Beobachtungen am Volk




Hier können Mitglieder und Gäste des Imkervereins, dem auch ich angehöre, über ihre Bienen und Betriebsweisen diskutieren.

Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon irbis » Sa 30. Apr 2011, 20:47

Hier noch mal was zur Temperatur

http://www.jstor.org/pss/3494466

neben der CO2 Narkose ist anscheinend die Temperaturnarkose in der Forschung nicht unüblich, bei - 20° C 2 - 3 Minuten in den Frezzer und schon schlummern sie.

Zu Deinem Beitrag: da gehts nicht um ein Glas mehr oder weniger. Die "kurzlebige Sommerbiene" gibts in der Imkerei.
Bienen, die auf vollen Vorräten sitzen, stellen den Betrieb immer wieder komplett ein. Die brüten nicht fortwährend weiter, die Bienen werden ganz einfach älter, wenn keine Brut zu pflegen ist, die Brutzyklen verlaufen ganz anders - allerdings von Volk zu Volk verschieden.
Die Bienen sind nicht zum dauernden malochen angelegt, im Gegenteil. Die haben sehr schnell ihre Siebensachen beisammen, und dann kann das Wetter noch so schön sein - man sitzt draussen und genießt die Sonne. Oder treibt Schabernack.
Mich freut das, ich denke, uns könnts genauso gut gehen. Aber das ist eine andere Geschichte.
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von Anzeige » Sa 30. Apr 2011, 20:47

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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » So 1. Mai 2011, 10:43

Gertern hatte ich mein stärkstes Volk aufgemacht und in beiden Bruträumen etliche Weiselzellen gefunden: ausgebaut, aber noch nicht verdeckelt, sodass ich um der Verlust meiner Königin fürchtete. Ich musste über eine Stunde lang suchen, bis ich sie endlich fand und farblich markieren konnte. Dass sie noch da sein musste, wusste ich, als ich zwar überall leere, unbestiftete, Brutfelder vorfand - dann aber doch zwei, drei Stifte am Rand einer großen leeren Fläche. Meine These ist, dass eine Königin, die schwärmen will, vorher hungern muss und keine Eier mehr legt, bis sie ihre Flugfähigkeit wieder erlangt. Sind Stifte da - und sei es nur ein einziger, kann die Königin noch nicht fliegen.

Ich machte mit der Kö eine Schwarmvorwegnahme und mit zwei Brutwaben mit Weiselzellen und Futterwaben einen Ableger, den ich wahrscheinlich nach der Rapsernte mit dem entweiselten und mit AS entmilbten Volk 21 vereinigen möchte. Ich denke, eine gewisse Selektion muss sein. In V21 sind einfach zu viele Milben. Leider erfahre ich so nicht mehr, ob die Bienen es ohne "Hilfe" noch geschafft hätten, aber diesen anderen Weg gehe ich mit anderen Vökern, die ebenfalls den Anschein erwecken, vermibt zu sein (V18 und V19). Hier will ich jedoch die Entwicklung abwarten.

Gesamtzahl bisher gefallener Milben auf den Bodeneinlagen:

V21: 96 Milben
V18: 32
V19: 26
V16: 9
V8: 7
V7: 6
Die restlichen Völker haben so um die 2 Milben plusminus 2
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon irbis » So 1. Mai 2011, 20:51

Da ich selber nur über Schwärme vermehre, kann ich nur mit Angelesenem beitragen.

Bei Absenz des Königinnen - Pheromons, z. B. "Übervölkerung", legen die Bienen Weiselzellen an, bei etwa 25% der Arbeiterinnen beginnen die Ovarien anzuschwellen, da der Hemmstoff fehlt. Die Stifte, die Du gesehen hast, könnten von legenden Arbeiterinnen stammen.
Dass die Königin abgemagert werden muss, bezweifle ich, da ich schon mal am vormittag noch frische Stifte gesehen habe, und an Nachmittag, bei ganz normalem Flugbetrieb, ist der Schwarm rausgedüst.
Über eine Stunde am geöffneten Volk irgendwas zu suchen habe ich noch nie gemacht.
Verwendest Du Rauch?

