Betriebsweise ?




Hier stelle ich die von mir bevorzugte imkerliche Betriebsweise vor. Kritik und Diskussion sind erwünscht.

Betriebsweise ?

Beitragvon irbis » Do 10. Mär 2011, 15:53

Ich möchte gerne diesen faszinierenden Artikel einstellen, der - leider - wieder in Englisch ist.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2386248/

Er beleuchtet den Bien als Gesamtorganismus, und im wesentlichen die Abläufe von Colony Collaps Disorder.

Hier wird beschrieben, wie im Gesamtorganismus Bien, die Abläufe zum Zusammenbruch entstehen.

Im Bien gibt es viele weitere Gruppen von Bienen, die in Gruppen - Zusammenarbeit auf weitere Tätigkeiten spezialisiet sind: eine Gruppe fahndet nach mißgebildeter Brut, oder nach kranken oder verletzten Bienen, die dann kurzerhand entsorgt werden, andere sind zuständig, die Toten zu entsorgen, usw. Bestimmte Tätigkeiten werden ausschließlich von langlebigen Bienen erledigt, die sich nie am Sammelgeschehen beteiligen. Manche dieser Gruppen können ersetzt werden, z.B. bei Verlust, andere nicht.

Geht eine Gruppe verloren, die eine wichtige Tätigkeit ausführt, und nicht ersetzt wird, beginnt sich der nun nicht mehr von dieser Gruppe kontrollierte Bereich zu verselbständigen. Was auf Zellebene "Entartung" genannt wird, gerät beim Bien in "Anarchie"

Dasselbe passiert in Gruppen, die ihre Aufgaben auf Grund von Überlastung nicht mehr erfüllen können. Einhergehend mit Stoffwechselveränderungen wird das Königinnenpheromon unwirksam, die Gruppe stellt ihre Tätigkeit ein und beginnt zu brüten etc. Die Vorgänge sind zu vergleichen in Zellen bei der Entstehung von Krebs, nur sind es im Bien Einzelindividuen statt Zellen.
Dies leitet, wie in Zellen auch, eine Selbstterminierung ein. Der Verlust der Kontrolle erzeugt bei den vormals kontrollierten ebenfalls Anarchie usw.
Am Ende ist der Volkszusammenhalt aufgelöst. "Disposable soma" ist die Bezeichnung dafür, der Körper hat sich aufgelöst.

Der Bien ist meiner Meinung als Gesamtes zu sehen, und die derzeit üblichen Betriebsweisen dringend zu überdenken, sofern man überhaupt der Meinung ist, ein Lebewesen "betreiben" zu müssen.

Liebe Grüße
Irbis
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von Anzeige » Do 10. Mär 2011, 15:53

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Re: Betriebsweise ?

Beitragvon hanjoheyer » Do 10. Mär 2011, 16:35

Hallo Irbis,

vielen Dank für diesen überaus wichtigen und interessanten Link! Dank auch für die deutsche Zusammenfassung des Inhalts!

Ja, dieses "Betreiben" von Lebewesen ist so eine Sache, die man wirklich auf ein Minimum beschränken sollte. Ich war ja mal von diesen biotechnioschen Varroabekämpfungen begeistert, aber die Begeisterung hat sich inzwischen gelegt, zumal mir klar wurde, wieviel da im Bien herumgerührt wird. Mannfred wurde ja nicht müde, darauf hinzuweisen.

Es ist wohl tatsächlich das Wichtigste, möglichst wenig Betrieb in unserer Weise, mit dem Bien umzugehen, zu haben. Kefuss' "Bond" - Methode der Varroabekämpfung ist ja eher eine Nichtmethode, als eine Methode. Das gefällt mir. Wir müssen dem Bien mehr vertrauen - darauf vertrauen, dass er sein Problem selbst gelöst bekommt!

Selbiges gilt ja auch für uns Menschen: Ich zum Beispiel musste auch erst wieder lernen, meinem Immunsystem zu vertrauen. Ich gehe so gut wie nicht mehr zum Arzt, weil ich meinem Immunsystem vertraue. Ich habe diese Parallelitäten zwischen mir und dem Bien schon oft gesehen. Deshalb überzeugte mich die Idee, CCD mit Krebs zu vergleichen, auf Anhieb.

viele Grüße
joachim
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Re: Betriebsweise ?

