Meine Betriebsweise




Hier stelle ich die von mir bevorzugte imkerliche Betriebsweise vor. Kritik und Diskussion sind erwünscht.

Re: Meine Betriebsweise

Beitragvon Mannfred » So 20. Jun 2010, 22:37

Guten Abend,

Zuspruch: Ja, zur Zeit der Kirschblüte ist das Volk vorrangig bestrebt, das Brutnest auszuweiten und eher bereit, vorhandene Vorräte und das Reinkommende in Brut umzusetzen, als Vorräte anzulegen.

Einspruch: Ich mache relativ kleine, ca. 1 kg schwere vorweggenommene Schwärme und setze denen auch keine "Fangwabe" ein. Das Muttervolk bleibt an seinem Platz.

Zeitpunkt: Sobald Schwarmzellen in Pflege sind. Das war heuer Ende April/Anfang Mai.

Als Termin für eine zweite Brutunterbrechung habe ich momentan Mitte Juli in Aussicht. Wie ich da konkret vorgehe, kann ich jeztzt noch gar nicht sagen, weil ich ja nicht weiß, wie sich die Völker zu diesem Zeitpunkt darstellen werden.

Gerade im Juli schauen die Völker oft recht alt aus. Ihnen dann auch noch die komplette Brut zu entnehmen und zu erwarten, daß die verbleibende ausgemergelte Mannschaft sich flott regeneriert, ist wirklich unrealistisch. Das will ich erst gar nicht probieren.

Herzliche Grüße Mannfred
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von Anzeige » So 20. Jun 2010, 22:37

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Re: Meine Betriebsweise

Beitragvon hanjoheyer » Mo 21. Jun 2010, 08:22

Hallo Mannfred,

ich habe gestern fast den ganzen Tag über die diversen Varroabekämpfungsmethoden gegrübelt.

1. Die Radikalkur, bei der die Völker einfach nicht behandelt werden, funktioniert wohl nicht. Im darauf folgenden Jahr brechen die Völker zusammen.
2. Die "klassische" Ameisen- und Oxalsäuremethode ist wirksam, aber man züchtet damit aggressive Milben und schwächt den Bien. Zudem wird eine Herausbildung von Varroatoleranz bei den Bienen verhindert. Büchler schreibt mit Recht von einem Teufelskreis, in den das Imkerwesen und der Bien geraten, wenn die Säurebehandlung immer so weitergeführt wird.
3. Thymol - bisher das Mittel meiner Wahl - ist auch bei weitem nicht so harmlos, wie ich bisher dachte. Liebig schreibt in "Einfach imkern", dass Thymol die Völker sehr schwächt. Ich führe die schwache Entwicklung meiner Völker auf Thymol zurück. (Meine Völker winterten fast alle viel schwächer aus, als bei jenen, die mit AS behandelt hatten.)
4. Büchlers komplette Brutentnahme und Behandlung der Brutlinge mit AS. Inkonsequent und zudem allzu schwächend.
5. Lau's zweifache Entnahme aller verdeckelten Brut und Behandlung der Brutlinge mit AS. Ebenso inkonsequent und schwächend.
6. Bannwabenmethode. Dreimalige Einsetzung einer Bannwabe. Schwächt die Völker. Wenn die Brutwaben weiterverwendet werden - wie Liebig in seinem Buch empfiehlt, ist auch diese Methode inkonsequent.
7. Deine Methode der zweimaligen Brutunterbrechung mittels Entnahme eines Fluglings ist interessant und erprobenswert. Es wäre schön, wenns funktioniert.

8. Ich habe heute morgen viel gegrübelt. Dann ist mir folgendes eingefallen: Ich vermehre (im Mai) meine Völker entsprechend deiner Empfehlung über Schwarmvorwegnahme, hänge jedoch in die Beute, in die der Schwarm einlogiert wird, eine unverdeckelte Brutwabe als Fangwabe für aufsitzende Milben hinein. Das dürfte effektiver sein, als es nicht zu tun.
Ich würde die Schwärme entsprechend deines Vorschlages relativ klein machen. Dann würde ich sie in Beuten an einem anderem Standort ansiedeln.