Deine Rückschlüsse bezügl. der Milbenzahl ist willkürlich, die hohe Zahl kann auch daraus resultieren, dass das Volk sie erfolgreich elimiert hat.
Was macht Dich so sicher, dass die Bienen wegen der Milben sterben.
Und ob sie wirklich sterben.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon irbis » So 1. Mai 2011, 21:11

Und vielleicht meldet sich ja noch ein "Hector" mit der "Wahrheit" und lässt mich nicht allein die Krot fressen.
Liebe Grüße!
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » So 1. Mai 2011, 21:44

Dass die Stifte auch von Arbeitsbienen stammen können, wusste ich, aber angeblich sollen dann zumindest in einem Teil der Zellen mehrere Stifte befinden, was nicht der Fall war. Obwohl ich einige Stifte - je eine pro Zelle - gefunden hatte und meiner Theorie zufolge die Kö noch da sein musste, suchte ich sie, um sicher zu gehen. Ich war mir meiner Sache durchaus nicht sicher. Ich suchte auch deshalb so lange, weil ich unbedingt wissen wollte, ob meine beste Königin noch vorhanden war. Ich wollte mit der Kö eine Schwarmvorwegnahme und mit einer BW mit Weiselzellen (und anderen Waben) einen Ableger machen.

Dass eine stiftene Königin nicht fliegen kann, hat mal jemand in einem Imkerforum (glaube ich) lang und breit erklärt. Er schrieb, dass die Kö vor dem Schwärmen auf Diät gesetzt würde, bis sie wieder fliegen könne. Mir leuchtete das sofort ein, bis heute. Ich habe in den letzten Tagen mehrere Königinnen gezeichnet. Keine konnte fliegen. Trotzdem verließ ich mich nicht auf diese Auskunft, denn ich zeichnete die Kö nicht am Stand, sondern entweder im Auto oder im Gartenhaus bei geschlossenen Fenstern. Sicher ist sicher. Eine Königin ließ ich sogar kurz auf dem Tisch herumkrabbeln. Sie unternahm einen ziemlich kläglichen Flugversuch von unter 5 cm.

Da bisher alle Imker am Stand rauchten, tat ich es ihnen nach. Aber als hier vor ein paar Jahren akute Waldbrandgefahr herrschte, probierte ich es ohne Rauchgerät. Es ging auch ohne. Ich wechselte noch ein paar mal meine Methode hinsichtlich des Rauchens. Einmal sagte mir ein alter Imker, der Rauch würde die Bienen beruhigen, besonders wenn man trockenen Rainfarn verwende. Also verwendete ich wieder den Smoker. Dann fiel mir ein, dass die Behauptung, Rauch würde die Bienen beruhigen, nicht stimmen könne, denn Rauch löst immer einen ALARM aus!!! Also legte ich den Smoker wieder beiseite. Doch dann hatte ich das Problem, dass ich zu viele Bienen quetschte, wenn ich die Zargen übereinanderstapelte.

Heute benutze ich den Smoker nur noch, um die Bienen zB von auseinandergerissenen Wachsbrücken, die beim Trennen zweier Zargen übrigbleiben, zu vertreiben, wenn ich die Zargen wieder stapeln will. Außerdem vertreibe ich die Bienen per Smoker vom Oberrand der unteren Zarge kurz vor dem Stapeln. Was ich nicht mehr tue, ist der generelle Gebrauch des Smokers, wie ihn zB die Vielschreiberin Sabi(e)ne im Imkerforum empfahl, die VOR jeder Öffnung einer Beute Rauch ins Flugloch bläst und 2 min wartet, bevor sie den Deckel abhebt.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon Mannfred » So 1. Mai 2011, 23:34

Grüß Euch,

So wie ich das erlebe und beobachte, ist die Eilage der Königin eines schwarmtriebigen Volkes stark reduziert. Sie wird auch von den Bienen ganz schön auf Trab gehalten, um für den bevorstehenden Ausflug fit zu werden.

Solange keine verdeckelten Weiselzellen vorhanden sind, ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Königin sich noch im Stock befindet nahe 100%. Wozu soll ich da lange herumstierln ? Schwarmvorwegnahme, wie ich sie mache dauert eine Viertelstunde und schon sitzt die alte Chefin frohgemut mit jungen, fetten, langlebigen Bienen in ihrem neuen Stock.

Ein Hauch Rauch bei der Bearbeitung der Bienenvölker, ist wie Joachim auch schon bemerkte, schon ganz hilfreich zur Verhinderung bienenmörderischer Situationen.
Zudem hilft er Alarmpheromone zu übertünchen.

Herzliche Grüße Manfred
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Mo 2. Mai 2011, 12:46

@ irbis: Nachtrag: Ich glaube, ich hab schon mal geschrieben, dass eine hohe Zahl Milben auf der Bodeneinlage bedeuten kann, dass die Bienen den Milben nicht viel entgegensetzen können - aber es könne auch im Gegenteil bedeuten, dass die Bienen besonders erfolgreich die Milben bekämpfen. Gewissheit erhalte man erst langfristig, denn langfristig haben die "varroaresistenteren" Völker weniger Milben als die anderen.

