Briefwechsel mit Nordbienenzüchter




Vortrag Dr. Büchler

Beitragvon hanjoheyer » Do 23. Jun 2011, 14:14

Heute hielt Dr. Büchler an der hiesigen Toleranzbelegstelle "Hochwald" einen sehr interessanten Vortrag über das Projekt der AGT (Arbeitsgemeinschft Toleranzzucht). Er beschrieb das natürliche Verhalten des Biens, das ganz aufs Überleben abgestellt sei. Der natürlich lebende Bien selektiert scharf in Richtung Robustheit, sprich: Krankheitsabwehr. Dazu produziert ein Volk jährlich etwa 30.000 Drohnen und 20 Königinnen, von denen letztlich 2 dazu kommen, eigene Völker aufzubauen. Diese beiden Königinnnen wurden von etwa 40 Drohnen begattet.

Schwache Völker produzieren nur wenige Drohnen und können deshalb ihr Erbgut nur schlecht weitergeben.

Wozu diese riesige (tausendfache!) Überproduktion an Drohnen? Büchler erklärte, dass Drohnen monoploid sind. Sie Tragen nur einen Satz Erbgut in ihren Zellen und Samen. Im Gegensatz zu diploiden Spezies wie zB der Mensch, der ein doppeltes Erbgut in sich trägt, nämlich das von Mutter und Vater. Tritt bei einem Menschen ein Erbschaden auf, ist das nicht so schlimm, da er über einen zweiten Satz Erbmaterial verfügt, der diesen speziellen Schaden nicht aufweist. Der Mensch nutzt dann sozusagen diesen gesunden Erbsatz und bleibt körperlich gesund. Anders bei dem Drohn. Bei ihm schlägt ein Erbschaden sofort in voller Stärke durch. Aus diesen Grund gibt es viele flugunfähige oder zeugungsunfähige Drohnen. Bei der Varroose werden hauptsächlich die Drohnen geschädigt. Nur die Gesunden können kräftig genug fliegen, um am Drohnensammelplatz zum Zuge kommen zu können. Diese Drohnensammelplätze sind eine besonders wirksame Erfindung der Bienen. Zehntausende Drohnen aus hunderten von Bienenvölkern sammeln sich an an einem einzigen Sammelplatz. Der Konkurrenzdruck wird dramatisch erhöht - was sozusagen beabsichtigt ist. Nur die Allerstärksten kommen bei den vergleichsweise wenigen Königinnen zum Zuge.

Im Rahmen einer Varroatoleranzzucht im privaten Rahmen ist es deshalb sinnvoll, möglichst viele Drohnen seiner guten Völker leben zu lassen, um gute Erfolge bei der Standbegattng zu bekommen. Büchler schlägt dem Imker - parallel zur Arbeit der Belegstellen - folgende Vorgehensweise vor:

Regelmäßig den Milbentotenfall auf der Bodeneinlage zählen. So verschafft man sich einen Überblick. Es wird sich früher oder später zeigen, welche Völker eine gute Entwicklung nehmen und welche nicht. Ich kann das an meinen eigenen Völkern beobachten: Bei zwei Völkern zeichnet sich ab, dass sie es nicht schaffen werden ( http://www.hanjoheyer.de/Varroa2011.html ). Lt. John Kefuss müsste ich diese Völker nun elendiglich eingehen - und einen Großteil ihrer Milben auf die anderen Völker verteilen - lassen. Büchler schlägt vor, diesen Völkern die Brutwaben zu entnehmen und im Folgejahr umzuweiseln ("Soft-Bond-Methode"). Da man von befallenen Völkern noch Honig ernten will, empfiehlt es sich, wenigstens bei diesen stark befallenen Völkern die Drohnenwaben herauszuschneiden, damit diese Drohnen aus dem Wettrennen am Drohnensammelplatz ausgeschlossen werden. Ameisensäure bräuchte man keine, außer zur Entmilbung der entnommenen Brut, falls man sie nicht vernichten möchte.

