Argumente gegen das Projekt




Argumente gegen das Projekt

Beitragvon hanjoheyer » So 31. Mai 2009, 08:37

Leider hat bisher kein Imker seine Beteiligung an diesem Projekt zugesagt. Bisher wurden folgende Argumente gegen das Projekt vorgebracht:

1. Nicht die Reinzüchter würden der Inzucht Vorschub leisten, sondern jene Imker, die ausschließlich Standbegattung ihrer Weiseln zulasssen würden.
2. Landbienen würden geringere Honigernten einbringen.
3. Landbienen sind Stecher (die ich mir nicht leisten kann, da meine Nachbarn meinen Gartenstand nicht dulden würden)
4. Du hast ja Recht, aber man kann das Rad der Geschichte nicht wieder zurückdrehen.
5. Was du vor hast, lässt sich in einer Demokratie nicht durchsetzen. Jeder Imker macht ja doch, was er will.
6. Aufgrund der Nichtbehandlung eines Teils deiner Völker mit Ameisensäure im Rahmen deiner Varroaresistenzzucht verursachst du die Milben-Reinvasion benachbarter Bienenstände anderer Imker. Das ist inakzeptabel.

Den Beweis, dass Landbienen durchaus NICHT weniger Honig sammeln, wurde von Wolfgang Golz, der lange mit Landbienen arbeitete, bereits vor etlichen Jahren erbracht. Ebenso beharrt Prof. Dr. Gerhard Liebig auf seiner Feststellung, dass seine Standbegatteten sehr fleißige Völker hervorbrächten.
Man muss auch die Winterverluste in die Rechnung einbeziehen, was viele Imker nicht tun und sich damit in die eigene Tasche lügen. Wenn von 10 Völkern 5 den Winter nicht überleben, und die Überlebenden bringen pro Volk 50 kg Honig, haben seine Völker im Durchschnitt nicht 50 sondern nur 25 kg Honig erbracht. Wenn von 10 anderen Völkern alle überleben, und jedes Volk bringt 30 kg Honig, haben sie durchschnittlich mehr Honig gebracht, als die Völker, die je 50 kg Honig machten. Wolfgang Golz schrieb, der Vorteil der Landbienen würde sich erst nach etwa 10 Jahren deutlich herauskristallisieren. Es könne durchaus mehrere Jahre gutgehen, eine nichtakklimatisierte Biene zu halten, aber dann gebe es einen einen verheerenden Rückschlag, und alle bisherigen Vorteile würde sich ins Gegenteil verkehren. Die Landbiene sei im Durchschnitt robuster; Rückschläge seltener.

Dass Landbienen Stecher seien, ist ein falsches Vorurteil. Die Landbienen werden mit jenen Bienen verglichen, die hier vor 40 Jahren "heimisch" waren, und diese sollen extreme Stecher gewesen sein. Warum? - Weil zu damaliger Zeit der Melliferaanteil in den Genen der Bienen noch stärker als heute vertreten war, und die Einfuhr von Carnica aus Österreich Mode war. Aus den Kreuzungen von Mellifera und Carnica gingen ab der 2. Generation jene Stecher hervor. Stecher waren also nicht die ursprünglichen echten Landbienen - Mellifera (Nordbienen), sondern diese Kreuzungsprodukte.

Man kann das Rad der Geschichte nicht wieder zurückdrehen. Ich habe auch nie behauptet, es tun zu wollen. Ich behaupte nur, dass man einen als falsch erkannen Weg nicht weitergehen muss. Wenn man verstanden und akzeptiert hat, dass die natürliche Grenze zwischen den Lebensräumen der Carnica und der Mellifera etwas mit der Robustheit des Biens im angestammten Lebensraum zu tun hat, wird man begreifen, dass es in Deutschland keine bessere Biene als die Mellifera geben KANN. Eine Carnica in Deutschland unterliegt der Mellifera im langjährigen Vergleich, und zwar mit Sicherheit. Ich will nicht das Rad der Geschichte zurückdrehen und hier wieder die Nordbiene einführen und die Carnica eliminieren. Ich will es nicht, weil ich fürchte, dass es die Nordbiene in Wahrheit gar nicht mehr gibt. Aber ich will, dass wir es den jeweiligen Bienenrassen überlassen, ihre Verbreitungsgrenzen herauszuarbeiten. Wenn wir hier nicht eingreifen, würden sich in Österreich die echten Carnicas wieder ausbreiten und ihre Grenzen festlegen, und eine neue Nordbiene würde sich in Deutschland langsam entwickeln. Alle unangepassten Verhaltensweise würden nach und nach verschwinden. Die Bienen würden wieder dunkler werden, würden einen dichteren Pelz bekommen, größer werden usw - sie würden sich an unser Klima anpassen. Es gibt den Einwand: "Aber das würde ja Jahrhunderte dauern!" Richtig!! Aber warum ist das ein Einwand? Soll Kurzsichtigkeit unser Maßstab sein? Warum sollen wir in Jahrhunderten keine bessere Biene haben als heute? Es dauert nun einmal Jahrhunderte, um die Fehler wieder gutzumachen, den die Imker in den vergangenen 100 Jahren angerichtet haben.

