Ich möchte hier eine Liste anfertigen, in welcher beschrieben ist, was ein Imker machen sollte, und was er getrost den Bienen überlassen kann. Im Hinterkopf schwebt stets der Gedanke, das Beste für den Bien zu beabsichtigen.
Mittelwände im Brutraum: Braucht man nicht; ich gestatte meinen Bienen, selbst die Zellengröße der Brutwaben zu bestimmen. Schließlich könnte es sein, dass es einen Zusammenhang zwischen Zellengröße und Varroatoleranz oder sonstigen Eigenschaften des Biens gibt. Außerdem wird sicher die Harmonie und Gesundheit des Biens gefördert, wenn man die Bienen nicht in vorgegebene Zwangsjacken steckt. Es reichen 1 cm breite Anfangsstreifen an den Unterseiten der Oberträger. Ich lasse flüssiges Wachs an einem heißen Lötkolben herunterlaufen und benetze die Unterseite des Rähmchenoberträgers mit Wachs. Dann klebe ich einen 1 cm breiten Mittelwandstreifen unter den Oberträger. Dann gehe ich mit dem Lötkolben noch einmal über das Wachs am Oberträger. Es schmilzt und verbindet sich vollends mit dem MW-Streifen.
Absperrgitter: Nicht nötig. Die Honiggrenze bildet ein natürliches "Absperrgitter". Wenn man während der Erweiterungsphase im Frühjahr den 2. Brutraum unter den ersten plaziert und den Honigraum über die Brutzargen, bildet sich oben - idealerweise zwischen oberem BR und HR die Honiggrenze. Oben die Honigkappe im HR, darunter die Pollen- und Brutfelder in den BR. Bei Massentrachten wandert die Honiggrenze normalerweise nach unten. Der Imker sorgt dafür, dass die Grenze oben zwischen BR und HR bleibt, indem er Honigwaben aus den BR in den HR hängt und Leerwaben vom HR in den BR.
Rähmchen: Ich habe mich vorerst für senkrecht gedrahtete Rahmen entscheiden. (Bei ihnen lassen sich die Anfangsstreifen leichter einlöten.) In diesem Fall ist das Herausschneiden der (leeren) Drohnenzellen etwas schwieriger, aber mit einem in heißem Wasser (oder kurz in die Tülle des Smokers gesteckten und so) erhitzten Messer sollen sich die Drohnenzellen auch bei gedrahteten Rahmen leicht ausschneiden lassen. Waben, die völlig mit Drohnenzellen ausgebaut sind, lasse ich, wie sie sind. Ebenso lasse ich Rahmen, die nur am Rand ein paar Drohnenzellen aufweisen, unangetastet. Allerdings brauche ich auch ausreichend viele reine Arbeiterinnenzellenwaben für Jungvölker und BR-Erweiterungen im Frühjahr. Also schneide ich im Herbst, wenn die Waben leer sind, bei Waben mit schönen Arbeiterinnenzellen breitere Ränder mit Drohnenzellen heraus.
Nachtrag 29.3.11: Test mit ungedrahteten flachen Rähmchen mit Anfangsstreifen auch im HR. Werden die Honigwaben in diesen flachen Rähmchen, bei denen die Seitenteile dieselbe Breite wie Ober- und Unterträger aufweisen, in die Schleuder gelegt, liegen sie flach ans Gitter der Schleuder an und bleiben beim Schleudern heil - so meine Hoffnung. HW in Hoffmannsrähmchen stehen oben ja vom Gitter der Schleuder ab, was zu Wabenbruch führt. Es wäre eine erhebliche Arbeitserleichterung, wenn ich die Rähmchen nicht mehr drahten müsste. Ich könnte dann auch leichter HW in den Brutraum hängen und umgekehrt. Auch das Herausschneiden von Drohnenbrut geht leichter, als bei gedrahteten Rähmchen - falls man überhaupt Drohnenwaben herausschneiden will. Außerdem ist das Reinigen ausgeschmolzener Waben leichter.
6.6.11: Dieser Test ging gründlich in die Hose. Da mein Schleuderraum bei Sonnenschein sehr warm wurde, sind die ungedrahteten Waben, zumal die meisten nicht bis zum Unterträger der Rähmchen reichten, allesamt zerbrochen und große Wabenteile blieben an der Innenwand der Schleuder hängen. Es gab eine riesige Sauerei , eine Pampe aus Honig und Wachs.