Büchler kritisierte die ablehnende Haltung vieler Imker in Sachen Varrtoatoleranzzucht. JEDER sollte mitmachen - parallel zur Toleranzbelegstelle. Er könne wütend werden, wenn ihm die Frage gestellt wird, wann die Wissenschaft endlich die varroaresistente Königin liefern könne. "Es wird sie nie geben!", sagte Büchler, wenn die Imker weiterhin ihre falsche Betriebsweise (blinde Pauschalbehandlung aller Völker mit AS) weiterführen würden. JEDER hat in seinem Stand ein paar Völker, die es - wenigstens eine länge Zeit lang - ohne AS schaffen können. Sie zu finden und zu fördern ist die Aufgabe. Die Situation sei heute so, dass die besten Völker es noch nicht ganz schaffen, mehrere Jahre ohne Behandlung zu überleben, aber wenn wir nicht die Besten - auf Kosten der Nochwenigerresistenten - vermehren, machen die Imker das Werk der wenigen Resistenz/Toleranz-Züchter immer wieder kaputt, sodass die deutsche Imkerschaft dann ein Desaster größten Ausmaßes entgegensehe. Alle müssen mitmachen, wenn wir die Katastrophe vermeiden wollen! Nicht unbedingt durch Belegstellennutzung, aber durch gezielte Selektion der eigenen Bienen nach dem Maßstab der Varroahäufigkeit auf der Bodeneinlage.

Ich erzählte Herrn Büchler von meinem Projekt Landbiene, in dem auch Wert auf die Herausbildung eines lokal angepassten Ökotyps gelegt werde. Ich erzählte ihm auch, dass ich der Belegstelle bisher skeptisch gegenüberstand, da die AGT ihre Bienen deutschandweit hin- und her transportiere und damit die Ökotypen zerstöre.
Büchler stimmte mir in vollem Umfang zu, wandte jedoch ein, dass auf die Erzeugung lokaler Ökotypen vorerst verzichtet werde, da sich leider zu wenige Züchter gefunden hätten, die sich am Projekt beteiligen. Die Vatervölker unserer Belegstelle stammen jedoch allesamt von der AGT-Belegstelle Gehlberg, die ebenfalls in der Mitte Deutschlands und auch in einer Mittelgebirgslandschaft liege. Wir haben es also mit einem ähnlichen Ökotyp zu tun.
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Re: Briefwechsel mit Nordbienenzüchter

Beitragvon irbis » Do 23. Jun 2011, 19:27

http://www.mendeley.com/research/reprod ... llifera-l/

Vielleicht geht ja alles viel einfacher. Würden die Bienen im Winter 50 Tage oder länger eine Ruh mit der Brüterei geben, wär der Fall demnach auch erledigt, nicht wahr. Was die Frage aufwirft, warum die fast durchbrüten neuerdings. Und warum diesem Umstand so gar keine Aufmerksamkeit zuteil wird.
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Re: Briefwechsel mit Nordbienenzüchter

Beitragvon hanjoheyer » Do 23. Jun 2011, 22:32

Oder noch einfacher:

Dr. Büchler hatte zu seinem Vortrag einen keniatischen Kollegen mitgebracht. Dieser hat - so sagt Büchler - ihm erzählt, dass die Afrikaner sich Medikamente gegen die Milben leider nicht leisten konnten und bis heute nicht können. Die armen, armen Afrikaner! Folge: Die Bienen in Afrika sind genau aus diesem Grund schon längst varroaresistent. Wenn bei uns dieser Riesenaufwand getrieben wird, um in mühseliger Zuchtarbeit varroatolerante/-resistente Bienen zu bekommen, so deshalb, weil wir mit Medikamenten ebendiesen Aufwand immer wieder neutralisieren. Die Resistenzzüchter kämpfen einen (vergeblichen?) Kampf gegen die (Pauschal-) Behandler.

