Ich konnte nun nach ausgiebiger Recherche nach Texten, in denen diverse Imker ihre Erfahrungen mit behandlungsfreier Bienenhaltung und "Züchtung" varroaresistenter Völker schilderten, meine "Ganz neue Betriebsweise2020" komplettieren.
Diese 20 Punkte sollen die äußeren Lebensbedingungen des Biens derart optimieren, dass sie die bei intentivem (gewinnmaximierendem) Imkern unterdrückten Verhaltensweisen, ich denke vorwiegend an den Putztrieb, wieder aktiviert werden. Die herkömmliche Betriebsweise fördert allein den Brut- und den Sammeltrieb, indem dem Bien ein Futternotstand suggeriert wird, der den Sammeltrieb derart steigert, dass der Putztrieb nicht mehr ausreichend praktiziert wird. Die Bienenwissenschaft versucht eine varroaresistente Biene zu züchten, indem sie in die Genetik eingreift. Dabei übersieht sie, dass genetisch längst vorhandele "Schalter" bloß umgelegt zu werden brauchen, um den Putztrieb gegenüber dem Sammeltrieb wieder in den Vordergrund zu bringen. Dies gelingt dem Imker, indem er durch reichliches Futterangebot der "Faulheit" des Biens den Vorzug gibt, denn nur "faule Bienen" bekämpfen aktiv und intensiv die Varroamilben. Hinzu kommen trockene und wärmeisolierte Beuten, die den Bienen das Trockenhalten und Wärmen der Beute ersparen ("Faulheit"), kleine Zellen, die (angeblich!) die Brutphase von 21 auf 20 Tage verkürzt und dem Wärmehaushalt entgegenkommt, Brutunterbrechung (Königinnenableger), die auch die Brutfolge der Milben unterbricht, Brut- und Milbenentnahme bei Bildung von Königinnenablegern, Behandlung ausschließlich mit gut verträglicher Milchsäure. Oxalsäure im Winter soll auch unschädlich sein.
1. Konstruktionsweise der Beuten: Der Artikel über die Nestduftwärmebindung (
https://www.seanet.com/~alexs/bien/bienenzucht_full.pdf ) von Johann Thür bestätigt, dass
WÄRME wichtig ist. Ich habe bereits eine Selbstbaubeute mit Oberträgern, die ich zu einer Art
Christbeute machen und wieder testweise einsetzen kann. Ich bräuchte nur noch eine 2. Zarge, ein neues Dach und einen neuen Boden bauen. Außerdem habe ich mir eine
Segeberger Beute aus Hartschaumstoff gekauft. Sie hat sehr dicke, sehr gut wärmeisolierte Wände, die die Aufrechteraltung der Stockwärme sehr entgegenkommt, selbst bei Weiterbenutzung der Deutsch-Normal-Rähmchen.
Desweiteren verfüge ich über
6 Selbstbaubeuten mit nur 8 Rähmchen pro Zarge. Die Rähmchen liegen eng an den Innenwänden an, was jenen Beuten mit dem sog.
"Schließwabensystem" (Thür) nahekommt, die im unteren Teil des obigen Artikels vorgestellt sind.
Nebst diesen 2 Testbeuten werde ich, zumindest vorerst, meine Selbstbauholzbeuten weiterbenutzen. Einige ums Bienenwohl besorgte Imker empfehlen die sog.
Warree-Beute als für den Bien idealste Konstruktion.
2. Brutnesterweiterung: Da der Biene bei der Brutnesterweiterung gern nach unten baut, werde ich die
2. Brutzarge unterstellen, statt obenauf.
3. Absperrgitter: Ich werde nachwievor ohne Absperrgitter imkern, da jede Störung der Organisation des Biens eine Schwächung darstellt.
4. Honigvorräte: Ich werde die Bienen auf Honig überwintern lassen, d.h. nur noch minimale Honigmengen für den Eigenverbrauch und einige wenige Stammkunden ernten. Dieser Punkt scheint wichtig, denn er spart dem Bien viel Arbeit! Bienen, die viel arbeiten müssen, zB Zuckerwasser aufnehmen, eindicken und verdeckeln, leben kürzer und kümmern sich weniger um das varroareduzierende
Putzen! Das Belassen des Honigs beim Bien fördert die Harmonie im Volk. Es sieht sich nicht zum Sammeln gezwungen.
5. Kontrollverzicht: Ich werde Eingriffe in das Volk auf ein Minimum reduzieren.
6. Königinnenableger: Ich werde nur noch Königinnenableger machen, da dies in den "Hauptvölkern" eine 4-wöchige Brutpause bewirkt, was die Varroavermehrung bremst. Im Rahmen der mit der Erstellung des Königinnenablegers verbundene Varroareduktion werde ich also TBE (totale Brutentnahme) machen. Bei der TBE (= Königinnenableger) werden ALLE Brutwaben mit Bienen (außer EINER Wabe (als Fangwabe) mit offener Brut und ansitzenden Bienen) entnommen und in eine neue Beute gegeben, die in der Nähe des alten Standortes aufgestellt wird.
