http://www.pro-jungimker.de/ oder http://www.honig-bieni.de/jungimker/index.php
Ich möchte diese Webseite, die sich ausdrücklich an Anfänger und Jungimker wendet und zu deren Ausbildung beitragen will, als Negativbeispiel "modernen" Imkerns anführen.
Bei der Lektüre dieser Webseite fiel mir als Allererstes auf, dass sie ziemlich unkritisch ist. Vom Experimentieren wird dem Jungimker abgeraten, aber er soll auch nicht unkritisch alle möglichen Tipps von sog. "erfahrenen" Imkern übernehmen. Also meine Erfahrung ist, dass ich auf JEDE Frage von den angeblich erfahrenen Imkern die gegensätzlichsten Ratschläge bekommen habe und ich am Ende auf genau jenes Experimentieren und den eigenen Verstand (und Ökologiewissen) angewiesen war.
Die meiner Meinung nach konfliktscheue Jungimkerin, die diese Webseite verfasst hat, stellt den eigentlich inakzeptablen Zustand der deutschen Imkerei richtig dar, zieht jedoch die falschen Schlüsse aus dem Desaster.
Einmal schreibt sie, die natürlichen Landrassen könnten die Erwartungen der Imker nicht erfüllen. Dann scheibt sie jedoch von den Vorzügen dieser oder jenen Landrasse, die leider überall aussterben, weil die Imker durch Einfuhren fremder Bienen ebendiese zerstören würden. Aber es sei nun mal das Recht eines jeden Imkers, die Biene zu halten, die ihm beliebt, auch wenn als Ergebnis dieser imkerlichen "Freiheit" das Aussterben der natürlichen Bienenrassen stünde.
Auch die Bemühungen der Züchter werden zunichte gemacht, da Buckfastzüchter und Carnicazüchter sich gegenseitig behindern würden. Zugleich lehnt die Imkerin das Austragen dieses Konfliktes ab, indem sie auch hier argumentiert, jeder Imker solle mit der Biene imkern, die ihm am besten gefalle. Freilich könne man dann keine Landbienenhaltung mehr betreiben, da spätestens ab F2 nur noch minderwertiges Material (unberechenbare Promenadenmischungen) entstünden.
Erst aufgrund dieses kontraproduktiven, landbienenzerstörerischen züchterischen Durcheinanders, das sie freilich akzeptiert, empfiehlt sie eine spezielle aufwendige Königinnenzucht, ohne zu vergessen, auf die Nachteile der Land-Belegstellen hinzuweisen. Also müssen die Jungweiseln am besten weit reisen, zB zu einer Inselbelegstelle. Komplizierter gehts nimmer! Für den Jungimker ist die Verwirrung komplett.
Statt - was logisch wäre - dieses züchterische Chaos zu verurteilen und die Rückkehr zur Landbiene zu empfehlen, die dann vorsichtig züchterisch bearbeitet werden könnte, wird dieses Durcheinander kritiklos weitergepflegt und dem Jungimker wird beigebracht, wie er dieses imkerliche Fehlverhalten auf die Spitze treiben kann.
Zitate und Kommentare:
"Zum Schluss möchten wir betonen, dass es im Leben natürlich viele Meinungen gibt; unsere ist nicht die heilsbringende, aber immer praxisbewährt, wissenschaftlich fundiert und in vielen Berufsimkereien erfolgreich eingesetzt; der Hang der Jungimker zum "Herumexperimentieren" kostet jährlich tausenden Bienenvölkern das Leben und kontaminiert ganz nebenbei weiträumig das Umfeld und die dort beheimateten Immen der Nachbarimker: Das Ergebnis ist eine immerwährende Reinvasion durch die Varroamilbe."