So so, in einer Demokratie lässt sich also nichts organisieren? Jeder macht, was er will? Ich glaube, der Kritiker hat sich um Politik noch nie Gedanken gemacht. In unserer Demokratie ließ sich zB die Straßenverkehrsordnung durchaus durchsetzen. Kein Imker erlaubt sich, auf der Staße links zu fahren. Es gibt sogar Tierschutzgesetze. Das mutwillige Ausrotten von Tierarten ist zB verboten und wird bestraft. Warum soll es also dem Imker erlaubt sein, durch Einfuhr und Einkreuzung fremder Rassen die heimische Rasse zu vernichten? Es ist auch heute bereits verboten. Es wurde bisher nur deshalb nicht geahndet, weil man es nicht besser wusste, ja weil man es nicht einmal bemerkt hatte. Aber die Zeiten der Unschuld durch Unwissenheit sind vorbei.

Nun zur Inzucht. Gut, die Belegstellenbetreiber und Reinzüchter stellen über Kurz oder Lang die Weltbiene her, weil sie über alle Kontinente hinweg alles miteinander verkreuzen, was sich verkreuzen lässt. Man will halt den Heterosiseffekt nutzen, weil das kurzfristig die besten Bienen ergibt und den Vermehrern das tägliche Brot einbringt. Dass die Bienen danach wieder aufspalten und die Ursprungsrassen zerstört werden, interessiert den Nutzer dieses Effektes nicht.
Schauen wir uns das tatsächliche Verhalten der Reinzüchter an, stellen wir fest, dass es neben dieser Verwurstung des genetischen Gutes noch diese extreme Inzucht gibt. Auf die Belegstelle kommen 8 oder 10 Vatervölker, die die Stammväter aller Bienenvölker aus Nah und Fern werden sollen. Die Belegstelle Thranenweier dünnt das Erbgut aller Bienen im Kreis Birkenfeld aus, zumal die Vatervölker über Jahre betrieben werden und die Imker vorzugsweise ihre Völker mit belegstellenbegatteten Weiseln weitervermehren.
Es kommen also zwei falsche Verhaltensweisen zum Tragen: Die Vermischung von allem mit allem, und Inzucht. Die standbegattete Landbiene ist von dieser Falschheit nicht betroffen. Inzucht wird vermeiden, indem die Drohnen bis zu 20 km weit fliegen, und der die Akklimatisation verhindernde Mischmasch wird verhindert, indem die Drohnen und schwärmenden Völker NICHT viel weiter als 20 km fliegen.

Heterosiseffekt: Die Kreuzung zweier Rassen hat sehr ertragreiche Kreuzungen zur Folge. Der Nachteil dieses Verfahrens ist, dass die Kreuzungsprodukte in nachfolgenden Generationen wieder aufspalten (f2 und mehr) und Stecher erzeugen (s.o.) und weniger Leistung als die ursprünglichen Rassen zeitigen. Dies zwingt die Imker, immer wieder neue Königinnen einzukaufen, da sie keine Nachzuchten auf dem eigenen Stand mehr machen können. Der Züchter lebt vom Verkauf dieser f1-Kreuzungen. Da die Kreuzungen die Reinheit der Ursprungsrassen zerstören, zerstört der Züchter die Grundlage seiner eigenen Arbeit. Das ist die Krankheit des heutigen Zuchtwesens. ECHTE Zucht findet derzeit so gut wie nicht statt.

ECHTE Zucht wäre es gewesen, die Nordbiene zu behalten und nach und nach durch Negativauslese zu verbessern. Die Falschzüchter machen Positivauslese: sie vermehren das eine beste Volk zulasten aller anderen. Das ergibt Inzuchtprobleme. Negative Auslese bedeutet, die Weitervermehrung eines schlechten Volkes zu verhindern - falls es der Winter nicht schon tut - und von allen anderen Völkern weiterzuvermehren. Die genetische Vielfalt bleibt erhalten.