Büchler sagte außerdem, dass in allen Gegenden, in denen sich die Imker keine Medikamente leisten könnten, die Bienen varroaresistent seien. Dann erzählte er noch, dass er den Ehrgeiz habe, seine Bienen, die er privat halte, nicht zu behandeln. Mit seiner Methode (die an anderer Stelle dieses Forums erklärt ist) der einmaligen Entnahme aller Brut (nach der 2. Honigernte) sei er bisher stets zurechtgekommen. Ich fragte ihn, was ich mit den entnommenen Waben machen solle. Er: Die können Sie ja mit AS behandeln.

Da er keine Medikmente verwendet, gehe ich davon aus, dass er alle entnommenen Brutwaben einschmilzt.

Zum 50-tägigen Brutstopp. Die Dunkle hat ja einen längeren Brutstopp als die Carnica. Vllt ist sie ja auch varroaresistenter. Ich hatte vor 4 Wochen mein varroabelastetstes Volk (Nr. 21) entweiselt. Heute (24.6.) dürfte die Neue in Brut gegangen sein. Der mit der Entweiselung verbundene Brutstopp hat eine starke Reduktion der Milbenzahlen bewirkt. Momentan grüble ich noch darüber nach, was ich mit meinen hochbelasteten Völkern 18 und 19 (und seit heute wieder Nr. 3) machen soll: Entweiseln oder Brut entnehmen?
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Re: Briefwechsel mit Nordbienenzüchter

Beitragvon Koizchen » Fr 24. Jun 2011, 21:16

Hallo,

sollten die beiden Völker schon lange am Stand sein, oder zumindest wichtiges Ergbut in sich tragen, welches weitergegeben werden sollte, würde ich es mit der Brutentnahme probieren. Allerdings bin ich hier etwas härter und würde wirklich die Natur entscheiden lassen.

Ein Herz muss deshalb nicht aus Stein sein, aber der Nutzen kann es wieder schlagen lassen.

Koi
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Diskussion diverser Milbenbekämpfungsmethoden

Beitragvon hanjoheyer » Fr 24. Jun 2011, 21:58

Im Augenblick tendiere ich zu der Entscheidung - möglicherweise unter dem Einfluss Herrn Büchlers - zur Brutentnahme. Allerdings nicht nach Büchler, sondern nach Lau, der zweimal im Abstand von 10 Tagen nur die verdeckelte Brut entnimmt. Ob ich die beiden Völker nächstes Jahr umweisele, wie von Büchler empfohlen, weiß ich noch nicht, da ich nicht sicher bin, ob die Bienen wirklich mangelnde Widerstandskraft gegen die Milben haben oder ob es andere Ursachen gibt, die durch Umweiseln nicht behoben werden. Ich halte es für möglich, dass die jetzt hochbelasteten beiden Völker letztes Jahr stärker als die anderen vorgeschädigt wurden, etwa durch eine weniger gelungene Entmilbung.

Volk 18 - neuer Ableger 2010 - überwinterte in einer Styropor-Ablegerbeute, die ich auf 2 Zargen (zus. 12 Waben) erweitert hatte. Bei dieser Beute hatte ich die relativ kleine Bodenöffnung beim Entmilben mit AS nicht abgedeckt, sodass AS entwichen konnte. Volk 19, ebenfalls ein Ableger vom 6.6. 2010, hatte nach einigen Wochen , am 13.7. zu wenige Bienen. Ich gab ihm 2 Brutwaben mit Bienen vom Muttervolk. Alls diese unterschiedlichen Behandlungen meiner Ableger letztes Jahr können zu unterschiedlichen Milbenbelastungen geführt haben, sodass ich die Schuld nicht den Königinnen geben kann.