Wissenschaftlich fundiert ist zB das, was ich im "Projekt Landbiene" propagiere. Wiss. fundiert ist zwar auch das "Gewusst wie" der Reinzucht, aber die Ziele der Reinzucht als solche sind nicht wissenschaftlich fundiert, da sie dem Wesen des Biens zuwiderlaufen. Die dauerhafte Gefahr durch die Varroamilbe ist Folge der von der Imkerin empfohlenen pauschalen Varroabehandlung zB mit Säuren. Die gezielte oder schludrige Zuwenig- oder Nichtbehandlung, die explizit kritisiert wird, bot dem Bien bisher die einzige mehr oder weniger vage Möglichkeit der Resistenzbildung. Ich freilich werbe für das gezielte Zurückfahren der Behandlung bis hin zur Nichtbehandlung, auch wenn diese Praxis eine "immerwährende Reinvasion durch die Varroamilbe" ermöglicht.
"Bis heute ist noch nicht abschließend geklärt, ob die Königin selbständig ein Volk regiert, indem sie ihre Legeleistung den äußeren Umständen wie Trachtsituation und Futtervorrat selbständig anpasst oder eher durch die Fütterung ihres Hofstaates (respektive der Futterreduzierung) selbst vom Staat gelenkt wird und eigentlich nur eine willenlose "Legemaschine" ist.
Die Lösung dieser Frage ist interessant, doch für die praktische Imkerei nur von nachrangiger Bedeutung.
Wichtiger ist das Erbgut, welches die Königin an ihr Volk weiter gibt. Hier kristallisieren sich letzendlich Eigenschaften wie Honigproduktion, Volksstärke, Brutumfang, Schwarmneigung, Krankheitsresistenz, Sanftmut, Bauerneuerung und Drang zum Propolisieren heraus."
Die Frage weist schon deutlich auf die Unwissenschaftlichkeit der Autorin hin, denn sie ist bereits falsch gestellt. Es trifft weder zu, dass die Königin ihr Volk regiert, noch, dass das Volk regiert und die Weisel bloß eine Legemaschine ist. Es fehlt hier an ökologischem Systemdenken, an vernetztem Denken, das die vernetzten Prozesse der Natur widergibt. Drohnen, Arbeiterinnen, Königin, Wabenbau, Brut und Außenwelt sind als vernetztes herrschaftsfreies System zu begreifen. Ausschließlich beim naturentfremdeten Menschen gibt es Herrschaft.
Das richtige Wissen zu diesem Thema sollte auch in die Praxis eines Berufsimkers einfließen und ist nicht nachrangiger Bedeutung.
"Ebenso von Bedeutung sind hier Angaben über Geschwister- und Elternleistungen und - besonders wichtig - bei diesen Zuchtmüttern m u s s es sich um kontrollierte Anpaarungen handeln (instrumentelle Besamung, notfalls Inselbelegstelle).
Wird von ungeprüften Königinnen nachgezogen, ist die Qualität der F1-Generation mehr als fraglich. Selbst wenn wir von Völkern nachziehen, die eine überaus zufriedenstellende Leistung gezeigt haben aber im Ursprung unkontrolliert angepaart sind, können keine vorhersehbaren Leistungen in der Nachkommenschaft erwartet werden."
Hier werden wissenschaftliche Methoden angewandt, aber sie werden zum Missbrauch des Biens, also für unwissenschaftlichen Zielsetzungen, angewandt. Die natürlich gehaltene Landbiene braucht keine Kontrolle - und trotzdem gibt es mit ihr kein Chaos! Nur mit der natürlichen Landbienenhaltung herrscht Ordnung, und zwar die gesunde Ordnung der Natur.
"Alle Bienenrassen haben ihre Vor- und Nachteile, doch dürfen wir nicht vergessen, dass die Natur mit der ihr zur Verfügung stehenden Mitteln keine Biene hervorbringen konnte, die als die "beste Biene" bezeichnet werden kann. Wie so oft, überwiegen die minderwertigen Eigenschaften die guten Leistungsmerkmale. Hier sehen sich dann Kombinationszüchter in dem, was sie tun, bestätigt."