Auf dem alten Standplatz verbleibt die Beute mit EINER offenen Brutwabe und ansitzenden Bienen, Futter- und Pollenwaben, sowie Leerwaben und Mittelwände, sowie die Weisel (auf die Brutwabe gesetzt). Alsbald werden die Flugbienen des Brutlings zum weiselrichtigen Flugling fliegen und mit ihr den Königinnenableger bilden. Die Bienen auf der Wabe mit der offenen Brut werden die Kö pflegen.
Beide Volksteile werden mit MS behandelt, sobald Brutfreiheit besteht.
7. Fluglöcher: Die Fluglöcher im Beutenboden sollen bei Wirtschaftsvölkern 4-7 cm breit und ca 1,5 cm hoch sein, sodass die Flügel der Bienen beim Ventilieren im Flugloch NICHT an die Oberkanten stoßen. Bei Ablegern sollten die Fluglöcher enger sein.
8. Honigernte: Es gibt in dieser Gegend nur noch EINE Massentracht: den Raps. Diesem Umstand zufolge wird auch nur EINE Frühtrachternte eingefahren. Vom Rapshonig wird nur soviel geerntet, dass mindestens 10 kg pro Volk im Volk bleiben. Für jeden geplanten Ableger verbleiben weitere Kilos in den Völkern, um diese füttern zu können. Es wird ausschließlich überschüssiger Honig geerntet!
9. Enger Raum: Keine vorschnelle Erweiterung der Völker mit zusätzlichen Zargen. Die Gewinnmaximierer geben stets viel Brut- und Honigraum, weil sie viel Honig ernten wollen. Ich muss die Idee prüfen, ob eng gehaltene Völker gesünder sind. Im Frühjahr wird ein 2. Brutraum untergestellt (Pkt. 1), sodass der obere Brutraum auslaufen und als Honigraum weitergenutzt wird. Auf das Aufsetzen eines extra Honigraumes wird verzichtet.
10. Schimmelvermeidung: Die Plastikfolie auf den Zargen durch eine Viertelzarge oben und unten mit Tuch bespannt und dazwischen mit Hobelspänen gefüllt, ersetzen, damit die Völker ihre Beuten trocken halten können. Vor Jahren bevorzugte ich ja die Folien, weil ich dachte, die Bienen könnten im Winter das Kondenzwasser gut gebrauchen. Schimmel belastet jedoch das Immunsystem der Bienen sehr stark!
11. Kleine Bienen: Künftig werde ich Mittelwände mit der Zellgröße 5,1 mm verwenden, da es glaubhafte Informationen gibt, dass die gewöhnlichen 5,4 mm - Zellen von den Varroen als Drohnenzellen erkannt werden. Vor 150 Jahren sollen die Bienen kleiner gewesen sein und Waben derselben Größe wie die varroaresistente Apis Cerana gebaut haben. Es gibt "Beweise" für und gegen die Behauptung, die Zellen seien vor 150 Jahren kleiner als heute gewesen. Ich vertaue den Imkern, die varroaresistente Völker haben. Kleine Zellen sollen zudem zu einer Verkürzung der Brutphase von 21 auf 20 Tage bewirken, was dem Milb eine Brutgeneration kostet. Die varroaresistenten "Killerbienen" in Mittel- und Südamerika haben eine Brutphase von nur 19 Tagen.
11b. Kleinerer Wabenabstand: Mit kleineren Zellen geht auch ein kleinerer Wabenabstand einher. Statt der üblichen 35 mm nur noch 32 mm. Auch dies ermöglicht den Bienen eine leichtere Erhaltung der Nestwärme. Bei Hoffmannsrähmchen müssten von jeder Seite 1,5 mm abgeschliffen werden. Ich benutze jedoch auch Rähmchen ohne verdickte Seitenteile, sodass ich einfach 11 statt 10 Rähmchen in eine Zarge gebe.
12. Keine Ameisensäure: Hier kommt meine neue Schadschwellenmethode - siehe eigenen Thread - zum Zuge.
13. Milchsäurebehandlung: ab Rapshonigernte. Methode: siehe meine neue Schadschwellenmethode (Im Winter Oxalsäurebehandlung unter Vorbehalt.)
14. Landbiene: Weiterführung des >Projektes Landbiene<! Dazu gehören
Standbegattung, kein Drohnenschnitt, keine Zucht.
15. Ungestörtes Brutnest: Keine Mittelwände zwischen die Brut hängen (Brutnest nicht stören!)
16. Dunkle Biene: Die hier einst lebende Dunkle Biene >apis mellifera mellifera< anschaffen und einkreuzen (Biodiversizität).