Schwarmzellenkontrolle: 6.6.2011: Nach mehrern Jahren des Sammelns eigener Erfahrungen kann ich nun sagen, dass dieser riesige Aufwand, alle 9 Tage sämtliche Waben nach Weiselzellen zu durchsuchen, unnötig ist, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: Man hat keine 50-Euro-Edelkönigin gekauft, deren Verlust (beim Schwärmen) man unbedingt verhindern muss. Wer mit dem Gedanken an Varroatoleranzzucht imkert, hat nichts gegen eine Beschleunigung des Generationenwechsels der Weiseln einzuwenden. Die Honigverluste wegen gelegentlichen Schwärmens des einen oder anderen Volkes hält man in Grenzen, indem man einfach ein paar Völker mehr halt. Wenn man darauf achtet, dass die Kö stets genug Platz zum Stiften hat, entsteht nur selten Schwarmlust. Ich habe immer rechtzeitig ausgebaute Leerwaben in den BR gehängt und Honigwaben vom Rand des BR in den HR hochgehängt. Außerdem gibt das Imkern ohne Absperrgitter der Kö immer genug Raum, sodass ein Schwärmen unwahrscheinlich ist. Ich habe jedenfalls mit dem Schwärmen überhaupt keine Probleme und verzichte seit 2011 auf diese wöchentlichen Schwarmzellenkontrollen.
Dunkle Brutwaben: Müssen an den Rand der Zarge verschoben und entnommen werden, sobald sie brutfrei sind.
Nachschaffungszellen brechen bei Brutablegern: Die Bienen legen bei Brutablegern meist mehrere Schwarmzellen an. Man bricht gern alle außer einer heraus. Ich meine, dass das nicht nötig ist. Die Bienen wissen am besten, welche Kö die beste ist. Sollte man vllt ganz auf Brutableger verzichten und ausschließlich Schwarmvorwegnahme machen?
Folie auf den Rähmchen der obersten Zarge: Ist sinnvoll, aber ich verzichte während der Trachtzeit darauf, weil ich das Flugloch im Deckel freihalten möchte, damit die Bienen den Honig besser trocknen können. Auch beim Füttern muss ich, je nach Methode, die Folie entfernen. Im Winter ist sie gut, weil sie Kondenzwasser sammelt, das die Bienen aufnehmen können. Das Kondenzwassser kann jedoch zu verschimmelten Randwaben führen, weswegen viele Imker die Folie auch im Winter lieber weglassen. Die "endgültige" Antwort auf die Frage "Folie - ja oder nein" muss ich leider schuldig bleiben. Im Winter 2010/2011 hatte ich keine Folie aufgelegt. Die Waben sahen im Frühjahr wesentlich besser aus, als im Vorjahr, als ich die Bienen mit Folie überwintern ließ.
Fütterung mit Zuckerwasser oder käuflichem Flüssigfutter: Provisorium. Ich muss erst einmal herausfinden, wieviel Honig ich verkaufen kann. Dann werde ich versuchen, so viele Völker zu halten, dass ich genug Honig zum Verkaufen habe und die Bienen auf Honig überwintern kann. Trotzdem sehe ich in der Fütterung mit Flüssigfutter derzeit kein Problem.
Umlarven: Ich halte nichts von der Idee, Königinnen am Fließband herzustellen.
Künstliche Befruchtung: Ich bin strikt dagegen, dass die Biene existentiell törichten ("wissenschaftlichen") Vorstellungen und aktuellen Moden unterworfen wird.
Auslese auf Stechunlust: Möglicherweise sinnvoll. Der Imker/Mensch ist kein Feind der Biene. Wir brauchen freundliche Bienen. Allerdings kann Stechlust vom Wetter (Gewitterschwüle) hervorgerufen sein und muss nicht erblich bedingt sein. Es könnte also ratsam sein, es beim Hantieren am Bien etwas ruhiger angehen zu lassen, einen weißen Kittel überzuziehen, statt in schwarzen Klamotten zu arbeiten und etwas Rauch zu geben. Ich hege zudem den Verdacht, dass zB ein zugiger Standort oder andere ungünstige Umgebungsbedingungen die Bienen aggressiv macht. Also nicht gleich umweiseln. Solange ich keine varroaresistenten Bienen habe, selektiere ich nicht auf Friedlichkeit.