Mitte Juli würde ich nach Lau 2 mal alle verdeckelte Brut im Abstand von 1 Woche (statt 10 Tagen nach Lau) entnehmen und vernichten. Da die Methode eine Verdoppelung des Völkerbestandes gleichkommt, was nur selten erwünscht ist, würde ich im Spätsommer/Herbst (?) dann jeweils 2 Muttervölker vereinigen. Das würde der extremen Schwächung der geschröpften Völker entgegenwirken.

9. Als Experiment würde ich bei 2 Muttervölkern, die wieder eine neue Königin haben, nur 1 mal (!) alle verdeckelte Brut entnehmen und warten, ob das zum Überleben ausreicht.
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Re: Meine Betriebsweise

Beitragvon Mannfred » Mo 21. Jun 2010, 10:15

Grüß Dich, Joachim

In Punkt 7. verwendest Du einen irreführender Begriff: Flugling

Meine Methode der zweimaligen Brutunterbrechung mittels Entnahme der Königin und eines Teils der Jungbienen ist interessant und erprobenswert. Die Anfang Mai erstellten vorweggenommenen Schwärme haben sich hervorragend entwickelt und besetzen zum jetzigen Zeitpunkt 4 Flachzargen. Offen ist, wieweit das Verfahren auch bei nicht schwarmtriebigen Völkern im Juli mit zufriedenstellenden Ergebnissen anwendbar ist. Offen ist weiters die derart erzielbare Überlebensrate.

Ohne die von mir lange angewandte AS-Behandlung im Juli/August haben Völker maximal 2,5 Jahre überlebt.

Thymol hat Repellentwirkung auf Bienen und Milben. Beide suchen wo immer möglich das Weite und landen zum Teil in benachbarten, weniger abschreckend riechenden Völkern. Der Geruch setzt sich im Wachs fest. - Ich habe das nie in Erwägung gezogen. Eine Nase voll bei befreundeten Imkern zu bekommen, hat mir gereicht.

In einer Vermehrung des Völkerbestandes sehe ich keinen Nachteil. Das nächste Frühjahr kommt bestimmt und ich hätte bisher immer mehr Völker/Schwärme verschenken und verkaufen können, als tatsächlich verfügbar waren. Das fördert ganz ohne großes Tamtam die Verbreitung einer lokal angepaßten Biene.

Mit freundlichen Grüßen Mannfred
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Re: Meine Betriebsweise

Beitragvon hanjoheyer » Mi 21. Jul 2010, 09:15

Ich glaube, heute ist mir die Lösung für das Problem, welche der biotechnischen Verfahren zur Varroabekämpfung - die von Lau oder die von Büchler - die bessere ist: ein Mittelding aus beidem!

Die Schwächung von Volk 4, bei dem ich letztes Jahr Lau's Methode testete, resultiert aus der Angabe eines falschen Zeitpunktes. Mitte Juli ist definitiv zu spät! Deshalb die Schwächung der behandelten Völker! Sie hatten nicht genug Zeit zur Erholung. Die Behandlung muss in den letzten JUNI-Tagen, spätestens Anfang JULI, geschehen! Büchlers Entnahme aller Brutwaben ist unsinnig! Es reicht (wie Lau es tut), nur die verdeckelten BW zu entnehmen und 10 Tage später Wiederholung des Prozesses.

Anmerkung: Meine wirklich praktizierte Betriebsweise steht ausschließlich im Ersten Thread. Alle andere sind Ideen und Diskussionen. Falls ich wirklich Büchlers oder Lau's Methoden anwende, wird sie im ersten Thread zu finden sein.
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Re: Meine Betriebsweise

Beitragvon hanjoheyer » Mi 13. Okt 2010, 09:23

Der neueste Stand der Dinge ist der, dass Büchlers und Lau's Brutwabenentnahmen zwecks Varroabekämpfung vom Tisch sind.

