Varroabekämpfung und Varroatoleranzzucht mit der Schadschwellenmethode
Anmerkung 4.8. und 26.8.2019: Diese Texte sind veraltet. Wer wissen will, was ich HEUTE unter Schadschwellenmethode verstehe und sie anwende, lese im letzten Posting dieses Threads nach. Derzeit behandele ich Völker, die täglich 2 oder mehr Milben pro Zarge auf dem Bodenbrett liegen haben, und zwar mit Milchsäure und NICHT mit Ameisensäure. Ameisensäure benutze ich ausschließlich ab dem 15. August, und dann auch nur, nachdem ich die betroffenen Völker von der Vermehrung nächstes Jahr ausgeschlossen habe. Sie werden zur Umweiselung bestimmt. Da ich keinen Sommerhonig mehr ernte, kann ich viel früher, nämlich schon unmittelbar NACH der Ernte des Rapshonigs mit Behandlungen anfangen. Was ich sonst noch gegen die Milben unternehme, steht in "Meine "Ganz Neue Betriebsweise 2020".
Anmerkung 28.7.2013: Ich wende diese Methode nicht mehr an, da die Methode "Minimale AS-Behandlung" hinsichtlich einer gewünschten Varroaresistenzbildung besser ist. Alle Völker werden unabhängig des Milbenbefalls 2 x mit AS behandelt. Die Bodeneinlagen werden ausschließlich dazu verwendet, um evtl. resistente Völker schneller identifizieren zu können. -
18.5.13: Was ich am Ende wirklich umsetze, steht im ersten Posting in "Meine Betriebsweise".
In diesem Thread bringe ich stets den neuesten Stand meiner Methode unter. Der Thread wurde nötig, da mir heute wieder eine kleine Verbesserung der Schadschwellenmethode eingefallen ist - und ich denke, es wird weitere Verbesserungen geben.
Ab 2011 ist an meinen Bienenständen eine ganzjähige wöchentliche Kontrolle der Bodeneinlagen nach Varroamilben nötig. Bisher hatte ich als pauschale Schadschwelle wöchentliche 70 Milben (10 Milben täglich) angegeben. Meine heutige Neuerung ist, dass diese Zahl mit der Zahl vorhandener Brutwaben korreliert werden muss, da die Schadschwellenmethode sonst nicht nur zu weniger Milben, sondern auch zu weniger Bienen (und weniger Honig) führen würde. Aus diesem Grund lege ich die Schadschwelle ab sofort wie folgt fest: 70 Milben pro Woche pro 17 Brutwaben. Das macht 4 Milben wöchentlich pro Wabe.
Mit dieser Formel kann die Schadschwelle für große und kleine Völker ermittelt und zwecks Toleranzzucht verglichen werden. Ein Volk mit zwei Brutzargen hat etwa 17 Brutwaben. Daher die o.g. Zahl 17.
Weist ein Ableger mit 5 BW pro Woche mehr als 20 Milben auf, wäre die Schadschwelle überschritten. Bei meinem letztjährig größten Volk mit 26 BW wäre die Schadschwelle erst bei 104 wöchentlich gefallenen Milben überschritten.
19.6.2011: Behandelt werden ausschließlich die 12 Völker in meinem Garten. Die anderen 12 Völker an den Außenständen werden gar nicht behandelt.
Nach Überschreitung der Schadschwelle vor der letzten Honigernte im Jahr wird wie folgt verfahren:
Da vor der letzten Honigernte nicht mit Säuren oder Thymol behandelt werden darf, bleiben nur 2 Möglichkeiten:
1. Den Honigraum des Volkes, bei dem die Schadschwelle überschritten wurde, abnehmen und (bienenleer) auf den HR eines anderen starken Volkes aufsetzen. Danach mit AS (2 ml AS pro Wabe auf Schwammtuch) behandeln. Von diesem Volk darf kein Honig mehr geerntet werden. Der gesamte Honig, den das Volk danach noch sammelt, bleibt als Winterfutter im Volk.
Falls das Volk sich als nichttolerant gegenüber Milben erweist, ist konsequentes Drohnenschneiden und Umweiseln anzuraten.
2. Biotechnische Milbenbekämpfung: Zwischenbodenableger:
Wer nach meiner Methode Varroatoleranzzucht betreibt, muss ab Saisonbeginn regelmäßig die Bodeneinlagen einschieben und wöchentlich die natürlich gefallenen Milben zählen. Fallen in einer Woche 4 Milben oder mehr pro Brutwabe, wird ein Zwischenbodenableger erstellt. Sollte ein Volk in Schwarmstimmung geraten, kann dieser ebenfalls mit einem Zwischenbodenableger verhindert werden, aber ich gebe zu bedenken, dass ein vorweggenommener Schwarm - besonders bei einem guten Volk, auch etwas sehr Wertvolles sein kann.
Man stellt die Beute auf die Seite und gibt auf das Bodenteil eine leere Zarge, in die alle Brutwaben samt Bienen mit junger Brut (Stifte bis Rundmaden) mittig eingehängt werden. Außerdem alle Pollenwaben und ausreichend Futter. Sollte der Platz für eine Zarge nicht reichen, werden die Waben entsprechend der natürlichen Brutnestordnung auf zwei Zargen verteilt. Hinzu kommt die Königin. Obenauf kommt dann der Honigraum. Wer mit Absperrgitter arbeitet, müsste dieses natürlich unter dem HR plazieren.