Stilles Umweiseln ermöglichen: Da ist zwar mit Honigeinbußen verbunden, ist mir trotzdem ein sehr sympathischer Gedanke. Mein allererstes Volk, das ich 2007 kaufte, hat dieses Jahr 2010 still umgeweiselt. Statt 30 kg Honig gibt es dieses Jahr nur vllt 10 kg, aber was solls? Ich habe nun eine wunderbare neue Königin in Volk 1. Man kann Schwarmzellen von Weiselzellen, die ein stilles Umweiseln vorbereiten, voneinander unterscheiden. UZ: weniger als 10, nahe beieinander, im mittleren bis oberen Brutwabenbereich. SZ: mehr als 10, im gesamten BR verteilt, im unteren Bereich der BW.
Varroabekämpfung: (22.04.13): In den offiziellen Empfehlungen wird nach der letzten Honigernte eine viermalige Ameisensäure-Behandlung (60 %ig) plus einer einmaligen Oxalsäurebehandlung im Dezember genannt, und die neueste Entwicklung ist eine Erhöhung der AS-Behandlung auf fünf. Ich gehe den umgekehrten Weg: Im Jahr 1 nach Beginn der Resistenzzucht nur 3 x AS, keine Os, und nun 2013, 2 x AS auf Schwammtuch im Abstand von 10 Tagen. Sollten mehr 3/4 aller Völker überleben, wird um eine Behandlung reduziert.
Drohnenbrut herausschneiden
Um die für Widerstandskraft gegen Krankheiten wichtige Volksharmonie nicht zu stören, schneide ich in der Regel keine Drohnenbrut. Fehlt den Bienen Drohnenbrut, versuchen sie den Mangel durch neue Drohnenbrut zu beheben, was auf Kosten von Arbeiterinnenbrut geht. Im Rahmen meiner Varroatoleranzzucht schneide ich jedoch bei stark varroabelasteten Völkern, die keine Resistenzeigenschaften aufweisen, die Drohnenbrut heraus, um zu verhindern, dass ihre Drohnen ihr Genom an die anderen Völker weitergeben.
Standbegattung:
Die einzige für mich infrage kommende Methoden der Völkervermehrung - ob Brutableger, Schwarmvorwegnahme oder Königinnenableger - sind mit der Standbegattung der Jungköniginnen verknüpft. Außerdem gehört zur Landbienenhaltung, die Wert auf die Möglichkeit der Herausbildung und Existenzsicherung von Ökotypen (Unterrassen) legt, dass auf Bienentransporte (Kauf, Verkauf, Wandern) über 25 km verzichtet wird.
Wahl der richtigen Bienenrasse:
In Ruttners "Naturgeschichte der Honigbiene", aber auch an vielen Stellen des Internetzes sind Karten mit den Verbreitungsgebieten der Ökotypen (Unterrassen) zu finden. Jeder Imker sollte die Biene halten, die naturgemäß in dem Gebiet, in dem er imkert, beheimatet ist oder war. Diese Forderung stellt in vielen Weltgegenden ein zunehmend größeres Problem dar, da in fast allen Ländern die Haltung heimischer Bienen zugunsten von m. ligustica, m. carnica oder der Buckfastbiene vernachlässigt wird. Besonders schwer ist die Forderung bienengemäßen Imkerns in Deutschland zu erfüllen, da ausgerechnet im Kernland der Dunklen Biene (mellifera mellifera germanica (pollmann) oder auch mellifera mellifera mellifera) ebendiese am erfolgreichsten ausgerottet wurde und nun über ehemalige Randgebiete ihres einstigen riesigen Verbreitungsgebietes wieder eingeführt werden muss. Wir sollten auf jeden Fall zur Dunklen Biene zurückkehren, und solange es (durch den Kauf reinrassiger Dunkler Bienen) nicht möglich ist, wenigstens Landbienenhaltung betreiben, da diese Betriebsweise die natürliche Herausbildung der Grenzen zwischen den Ökotypen ermöglicht. Lt. Wolfgang Golz entwickeln sich bei konsequenter Landbienenhaltung die heute noch Carnica-nahen Bienen in Deutschland nach einigen Generationen zu melliferanahen Bienen. Auch nach der Wiedereinführung der Dunklen Biene sollte die Landbienen-Betriebsweise beibehalten werden, da nur so Akklimatisation und Stabilisation von Ökotypen möglich ist.
Wird fortgesetzt.
Wer weitere Eintragungen machen möchte, schreibe sie als "Antwort" unten auf. Wir werden dann gemeinsam diskutieren, ob der betreffende Vorschlag in diesen ersten Beitrag, diese Liste hier, aufgenommen wird.