Nachtrag: Eben bekam ich diesen Rundbrief vom Bieneninstitut Mayen, das wohl einen Text vom Institut in Kirchhain übernommen hat:

"Kirchhain (rb) Für die meisten Imker nähert sich eine phantastische Honigsaison ihrem Ende.
Jetzt heißt es, einen gesunden Winteraufbau der Völker vorzubereiten und rechtzeitig einem übermäßigen Varroabefall vorzubeugen.
Um dies zu erreichen, ist eine einmalige, vollständige Brutentnahme unter Einbeziehung einer Fangwabe besonders zu empfehlen. Dies sollte ca. 14 Tage vor Trachtende erfolgen und steht damit in den meisten Regionen unmittelbar an. So kann die abschließende Ernte gesteigert werden, da der Eigenverbrauch der Völker durch die Brutentnahme deutlich absinkt.
Im Zuge der Brutentnahme wird der Brutraum durch Absperrgitter vorübergehend auf eine Zarge eingeengt. In dieser verbleiben am Rand einzelne, helle Futterwaben sowie eine zentrale Wabe mit junger Brut (vorzugsweise Drohnenbrut), die 7-10 Tage später nach dem Verdeckeln der Zellen samt der eingedrungenen Milben entnommen und vernichtet wird. Ansonsten wird der Brutraum mit hellen ausgeschleuderten Waben oder Mittelwänden ergänzt. Nach der letzten Honigernte und mit beginnender Wintereinfütterung kann der Flugling in der Regel wieder um einen Raum mit ausgeschleuderten Waben und Mittelwänden erweitert werden.
Eine Sommerbehandlung mit Medikamenten ist bei derartig sanierten Völkern zunächst nicht erforderlich. Etwa Mitte August führt man eine Befallskontrolle (Bienenprobe) durch. Sollte der Varroabefall bis zu diesem Zeitpunkt auf mehr als 2 Milben je 10 g Bienen angestiegen sein, empfehlen wir eine späte Ameisensäure- Behandlung. Bei niedrigen Befallswerten können die Völker ohne Medikamenteneinsatz eingewintert werden.
Die entnommenen Brutwaben können zum Aufbau zusätzlicher Völker genutzt werden. Hierzu gibt man die Waben mit wenigen ansitzenden Bienen (etwa eine Handfläche je Wabenseite) in
zweizargige Sammelbrutableger, dazu mindestens eine Futterwabe.
Zur Vermeidung von Räuberei und Milbenübertragung werden diese umgehend auf einen separaten Standplatz gebracht. 3 Wochen später, wenn alle Brut geschlüpft ist, können alte Waben
ausgetauscht und eine effiziente Varroabekämpfung mit Ameisen- oder Milchsäure durchgeführt werden. Entsprechend eingefüttert, entwickeln sich diese Einheiten meist zu guten Völkern. Sofern die entstandenen Nachschaffungsköniginnen nicht befriedigen, sollten diese möglichst bald durch gute Königinnen ersetzt werden.
Kontakt zum Autoren: Dr. Ralph Büchler:.."

Letztes Jahr hatte ich mit Mannfred eine Diskussion über dieses Thema. Mir war unwohl bei dieser geplanten Brutentnahme, und Mannfred stellte die von ihm getestete Methode "Doppelter Brutstopp" bzw. "Zwischenbodenableger" vor: Außer des natürlichen winterlichen Brutstopps wird ein zweiter Stopp Anfang bis Mitte Juli durchgeführt, indem auf das Bodenbrett eine Zarge mit Leerwaben und einigen unverdeckelten Brutwaben samt Königin gestellt wird. Darüber der Honigraum und darüber eine Folie oder ein 2. Boden, der Zwischenboden. Darüber die Zargen mit der restlichen Brut. In der untern Brutzarge muss ein Notflugloch sein, damit die Bienen nicht gefangen sind. Die Sammelbienen verlassen durch das Notflugloch die Bruträume und fliegen - wie gewohnt - unten in die Beute und tragen weiterhin der Vergrößerung des Honigvorrates bei. Der Volksteil über der Folie zieht sich eine neue Weisel heran, bei der jedoch wegen der fortgeschrittenen Zeit keine befriedigende Begattung erwartet werden kann. Die Milben sind nun fast allesamt im Raum über dem Zwischenboden. Hier herrscht der 2. Brutstopp. Hier schlüpfen alle Milben, und bis die neue Weisel zu stiften beginnt, ist auch der obere Volksteil, eigentlich ein Ableger, fast milbenfrei. So die Theorie. Alle hiesigen Imker behaupten jedoch, dass die Milben ja nicht wirklich verschwänden, sondern mit Hilfe von Bienen in anderen Völkern landen würden. Wer hat hierzu Erfahrungen?