Oben auf den HR kommt eine Plastikfolie (= der Zwischenboden), die über den Rand der Zarge hinausreicht. Darauf kommt dann eine Zarge mit sämtlicher verdeckelter Brut und Streckmaden - der Zwischenbodenableger. Man achte darauf, dass auf wenigstens einer Wabe ein paar Stifte sind, damit sich der nun weisellose Ableger eine neue Königin ziehen kann. Wichtig: In der Zarge muss sich ein ausreichend großes Flugloch für die Bienen über der Folie befinden. Ich habe in meine Zargen Löcher gebohrt, die so groß sind, dass ich sie bei Nichtgebrauch mit Flaschenkorken verstopfen kann. Wer den Ableger behalten will, kann ihn auch sofort in eine eigene Beute einlogieren und in der Nähe aufstellen. Der Zwischenboden wird nur dann benutzt, wenn eine spätere Wiedervereinigung beider Volksteile beabsichtigt ist.
Der Ableger wird in der Nähe des Muttervolkes aufgestellt, wenn man Wert auf eine gute Honigernte legt. Wer keinen großen Wert auf Honig legt, bringt die Ableger mindestens 1 km (besser: 2-3) entfernt weg, damit der Ableger seine Flugbienen behält. Wer auf eine gute Honigernte angewiesen ist, stellt den Ableger wenigstens einen Tag in der Nähe des Muttervolkes auf, damit die Flugbienen zum Muttervolk, auf dem die Honigzarge sitzt, zurückfliegen und weiter Honig sammeln. Falls im Volk Schwarmlust herrschte, ist sie nun mit Sicherheit vorbei.
Das Muttervolk mit der Altkönigin ist weitgehend milbenfrei. Die Milben sitzen in der Brut des Ablegers über der Folie. Die Brut des Ablegers läuft aus; die Milben gehen mangels Bienenbrut, die sie parasitieren können, auf die Bienen und verschwinden zum Teil aus dem Ableger mit den abgehenden Altbienen. Nach dem Schlupf der letzten Brut des Ablegers wird eine Fangwabe (bienenfreie Brutwabe mit relativ "alter", aber vorwiegend noch unverdeckelter Brut) zB vom Muttervolk in die Mitte des Ablegers gehängt und mit einer Reißzwecke markiert. Ist sie verdeckelt, wird sie entfernt. Sie enthält einen Großteil der Milben des Ablegers. Auch die erste verdeckelte Brut der Jungkönigin des Volkes kann als Fangwabe genutzt werden, sobald sie verdeckelt ist.
Wir haben nun zwei Völker übereinander, durch eine Folie getennt. Wir können nun die Folie entfernen und beide Völker wieder vereinigen (angefeuchtete Zeitung mit Löchern verwenden). Obenauf wieder der HR. Man kann mit der Wiedervereinigung natürlich bis zur Fütterungszeit nach der Honigernte warten. Da sich die Altkönigin als wenig varroatolerent gezeigt hat, empfiehlt es sich, die neue Königin weiterzuverwenden.
Nach Überschreitung der Schadschwelle nach der letzten Honigernte im Jahr wird wie folgt verfahren:
Es werden 2 ml 60%ige Ameisensäure pro Wabe auf Schwammtuch gegeben. Da nach etwa 12 Tagen die Wirkung der Behandlung beendet ist und sich wieder der "natürliche" Milbenfall einstellt, steht nach 12 Tagen wieder die Entscheidung an, ob mehr als 4 Milben wöchentlich pro Brutwabe fallen und damit die Schadschwelle erneut überschritten wird. Es wird so oft behandelt, bis nach jeweils 12 Tagen Wartezeit die Schadschwelle nicht mehr überschritten wird. Sobald ab Anfang Oktober die Völker langsam aus der Brut gehen, werden sowieso immer weniger Milben fallen.
Die Schadschwellenmethode mag vielen Imkern als nicht sehr konsequent erscheinen, da die AS-Behandlungen, wenn überhaupt, dann im 12-Tage-Rhythmus vorgenommen werden, obwohl die maximale Milbenvernichtung (bei "konventioneller" Imkerei) bei einem 5 - 7 - Tage-Rhythmus und zudem häufigeren Behandlungen (.- 4 Stück) erfolgen.
Bei der Herbstfütterung halte ich es für angebracht, nicht zu viel zu füttern, da im Sinne der Varroatoleranzzucht Völker mit langer winterlicher Brutpause erwünscht sind. Völker, die durchbrüten und demzufolge viel Futter verbrauchen, haben in Sachen Varroatoleranz schlechtere Karten. Wenn sie verhungern, könnte das vorteilhaft für die Biene als Spezies als Ganzes sein.
Entweiselung nichtresistenter Völker:
19.6.2011: Ist man sich bei einem Volk sicher, dass das Erbgut der Weisel Ursache mangelnder Varroatoleranz/resistenz ist, schlage ich das Entweiseln des betreffenden Volkes vor, falls die Jahreszeit noch noch nicht so weit fortgeschritten ist, dass eine nachgeschaffene Jungkönigin nicht mehr sicher begattet werden kann. Bis Anfang Juni sollte ein Volk problemlos entweiselt werden können.
1.11.19: Ich werde kommendes Jahr mit Zwischenbodenablegern arbeiten, aber sehr viel anders, als oben beschrieben. Auf den alten Standplatz kommt eine leere Zarge mit Futterwaben und Leerwaben, bzw. Mittelwänden. Dazu der Großteil der Bienen samt Königin. Die Bienen werden einmalig mit Milchsäure besprüht!
Darüber der Honigraum. Darauf eine Folie und darauf eine Zarge mit allen Brutwaben, die nach 21 Tagen mit MS besprüht werden. Die Zarge muss ein eigenes Flugloch enthalten. Von den Nachschaffungszellen werden die kleinen und unschönen ausgebrochen. Ist die neue Kö schön groß, bleiben die Volksteile getrennt; ist sie zu klein, werden die beiden Teile wiedervereinigt, nachdem die zu kleine Kö entfernt worden ist.