Beitragvon irbis » Do 10. Mär 2011, 17:09

Joachim,

die Varroa ist nicht das Problem.

Clickst Du oben rechts PDF an. Das war 1992.

http://www.apidologie.org/index.php?opt ... T0004.html

Die Bienen können das, schon lang.

Und so

http://www.culturaapicola.com.ar/apunte ... 5-5/01.pdf

rettet man Bienen sicher nicht.
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Re: Betriebsweise ?

Beitragvon hanjoheyer » Do 10. Mär 2011, 19:35

Übersetzung

Beobachtungen zum Auftreten beschädigter Varroamilben im natürlichen Totenfall bei Völkern von Apis mellifera carnica

Auszug - Bemerkungen zum Vorkommen beschädigter Varroa-Milben im natürlichen Milbenfall der API mellifera carnica Kolonien

Natürliche Milbensterblichkeit reflektiert den Bevölkerungszuwachs und das reproduktive Potenzial von Varroa und stellt auch Informationen über aktive Abwehrmechanismen der Bienen zur Verfügung. Wallner (1989; 1990a, b; 1991; 1992) war der erste, der aktive Abwehrmechanismen postulierte, die auf seinen Beobachtungen der Milben mit geschädigten Beinen und des Häutchens des idiosoma basierten. Diese Entdeckungen wurden von Ruttner (1991) und Ruttner und Hänel (1992) bestätigt. In der vorliegenden Untersuchung wurde die Häufung der beschädigten Milben in 111 Kolonien API mellifera carnica bei 4 Positionen in Niederösterreich vom 18. August-ab dem 18. September 1991 notiert. Tote Milben wurden über drahtbedeckte Einlagen in der Bodeneinlage gesammelt und gezählt 3mal während des Untersuchungszeitraums. Milben wurden als unbeschädigte registriert oder als beschädigt (Beine teils oder ganz amputiert, Häutchen von idiosoma oder Häutchen und Beine vollständig beschädigt). Der Prozentsatz der beschädigten Milben wurde mit Biene aufeinander bezogen und Brutplageniveau, Ursprung der Königinnen und die Zahl von Varroa fanden nach Behandlung mit pyrethroiden Streifen. Details über beobachtete Bienenstöcke sind in der Tabelle I gegeben worden. Um Gesamtmilbenbevölkerung zu schätzen, folgten eine Behandlung mit Apistan oder Bayvarol sofort nach der letzten Ermittlung des natürlichen Milbenfalles. Daten bezüglich der Bienen- und Brutplagerate waren einmal zu Beginn Septembers erhoben. Von 8 452 Milben (= Gesamtsumme aller Kolonien) zeigten 601 (18.9%) Verletzungen (Tabelle II). Hellfarbige Milben (= unreife erwachsene Weibchen) waren (27.1%) als dunkle Milben verletztes häufigeres (9.5%; Tabelle II). Tabelle 1 legt Daten bezüglich der Verletzung vor, die in 9 Prozentsatzkategorien unterteilt und die Verteilung der Kolonien entsprechend diesen bestimmten Kategorien zeigt. Nur 7.4% der Kolonien (= letzte 3 Kategorien) hatten > 30% beschädigte Milben in ihrem natürlichen Milbenfall. Keine bedeutenden Unterschiede bezüglich des Prozentsatzes der beschädigten Milben wurden zwischen den 4 Positionen oder 4 Gruppen Königinnen von den verschiedenen Ursprung beobachtet. Natürliche Milbensterblichkeit und die Zahl beschädigter Milben zeigten eine in hohem Grade bedeutende lineare Wechselbeziehung. Diese Entdeckungen sind in Übereinstimmung mit denen von Ruttner und von Hänel (1992). Der Prozentsatz der natürlichen Milbensterblichkeit wurde erheblich mit Bienen- und Brutplagerate aufeinander bezogen. Eine bedeutende Wechselbeziehung wurde zwischen Prozentsatz der hellfarbigen beschädigten Milben und Brutplagerate (%), aber nicht mit Bienenplagerate (%) gefunden. Der Prozentsatz der dunklen, beschädigten Milben wurde erheblich mit Brut- und Bienenplagerate aufeinander bezogen (Figuren 2, 3). Die bedeutende negative Wechselbeziehung zwischen Prozentsatz der beschädigten Milben und Zahl der Milben, die nach chemischer Behandlung sowie die negative Wechselbeziehung mit Bienen- und Brutplagerate gefunden werden, gibt eine Anzeige über den Einfluss des Verhaltens der aktiven Verteidigung durch die Bienen auf Varroa-Bevölkerungszuwachs (Figur 4). Wenn dieses Verhalten durch Züchten und Selektionsmaßnahmen verstärkt werden könnte, würde es vermutlich einen wichtigen Schritt hin zu einer Varroa-resistenten Carnica Honigbiene geben.

