Sehr geehrter Herr Glock,
ich habe vor einigen Jahren das "Projekt Landbiene" gegründet, in welchem ich gleichzeitig drei Ziele realisieren möchte:
1. Wiedererlangung eines an die Region angepassten Ökotyps
2. Wiedererlangung einer möglichst braunen Landrasse (die hier ehemals heimische "Hochwaldbiene" soll braun gewesen sein)
3. Vorroatoleranz/-resistenz.
Um diese Ziele zu ereichen, möchte ich jährlich eine Dunkle Biene in meinen Bestand (24 Völker) einkreuzen und im Übrigen über Standbegattung, Wanderungsverzicht und Unterhalt eines
"Varroaresistenzzuchtstandes", an dem nicht behandelt wird, und im Übrigen einer möglichst bienengemäßen, nicht profitorientierten Imkerei, eine dunkle Landbiene wieder bekommen.
Informieren Sie mich bitte über die Möglichkeit, bei Ihnen einen Kunstschwarm oder eine Weisel zu bestellen.
Vielen Dank im voraus
Hans-Joachim Heyer
Sehr geehrter Herr Heyer,
wir verkaufen und versenden keine Königinnen, weil diese in invasivem Erbgut bis zu 95 % verloren gehen. In der Zuchtsaison gebe ich Ableger an Selbstabholer ab.
Unser Anliegen ist der Erhalt und die Wiederansiedlung der noch vorhandenen Ökotypen der Dunklen in ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten.
Eine Umkehrung der "Ausrottung durch Verdrängungszucht" mit den Dunklen unterstützen wir nicht, weil es die Fortsetzung der Hybridisierung und den Untergang der autochthonen Bienen
bedeutet. Eine Landrasse kann man nicht neu erzüchten oder erfinden. Der Begriff Landrasse bezieht sich in der Schweiz auf die einheimischen Bienen, in Deutschland wird der Begriff fälschlich
auf den aktuellen Stand der Hybridpopulation verwendet. Der Versuch durch Verkreuzung eine "Deutsche nigra" zu erzüchten scheiterte ebenso, wie die Erzeugung einer "Deutschen carnica".
Dass die Biologie der mellifera mit den Anforderungen der Varroa nicht übereinstimmt, bedeutet nicht Varroatoleranz/-ressistenenz oder dass man diese züchten könnte.
Leider kann ich bei Ihren Zuchtzielen nicht weiterhelfen.
Mit herzlichem Imkergruß
Gerhard Glock
Mein Kommentar: Ich bin mir durchaus meines inneren Widerspruches bewusst, der darin besteht, dass ich einerseits gern die Bienen, die ich aktuell habe, bzw. die hier im Hunsrück aktuell leben, sich mittels einer bienengemäßen Betriebsweise zu einer neuen Landrasse entwickeln lassen würde, und dass ich andererseits gern die einst hier heimische Biene - oder zumindest eine ihr ähnliche - wieder haben würde. Mein Brief an Herrn Glock war ein Versuch, mit seiner Hilfe eine Lösung dieses Widerspruchs zu finden. Insofern betrachte ich seine Antwort als hilfreich.
Das Problem einer erneuten Hybridisierung sehe ich auch. Es könnte sich als nachteilig erweisen, wenn ich nun meinerseits denselben Fehler mache, wie all diese Kreuzungszüchter, die ich so vehement kritisiere. Ich möchte eigentlich auch keine Königin aus Baden-Würtemberg kaufen. Das widerspricht meiner Idee von der Landbienenzucht.
Ich war jedoch bereit, gegen die selbst auferlegten Regeln zu verstoßen, wenn am Ende des Weges eine Biene stünde, die der ehemals hier heimischen Biene ähnlicher wäre, als jene Landrasse, die ich ohne ihre Einkreuzung erhalten werde.
Glocks Behauptung, man könne in Deutschland weder eine deutsche Nigra, noch eine deutsche Carnica züchten, leuchtet mir ein. Aber ich will nicht akzeptieren, dass wir in Deutschland keine "vernünftige" Biene mehr halten können. Wenn Glock recht hat, können wir in Deutschland keine Nigra, keine Carnica, keine Landrasse, also gar nichts halten, außer diesen in ihrem Erbgut disharmonischen Hybriden.
Nein, das akzeptiere ich nicht. Ich bin davon überzeugt, dass meine Methode zu einer echten Landrasse führen wird.
Zweifel hege ich nur beim Gedanken, diese Landrasse mittels Einkreuzung einer dunklen Biene der ehemals hier heimischen Biene noch ähnlicher zu machen. Ich halte das aktuell für unmöglich, aber da die Dunkle unter den Imkern eine Art Rennaissance feiert und von Jahr zu Jahr beliebter wird, meldet sich ein vager Optimismus zurück.
Mich interessiert brennend, was ihr, liebe Mitglieder dieses Forums und liebe Gäste, zu diesem schwierigen Thema beizusteuern habt.
Herzlichst
joachim