Den Vorwurf, ich würde, sobald meine Resistenzzuchtprogramm läuft, milbenstrotzende Völker halten, die alle Völker der Umgebung, die allesamt fachgerecht mit Ameisensäure entmilbt seien, (re-)infizieren, kann ich nicht gelten lassen. Meine "Varroastände" befinden sich auf abgelegenen Bergen, weit genug entfernt von anderen Bienenständen. Außerdem bin ich nicht willens, einen klar als falsch erkannten Weg weiterzugehen. Es kann nicht sein, dass wir unsere Bienen jetzt bereits seit 30 Jahren mit Säuren maltraitieren und nichts Sinnvolles unternehmen, um wieder eine gesunde Biene zu bekommen. Meine Bemühungen um Varroaresistenz wurde ja nie grundsätzlich kritisiert, sondern ausschließlich die Tatsache, dass ich es in der Nähe ihrer Bienenstände machen könnte. Hier sprechen Angst und Egoismus.

Warum werde ich kritisiert, aber die Bemühungen der AGT http://www.toleranzzucht.de/ mit Begeisterung aufgenommen? Zur AGT heißt es, ihre Methode stünde auf wackeligen Füßen, zumal keineswegs sicher sei, dass die auf verbessertes Ausräumverhalten selektierten Bienen auch tatsächlich varroaresistent würden. Allein die Nichtbehandlung der Vatervölker an der Belegstelle könnte den erhofften Erfolg bringen, aber leider wird keinerlei Wert auf die Herausbildung eines lokalen Ökotyps gelegt. Ich sehe meine Methode als eine verbesserte Version der Methode der AGT an, da ich die Resistenzzucht mit einer Wiederherstellung einer akklimatisiertten Landrasse verbinde.

Ich habe einen Stand, an dem ich meine Bienen durchaus mit AS behandele, und ich habe einen Stand, an dem ich die Bienen nicht behandele. Die AGT macht es genauso. Auch an der Belegstelle Thranenweiher http://www.belegstelle-erbeskopf.de/ werden Völker nicht behandelt, und jene, die einzugehen drohen werden vom Resistenzstand entfernt und werden wieder behandelt. Würde die Belegstelle heimische Völker verwenden und die Herausbildung einer lokal angepassten neuen Hunsrückbiene zulassen, würde ich mich gern diesem Projekt brteiligen.
hanjoheyer
Administrator
 
Beiträge: 636
Registriert: Mi 29. Apr 2009, 08:53

von Anzeige » So 31. Mai 2009, 08:37

Anzeige
 

Re: Argumente gegen das Projekt

Beitragvon Wiwi » Fr 14. Dez 2012, 18:40

Ich glaube nicht in „die“ Landbiene. Aus jede Bienenunterart Bzw. Rasse der in eine Region anpassungsfähig ist könnte man einen an der regionalen Umwelt besser angepassten Ökotypus züchten den man als „Landbiene“ Bezeichnen könnte.
Wollen wir zurück zu einer Landbiene die die vor x Jahrzehnten in einer Region in Belgien oder Deutschland am ähnlichsten ist würde ich vermuten dass man von der dunklen Biene ausgehen müsste. Weil man die Dunkle ohne Belegstellenbegattung nicht reinrassig halten kann und …
hanjoheyer hat geschrieben:Heterosiseffekt: Die Kreuzung zweier Rassen hat sehr ertragreiche Kreuzungen zur Folge. Der Nachteil dieses Verfahrens ist, dass die Kreuzungsprodukte in nachfolgenden Generationen wieder aufspalten (f2 und mehr) und Stecher erzeugen (s.o.) und weniger Leistung als die ursprünglichen Rassen zeitigen. Dies zwingt die Imker, immer wieder neue Königinnen einzukaufen, da sie keine Nachzuchten auf dem eigenen Stand mehr machen können.

...fällt die dunkle für mich als Ausgangsbiene leider aus.
Wählen wir die Heurig übliche Biene Carnica als Ausgangsbiene dann ist das Problem den viel zu eingeschränkten Genpool.
Durch den massenhaften Verkauf und Verbreitung von, durch positive Auslese selektierten C-Königinnen gibt es in Deutschland und Benelux kaum noch Variation im Genmaterial der C-Biene. Der Bien die Zeit und die Möglichkeit geben sich nach sämtliche Generationen besser an die regionale Umwelt an zu passen durch Auslese von bestimmte genetische Kombinationen gelingt aber nur wen man über ausreichende Variation im Genetischen Material verfügt. Ist aber nicht!