Einen doppelten Brutstopp kann ich dieses Jahr so nicht machen, weil ich keine Zargen übrig habe.

Meine Schadschwellenmethode sieht vor, nach der 2. Honigernte in 2-3 Wochen (Mitte Juli) die stark belasteten Völker, bei denen die Schadschwelle überschritten wird, mit AS zu behandeln und nächstes Jahr werden die Drohnen herausgeschnitten und im Mai wird umgeweiselt oder entweiselt, um die Generationenfolge zu beschleunigen.

Nachtrag: Wenn man Büchlers Empfehlung - s.o. - liest, sieht das alles ja gut aus, aber ich kann es mir praktisch nicht vorstellen, alle Brutwaben zu entnehmen. Wenn ich zB 10 BW pro Volk entnehme, kämen bei mir 240 BW zusammen. Wohin damit??? Also ich bin hier wirklich ratlos, wie ich das machen sollte.

Ich denke, ich werde bei meiner geplanten Schadschwellenmethode bleiben. Wenn ich nur die hoch varroabelasteten Völker behandele und die anderen nicht, könnte es passieren, dass guten Völker wegen Milben nicht überwintern und die weniger guten, da behandelt, überwintern. Ich hätte dann eine negative Selektion. Das muss ich natürlich unbedingt vermeiden. Also müsste ich pauschal alle Völker zB EINMAL mit AS behandeln, um zu erreichen, dass die guten überleben und die stärker varroageschädigten im Winter eingehen.

Ich muss berücksichtigen, was Büchler sagte, nämlich, dass auch die guten Völker, also jene, die im Resistenzzuchtprogramm am positivsten auffielen, nicht über mehrere Jahre ohne Hilfe überleben. Selbst sie müssen ab und zu vom Resistenz-Bienenstand entfernt und behandelt werden. Trotzdem werden sie u.U. zur Weiterzucht verwendet.

Nachtrag 3: Nachdem ich nun meine Leser in meine Gedanken, Zweifel und Unentschlossenheit eingeweiht habe, habe ich mein Gehirn während eines langen Spaziergangs in kühler, frischer Luft mit einer leichten Überdosis Sauerstoff versorgt. Da nach den Worten Ex-Bunsekanzler Helmut Kohls "entscheidend ist, was unten rauskommt", teile ich nun mit, was bei mir "unten" rausgekommen ist:

Alle Völker werden 1 x mit AS 60 %, Schwammtuch, 2 ml / Wabe) behandelt. Begründung: Volk 11 wurde letztes Jahr 2 x mit AS behandelt ( http://www.hanjoheyer.de/Varroa.html ) und hat sich dieses Jahr trotzdem hervorragend gemacht ( http://www.hanjoheyer.de/Varroa2011.html )! Ich bin sicher, es hätte es auch bei einmaliger Behandlung geschafft. Bei häufigerer Behandlung würden mir wieder wie letztes Jahr alle Völker überleben. Das wäre schlecht, da keine Selektion stattfände. Ohne Behandlung würden wahrscheinlich zu viele Völker eingehen. Bleibt die einmalige Behandlung.