Falsch! Jede Region hat eine beste Biene, nämlich die dort natürlich vorkommende Landbiene. Aber genau diese urwüchsigen lokal angepassten Landbienen werden mit zum Teil wissenschaftlichen Methoden ausgerottet. Jede Rasse hat die besten Eigenschaften stets nur "zu Hause". Leider wusste das unser Großzüchter Karl Kehrle, der die Buckfastbiene züchtete, nicht. Das Ziel der Ausrottung aller Landbienen ist NICHT wissenschaftlich fundiert.
"Die Buckfastbiene
Sie steht im Verdacht, an allem Schuld zu sein, was in den hiesigen Imkereien nicht klappt. Sind die Bienen böse, war es eher der ... böse Nachbarimker, der mit seiner BUCK unsere gesamten Zuchtbemühungen verdorben hat. ... ähnlich wie der Muselmane, der unseren deutschen Ehemännern die Arbeit weggenommen hat (Heyer: Ha ha ha!).
Hier hat es dann auch wenig Sinn, Gegenargumente zu suchen - solche Diskussionen führen selten zu fruchtbaren Ergebnissen.
Nicht selten sind es dumme, verbohrte Menschen, die leider oftmals einen Querschnitt in unserer Gesellschaft einnehmen und als Diskussionspartner nicht geeignet erscheinen.
Doch warum ist dies so in der Imkerei?
Bedenken wir es einmal nüchtern, kann es gar nicht anders sein, denn jeder ist überzeugt von dem, was er macht, besitzt und liebt.
Es soll auch so sein, dass ein Mensch nach seinen Vorstellungen glücklich werden kann - dies trifft besonders auf die Imker zu, die die Bienenhaltung als Hobby betreiben. Nur, bitte:
Keine Hetze oder gar Diskriminierung andersdenkender Kollegen.
Noch einmal kurz zurück zur Auswahl einer geeigneten Bienenrasse.
Die Betonung liegt auf Bienenrasse, und hier fängt das Problem schon meist an: Eine reine, nicht bastardisierte Bienenrasse zu finden, ist nicht leicht. Die Globalisierung hat auch in den Imkereien Einzug gehalten und machte aus der deutschen Landrasse, insofern sie noch so genannt werden darf, eine kunterbunte Biene mit Eigenschaften, die nicht vererbbar erscheinen (mancher dankt es hier dem lieben Gott, denn nur die wenigsten dieser Eigenschaften sind wertvoll genug, sie auch tatsächlich erhalten zu wollen).
Der unangenehmste Effekt der wilden Verkreuzungen zeigt sich in der Ausrottung verschiedener, interessanter Bienenrassen anderen steht dieses Schicksal noch unmittelbar bevor.
Dennoch sollte jeder von uns bemüht sein, nur vom reinen Material nachzuzüchten. "
So so. Jeder Imker kann machen, was ihm beliebt, kann sich jede beliebige Biene anschaffen und ein züchterisches Chaos anrichten und damit jegliches "reine Material" zerstören, aber nur dumme, intolerante Menschen ärgern sich und suchen nach Lösungen, die das Chaos beenden könnten. Die von der Berufsimkerin propagierte Reinzucht ist eine Notlösung, geboren aus dem Umstand, dass man das züchterische Chaos nicht bereit war, anzugehen. Die Reinzucht ist sehr aufwendig - man sehe sich mal diese umständliche, komplizierte Königinnenzucht an - weil aufgrund des zugelassenen züchterischen Chaos im Vorfeld jegliche Reinzucht sofort zunichte gemacht wird, sobald man in seinem Bemühen nachlässt und den natürlichen Vermehrungstrieb des Biens und Standbegattung zulässt.
Richtig wäre die Rückbesinnung auf die natürliche Landbiene, der Verzicht auf Einführung fremder Rassen und künstliche Verpaarungspraktiken.
Die gegenwärtigen unnatürlichen, künstlichen, zerstörerischen Zustände sind ausschießlich für jene "Reinzüchter" paradiesisch, die - nachdem die natürliche Landrasse im Chos verkommen ist -, ihre Edelköniginnen Jahr um Jahr aufs Neue teuer verkaufen wollen.