17. Umweiseln: Die im Verhältnis am stärksten varroabelasteten Völker umweiseln. Siehe meine neue Schadschwellenmethode.
18. Bebrütete Waben: Bebrütete Leerwaben nicht gleich einschmelzen. Erst wenn sie "richtig" dunkelbraun sind, können sie eingeschmolzen werden. Die Weiseln bevorzugen für ihre Brut nicht umsonst (relativ) alte Schwarten! Sie haben kleinere Zellendurchmesser.
19. Geschlossener Boden: Außer während der Zeit des Zählens der Varroamilben auf dem Bodenbrett sollte dar Beutenboden geschlossen sein - besonders in der kalten Jahreszeit, denn Wärme in der Beute ist wichtig.
20. Fluglochkennung und Beutenabstand: Die Beuten sollten möglichst weit voneinander entfernt aufgestellt werden. Andernfalls kann sich ein Volk, das bereits eine gewisse Varroaresistenz aufweist, nicht gegen Milbeninvasionen aus anderen Völkern schützen. Wer diese Bedingung nicht erfüllen kann oder will, kennzeichne die Fluglöcher durch unterschiedliche Gestaltungen, um das Verfliegen der Bienen zu vermindern. Man kann auch nebeneinander liegende Fluglöcher der Völker durch Trennwände trennen. Bei meinen Völkern sieht jedes Flugloch anders aus, da ich die Leisten, die ich zum Verengen der Fluglöcher nutze, unterschiedlich gestalte.
Nachtrag 2.8.19: Eben verlinkte ich bei "Interessante Links" dies:
https://www.youtube.com/watch?v=rOBFhYpxeos . Naturwabenbau sollte unbedingt Einzug in meine Betriebsweise halten. Derzeit halte ich es so, dass ich ca 50 % der Mittelwände im "Vollformat" und 50 % halbe Mittelwände gebe. Das werde ich auch bis zur Etablierung der kleinen Zellen auf 5,1 mm beibehalten, aber wenn die Bienen erst mal wieder auf ihre natürliche Größe "geschrumpft" sind, werde ich mit Sicherheit ganz auf Naturwabenbau umstellen, d.h., die Mittelwände vierteln.
Ich habe mir eine batterielose elektronische digitale Kofferwaage gekauft, mit der ich alle paar Tage die Beuten wiege. Zuerst wog ich eine leere Beute mit Mittelwänden und schätzte das Gewicht der Bienenmasse auf 1,5 kg. Beides zusammen ergibt das Leergewicht (Tara). Dann schraubte ich in die Bodenteile aller Zargen links und rechts mittig Schrauben, an die ich den Haken der Waage ansetzen kann. Ich wiege den linken Teil der Beute, dann den rechten und die Summe ergibt dann überraschend genau das Gesamtgewicht (Brutto) der Beute. Ich subtrahiere das Leergewicht (Tara) und erhalte das Gewicht des Futters (Honigs) als Netto. Auf diese Weise kann ich den Futterbedarf eines Volkes genau bestimmen, besonders im Frühjahr, wenn die Gefahr besteht, dass sich die Vorräte dem Ende zuneigen. Derzeit hat jedes Volk um 10 kg Futter. 4 kg müssen bis Mitte September noch gefüttert werden. Ich werde die Schlussfütterung kommende Woche durchführen. Ich verfütterte bisher 28 kg Zucker (a 58 ct pro kg) mit 14 Ltr Wasser. Etwa 10 kg Althonig ist oder wird noch verfüttert. Den Rest besorgt ApiInvert.
Nachtrag 2.9.10: Aus diversen Imkervideos lernte ich folgendes: 1. Die Winterbienen sind etwa ab Mitte Oktober fertig. 2. Ab Oktober können Völker beliebig vereinigt werden, ohne dass es Kämpfe gibt. Schwächlinge können problemlos auf andere Völker ohne Zeitung auf- oder untergesetzt werden. Die bessere Königin setzt sich durch. In 2/3 aller Fälle setzt sich die Königin des oberen Teils der vereinigten Völker durch. 2. EINE gefallene Milbe auf dem Bodenbrett bedeuten 100 Milben im Volk, von denen 80 in der Brut und 20 auf den Bienen sitzen. 3. Ein Professor einer Imkerschule lobte das Schieden über alle Maßen als eine der größten Errungenschaften der Imkerei seit der Erfindung des Absperrgitters. Die damit erreichte Einengung des Brutnestes sorge für eine Erhöhung der Brutnestwärme und dafür, dass der Nektar in den Honigraum kommt. Die Bienen können durchaus hinter das Schied kommen, aber die Weisel akzeptiert ihn als Grenze ihrer Legetätigkeit. (Ich dachte immer, das Schied schotte die Bienen vollständig vom Raum hinter dem Schied ab.)