Anmerkungen Hanjoheyer: Diese Untersuchung gibt dem österreichischen Berufsimker und Bienenzüchter Alois Wallner recht, der schon seit etlichen Jahren behauptet, varroaresistente Bienen, die die Beine der Milben abbeißen, gezüchtet zu haben. In deutschen Imkerforen wurde er dafür ausgelacht und als Lügner beschimpft. Der deutsche Bienenwissenschaftler Gerhard Liebig hatte Alois Wallners (nicht zu verwechseln mit dem Deutschen Bienenwissenschaftler Wallner) Bienen geprüft mit dem Ergebnis, dass Wallners Bienen keinerlei Varroaresistenz aufweisen. Ich habe Liebigs Untersuchung in einem deutschen Imkerforum kritisiert und wurde daraufhin (und u.a. deswegen) gesperrt. Siehe http://hanjoheyer.iphpbb3.com/forum/398 ... g-t29.html in meinem alten Imkerforum.
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Re: Betriebsweise ?

Beitragvon irbis » Do 10. Mär 2011, 22:40

Hab ich mir doch gedacht, dass Dir dieser link gefallen wird ;)

Die Bienen können die Milben auch in den Zellen aufspüren, ist alles bekannt, zumindest der Forschung ...

Anno dazumal sollen 40.000 Milben und mehr runtergekommen sein bei einer Behandlung, und der Bien war noch fit ...

Du hast irgendwo geschrieben, wir glauben, was wir glauben sollen - das hat mir sehr gefallen, und wahr ist es ausserdem. Nicht nur bei den Bienen.

Liebe Grüße
Irbis
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Re: Betriebsweise ?

Beitragvon irbis » Sa 12. Mär 2011, 22:29

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Re: Betriebsweise ?

Beitragvon hanjoheyer » So 13. Mär 2011, 07:53

"Durch einen völligen Verzicht auf Bekämpfungsmaßnahmen ist es innerhalb weniger Generationen sowohl in einem kommerziellen Zuchtbetrieb in Frankreich als auch in einer isolierten Versuchs-population in Schweden zur Auslese resistenter Bienen gekommen. ...

... Aufgrund schlechterer Honigleistung und Sanftmut konnten US-Linien Russischer Bienen (RHB) trotz relativ hoher Widerstandsfähigkeit in Europa keine Bedeutung erlangen."


Hiermit wird das fast komplette Versagen der deutschen Imkerschaft und der Bienenwissenschaft bestätigt!
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Re: Betriebsweise ?

Beitragvon irbis » So 13. Mär 2011, 17:31

Warum denn?

es zeigt lediglich, in erfrischender Offenheit, dass die Prioritäten eben anderswo liegen.
Und so dürfen wir gespannt den weiteren Verlauf der Varroa - Show verfolgen.

Liebe Grüße
Irbis
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Re: Betriebsweise ?

Beitragvon hanjoheyer » So 13. Mär 2011, 20:22

Ich denke, wir haben es hier mit einem Fall gekaufter Wissenschaft zu tun.
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Re: Betriebsweise ?

Beitragvon irbis » So 13. Mär 2011, 23:52

Das ist angesichts der bekannt ausgeprägten Sparsamkeit in der Branche ein geradezu vergnüglicher Gedanke..
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