Da diese Methode noch nicht erprobt ist, werde ich die 12 Völker an den Außenständen wie gesagt 1 x behandeln; die 12 Völker im Garten teilweise 2 x, falls von ihnen eine Reinvasion der anderen Völker ausgehen könnte. Diese Völker werden dann jedoch im Mai des folgenden Jahres entweiselt, um die Generationenfolge der Weiseln zu beschleunigen.

Nach der 2. Honigernte in ca. 2-3 Wochen wird behandelt, dann aufgefüttert.
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Re: Briefwechsel mit Nordbienenzüchter

Beitragvon irbis » Sa 25. Jun 2011, 19:08

Hallo,
das passt jetzt nicht unbedingt dazu, aber dennoch

http://www.diebiene.de/sro.php?redid=112305

Es geht ja darum, dass ausreichend Winterbienen gebildet werden, dazu braucht es reichliche Pollenversorgung. Ausserdem müssen sie inaktiv bleiben, da diese Reserven sonst verbraucht werden (samt Frostschutz)
Was ich mich schon die längste Zeit frage: Die Ausgangslage für, sagen wir, gesamt 5000 Milben, können maximal 1000 Einzellarven gewesen sein (1 Muttermilbe + 1 Männchen + 3 Weibchen = 5 Milben x 1000)
Das ist eine Zahl, die bei der AS Behandlung auch locker geschädigt wird.
Kürzlich habe ich in einem Artikel gelesen, dass ein Bienenvolk ab 300 (!) Milben gefährdet wäre, was ich für absoluten Quatsch halte.
Vielleicht kennt ihr jemand, der verlässlich Zahlen aus den 80er Jahren nennen kann, ich habe mehrfach von über 10000 und 15000 bis sogar 40000 gelesen. Würde mich echt interessieren, wie das wirklich war.
Bald werden wir die Milben mit der Lupe suchen aber dann kann man immer noch irgendeinen Virus aus der Tasche ziehen.
Heute habe ich bei einem Volk beobachten können, wie Larven abtransportiert und rausgeworfen wurden, alle verkrüppelt. Nicht an einer habe ich eine Milbe entdecken können.

@ Jo, würde ich genauso machen bevor ich 300 Rähmchen herumräume. Klingt für mich vom Arbeitsaufwand her fast schlitzohrig.
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Re: Briefwechsel mit Nordbienenzüchter

Beitragvon hanjoheyer » Sa 25. Jun 2011, 21:00

Dr. Büchler sagte in seinem Vortrag letzten Donnerstag, dass die Bienenvölker von Jahr zu Jahr empfindlicher auf Milbenbefall reagieren (Volkzusammenbruch bei immer geringerem Milbenbafall). Die Robustheit der Völker nimmt von Jahr zu Jahr ab. Wenn die Bienen weiterhin pauschal mit AS behandelt werden, steuern wir einem Desaster entgegen.
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Re: Briefwechsel mit Nordbienenzüchter

Beitragvon irbis » Mo 27. Jun 2011, 23:09

Und das sagt der Hr.Dr. Büchler, na, dann wissen wir ja, was zu tun ist, nicht wahr.
Wieso nimmt denn die Robustheit ab, wegen der As? Oder sind die Gründe woanders zu suchen?
Wieso mag denn keiner der Herrn ein entsprechendes Projekt begleiten, wenn sie doch so dafür sind?
Eh wurscht.
Heut haben Scouts eine Melisseria besetzt, ich erwarte morgen oder in den nächsten Tagen den Schwarm.
Keine Mühe ist umsonst, wenn man da zuschauen darf. Sie sind ganz sie selbst, und je mehr sie das sind und wir das zulassen, umso reicher werden wir, nicht ärmer. Ich weiß, das ist nicht vermittelbar.
Heute war ein sehr schöner Tag für mich.
Die ganze Imkerei interessiert mich eigentlich überhaupt nicht, hat es nie, genau genommen.
Meine Meinung ist nicht mehrheitsfähig, ich habe das jetzt erkannt, in meinem Umfeld.
Bienen - viel Honig - passt.
€€€
Schlaft gut, alle miteinand.
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Re: Briefwechsel mit Nordbienenzüchter