Entscheidend für meinen Entschluss, es anders zu machen, ist meine diesjährige Beobachtung nach einer ersten generellen Ameisensäurebehandlung aller Völker. Die Völker wiesen eklatante Unterschiede auf. Es gab Völker, bei denen sehr viele Milben fielen und Völker, bei denen nur sehr wenige fielen.

Die Völker, bei denen nur wenige Milben fielen, unterscheiden sich durch Zweierlei voneinander: Es gab eine Gruppe, die lange weisellos waren und eine, die mehr oder weniger volksschwächer als die starken und ertragreichen Wirtschaftsvölker waren.

Die Existenz der ersten Gruppe beweist, dass Mannfreds Methode des doppelten Brutstopps erfolgversprechend ist. Meine Völker 1 und 3 belegen, dass ein zweiter Brutstopp (außer dem winterlichen) während der Saison, der zur Völkervermehrung genutzt werden kann (Kunstschwarm, Schwarmvorwegnahme) die Milbenbelastung stark reduziert.

Am interessantesten für mich sind die Völker, die ohne Brutstopp wenig Milben aufweisen. Man beachte die Völker 11, 9 und 12 in http://www.hanjoheyer.de/varroa.html . Die Völker 11 und 12 hatten dieses Jahr allerdings wenig Honig gebracht. Die Ursache der "Missernte" bei Volk 12 könnte allerdings beutenbedingt sein, da alle Vöker in Trogbeuten wenig Honig brachten. Volk 9 allerdings war, was Honig anlangt, recht erfolgreich und hat trotzdem wenig Milben. Ich werde diese drei Völker und die Ableger im Gartenstand belassen; die varroareicheren kommen auf die Außenstände.

Mich hat der Beitrag http://www.imkerforum.de/archive/index.php/t-7393.html sehr ermutigt. In ihm heißt es:

--------------------------------------------------------------

Einleitung

Seit 1994 sind wir mit einer Langzeitstudie beschäftigt, die bestimmen soll, ob lokal angepaßte, varroatolerante Bienenpopulationen über selektive Nachzucht und übliche Imkereipraxis ohne andere Milbenbekämpfungsmethoden entwickelt, unterhalten und ausgeweitet werden können. Die früher berichteten Ergebnisse dieser Forschung (1, 2) zeigen, daß es relativ leicht ist, varroatolerante Völker in Bienenständen zu finden und diese zu nutzen, um varroatolerante Linien zu unterhalten. Unsere varroatolerante Population hat seit annähernd 6 Jahren mit einem geringen mittleren jährlichen Befallswert von 6-7 Milben je 100 Bienen überlebt. Varroatolerante Bienen sind entscheidend für jedes integrierte Varroamanagementprogramm. Varroatoleranz bedeutet, daß Bienen und Imker mit einem geringen Grad von Varroabefall leben können, so wie sie derzeit mit einem geringen Tracheenmilbenbefall leben. Varroatoleranz beinhaltet wahrscheinlich eine Kombination von Faktoren, die zur Biologie sowohl der Bienen als auch der Milben gehören. Wir versuchten in unseren ersten Studien nicht, irgendwelche Varroatoleranzfaktoren zu identifizieren.

Das Interesse an unserem Ansatz, varroatolerante Bienen zu produzieren und zu unterhalten, hat uns dazu geführt, andere Imker zu unserer Strategie zu ermutigen. Darüber hinaus muß die Strategie an anderen Orten geprüft werden. Wir haben daher unsere Arbeitsweise Schritt für Schritt als ein Rezept formuliert, dem jeder Imker folgen kann, um seine eigenen varroatoleranten Bienen zu erzeugen. Die einzigen Erfordernisse sind praktisches Wissen über Völkerführung und die Möglichkeit, Königinnen zu ziehen und natürlich begatten zu lassen. Wenn jemandem praktische Erfahrung in der Königinnenzucht fehlt, kann er sie entweder lernen (es ist nicht so schwer), oder sich mit einem anderen Imker zusammenschließen, der sie beherrscht. Gesteigerte Varroatoleranz sollte in zwei oder weniger Jahren erreicht und in jedem Folgejahr weiter verbessert werden. Denken Sie daran, immer detaillierte und vollständige Aufzeichnungen über jedes Ihrer Völker zu machen. Der Erfolg hängt davon ab.

