker werden genauso akzeptiert wie starke. Völker mit wenig Honigeintrag genauso wie jene mit viel Honig, Stecher wie Brave, graue wie schwarze, gelbe oder bunte.

Dem Schwarmtrieb begegne ich mit Königinnenablegern, die ich kurz vor Ende der Rapsblüte erstelle. Einfach wegfliegen lassen möchte ich meine Immen dann doch nicht! Die so entweiselten "Muttervölker" erzeugen sich dann Nachschaffungsweiseln, auf deren Begattung ich keinen Einfluss nehme. Drohnenwaben werden nicht entnommen. Zudem lasse ich die Weiseln so alt werden, dass die Bienen sie aus eigenem Antrieb umweiseln. Den Beutentyp, derzeit die selbstgebauten Holzbeuten mit 10 DN-Waben pro Zarge, werde ich ändern in die hauptsächliche Verwendung meiner fast ausrangierten 8er - Beuten, die der Erhaltung des Wärmehaushaltes des Brutnestes entgegenkommen. Die Bienen bevorzugen ein hochovales Brutnest.

Gewandert wird nicht; geimkert wird ohne Absperrgitter (s. Videos von Dirk Unger) und es wird nie sämtlicher Honig geerntet, sondern den Bienen stets mindestens 5 kg Honig belassen. Bei Massenaufkommen des Jakobkreuzkrautes wird ganz auf die 2. Honigernte verzichtet. Auch der giftige Natternkopf breitet sich immer mehr aus.

Mein Ziel ist, die Bienen möglichst ganz auf eigenem Honig überwintern zu lassen.

Varroabehandlung: möglichst nicht mehr als 2 x Ameisensäure und 1 x Oxalsäure Anfang Dezember. Beibehaltung der sog. "Schadschwellenmethode". Milbenzählen bleibt angesagt.
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