Beitragvon hanjoheyer » Di 28. Jun 2011, 00:02

Hallo Irbis,

ich weiß nicht, genau, was du meinst.
Die Robustheit der Bienen nimmt nach Büchler wegen der Pauschalbehandlung aller Bienen mit AS und Oxalsäure ab. Büchler hat das im Vortrag nicht näher ausgeführt, aber ich denke mal, da kommt noch mehr hinzu: Monokultur, Insektizide, Bienenhandel über größe Distanzen und und und.
Wir machen mit dem Bien dasselbe, was wir uns selbst antun. Dem Bien bekommen all diese Manipulationen genausowenig wie uns.

Büchler hat das Projekt AGT mitbegründet, soviel ich weiß.

Imkerei interessiert dich nicht, wohl aber die Bienen. Mir geht es ähnlich, aber ich möchte nicht zuletzt den Bienen zuliebe das Imkern reformieren. Dazu gehört m.E. in erster Linie, dass wir den Bienen erlauben, Varroaresistenz zu entwickeln - so wie sie es in allen armen Ländern, in denen sich die Imker die Behandlung nicht leisten können, bereits getan haben. In Kenia zB - wo Büchlers Gast, der beim Vortrag anwesend war, herkommt, wird flächendeckend nicht behandelt. Deshalb der schnelle Erfolg. Ich bin hier im Hunsrück umzingelt von Pauschalbehandlern, die jede Resistenzentwicklung verhindern. Wenn ich ohne Übergang mit dem Behandeln aufhören würde, würde ich voraussichtlich binnen zweier Jahre alle Völker verlieren. Womit könnte ich dann weitermachen? Also muss ich erreichen, dass ein gewisser Prozentsatz überlebt - und zwar die Resistentesten und nicht etwa die am meisten Behandelten, die ich zum Auffüllen der Lücken halte, die die Varroa in den Bestand reißt. Die Überlebenden werden vermehrt und müssen jede Menge Drohnen produzieren, damit sich meine Bienen nicht zu häufig mit den Nichtresistenten der anderen Imker verkreuzen. Deshalb halte ich mehr Völker, als ich ansonsten halten würde. Erst wenn ich in der Umgebung Gleichgesinnte finde, kann ich meinen Bestand reduzieren.

Büchlers Methode funktioniert bei mir nicht, da ich meinen Völkern keine 200 Brutwaben entnehmen kann und will. Zwischenbodenableger wie Mannfred empfiehlt, geht dieses Jahr nicht, weil ich keine Zarge mehr frei habe. Belastete Völker jetzt noch zu entweiseln, ist wohl von der Jahreszeit her zu spät. Also bleibt nur die Methode, die ich versuchen möchte.

Am Ende des Weges soll eine Biene stehen, die nicht behandelt werden muss, die sich selbst nach eigenen "Plänen" weiterentwickeln darf, zB lokale Unterarten herausbilden, sich anpassen, neue Fähigkeiten aneigenen - wie der Bien es will. Ich möchte eine offene Betriebsweise entwickeln, mit der man guten Gewissens und auch im Sinne des Biens imkern kann. Keine ausbeuterischen Methoden. Meine Betriebsweise, bzw. meine Kapitel über bienengemäßes Imkern sind sicher noch nicht ausgereift, aber ich sehe, dass mit eurer Hilfe sich die Idee positiv entwickelt.

Immerhin sind die Nachbarimker schon nicht mehr so ablehnend, sondern inzwischen eher abwartend: "Wenn deine Bienen unbehandelt überleben uind Honig bringen, dann mache auch ich es!" sagen sie jetzt. Vor ein paar Wochen sagten sie noch: Das wird nie etwas, außer dass du unseren Bienen schadest (Reinvasion, ausgehend von meinen Bienen)!