Was zu tun ist

1.Identifizieren Sie varroatolerante Völker an den Bienenständen

Die Methoden hierzu sind im nächsten Abschnitt beschrieben. Unsere Erfahrung legt nahe, daß zwischen 3 und 10% der Völker an jedem Bienenstand Merkmale von Varroatoleranz zeigen. Imker sollten sich bewußt sein, daß dieser Prozentsatz in unterschiedlichen Regionen verschieden sein kann. Varroatolerante Völker bleiben unbemerkt, wenn alle Völker mit Akariziden behandelt werden. Sie sollten mindestens mit insgesamt 10 varroatoleranten Völkern beginnen; je mehr, desto besser. Die varroatoleranten Völker werden identifiziert und isoliert; Sie können Ihre anderen Völker weiter behandeln, bis sie mit Königinnen aus dem Programm umgeweiselt werden können. Stellen Sie die räumliche Isolation (wie unten beschrieben) für Ihren Programmbestand sicher.

2.Verstellen Sie alle als varroatolerant identifizierten Völker auf einen isolierten Testbienenstand. Dieser sollte mindestens 5-7 km von anderen Völkern, die gegen Varroa behandelt werden, entfernt liegen.

Es gibt keinen Beweis, daß Drohnen aus varroaempfindlichen Völkern, die sich mit varroatoleranten Königinnen paaren, die Varroatoleranz vermindern. Trotzdem haben wir die strikte Isolation für die Begattung aufrechterhalten und glauben, daß diese Isolation von ausschlaggebender Bedeutung für den Erfolg unseres Forschungsprogramms ist.

3.Überwachen Sie alle 3 Monate den Varroabefall in den ausgewählten Völkern.

Es gibt mehrere Methoden dazu, siehe nächster Abschnitt.

4.Ziehen Sie Königinnen nur von den Völkern mit dem geringsten Befall nach.

Eliminieren Sie alle Völker mit mehr als 15 Milben je 100 Bienen aus dem Testbienenstand. Mit Fortschreiten des Programms, verringern Sie diesen Cutoff auf 10 Milben je 100 Bienen oder weniger. Ziehen Sie nie von Völkern mit Problemen wie z. B. Krankheiten, geringe Fruchtbarkeit oder inakzeptable Aggressivität nach, egal wie varroatolerant sie erscheinen.

5.Begatten Sie alle Königinnen am isolierten Testbienenstand.

Das geht mit allen üblichen Begattungseinheiten.

6.Weiseln Sie die Völker in Ihren anderen Bienenständen um, sobald Königinnen aus dem Programm verfügbar sind.

Es ist am besten, alle Völker in einem Bienenstand gleichzeitig umzuweiseln. Nach der Umweiselung werden diese Völker Kandidaten für die zukünftige Selektion auf verbesserte Varroatoleranz, daher die Notwendigkeit guter Aufzeichnungen.

Wie es zu tun ist

1.Varroatoleranz erkennen

Varroatolerante Völker können durch eine oder mehrere der folgenden Techniken identifiziert werden.

A) Nutzen Sie überlebende Völker. Manchmal bleiben Völker oder ganze Bienenstände unbeabsichtigterweise unbehandelt, oder sie wurden aufgegeben.

B) Suchen Sie vor der Herbstbehandlung nach Völkern mit Hinweisen auf nur geringen Milbenbefall. Nutzen Sie Völker, die:
gute Brutbilder,
keine Arbeiterinnenpuppen in (von den Bienen) geöffneten Zellen,
wenige Arbeiterinnenzellen mit Milbenkot,
wenige Drohnenzellen mit Milben,
keine Bienen mit deformierten Flügeln,
wenige Bienen mit aufsitzenden Milben,
einen geringen natürlichen Milbenabfall haben.