Wo fangen wir jetzt an?

Groeten, Wilfried.
Wiwi
 
Beiträge: 4
Registriert: Sa 16. Jun 2012, 21:29

Re: Argumente gegen das Projekt

Beitragvon hanjoheyer » Fr 22. Mär 2013, 10:49

Wo fangen wir jetzt an?

Ich habe mir mit der Beantwortung dieser Frage sehr viel Zeit gelassen, da ich die Antwort selber erst suchen musste. Die (mich befriedigende) Antwort fand ich erst in den letzten Wochen.

Das "Projekt Landbiene" fuhr nicht zuletzt zweigleisig, da ich selber nicht wusste, was besser wäre: Landbienenhaltung oder Wiedereinführung der Dunklen Biene.
Die Verbindung dieser beiden Ansätze ist, m.E., dass die Landbienenhaltung langfristig zu einer Biene führen wird, die der Dunklen sehr ähnlich sein wird, weil die Dunkle bekanntlich die Bestangepassteste für unsere Region ist. Landbienenhaltung führt ebenso zu einer Verbesserung der Anpassung an unser atlantisches Klima.

Ergebnis: Wenn das stimmt, kann die Wiedereinführung der Dunklen Biene das Landbienenprojekt beschleunigen. Es wäre also von Vorteil, sich hin und wieder eine Dunkle Weisel zu beschaffen und in die Landbienenvölker einzuweiseln.

Es sei noch einmal kurz umrissen, was ich unter Landbienenhaltung verstehe - ich erwarte nicht, dass jeder Leser, der dies hier liest, das komplette Forum bereits gelesen hat.

Landbienenhaltung ist nicht die Haltung von Landbienen, sondern eine Methode, die garantieren soll, dass sich Landbienen im freien Spiel der Kräfte (Evolution) herausbilden können. Insofern ist Landbienenhaltung eine Haltungsmethode, die dem Bien ermöglicht, seine Evolution aus eigenem Antrieb weiterzuführen. Der Imker muss seine meist aus finanziellen Interessen geleiteten Zuchtideen hintanstellen.

Der Landbienenhalter kauft sich keine Völker aus anderen Regionen und er kauft sich auch keine Weiseln aus Regionen, die mehr als 25 km von seinem Stand entfernt sind. Er wandert nicht zu Trachten außerhalb des 25-km-Umkreises, damit sich regionalen Ökotypen herausbilden können. Er setzt auf Standbegattung. Schwarmvorwegnahme und Brutableger können allerdings gemacht werden.

Begründung: Die 25-km-Regel wurde aufgestellt, weil die Drohnen auch nicht mehr als 25 km zurücklegen. Der natürliche Drohnenflug und das Schwärmen der Bienen führte zur Herausbildung regionaler Ökotypen. Unsere Betriebsweise muss so geartet sein, dass sich diese Ökotypen wieder herausbilden können.

Zur Landbienenhaltung gehört auch, dass dem Bien die Möglichkeit gegeben wird, Varroaresistenz zu entwickeln. Die vom DIB empfohlene Behandlung gegen die Varroamilbe (4 x AS, 1 x Ox) verhindert die Resistenzbildung des Biens. Aus diesem Grund behandelt der Landbienenhalter nur 1 - 2 x mit AS. Damit soll erreicht werden, dass ein höherer Prozentsatz des Biens den Winter NICHT überlebt. Ohne Selektion ist Resistenzbildung nicht möglich.

Als Drittes kommt zur Landbienenhaltung hinzu, dass es beim Verbot, auswärtige Völker oder Weiseln zu kaufen, eine Ausnahme gibt, nämlich den Zukauf der Apis mellifera mellifera.

Resistenzbildung: Darunter verstehe ich eine erbliche Verhaltensändern des Biens. Ich vermute, dass die gewünschte Verhaltensänderng dem Verhalten des Apis Cerana entspricht, die bekanntlich resistent gegen die Varroamilbe ist. Die Apis Cerana entfernt varroabesetzte Brut, sie hat ihr (gegenseitiges) Putzverhalten so geändert, dass sie die Milben abstreifen und ihnen die Beine abbeißen können.
hanjoheyer
Administrator
 
Beiträge: 636
Registriert: Mi 29. Apr 2009, 08:53


Zurück zu Diskussion des Projektes

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron