19.05.2010 Das Geheimnis des Bienensterbens
http://www.arte.tv/de/woche/244,broadca ... =2010.htmlDer beste Film über Bienen, den ich in den letzten Jahren gesehen habe. Die moderne Bienenzüchtung und -haltung ist Ausdruck einer allgemeiner zu fassenden Ideologie, einem Verblendungszusammenhang, den man kurz als Ideologie der Gewinnmaximierung unter Ausblendung aller Randbedingungen bezeichnen kann. Die Kalifornier wollen so viele Mandeln wie nur möglich produzieren, da der Preis für Mandeln besser ist, als der von anderen Nahrungsmitteln, die in Kaliformien produziert werden könnten. Also legt man riesige Mandelbaumplantagen an (und eliminiert die Randbedingung, dass auch viele andere Pflanzen und Tiere in diesen Plantagen nötig sind). Da die Bäume im Frühling bestäubt werden müssen, werden tausende Bienenvölker aus ganz Amerika in die Plantagen gekarrt (und ignoriert die Randbedingung, dass wir eine an lokale Begebenheiten angepasste, akklimatisierte Biene brauchen). Da das Nahrungsangebot der Bienen in den Plantagen sehr einseitig ist und die Bienen vom Transport gestresst sind, werden sie krank (alle Einengungen allein auf rationale Aspekte schädigen das Lebensprinzip). Also müssen sie mit Medikamenten behandelt werden (Symptombekämpfungen verschärfen auf Dauer das Problem). Da auch die Mandelbaummonokultur unnatürlich ist, breiten sich in ihnen riesige Mengen Schadinsekten aus, die dann mit viel Gift in Schach gehalten werden müssen (auch Schadinsekten sind Bioindikatoren, die genaugenommen bloß das Ungleichgewicht der Natur anzeigen). Das gesamte Erdreich in diesen Plantagen ist inzwischen giftdurchsetzt - ist lebensfeindlich. Ist die Mandelblüte vorbei, ist diese Gegend eine Wüstenei, in der außer Mandeln weder Tier noch Pflanze existieren kann. Die Bienen müssen an einen anderen Standort gekarrt werden, wo allerdings die Bedingungen kaum günstiger sind. Auch dort wird mit Insektiziden gearbeitet. Da diese Insektizide auch für Bienen schädlich sind, wird ihr Immunsystem dermaßen weiter geschwächt, bis sie zu Milliarden sterben. Es muss für Ersatz gesorgt werden. Es gibt Bienenvermehrer, die mit künstlichen Verfahren wie am Fließband Bienenköniginnen - und völker erzeugen. Natürlich alles Inzuchtprodukte, weil die Zucht dann leichter und schneller geht. Auch Inzuchtbienen sind immungeschwächt. Die Jungköniginnnen sind nach bereits einem Jahr verbraucht, obwohl die natürliche Lebensspanne vier bis fünf Jahre beträgt.
Die Bienen sterben in riesigen Mengen, und die Fachwelt wundert sich: "Wir haben keine Ahnung, warum uns alle Bienen wegsterben!"
Wozu all diese weltfremden Wissenschaftler fragen? Warum nicht gleich diesen schottischen Imker fragen, der im Film gezeigt wird? Er wusste die richtige Antwort. Bienen sind keine Bestäubungsroboter, sondern Lebewesen, deren Bedürfnisse geachtet und beachtet werden müssen. Sie sind für die Natur insgesamt sehr wichtige Lebewesen - wie alle anderen Lebewesen genaugenommen auch - incl. der sog. Schädlinge. Ohne Bienen keine Blütenpflanzen. Bienen sind Indikatoren für den Zustand der gesamten Natur. Wo die Biene nicht mehr leben kann, kann letztlich auch der Mensch nicht mehr lange leben....
Es gibt übrigens heute schon Bienen, die einem Hauptfeind, der Varroamilbe widerstehen können und auch gesund sind. Aber wer aus Wissenschaft und Züchtung interessiert sich schon dafür? Diese resistenten Bienen sind "unkontrollierte freie Promenadenmischungen", an denen die Züchter teurer "Edelbienen" kein Interesse haben.
Jene Imker, die mit und nicht gegen Natur und Bien imkern, empfehlen übrigens eine Methode der Bienenhaltung und -züchtung, die jener, die ich in meinem Landbienenprojekt propagiere, sehr, sehr ähnlich ist. Projekt Landbiene
20.05.2010 Die Hauptpunkte, die für eine bienengemäße Imkerei gelten, sind:
1. Keine Belegstellennutzung, keine künstliche Befruchtung (um Inzucht zu vermeiden)
2. Freie Königinnenbegattung am Bienenstand zulassen (um Anpassung an lokale Bedingungen (Klima, Schädlinge) zuzulassen und Inzuchtschäden zu vermeiden)
3. Vermehrung über Schwarmzellen und Nachschaffungszellen. Königinnenableger, Brutableger (möglichst naturnah)
4. Errichtung eines Bienenstandes, auf dem keine Varroabehandlung erfolgt (Resistenzstand).
5. Behandlung der Wirtschaftsvölker (und Ableger) einzig mit Thymol, da es den Bienen nicht den Weg verwehrt, Varroaresistenz auszubilden. Thymol ist nur ein Duftstoff, der den Orientierungssinn der Milben verwirrt.
6. Wer über varroaresistente Bienen auf seinem "Resistenzstand" verfügt, stellt seine Imkerei innerhalb mehrerer Jahre ganz auf die resistenten Bienen um.
7. Ist diese Umstellung gelungen, kann der Imker seine nun resistenten Völker stärker als normal vermehren und Ableger an Nachbarimker verkaufen, die ihre Bienenstände ebenfalls auf varroaresistente Völker umstellen.
8. Kein Bienenhandel über 25 Kilometer. Da auch varroaresistente Völker nicht beliebig vermehrt werden können, bleibt die 25-km-Regel bestehen. Dadurch wird die Möglichkeit eröffnet, dass auch anderswo resistente Bienen entstehen und den Genpool erweitern. Schließlich weiß man nun, was zu tun ist.
9. Einhaltung der natürlichen Verbreitungsgrenzen der Bienenrassen. Die Italiener bleiben bei ihrer Liguistica, die Spanier bei ihrer Iberica, die Österreicher und Bewohner des Balkans bleiben bei ihrer Carnica und verzichten auf Buckfast. Die Schweizer konzentrieren sich auf ihre Nigra, und die Deutschen auf ihre Landbiene, die sich langsam zu einer neuen Nordbiene wandeln würde. Imker, die bereits Nordbienen halten, sollten ermutigt werden, viele gesunde Drohnen zu erzeugen, die das Genom der "Dunklen" weitergeben können. Die Buckfastvölker, die nun einmal da sind, können gerne in der Landrasse aufgehen. Ich lehne jedoch die Weiterzucht einer "reinrassigen" Buckfastbiene ab, da es sowieso keine reinrassigen Buckys gibt; schließlich sind sie Kreuzungen zwischen Nordbienen und Ligustuica (und anderen Rassen).
10. Es müsste erreicht werden, dass 5 oder 10 % aller Monokulturflächen in Blumenwiesen umgewandelt werden. Ein Landwirt, der zB 10 Hektar Raps anbauen will, muss nachweisen, dass er in der Nähe der Rapsfelder insgesamt 0,5 bis 1 Hektar Wiesen mit Wiesenblumensaat angelegt hat. Obstbauern könnten verpflichtet werden, zwischen den Obstbaumreihen Wiesenblumen zu säen. Man könnte auch die Feldgröße von Monokulturen begrenzen und festlegen, dass jedes Feld, das größer als 5 Hektar ist, von entsprechend breiten Blumenwiesenstreifen geteilt werden muss. - Wer Bestäubung seiner Monokulturen will, muss auch dafür sorgen, dass in jenen Gebieten Bienen gesund leben können. Hier in meiner Heimat gibt es zum Glück keine Monokulturen. Während der Rapsblüte blühen auch Löwenzahn, Weißdorn, Apfel und Ginster (und viele andere Pflanzen, die jedoch nur selten aufgesucht werden).
Nachtrag 21.5.:
http://www.saarbreaker.com/2010/05/offe ... #more-3505 Ich hatte bereits mehrfach meinen Verdacht geäußert, dass die Bienenwissenschaft die Gefährdung der Bienen durch die Varroamilben übertreibt, um von diesen Neonicotinoiden in den neuen Pfanzenschutzmitteln abzulenken. Mein Verdacht entstand, als ich von einem Imker erfuhr, dass seine Bienen bereits seit 1993 nicht mehr gegen die Milben behandelt werden müssen, er dies in diversen Imkerforen auch regelmäßig kundtue, und die Bienenwissenschaft kein echtes Interesse an der Untersuchung seiner Bienen habe. Es seien zwar Wissenschaftler an ihn herangetreten, um resistente Königinnen bei ihm zu kaufen, die sie in eigene Völker einweiseln und dann auf Varroaresistenz testen wollten, aber als er ihnen erklärte, dass die Resistenz vermutlich nicht genetisch in der Königin verankert, sondern ein erlerntes Verhalten des kompletten Bienenvolkes sei, hatten sie kein Interesse mehr an irgendwelchen Tests. Der Imker hatte mir mitgeteilt, er habe dutzendfach die Erfahrung gemacht, dass die Bienenvölker jener Imker, denen er Jungköniginnen verkauft habe, nicht varroaresistent seien, und dass er deshalb keine Königinnen mehr verkaufe. Würde er junge Königinnen wie gefordert der Bienenwissenschaft zu Testzwecken überlassen, wäre das Scheitern vorprogrammiert - und er, der Imker, würde als Lügner dastehen. Mit Alois Wallner, einem österreichischen Imker, der ebenfalls varroaresistente Bienen habe, habe man denselben Trick angewendet, und der stehe jetzt als Lügner da. In persönlichen Briefen teilte mir der Imker mit, dass auch die Betriebsweise, also die Art und Weise wie der Imker mit seinen Bienen umgehe, eine große Rolle spiele. Wichtig sei die Aufstellung in einer blüten- und artenreichen Umwelt, keine Anwanderungen weit auseinanderliegender "Erntegebiete" und eine bienengerechte Vermehrung über Schwärme oder ähnliches. Außerdem dürfe die innere Harmonie eines Volkes nicht durch das Herausschneiden von Drohnenwaben gestört werden. Über den angeblich gescheiterten Test Wallners Bienen habe ich in einem meiner Foren mehrfach berichtet.
21.10.2010: Einige dieser Punkte habe ich aufgrund neuer Erkenntnisse revidiert: Die Einrichting eines Varroastandes, auf dem nicht mehr behandelt wird, ist übereilt, falls man nicht in der Lage ist, eine Insel zu pachten und hunderte von Völkern aufzustellen. Deshalb empfiehlt sich die in diesem Forum vorgestellte Schadschwellenmethode, nach der die Bienen nach und nach von der Ameisensäure entwöhnt werden, während ihre Varroatoleranz zunimmt.