C) Übernehmen oder kaufen Sie gern überlebende Völker von Imkern, die in Ruhestand gehen, wenn die Völker in den vergangenen 12 Monaten nicht gegen Varroa behandelt wurden.

D) Als letzte Möglichkeit können Sie sich entscheiden, einen oder mehrere Bienenstände nicht zu behandeln und die varroaempfindlichen Völker sterben zu lassen. Die Überlebenden können als ein Teil des Selektionspools genutzt werden. Natürlich wird das für einige Imker wirtschaftlich nicht möglich sein. Andere jedoch können dieses Vorgehen als zweckmäßig erachten, besonders, wenn sie auf kleine Zellen umstellen.

2.Völker isolieren

Einen Bienenstand zu finden, der 5-7 km von anderen varroabehandelten Ständen entfernt ist, mag für manche, besonders kleinere Imkereien, schwierig sein. (...) Im schlimmsten Fall (...) legen Sie ein Absperrgitter zwischen die untere Zarge und den Beutenboden von behandelten Völkern, um die Drohnen am Fliegen zu hindern. Machen Sie sich keine Sorgen wegen wilder Völker. Wenn sie existieren, sind sie wahrscheinlich schon varroatolerant.

3.Varroabefall bestimmen

(... hier folgt eine Beschreibung der Alkoholwaschmethode)

4.Königinnen ziehen

(... hier folgt ein Verweis auf verschiedene einfache Königinnenzuchtmethoden)

5.Königinnen isoliert begatten

(... hier folgt zunächst eine Beschreibung praktischer Schritte beim kontrollierten Königinnenschlupf, zum Zeichen und zum Zusetzen)

Stellen Sie sicher, daß die überlebenden Völker viele Drohnen haben. Wenn die Drohnenanzahl gering erscheint, können Sie sie durch die Zugabe von einer oder zwei Drohnenwaben oder Drohnenmittelwände in jedes der Völker erhöhen. (...) Dies muß vor dem Nachziehen der Königinnen geschehen und so terminiert sein, daß zur Zeit des Königinnenschlupfes reife Drohnen verfügbar sind. (...)

6.Umweiseln

Zunächst muß die alte Königin gefunden und getötet werden. Danach kann das Volk für 3 Tage weisellos bleiben, außer, wenn Sie mit Bienen arbeiten, die Gene von afrikanisierten Honigbienen tragen. In diesem Fall ist die Akzeptanz der neuen Königin am höchsten, wenn sie unmittelbar nach der Entweiselung (mit einem Käfig) zugesetzt wird.

(... hier folgt eine Beschreibung von Zusetzmethoden)

Wenn alle Völker mit Königinnen aus dem Programm umgeweiselt wurden, können Sie von Zeit zu Zeit ein Volk mit unakzeptabel hohem Varroabefall finden. Behandeln Sie dieses Volk und weiseln Sie es sofort mit einer Königin aus dem varroatoleranten Bestand um.

Zusammenfassung

Wir haben herausgefunden, daß die Erzeugung varroatoleranter Honigbienen relativ einfach und geradlinig möglich ist. Es mag in Ihrer Gegend nicht ebenso gut funktionieren, aber dies sollte geprüft werden. Unser Konzept basiert auf grundlegenden biologischen Prinzipien und grundlegendem Imkerhandwerk. Die Verwendung lokal angepaßter Bestände stellt sicher, daß Ihre Völker vital und produktiv sein werden. Das Ziehen von Königinnen mag von manchen Imkern als Hindernis in der Erzeugung varroatoleranter Bienen gesehen werden. Die Techniken sind jedoch nicht schwierig und die Arbeit kann für begeisterte Imker bereichernd sein. Wenn Sie sich entscheiden, keine Königinnen zu ziehen, versuchen Sie, mit einem Imker zusammenzuarbeiten, der es kann. Imkervereine sollten überlegen, in ihrer Gegend Varroatoleranzprojekte zu entwickeln. Varroatoleranz ist der erste Schritt zu einem integrierten Varroamanagementprogramm.

Wir haben während der vergangenen zwei Jahre (1998 und 1999) praktisch alle 600 Völker einer hiesigen Imkerei mit Königinnen aus unserem oben beschriebenen, selektiven Zuchtprogramm umgeweiselt. Im Herbst 1998 wurde ein Viertel des Bestandes nicht mit Akariziden behandelt, und es gab nur wenige varroabedingte Verluste. Im Herbst 1999 wies nur jede 15. Beute signifikanten Varroaschaden auf, und nur diese wurden behandelt. Diese Völker wurden zum Teil schon umgeweiselt, der andere Teil folgt, sobald Anfang 2000 mehr Königinnen verfügbar sind. Während dies geschrieben wird (April 2000) sind die meisten Beuten gut in der Brut und zeigen wenn überhaupt, dann nur sehr wenige Varroaschäden. Dieses trotz der Belastung der Bienen durch einen sehr trockenen Sommer mit wenig Pflanzenwachstum gefolgt vom trockensten Herbst und Winter der hiesigen Geschichte.

Verweise

1. Erickson, E.H., Atmowidjojo, A.H. and Hines, L.
Can we produce Varroa-tolerant honey bees in the United States?
Amer. Bee Jour. 828-832. 1998

2. Erickson, E.H., Atmowidjojo, A.H. and Hines, L.
Varroa-tolerant honey bees are a reality.
Amer. Bee Jour. 931-933. 1999

3. Erickson, E.H.
Fecal accumulations deposited by Varroa can be used as a simple
field diagnostic for infestations of this honey bee parasite.
Amer. Bee Jour. 63-64. 1996

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Da ich meinen "Varroastand" nicht 7 km von anderen Bienenständen entfernt errichten kann, werde ich die Drohnen der stärker befallenen Völker reduzieren. Dadurch werden die Völker selbst teilentmilbt und sie werden an der Weitergabe ihres Genoms gehindert.

Ermutigt hat mich der Satz: "Die Methoden hierzu sind im nächsten Abschnitt beschrieben. Unsere Erfahrung legt nahe, daß zwischen 3 und 10% der Völker an jedem Bienenstand Merkmale von Varroatoleranz zeigen." Das bedeutet für mich, dass ich (von insgesamt 21 Völkern) 1 bis 2 Völker habe, die Merkmale von Varroateleranz aufweisen. Genau diese Angabe trifft zu: Meine Völker 11 und 12, vielleicht auch Volk 9, weisen diese Merkamle auf.

Dann heißt es:

"Eliminieren Sie alle Völker mit mehr als 15 Milben je 100 Bienen aus dem Testbienenstand."

Das bedeutet für mich, dass etwa 4.500 Milben auf ein Volk von 30.000 Bienen kommen.
Bei einem natürlichen Milbenfall von einer toten Milbe pro 300 lebender in der Brut, ergibt dies (4500 / 300 = 15) 15 tote Milben täglich auf der Bodeneinlage. Ich hatte die Schadschwelle, ab der ich behandeln will, auf 8 - 10 festgelegt. Ich denke, der Wert ist gut gewählt, zumal der Umrechnungsfaktor 300 sehr ungenau ist.
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Re: Meine Betriebsweise

Beitragvon Mannfred » Mi 13. Okt 2010, 20:44

Grüß Dich Joachim,

Die Bodeneinlage liefert mir bestenfalls Hinweise allergröbster Natur, über die tatsächlich im Volk vorhandene Varroenzahl vermag sie wenig auszusagen. Meine Fallzahlen liegen zur Zeit neben ein paar Völkern im Zwanzigerbereich großteils bei nullkommanochwas.

Herzliche Grüße Mannfred
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Re: Meine Betriebsweise

Beitragvon hanjoheyer » Do 14. Okt 2010, 09:59

Hallo Mannfred,

mir ist durchaus klar, dass es genauere Methoden zur Ermittlung des Varroabefalls gibt, aber sie sind mir zu umständlich. Wenn man über Wochen die Milben auf den Bodeneinlagen zählt, bekommt man m.E. trotzdem ein ausreichend genaues Bild über die Situation. Sporadische Kontrollen nach dem Zeitraum täglicher Zählungen ergaben, dass (außer bei dem stark befallenen Volk) nun so gut wie keine Milben mehr fallen. Ich denke, die Völker sind nun allesamt brutfrei. Beim stark befallenen Volk Nr. 13 muss ich die Tage noch einmal nachschauen....

Hast du dieses Jahr noch mit AS behandelt oder hast du die guten Ergebnisse allein durch doppelten Brutstopp erreicht?

Ich habe übrigens meine Beiträge des kompletten Forums überarbeitet, d.h. korrigiert, wo ich es für nötig hielt. "Meine Betriebsweise" hat die stärksten Veränderungen erfahren, aber auch "Projekt Landbiene", "Varroaforschung", u.v.a.m..
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Re: Meine Betriebsweise

Beitragvon Mannfred » Do 14. Okt 2010, 12:03

Grüß Dich, Joachim

Hier sind in den Völkern noch kleine Brutbereiche vorhanden. Bei Deiner Höhenlage gehe ich davon aus, daß auch in den Völkern bei Dir noch Brut vorhanden ist.
Schon völlig zur Ruhe gekommene Völker sind die Ausnahme.

AS habe ich heuer nur bei Imkerfreunden gerochen.

Daß Du als "Jungimker" eine sich laufend ändernde Sicht der Dinge hast. liegt in der Natur der Sache. Das kenne ich aus eigener Erfahrung nur zu gut. Das ist ja das faszienierende an den Viechern, daß sich immer neue Sichtweisen auftuen, die dann konsequenterweise auch praktisch umgesetzt sein wollen.

Herzliche Grüße Mannfred
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Re: Meine Betriebsweise

Beitragvon hanjoheyer » Do 14. Okt 2010, 19:59

Zu "AS habe ich heuer nur bei Imkerfreunden gerochen. "

Dann wäre deine Methode ja ein voller Erfolg!

Fragt sich nur, warum unsere Bienenwissenschaftler dermaßen herumeiern. Einerseits gibt es varroaresiostente/tolerante Bienen, wie zB John Kefuss beweist, und andererseits behauptet Prof. Kaspar Bienefeld, es würde noch 50 Jahre Züchtungsarbeit brauchen, bis wir eine tolerante Biene hätten. In "die biene" Nr. 9/2010 stellt er zudem eine seltsamen Züchtungsansatz auf, den man aus dem Text heraus unmöglich verstehen kann und er verweist auf den Link www.beebreed.eu , der auch nicht viel hergibt.

Wozu Säure oder all die anderen so komplizierten Methoden, wenn ein einfacher doppelter Brutstopp reicht?
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Re: Meine Betriebsweise

Beitragvon Mannfred » Fr 15. Okt 2010, 13:03

Grüß Dich Joachim,

Immer schön langsam mit der Braut ins Bett !
Als Zwischenergebnis ist das mal ganz nett.
Jetzt laßmas erst mal Winter und Frühling werden
dann sehen wir ein Stück klarer hier auf Erden.

Ich wollte mir den angesprochenen Artikel raussuchen, bin allerdings nicht fündig geworden. Also wird er so wichtig nicht sein.
Beim Suchen bin ich auf den folgenden Leserbrief von Paul Jungels gestossen, den finde ich ansprechend und bemerkenswert.:

http://www.diebiene.de/online/113790/d097461201c266f7beaca8836b3db7f7__08-095_LB_Jungels_Verluste08n_IN.pdf

Herzliche Grüße Mannfred
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