@ Mannfred: Sobald ich alle Weiseln gezeichnet habe, werde ich hoffentlich nicht mehr so lange brauchen, um die Kö zu finden. Für mich war das lange Suchen wahrscheinlich unangenehmer, als für die Bienen. Mir tat nachher ganz schön das Kreuz weh. Die Bienen haben ja keine Wirbelsäule.

zu: "Solange keine verdeckelten Weiselzellen vorhanden sind, ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Königin sich noch im Stock befindet nahe 100%." - Das wusste ich nicht (so genau).
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon irbis » Di 3. Mai 2011, 20:20

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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon hanjoheyer » Mi 4. Mai 2011, 08:44

Falls ich den Artikel richtig verstanden habe, besagt er, dass bei vorroatoleranten Völkern auf Gotland kein Varroa-Abwehrverhalten festgestellt werden konnte*, sondern dass die Reproduktion der Milben nachgelassen hat. Wenn die Bienenlarven-Zellen verdeckelt werden, geben die Larven einen Duftstoff ab, der die Varroaweibchen zur Eiablage animiert**. Soll das nun heißen, dass die Gotlandbienen weniger von diesem Duftstoff produzieren und damit die Vermehrung der Milben verlangsamen???

Trotzdem scheint mir das alles kein Argument gegen mein Milbenzählen zu sein. Ich werde weiterhin alle drei Tage die Milben zählen (bei wöchentlicher Zählung ist das Bodenbrett so zugemüllt, dass man die Milben kaum noch finden kann) und die Zahlen für jedes Volk aufsummieren. Die Völker, die langfristig die wenigsten Milben aufweisen, sind die resistentesten, bzw. beherbergen die vermehrungsunfreudigsten Milben. Ich denke, daran gibt es keinen Zweifel.

* "In allen Völkern (4 Gotland-, 6 SMR-, 6 Carnicavölker) nahm der Varroabefall während der Saison stark zu. Somit hat sich auch 2007 bestätigt, dass bei den auf Gotland überlebenden Völkern keine Mechanismen zur aktiven Unterdrückung der Varroavermehrung herausselektiert wurden."

** "Es wurde erneut bestätigt, dass Duftstoffe der frisch verdeckelten Larven die Eibildung bei Varroaweibchen aktivieren."

Von meinen 20 Völkern scheinen sich inzwischen drei als nichtresistent zu erweisen. Die Völker 18,19 und 21 hatten bisher 40,52 und 113 Milben auf ihren Bodeneinlagen. Die anderen 17 Völker haben zwischen einer und 9 Milben.
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Re: Beobachtungen am Volk

Beitragvon irbis » Mi 4. Mai 2011, 11:44

Bei diesen "Duftstoffen", die die Eilage auslösen, dürfte es sich um Juvenilhormon handeln.

http://www.sciencedirect.com/science?_o ... archtype=a

Datum: 1986

Kurze Übersetzung: zur Eireifung muß die Milbe Juvenilhormon aufnehmen können, sie kann es bekommen von: alten Arbeiterinnen, Drohnenlaven, aber nicht unbedingt von Arbeiterinnenlarven. Milben, die auf Winterbienen parasitieren, sind nur zu 8 % fruchtbar. (Anm. Vitellogenin = Körperreserve = Innendienst, Juvenilhormon(Antagonist) = Flugbiene)

Der "Duftstoff", der die Milbe in die Zelle lockt, ist hier patentiert:

http://www.wipo.int/pctdb/en/wo.jsp?wo=1990004922

Datum: 1988

Wenn es Zeit zum Verdeckeln ist, stossen die Larven Methylpalmitat aus, das signalisiert den Bienen: verdeckeln! der Varroa: einsteigen! Der Ausstoß der Drohnenlarven ist sehr viel höher, daher die Preferenz f. Drohnen.


Muttermilben markieren chemisch eine einmal benützte Zelle, was die Reproduktion der Nachfolgerin um 48% senkt

http://www.springerlink.com/content/n33g3n7645264286/

Das Patent dazu:
http://www.freepatentsonline.com/y2005/0048093.html

In Zellen, die bereits infestiert waren, ist demnach die Reproduktion um die fast die Hälfte gesenkt.
Ein vorangegangener hoher Befall müsste demnach nachfolgend praktisch halbiert sein.



Was die Milben - vielleicht, vielleicht - begünstigen könnte

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21373182

und etwas ausführlicher, leider Englisch

http://archives.evergreen.edu/mastersth ... ES2010.pdf
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