Wenn meine einmal behandelten Bienen den kommenden Winter zu 50 % überstehen, werde ich die 12 Völker im Garten, die 2 x mit AS, behandelt wurden, nur noch einmal pro Jahr behandeln, und die 12 Völker an den Außenständen gar nicht mehr. So taste ich mich an das Ziel heran. (Letztes Jahr behandelte ich statt 4 nur 3 mal, und ein, zwei Völker nur 1 x. Keine Oxalsäure) Etliche Jahre lang werden die Bienen sicher stichig werden und weniger Honig eintragen, aber das nehme ich selbstverständlich in Kauf. (Die höherbelasteten Völker sind dieses Jahr sehr aggressiv, aber das kann nicht genetisch bedingt sein, sondern muss umweltbedingt sein). Die Bienen werden Jahre benötigen, um trotz Milben wieder harmonisch zu werden. Sie kämpfen einen harten Kampf - gegen die Milben und gegen falsches Imkern. Wir sollten dem Bien helfen, meine ich.

Unter "offener Betriebsweise" verstehe ich, dass wir nicht alles regeln wollen, sondern dem Bien die nötige Freiheit zurückgeben, die er braucht, sich nach eigenen Veranlagungen zu verhalten. Alles, was lebt, hat einen TELOS. TELOS ist ein philosophischer Begriff, der besagt, dass jedes Lebewesen einen inneren in die Zukunft gerichteten Plan hat. Die empiriche Wissenschaft kann diesen Plan selbstverständlich nicht erkennen. Emipirie ist blind für Pläne.

Die derzeitig grassierenden imkerlichen Betriebsweisen entstammen allesamt einer mechanistischen Sicht, der auch unsere technische Zivilisation entspricht. Ich bin der Überzeugung, dass eine neue Betriebsweise entwickelt werden muss, die dem Bien - und auch dem Menschen - entgegenkommt.

Was genau ist deine (nicht mehrheitsfähige) Meinung?

viele Grüße
joachim
hanjoheyer
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Re: Briefwechsel mit Nordbienenzüchter

Beitragvon Koizchen » Di 28. Jun 2011, 19:01

Hallo,

manchmal traut man sich nicht, in Euren Dialog einzubrechen. Ich will aber trotzdem Mut machen. Auch ich mache mir nicht sehr viel aus dem Honig. ich sehe dahinter immer einen alten geldgierigen Sack, dem seine Bienen fürchterlich egal sind. Der sie, obwohl er es weiß, einfach an Monokulturen ranfährt und sie besprühen läßt. Solange der Geldhahn tropft, ist es doch in Ordnung. So sehe ich es oft und durch meine Erlebnisse in dem Verein, oder durch Sitzungen, habe ich immer eine ablehnende Haltung.

Auf diese Menschen können wir nicht mehr bauen. Sie haben aus einer gierigen Gesinnung das Hobby ergriffen und preisen sich dennoch als Retter ihrer Natur. Nun ja, wer die Augen öffnet, sieht hier eben wieder den Menschen von der Stange.

Ich möchte Euch Mut machen, keine Angst vor dem harten Versuch der Toleranz zu haben. Ich sehe die Bienen schon als tot, wenn ich sie behandele. Es ist wie ein kranker Mensch, der nicht ohne die Maschinen leben kann. Ich muss etwas an den Symptomen machen und nicht über die Apotheke.
Nächstes Jahr schließe ich mich Euch an. Ich werde allerdings radikaler sein und die Ableger nicht behandeln. Sie kommen an einen anderen Stand, fernab von anderen Imkern und bekommen Mellifera-Erbgut in Form der Königinnen (standbegattet).

Grüße

Koi
Koizchen
 
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